Unsere Suche nach einem geeigneten Hundetrainer führte uns über verschlungene Pfade durch Absurdistan bis hin in die dunklen Täler von Irrsinnien. Auf unserer Odyssee begegneten uns die fragwürdigsten Qualifikationen der verschiedenen Trainer, seltsame Trainingsmethoden und ganz klare Erläuterungen, warum alles Quatsch ist, was die anderen Trainer so erzählen.

Mit Hunden konnten die Probanden alle irgendwie auf ihre Art umgehen, aber der Umgang mit Menschen war für einige ganz sicher nicht das Hauptfach während der Kurzbeschulung.

Frau „Fump“

Da war zum Beispiel Frau “Fump”. Sie hat ihren Namen von dem Geräusch, das entsteht, wenn sie zur Begrüßung deinem Hund ungefragt einen Löffel Nassfutter in den Rachen stopft. Hund, Frau und ich waren sehr verdutzt – besonders weil man dieses Futter nur online erwerben kann und glücklicherweise für uns schon mal ungefragt ein Kundenkonto von ihr eingerichtet worden war. Tüchtiges Mädchen!

„John Wayne“

Dann trafen wir “John Wayne”, einen alten Haudegen, der beim gemütlichen Erstgespräch seine Beine im Sitzen so weit öffnete, dass jedem Anwesenden sofort klar wurde, wer hier die größten Eier hatte. In seiner Welt ist die Hundeerziehung geheime Kommandosache, die nur mit äußerster Disziplin funktionieren kann. Für den lächerlichen Preis eines Kleinwagens hätten wir unseren Hund nach nur acht Wochen amtlich erzogen zurückerhalten.

„Susi Sorglos“

Ich fand auch “Susi Sorglos” sehr unterhaltsam. Susi hat mich überheblich angelächelt, weil ich gelegentlich Leckerlis eingesetzt habe, um meinem hektischen Vierbeiner eine grobe Richtung vorzugeben. Sie bemängelte ganz süffisant meine Körpersprache, die dem Hund völlig falsche Signale vermitteln würde. Dass ich daraufhin meinen Namen getanzt habe, fand sie auch nicht sonderlich lustig. Horton fand’s klasse und hat sofort mitgemacht. Als die Vorsitzende der Anti-Leckerli-Liga dann meinen Hund heimlich mit Leberwurst aus der Tube bestochen hat, um ihn zur Mitarbeit zu bewegen, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Peggy Perfekt“

Die absolute Lichtgestalt der Trainerszene ist und bleibt für uns aber die bildhübsche “Peggy Perfekt”. Die blonde, blauäugige Peggy wusste schon als kleines Kind, dass sie später mit Tieren arbeiten will. Ihr Zimmer war vollständig mit Postern aus der Wendy tapeziert und sie hat schon damals in ihrem Übereifer das eine oder andere Pferd wundgestriegelt. Da Pferde dann aber doch eine Nummer zu groß für sie waren, kam Peggy auf den Hund. Nach kurzer Assistenzzeit im örtlichen Hundeverein darf sie nun ihren ersten eigenen Kurs leiten. Und wir sind dabei!

“Das ist aber ein niedliches Plüschtier. Putzig!”, sagt Peggy Perfekt und zeigt dabei lachend auf Horton.

Noch bevor wir unsere Entrüstung über diese Äußerung zum Ausdruck bringen können, legt dieses engelsgleiche Geschöpf nach.

“Ich steh’ ja mehr auf Schäferhunde. Mit einem Haps wäre der kleine Kerl hier weg”, witzelt das Trainergenie und streichelt dabei unseren Hund, der dies zum Anlass nimmt, seine berühmte Begrüßung vorzuführen. Wer es noch nicht kennt, könnte glauben, dass unser Hund Capoeira tanzt. Macht er nicht. Er ist einfach nur verrückt.

“Oh, der ist aber ungestüm”, analysiert Peggy messerscharf.

“Ja, deswegen sind wir ja auch hier!”, erkläre ich so freundlich, wie es die Umstände zulassen.

“Ich begrüße nur schnell noch die anderen Teilnehmer und dann legen wir los”, jubelt Peggy und schwebt davon.

“Boah, die nervt mich jetzt schon!”, mault meine Frau verzweifelt.

“Genau, aber sie hat schöne Möpse!”, entgegne ich grinsend.

Ich höre eine Sirene aufheulen und eine Stimme in meinem Kopf spricht zu mir: “Hast Du das grad wirklich gesagt, Du Idiot?” Aus dem Augenwinkel nehme ich einen durchdringenden Blick wahr, der sich ein bisschen wie Gefrierbrand in meinem Gesicht anfühlt.

Nun, ich bin ein voll austrainierter und hoch professioneller Ehemann. Ich weiß sehr genau, was jetzt zu tun ist: Halt einfach deine Klappe! Aus irgendeinem unerfindlichen Grund entscheide ich mich aber dafür, eine heiße Samba in diesem Minenfeld zu tanzen.

“Schön ist ja auch relativ”, ergänze ich todesmutig.

“Ach?”, schnauft mein Weib.

“Na ja, deine sind natürlich viel schöner. Es ist ja ohnehin nur wichtig, dass die Möpse nicht in falsche Hände geraten”, erläutere ich suizidal scherzend.

Dieser Blick! Ich liebe meine Frau wirklich, aber wenn sie jetzt gleich grün wird und sich die Klamotten in Streifen reißt, dann haue ich ab. Horton liegt auf dem Boden und versteckt seinen Kopf unter den Pfoten. Er erwartet offensichtlich eine gewaltige Detonation.

Peggy unterbricht unser kleines Techtelmechtel genau zum richtigen Zeitpunkt. “So, wir können dann anfangen!”, ruft sie.

Wir schalten routiniert wieder in den Traumpaar-Modus und folgen dem Spitzen-Coach Händchen haltend. Der feste Druck an meiner Hand lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder tauche ich gerade in einer Meerestiefe von ca. 100 Metern, oder meine Frau ist noch sauer. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum sie wütend sein könnte, aber nach Meer riecht es auch nicht.

Peggy Perfekt ist mit ihrem Erstlingswerk völlig überfordert. Ohne jede Struktur irren die Hundehalter mit ihren verwirrten Hunden umher. Peggy wird nicht müde dabei zu erklären, warum der jeweilige Vierbeiner jetzt grad nicht das macht, was er eigentlich soll. Als nette Zugabe verrät sie uns Ahnungslosen auch gleich noch, was die Hunde dabei denken.

“Ganz ehrlich Peggy, irgendwie bringt das hier nichts”, eröffnet meine Frau dem Hundeprofi behutsam.

“Ist ja auch ganz klar, warum es bei dir nicht funktioniert. Dein Hund findet dich überhaut nicht interessant! Du bist ja soooo unspannend”, entgegnet Peggy auf eine unglaublich naive Art.

Oh oh …

Erstaunlicherweise reagieren Hund und Frauchen auf diesen Affront zeitgleich mit einer Übersprungshandlung. Horton fällt auf die Seite und gähnt, während meine Frau anfängt zu lachen.

Auf unserer Flucht vom Hundeplatz läuft Peggy uns nach, um uns zu erläutern, warum Horton gerade jetzt so reagiert hat. Dabei wippen ihre Möpse fröhlich auf und ab. So konnte ich Peggy doch noch in guter Erinnerung behalten.

Darf ich euch einen Rat geben? Wenn ihr einen passenden Hundetrainer gefunden habt, dann klammert euch an ihm fest und lasst ihn nie wieder los. Ein guter Hundetrainer ist ein ganz besonderes Geschenk!

Eine Kolumne von Axel Löwenstein

Ausserdem von Axel Löwenstein bei Issn‘ Rüde! erschienen: