Wusstet ihr, dass manche Hunde 18 Krallen und andere bis zu 22 haben!? Das liegt an den Wolfskrallen, die sich an den Hinterläufen befinden. Ebenso wie die Daumenkrallen der Vorderpfoten berühren sie nicht den Boden und wetzen sich daher nicht ab. Es ist wichtig, diese regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu schneiden.
Die Krallen des Hundes
Weißt du auswendig, wie viele Krallen dein Hund besitzt? Wenn nein, dann schau‘ mal nach. Ich bin ganz ehrlich – ich habe gerade nachgezählt – und mein Mischlingshund Johnny hat doch tatsächlich 19 Krallen! Das dürfte eher ungewöhnlich sein, kommt aber bestimmt öfters vor. Der Grund hierfür ist, dass er lediglich eine einzige Wolfskralle besitzt. Viele Hunde besitzen gar keine, andere bis zu vier. Doch der Reihe nach.
Alle Hunde haben an den Vorderpfoten vier Krallen, die den Boden berühren und zwei sogenannte Daumenkrallen, die sich ein Stück weiter oben befinden. Zudem besitzen alle Hunde vier Krallen an den Hinterpfoten, die ebenfalls Bodenkontakt haben. Bei vielen Vierbeinern war’s das – und so ergeben sich insgesamt 18 Krallen. Mein Hund hat wie gesagt noch eine Wolfskralle an einem seiner Hinterläufe. Möglicherweise hatte er bei seiner Geburt noch zwei, aber eine könnte abgerissen worden sein. Da ich ihn erst im Alter von 4 Monaten aus Rumänien aufgenommen habe, kann ich über diese Zeit nichts sagen. Für ihn ist es auf alle Fälle eher ungewöhnlich, da es sich um einen relativ kleinen Hund handelt.
Wolfskrallen kommen zumeist bei großen Hunderassen vor. Bei manchen ist sogar im Rassestandard vorgeschrieben, dass sie vier besitzen! Diese sitzen ausnahmslos an den Hinterbeinen, auch wenn manche Quellen anderes erzählen… Die zusätzliche Krallen an den Vorderbeinen werden, wie oben bereits beschrieben, Daumenkrallen genannt.
Welche Hunderassen haben eine Wolfskralle?
Ob eine Hunderasse über Wolfskrallen verfügt, ist vor allem genetisch bedingt. Bei manchen Rassen spielt sie keine Rolle und daher wird bei der Zuchtauswahl darauf nicht weiter geachtet. Das ist jedoch nicht bei allen so.
Bei folgenden Hunderassen sind Wolfskrallen unerwünscht oder sogar nicht gestattet und können bei der Bewertung von Nachteil sein:
- Dalmatiner
- Golden Retriever
- Deutscher Schäferhund
- Labrador Retriever
- Skye Terrier
- Dobermann
- Boxer
- Rottweiler
Bei diesen Hunderassen kommen Wolfskrallen relativ häufig vor:
- Berner Sennenhund
- Deutsche Dogge
- Afghane
- Kangal
- Malinoi
Bei folgenden Hunderassen verlangt der Standard der FCI (Federation Cynologique Internationale) gleich zwei Wolfskrallen pro Hinterbein:
Welche Funktion hat eine Wolfskralle?
Um es kurz zu machen: Keine! Bei der Wolfskralle handelt es sich um ein Rudiment aus alten Zeiten. Während wir sogenannte Sohlentreter sind, haben sich Hunde zu Zehentretern entwickelt. Das hat sich für eine schnelle Fortbewegung bewährt. Jedoch handelt es sich bei der Wolfskralle auf uns bezogen um den großen Zeh. Offensichtlich war dieser auch eher störend und wanderte im Laufe der Evolution ein Stückchen nach oben. Ähnlich erging es der Daumenkralle an den Vorderbeinen. Diese war und ist jedoch nicht ganz so nutzlos: Unter Umständen kann sie beim Festhalten von Beute nützlich sein und auch bei sehr unwegsamem, steilem Gelände könnte sie eine Hilfe darstellen.
Dass eine Wolfskralle äußerst nutzlos ist, zeigt sich oft schon bei der Betrachtung. Viele hängen schlaff am Bein und sind lediglich durch weiches Bindegewebe verbunden. Andere wiederum stehen in die unterschiedlichsten Richtungen vom Mittelfuß ab, mit dem sie durch kleine Knochen verbunden sind.
Welche Gefahren drohen der Wolfskralle?
Leider sind Wolfskrallen nicht nur nutzlos, sondern sie können für Hunde eine echte Gefahr darstellen. Werden diese nicht überwacht und regelmäßig geschnitten, wachsen sie ohne Unterbrechung nach. Vergleichbar ist dies mit unseren Fingernägeln. Je fester sie mit den Pfoten des Hundes verbunden sind und je kürzer sie sind, umso geringer ist das Risiko, mit ihr irgendwo hängen er bleiben. Bei losen, langen Wolfskrallen ist diese Gefahr dagegen ständig gegeben. Das kann zuhause beim Teppich passieren oder unterwegs im Gebüsch. Die Folgen können für den Hund extrem unangenehm sein: Die Wolfskralle kann einreißen oder sogar komplett abreißen. Aber nicht nur in diesem Fall kann sich der Hund verletzen. Wenn Hundehalter die Wolfskralle nicht regelmäßig schneiden, kann sie in einem Bogen so lange wachsen, dass sie sich langsam unter die Haut ins Fleisch hineinbohrt. Das verursacht starke Schmerzen und kann zu Entzündungen führen. Der Hund kann die Pfote dann nicht mehr normal belasten, was den Bewegungsablauf beeinträchtigt und zu einer Fehlhaltung führen kann.
Wofskralle schneiden: Was gibt es zu beachten?
Die Krallen unserer Hunde wetzen sich unterschiedlich schnell ab. Bei „Sofahunden“ kann das Schneiden der Krallen wesentlich häufiger notwendig sein, wie dies bei einem Hund der Fall ist, der viel draußen unterwegs ist. Abhängig ist dies aber auch von der Bodenbeschaffenheit: Weiche Wiesen und Waldböden kürzen Krallen wesentlich weniger als ein Kiesweg, eine Straße oder anderweitig harter Boden. Auch scharren manche Hunde gerne mit den Hinterbeinen und stoßen sich mit ihnen beim Gehen oder Springen deutlicher ab, wodurch es sein kann, dass der Abrieb der vorderen und hinteren Krallen deutlich unterschiedlich ausfällt. In jedem Fall aber findet dieser in einem gewissen Ausmaß statt. Dies gilt jedoch nicht für die Wolfskralle!
Bei Wolfskrallen erfolgt aufgrund des fehlenden Bodenkontakts keinerlei Abrieb. Dies kann bedeutet, dass du diese öfters schneiden musst, als die übrigen Krallen. Es ist wichtig, diese regelmäßig zu kontrollieren, um die Gefahren des Splitterns oder Abreißens so gering wie möglich zu halten.
So schneidest du die Wolfskrallen:
- Werkzeug:
Verwende keinesfalls eine Nagelschere, sondern statte dich mit einer guten Krallenschere aus. Bedenke hierbei, dass diese irgendwann stumpf ist und keinen sauberen Schnitt mehr ermöglicht. Dann ist es an der Zeit für eine neue Krallenzange. Aber auch mit dieser empfiehlt es sich, zusätzlich eine Feile bereitzuhalten. Damit kannst du nach dem Schnitt die Kanten oder rissige Stellen abfeilen. - Arbeitsbedingungen:
Du solltest die Krallen deines Hundes nicht schneiden, wann es dir gerade am besten reinpasst, sondern wann ein guter Zeitpunkt dafür ist. Ideal ist ein gut ausgelasteter Hund, der gerade gemütlich und satt in seinem Hundebett liegt. In dieser Situation bestehen gute Chancen, dass das Krallenschneiden geduldet wird. Wichtig hierbei ist auch, dass du gute Lichtbedingungen hast. Das könnte in der Nähe eines Fensters sein oder du sorgst für eine ordentliche Innenbeleuchtung. - Hilfsperson:
Wenn dein Hund das Schneiden seiner Krallen nicht problemlos über sich ergehen lässt, kannst du jemanden bitten, dich dabei zu unterstützen. Einer beruhigt und hält den Hund fest, der andere übernimmt das Kürzen der Krallen. Sollte das auch nicht funktionieren, wende dich an deinen Tierarzt oder an einen Hundefriseur. - Vorsicht:
Die Wolfskralle zu schneiden verläuft ebenso wie bei den anderen Krallen. Wichtig ist vor allem, es mit dem Kürzen nicht zu übertreiben. Im Gegensatz zu unseren Fingernägeln, sind die Krallen mit Blutbahnen durchzogen. Schneidest du zu viel ab, wird dein Hund aufheulen und die Kralle beginnt zu bluten. Zumeist ist dies nicht weiter schlimm und mit etwas Abtupfen stoppt die Blutung schnell wieder. Problematischer ist eher, dass der Hund nun nicht mehr gewillt ist, die Prozedur fortzusetzen. Das solltest du erst einmal akzeptieren, sonst könnte es zukünftig immer schwieriger werden. - Ablauf des Schneidens:
Nimm die Wolfskralle zwischen die Finger der einen Hand und knipse mit der anderen Hand mit Hilfe der Krallenschere ein paar Millimeter ab. Bei hellen Krallen lassen sich die Blutgefäße relativ gut erkennen, bei dunklen leider nicht. Setze den Schnitt so an, dass er in einem leichten Winkel erfolgt, der der Wuchsrichtung der Kralle entspricht. - Abfeilen:
Wenn du die Wolfskrallen und darüber hinaus vielleicht auch noch die weiteren Krallen gekürzt hast, kannst du mit einer speziellen Krallenfeile oder auch einer großen Nagelfeile die Schnittkanten leicht abrunden. Bei Wolfskrallen verringert sich dadurch die Gefahr, dass sie irgendwo einhaken, bei den anderen Krallen schont ein Abfeilen deinen Boden vor unnötigen Kratzern.
Wofskralle eingerissen – was tun?
Es kommt leider häufig vor, dass Hunde mit ihrer Wolfskralle irgendwo hängenbleiben. Ist lediglich die Kralle ein Stück eingerissen, kannst du mit einer Feile oder zusätzlich mit einer Krallenschere versuchen, den Schaden durch Kürzen und Abfeilen zu beheben. Tritt ein wenig Blut aus der Kralle bzw. dem umliegenden Gewebe, solltest du die Blutung stillen und die Stelle idealerweise desinfizieren. Besteht die Gefahr, dass Haare in eine Wunde einwachsen könnten, solltest du diese zurückschneiden.
Wenn es sich um eine größere Verletzung handelt, vermehrt Blut austritt oder gar die Wolfskralle abgerissen ist, solltest du in jedem Fall einen Tierarzt aufsuchen.
Die Gefahr ist viel zu groß, dass sich die Wunde entzünden könnte. Möglicherweise muss sie nicht nur professionell desinfiziert, sondern auch genäht werden. Zudem benötigt dein Hund möglicherweise ein Schmerzmittel, einen ordentlichen Verband und es kann notwendig sein, dass er vorübergehend eine Halskrause tragen muss.
Kann ich die Wofskralle entfernen lassen?
Das deutsche Tierschutzgesetz besagt, dass ein amputieren von Körperteilen verboten ist. Dazu zählen nicht nur die Ohren und der Schwanz einees Hundes, sondern auch die Wolfskralle. Bei ihr wird es ähnlich gehandhabt wie bei einer Kastration. Auch diese darf nicht grundlos durchgeführt werden. Der Tierarzt muss diesen Eingriff abwägen, schließlich sind damit (nachträgliche) Schmerzen verbunden und es besteht immer ein gewisses Risiko, wenn ein Hund narkotisiert werden muss. Beim Entfernen einer Wolfkralle ist dies in der Regel notwendig. Ein Tierarzt darf daher einer Operation nicht zustimmen, wenn diese lediglich aus einer Schönheitsvorstellung heraus vom Tierhalter gewünscht wird. Anders sieht es aus, wenn die Krallen eine risikobehaftete Stellung einnehmen oder der Hund immer wieder damit hängengeblieben ist und die Gefahr besteht, dass er sich ernsthaft verletzen könnte. Dann ist das Entfernen der Wolfskralle zu verantworten.