…so die einhellige Meinung von uns Kuvasz Besitzern, die wir uns in dem Zuchtverein Kuvasz-Vereinigung Deutschland e.V. (www.kuvasz.de) zusammengeschlossen haben. Wenn Sie diesen Bericht über Aussehen, Charakter, Herkunft und Haltung gelesen haben, können Sie uns hoffentlich verstehen!

kuvasz im portrait 1

Bild & Quelle: Martina Lippert

Der Kuvasz (sprich: Kuwas), denn das „sz“ spricht man weich als „s“ aus, ist ein groß gewachsener, wohl proportionierter Hund aus der Familie der Herdenschutzhunde, dessen stolze Erscheinung große Aufmerksamkeit erregt.

 

Aussehen und Größe des Kuvasz

Der Kuvasz ist ein großer, imposanter Hund. Rüden werden ungefähr 71 bis 76 cm hoch und wiegen zirka 48 bis 62 Kilogramm. Hündinnen sind mit 66 bis 70 Zentimetern etwas kleiner und mit 37 bis 50 Kilogramm auch leichter. Diese stattlichen Hirtenhunde tragen ein weißes, gewelltes Haarkleid, welches an einigen Stellen Wirbel und Kämme bildet. Die einzelnen Körperteile passen harmonisch zusammen. Der Knochenbau ist kräftig. Die Nase, die Augenlider und Lefzen sind schwarz, ebenso wie die mandelförmigen Augen. Das Erscheinungsbild des Kuvasz strahlt Adel und Kraft aus.

 

kuvasz im Wasser 4

Bild & Quelle: Martina Lippert

Charakter des Kuvasz

Der Kuvasz ist ein selbstsicherer Familienhund. Die Familie hat für den ungarischen Hirtenhund eine sehr große Bedeutung. In den meisten Fällen mangelt es an einer „Herde“ in Form von Schafen oder Rindern und so tritt die Familie an diese Stelle. Jeden, der zu dieser „Familie“ gehört, schließt der Kuvasz ins Herz und freut sich mit unbändiger Begeisterung diesen zu sehen.

Ein Beispiel meiner persönlichen Erfahrung mit dem klugen, selbst entscheidenden Kuvasz ist eine Begebenheit in unserem Haus, welches eine Bekannte mit dem Schlüssel allein, ohne uns betreten konnte. Die Hunde akzeptierten dies. Als diese Bekannte jedoch eines Tages unsere damals fünfjährige Tochter so heftig kitzelte, dass diese laut quickte und sich wand, da sprang unser Kuvaszrüde in der geschilderten Schnelligkeit auf und stellte die Bekannte ohne sie zu berühren in einer Heftigkeit, dass diese einen gehörigen Schrecken bekam. Für mich ein Paradebeispiel welches verdeutlicht, wie ein Kuvasz erfasst, differenziert und agiert.

kuvasz vor Leuchtturm 3

Bild & Quelle: Martina Lippert

 

Edelény Kerti Írisz mit ihrer Tochter Mézeshegyi Amina, die in meiner Zuchtstätte (www.kuvasz-honigberg.de) geboren ist.

 

Der Kuvasz als Familienhund

Der Kuvasz musste sich den veränderten Anforderungen seiner Menschen anpassen. Hat man dem Kuvasz so viel wie möglich gezeigt, kann er sich aufgeschlossen entwickeln und wird seinen Menschen voller Vertrauen folgen. So begleiten uns unsere Kuvasz seit vielen Jahren in den Urlaub und bei fast allen Ausflügen. Sie sind dabei bereits in Berlin mit der U-Bahn gefahren, in einer größeren oder auch kleinen Seilbahn geschwebt, auf einem Boot oder in einem überfüllten Bus gefahren. Sie haben sich dabei nicht immer ganz wohl gefühlt, das zeigten sie anfangs durch ihre Körpersprache, aber es trat sehr schnell Entspannung ein und es gab nie Probleme. Am Ende waren wir immer alle sehr stolz auf unsere tollen Hunde.

kuvasz meets Elch 5

Bild & Quelle: Martina Lippert

 

Trotz seiner Größe und seinem gemütlichen Erscheinungsbild ist der Kuvasz sehr schnell in der Bewegung und Auffassungsgabe, immer hellwach, aufmerksam und verfügt über ein lebhaftes Temperament.

zwei kuvasz spielend auf der wiese 6

Bild & Quelle: Martina Lippert

Hier sind wir beim Herkunftsland Ungarn angelangt, denn dort sagt man, der Kuvasz hat „Paprika im Blut“.
Dass der Kuvasz auch sportliche Herausforderungen meistern kann, ist mir spätestens deutlich geworden, als ich zum ersten Mal von einer Kuvaszbesitzerin hörte, die mit ihren beiden Kuvaszrüden in einem Sakko unterwegs ist. In seinem Rassetypischen, angeborenen, schnürenden Trab kann der Kuvasz ausdauernd laufen.

kuvasz mit kutsche 7

Bild & Quelle: Martina Lippert

Fremdem Menschen oder unbekannten Situationen tritt der Kuvasz naturgemäß vorerst reserviert und skeptisch gegenüber.

Er bewach prinzipiell auch noch Haus, Hof und die Menschen, die zu seinem „Rudel“ gehören. Diese Aufgabe erfüllt er instinktsicher, fällt selbstsicher eigene Entscheidungen, nach denen er dann handelt und reagiert. Diese Fähigkeit zeichnet den Kuvasz aus, hebt ihn von anderen Hunderassen ab und macht ihn so besonders.

 

Erziehung des Ungarischen Hirtenhundes

Die ursprünglichen, ausgeprägten Fähigkeiten in angemessene Bahnen zu lenken und ihm mit liebevoller Konsequenz zu vermitteln, wer als Rudelführer die Entscheidungen trifft, ist die größte Herausforderung in der Erziehung des Kuvasz. Dabei wird er nie ein vollkommen gehorsamer, sich komplett unterordnender Hund werden. Landläufig werden diese Wesensmerkmale fälschlicherweise als Sturheit bezeichnet; vielmehr fordert der Kuvasz aber von seinem Besitzer ein hohes Maß an Geschick, Einfallsreichtum, Konsequenz und guter Reaktion. Mit Gewalt oder Härte lässt sich bei diesem selbstbewussten, selbständigen Hund überhaupt nichts erreichen.

 

Haltungsbedingungen

Auf Grund seiner Größe, seines Temperaments und seiner naturgemäßen Aufgabe eignet sich der Kuvasz nicht zur Haltung in einer Stadtwohnung. Er liebt den Aufenthalt im Freien, denn dort hat er den Überblick, dort kann er seiner Aufgabe, dem Bewachen des Territoriums nachkommen. Ausgiebige Spaziergänge dürfen jedoch auch bei großen Grundstücken nicht fehlen, damit der Kuvasz nicht zum Einsiedler wird. Begegnungen mit fremden Hunden und Menschen, sowie die Konfrontation mit vielfältigen Reizen sind unabdingbar zur Sozialisation des Kuvasz.

 

Ist ein Kuvasz gefährlich?

Der Kuvasz zählt weder in Deutschland noch in Österreich zu den potentiell gefährlichen Hunderassen, die auch Listenhunde bezeichnet werden. Lediglich im Schweizer Kanton Tessin sind sie bewilligungspflichtig. Aufgrund seiner Statur und Schnelligkeit sollte jedoch jedem bewusst sein, dass sie durchaus eine gewisse Gefahr darstellen – wie sie aber auch bei anderen Hunden dieser Größe gegeben ist. Eine konsequente Erziehung ist von essentieller Bedeutung, um den Kuvasz stets im Griff zu haben.

 

Herkunft und Geschichte des Kuvasz

Um den Kuvasz zu verstehen, seine Reaktionen und sein vorerst reserviertes Verhalten allem Fremden gegenüber – bis zu Misstrauen einerseits und andererseits die bedingungslose Anhänglichkeit und Liebe zu seiner Familie, muss man sich mit seiner Herkunft, seiner Historie und seinen über viele Jahrhunderte geprägten Aufgaben befassen.

Gesicherte Informationen über die genaue Herkunft des Kuvasz liegen keine vor. Es gibt verschiedene Theorien. Eine davon besagt, dass die Hunnen unter ihrem Anführer Attila bereits Kuvasz in ihrer Begleitung hatten, als sie in weite Teile Europas vordrangen. Diese Version würde auch das Auftreten von Rassen, welche dem Kuvasz sehr ähnlich sind unterstreichen, die dort vorkommen, wohin es auch die Hunnen verschlug. Dazu zählen beispielsweise in der Slowakei die Slovensky Cuvac, in Frankreich der Pyrenäen Berghund, in Italien der Maremmen-Abruzzen-Hund und einige andere.

Weiter besagt die Geschichte, dass unter König Matthias I. Corvinus um 1450 der Kuvasz bei Jagden die Gesellschaft begleitete und ein begehrtes Geschenk im Hochadel darstellte.
Wo auch immer der genaue Ursprung liegt, sicher ist, dass man bereits damals um die besonderen Fähigkeiten des Kuvasz wusste. Und so blieb der Kuvasz nicht an den Königshöfen, sondern gelangte zu den umherziehenden Viehhirten. Durch seinen Körperbau und seine geistigen Fähigkeiten war er in der Lage, die Herden gegen Wölfe und sogar Bären zu verteidigen.

So lebten die Kuvasz mit den Herden in den Bergen, meist sich selbst überlassen und verrichteten ihre Arbeit, unerschrocken und instinktsicher.

Wenn man diese historischen Gegebenheiten nicht aus den Augen verliert, den Kuvasz nicht als niedlichen, weichen Kuschelhund ansieht, sondern ihn ernst nimmt und sich des Potenzials bewusst ist, welches in ihm steckt, hat man einen unbestechlichen, loyalen Begleiter, der sich tief ins Herz seiner Menschen verankert.

 

Der Preis für einen Kuvasz

Wer Interesse an einem Kuvasz hat, wird im Internet schnell fündig. Kuvasz-Mischlinge gibt es bereits für ca. 500 Euro, ein reinrassiger Kuvasz kostet dagegen eher zwischen 1500 und 2000 Euro. Achten Sie beim Kauf auf einen seriösen Züchter, der seine Hunde gut sozialisiert und mit viel Hintergrundwissen an Interessenten abgibt.

Ein Gastbeitrag von Martina Lippert

Alle Bilder & Quellen: Martina Lippert