Was du unbedingt wissen solltest, BEVOR du dich für einen Hund entscheidest.

Ich weiß noch genau, wie der Wunsch nach einem Hund größer und größer wurde. Ich wollte optimal vorbereitet sein. Deshalb las ich viel Fachliteratur, sammelte erste Erfahrungen in Tierschutzeinrichtungen und fragte Personen, die schon lange eigene Hunde hatten, ein Loch in den Bauch. Eine Antwort, die mir am meisten in Erinnerung blieb war: „ Du wirst schon das Richtige tun.“ Aber es blieben tausend Fragezeichen in meinem Kopf – und doch ließ ich mich auf das Abenteuer „Hund“ ein.

 

Die geeignete Hunderasse finden

Um sich Rat einzuholen, würde ich immer einen Tierarzt bezüglich rassespezifischer Krankheiten befragen und einen Hundetrainer, der die „Alltags-Probleme“ kennt. Für mich war ziemlich schnell klar, welche Rasse es sein sollte, da ich mit Chihuahuas meine ersten guten Erfahrungen gesammelt hatte und mir als „Ersthunde-Besitzerin“ diesen Hund zutraute. Und damit fängt schon meist das erste Übel an: Welche Rasse passt zu wem?

Es gibt natürlich Rassen, mit denen es leichter fällt im Alltag, jedoch will jeder Hund beschäftigt werden und benötigt Zeit. Häufig sehe ich Menschen, die mit ihrem Hund völlig überfordert sind. Da wird dann plötzlich festgestellt: „Ach, ein Jagdhund buddelt und jagt?“ „Oh, der braucht doch ganz schön viel Auslauf und Beschäftigung!“ „Puh, ich weiß garnicht, wie ich das bei meiner 40-Stunden-Woche noch stemmen soll.“ Tja: Augen auf bei der Hundeauswahl! Ehrlich zu sich selbst sein und erst einmal erkennen, welche eigenen Bedürfnisse habe ich.

 

Wieviel Zeit braucht ein Hund?

Wieviel Zeit kann ich tatsächlich erübrigen und wer springt ein, wenn ich verhindert bin? Denn Fakt ist: Ein Hund muss 2-3 mal am Tag raus und sollte auch nicht länger als 4-5 Stunden am Stück alleine sein. Natürlich kann man alles „trainieren“ und Hunde sind sozial anpassungsfähig, aber die Frage, die man sich immer stellen sollte, ist: Ist das im Sinne und für das Wohlbefinden des Hundes? Auch wenn er einmal krank ist verbringt man viel Zeit beim Tierarzt und schlaflos, weil es dem kleinen Kerl nicht gut geht.

 

Wieviel kostet ein Hund im Leben?

Man benötigt kein betriebswirtschaftliches Studium und es soll auch sicher nicht aufgerechnet werden, was man sich alles leisten könnte, wenn man die Summen, die man möglicherweise für einen Hund ausgibt, gegenrechnet. Doch man sollte seine eigenen Finanzen berücksichtigen, denn eventuell auftretende Krankheiten beim Hund können zu enormen Kosten führen. Die routinemäßigen Untersuchungen und Impfungen sind dagegen im unteren Preissegment. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, wie Unfall, oder Bißattacke, dann sind die meisten Kosten beim täglichen Futter anzusiedeln.

 

Erstausstattung Hund – weniger ist mehr

Unser kleiner Mitbewohner soll sich natürlich auch wohl fühlen! Ich bin da wirklich sehr spartanisch rangegangen und habe zunächst nur das Notwendigste gekauft: Ein Hundebett, Napf, Welpenunterlage (für die erste Zeit), Reisetasche, Brustgeschirr und Leine. Ein Lieblingsspielzeug gab es vom Züchter mit auf den Weg ins neue Heim und wie jeder weiß, häufen sich die Spielzeuge im Laufe der Jahre von ganz allein. Eine vertrauenserweckende Reisetasche, bzw.Transportbox ist Gold wert. Noch heute geht mein Hund von ganz allein in die Tasche, sobald sie bereitgestellt wird. Also die Box mit einer Decke auslegen und vielleicht etwas reinlegen, was er vom Geruch her kennt, wenn er aus seiner bekannten Umgebung abgeholt wird.

 

Eingewöhnung Hund – endlich ist er da

Die ersten Tage und Wochen wird er sich sehr an dir orientieren. Also nicht überfrachten mit Spielzeug, mehreren Liegeplätzen oder sonstigen Utensilien. Egal ob Welpe oder erwachsener Hund: Es eröffnet sich für ihn eine neue Welt, mit neuen Gerüchen und Geräuschen.

Immer wieder hört man, wie ausgiebige Spaziergänge (in bester Absicht) unternommen werden, zu Hause wartet das Bällebad und die ganze Familie kümmert sich rührend um das kleine Fellknäuel. Weniger ist mehr für die Eingewöhnungsphase: Kurze Spaziergänge, immer die gleichen Wege und zu Hause viel Ruhe. Das Bettchen an einen ruhigen Ort stellen, etwas entfernt vom Trubel des Familienalltags. Eine Zimmerecke eignet sich gut. Wenn es an das Training geht, nicht zu viel auf einmal.

Ich hatte eine Top 3 Liste:
1) Stubenreinheit
2) Allein schlafen können im Hundebett (versuchen kann man es ja…)
3) Allein bleiben – ich musste ja irgendwann wieder arbeiten gehen

  1. Die Stubenreinheit hat super geklappt nach einigen Tagen. Eben weil wir immer zunächst die gleiche Stelle draußen aufgesucht haben. Und wenn das „Wichtigste“ erledigt war, sind wir noch einige Schritte gelaufen. Und jede(r), der schon einen Welpen hatte weiß wie lange man draußen verweilen kann, ohne wirklich weit zu kommen. Also ich erinnere mich noch genau, dass ich bereits 20 Minuten unterwegs war und ich konnte immer noch unser Haus sehen. Jeder Grashalm ist neu, jeder Stein, dann muss er sich erst einmal wieder hinsetzen, um alles zu verarbeiten, bis er dann wieder ein paar Schritte weiter tapst.
  2. Allein schlafen im Hundebettchen gestaltete sich schon etwas schwieriger. Hunde kommen erfahrungsgemäß aus einem Rudel , in dem alle zusammen schlafen. Und nun sollen sie plötzlich allein in einem fremd riechenden Bett schlafen. Also habe ich mich in den ersten Nächten mit Yogamatte neben ihn gelegt. Ja, ja, was tut man nicht alles… Es gibt auch keine „Bedienungsanleitung“ für alle Hunde. Immer individuell den Bedürfnissen des Hundes anpassen. Wenn ich merke, mein Hund hat zu viel Streß mit etwas Neuem, dann gebe ich ihm eine Schritt-für-Schritt-Hilfestellung, bis es für ihn möglich ist, es zu lernen.
  3. Das Alleine bleiben hat mein Hund super gelernt. Aber auch hier ging ich Schritt für Schritt vor: Zunächst 10 Sekunden vor die Tür, dann ein Stockwerk tiefer, immer um eine Minute erweitert. Nach 2 Wochen konnte ich 20 Minuten einkaufen gehen, ohne dass zu Hause die Wohnung demontiert wurde oder die Nachbarschaft zusammengejault wurde.

 

In die Welpengruppe mit dem neuen Hund?

Wenn man eine gute, homogene Gruppe findet, die die kleinen Persönlichkeiten so „sortiert“, dass nicht Rambo auf Rehkitz trifft, dann auf alle Fälle ja. Wir hatten damals eine Welpengruppe, die nicht nur die große Truppe in zwei kleine Gruppen unterteilt hat, sondern es wurde auch der Alltag geprobt: Geräusche und fremde Gegenstände wahrnehmen, auf Zuruf zu Frauchen / Herrchen kommen, Bus/Bahn fahren.

 

Hundetraining ab wann und in jedem Fall?

Das erste Hundetraining habe ich erst für meinen „Junghund“ gebucht. Hier kann ich auch nur raten, bevor Verzweiflung aufkommt – bei Hund und Halter – den Experten einzubeziehen. Man erspart sich viele Tränen, verzweifelte Gedanken und hilflose Aktionen.

Möglicherweise benötigt es ein paar Anläufe, bis man den Hundetrainer seines Vertrauens gefunden hat. Schaue genau hin: Wie geht er mit seinem Hund um? Wie führt er die Kurse durch? Ich hatte im 3. Anlauf den richtigen Trainer gefunden, den ich bis heute weiterempfehlen würde!

Aus heutiger Sicht ist der Grundstein für jedes Training: Die Beziehung zu deinem Hund. Du kannst den tollsten und teuersten Trainer haben: Wenn du keine Vertrauensbeziehung zu deinem Hund aufgebaut hast, funktioniert kein Training. Da kannst du noch so auf deine Prinzipien beharren: Erkenne die individuellen Bedürfnisse deines Hundes und erfülle sie. Dann klappt das Training von allein. Denn dein Hund kann dir nur folgen, wenn er dir vertrauen kann und es ihm gut geht. Ein kranker Hund wird sich schwer tun Neues zu lernen, ein unsicherer Hund braucht zunächst eine reizarme Umgebung, um trainieren zu können.

 

Kommunikation Hund – Mensch

Deine Kommunikation ist der Anker für deinen Hund. Du vermittelst Sicherheit und Vertrauen, indem du ruhig und klar kommunizierst. Du musst deinem Hund immer eine Alternative anbieten, zu dem, was er NICHT tun soll. Eine Alternative zum an der Leine ziehen, oder einen anderen Hund anbellen, etc.

Vielleicht bellt er, weil er unsicher ist, vielleicht weil der andere Hund etwas kommuniziert, was ihm nicht gefällt. Es ist also auch keine Katastrophe,wenn dein Hund einmal bellt. Es sollten nur keine chronischen Stress-Situationen für ihn entstehen.

Zu dem Zeitpunkt, als ich einen Hundetrainer um Hilfe bat, bellte mein Hund alles an, was sich bewegte. Also wirklich alles: Fahrradfahrer, Läufer, Kinder, Autos, Menschen. Kurzzeitig habe ich überlegt, nur noch nachts spazieren zu gehen, habe mich aber dann doch für den Hundetrainer entschieden.

Und obwohl ich mich wirklich gut auf meinen Hund vorbereitet hatte, diagnostizierte mein Hundetrainer, ich hätte keine Beziehung zu meinem Hund. Tja, die war irgendwo zwischen Arbeit und mehreren Umzügen auf der Strecke geblieben. Zwischendurch wurde auch noch mein Hund ernsthaft krank, so dass das Training vollständig zum Erliegen kam. Mit Unterstützung des Hundetrainers begannen wir von Neuem und ich habe das Gefühl, es wird von Jahr zu Jahr leichter und die Bindung stärker.

 

Hundebeschäftigung leicht gemacht

Nicht zuletzt half uns auch, dass ich die Ausbildung zur Hundefitnesstrainerin absolvierte und mein Hund als Protagonist fungierte. Ich stellte sehr schnell fest, dass er dabei unheimlich viel Spaß hatte und er sich körperlich und mental extrem verbesserte. Also finde eine Beschäftigung, die euch beiden Spaß macht, denn dein Hund benötigt eine sinnvolle Tätigkeit – außer den täglichen Gassirunden. Und nein, ich habe nicht den perfekten Hund, aber ich erinnere mich an die vielen guten Momente, die wir gemeinsam haben und habe nicht den Anspruch, dass alles perfekt sein kann.

 

Fazit:

Sei dir darüber bewusst: Wenn ein Hund ins Haus kommt, solltest du mental und körperlich fit sein. Bereit dafür sein, dass ein großer Teil deiner Freizeit deinem Hund gehört und du nicht mehr so ganz flexibel und spontan dein Leben bestimmen kannst. Diese Aussicht gilt im Idealfall für 10 bis 15 Jahre!

Wähle eine Rasse, die zu dir und deinem Leben passt. Bist du also eher Marke „Couchpotato“, dann nimm keinen Jack Russel. Benutze auch nicht den Hund dafür, dass er dich zu einer Sportskanone macht.

Gib dir und deinem Hund ausreichend Zeit euch aneinander zu gewöhnen. Ihr kommt aus unterschiedlichen Welten, deshalb lerne seine Sprache und kommuniziere für ihn verständlich. Versteht er etwas nicht, liegt es an dir. Baue das Training in kleinen Schritten und immer positiv auf. Überfordere dich und ihn nicht. Es darf leicht sein und Spaß machen!

Alles beginnt mit den Bedürfnissen und der Beziehung zueinander. Solltest du dich für einen Hund entscheiden, wird er in JEDEM Fall eine Bereicherung für dein Leben sein. Mit allen Höhen und Tiefen wirst du so viel über dich selbst lernen, dass du die Zeit niemals missen möchtest!

„Hunde schaffen es, eine Leere zu füllen, von der wir vorher nicht wussten, dass sie überhaupt da war.“ Auszug aus einem Zitat – Autor unbekannt.

Be balanced
Cornelia Braun
Hundefitnesstrainerin & Gesundheitstrainerin