Wie Euch als Lesern hinlänglich bekannt, bemühen wir uns, Euch auch in Bezug auf Hundeliteratur stets auf dem Laufenden zu halten.

Im vorliegenden Fall möchten wir Euch das Buch „Danke, Dog! – Ein Hund ist die beste Medizin“ näherbringen, das Euch vermutlich schon aus den Buchhandlungen Eures Vertrauens entgegengesprungen ist…

Worum geht es?

Die Fernsehjournalistin und -moderatorin Biggi Lechtermann zeigt anhand berührender und eingehender Beispiele, auf welch vielfältige Weise Hunde Menschen helfen. Dazu gehören bspw. Assistenzhunde, die rechtzeitig vor epileptischen Anfällen oder Insulinschocks warnen, aber auch „Alten-Hunde“, Blindenführhunde, Hunde, die uns beim Sport treiben treu zur Seite stehen – und zu guter Letzt natürlich auch Hunde, die beim Flirten helfen, frei nach dem Motto „date my dog„.

Biggi Lechtermann hat dabei viele prominente und nicht-prominente Menschen gefunden, die ihrem Hund aus tiefstem Herzen „Danke, Dog!“ sagen.

Leseprobe: Kapitel „Kuschelige Alarmanlage“

Bei dem Wort Diabetikerhund könnte man schnell auf einen Hund tippen, der an einer Stoffwechselerkrankung leidet.

Deshalb trifft die etwas sperrige Beschreibung Diabetikerwarnhund den Kern weitaus besser. Denn diese Hunde sind für ihr an Diabetes erkranktes Herrchen oder Frauchen so etwas wie eine Alarmanlage auf vier Pfoten.

Diabetesmellitus, umgangssprachlich auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Sie gehört zu den Volkskrankheiten schlechthin. In Deutschland sind derzeit etwa sieben Millionen Menschen betroffen.
Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Formen von Diabetes:

  • den eher seltenen Typ-1 und den häufigen Typ-2, von dem ungefähr 90 Prozent der Erkrankten betroffen sind. Früher sprach man hier auch vom sogenannten „Alterszucker“.
  • Diabetes mellitus Typ-1 tritt dagegen häufiger bei Kindern und Jugendlichen auf, meistens vor Eintritt des 40. Lebensjahrs.
  • Häufige Checks des Blutzuckerspiegels gehören bei Diabetikern zum Alltag. Liegen die Werte außerhalb des grünen Bereichs, wird es schnell gefährlich. Ein zu niedriger Spiegel kann beispielsweise zur Bewusstlosigkeit führen. Nicht immer bekommen Diabetiker diese Schwankungen so schnell mit. Sogenannte Hypo-Hunde registrieren immer frühzeitig, wenn die Blutzuckerwerte zu niedrig oder zu hoch werden, und warnen ihren Schützling aktiv durch Bellen oder Anstupsen vor einer drohenden Unter- oder Überzuckerung. Diese nennt man auch Hypoglykämie oder Hyperglykämie, daher der Name Hypo-Hunde. Ihr Frühwarnsystem ist für Erkrankte ganz besonders wertvoll. Aber wie können Hunde das überhaupt im Vorfeld so genau erkennen? Ein Diabetikerwarnhund regt sich tatsächlich nur in Ernstfällen, in denen der Blutzuckerspiegel stetig steigt oder sinkt. Bleibt der etwas zu hohe oder niedrige Wert dagegen stabil, erfolgt keine Warnung. Studien darüber, dass einige Hunde ein solches Frühwarnsystem besitzen, gab es bereits in den 1990er-Jahren. Vermutet wurde, dass es auch hier einmal mehr die Supernase des Hundes sei, die wahrscheinlich eine chemische Veränderung in der Ausatemluft oder im Köper registriert. Forscher wiesen damals eine zehnfach erhöhte Konzentration des Gases Methylnitrat in der Ausatemluft von Typ-1-Diabetikern nach. Dieses Gas beeinflusst eben auch den Atemgeruch.

    Erst 2014 gelang es dem Forscherteam des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums herauszufinden, was genau Hunde wahrnehmen, wenn sie ihr Diabetiker-Herrchen oder -Frauchen warnen:

    Es ist eine veränderte Sauerstoffsättigung im Körper des Diabetikers! Sie geht mit einer Über- bzw. Unterzuckerung einher.

    Und mit ihr verändert sich auch die Atemgeschwindigkeit minimal und unmerklich für Menschen. Die Forscher gehen davon aus, dass die Hypo-Hunde darauf reagieren, nicht primär auf den Blutzucker. Alle Warnhunde zeigen vor ihrem Einsatz deutliche Ohrenbewegungen, so als würden sie ein Geräusch lokalisieren. Deshalb wird angenommen, dass die Hunde diese gering veränderte Atemgeschwindigkeit hören, bevor sie zu dem Betroffenen gehen. In der sieben Jahre andauernden Verhaltensstudie nahmen insgesamt über 1.000 Hunde im Alter zwischen drei Wochen und sieben Jahren teil, die nie ein entsprechendes Training erhalten hatten. Sie waren aber durch ihre Warnfähigkeit aufgefallen.

    Dabei fanden die Forscher noch etwas Spannendes heraus: Alle Studienteilnehmer auf vier Pfoten reagierten ebenfalls auf fokale epileptische Anfälle, Migräne- und lebensgefährliche Asthmaanfälle.

    Sie warnten im Vorfeld wie bei einer Unteroder Überzuckerung durch Stupsen an der Hand, an Ohr, Bein oder Mund, durch Lecken an Hand oder Mund oder durch Auflegen ihrer Pfote.

    Dieses Frühwarnsystem gehört bei Hunden allerdings nicht zur angeborenen Grundausstattung.

    Es wird leider nur wenigen als Talent in die Wiege gelegt. Ein Hund muss also als Diabetikerwarnhund geboren werden, man kann ihn nicht dazu machen.

    Darauf weist das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum deutlich hin. So haben sich manche Hunde besitzer und Diabetiker vor einer Unterzuckerung gefragt, warum genau dann ihr tierischer Freund immer bellt oder stupst. Bis sie dahinterkamen, dass ihr Liebling ein echtes Naturtalent ist. Im Deutschen Assistenzhunde-Zentrum werden Hunde eingehend auf ihre Warnfähigkeit getestet – sowohl Welpen als auch ältere Tiere. Die Auswertung von 70 verschiedenen Testsituationen rund um Wesen und Verhalten bringt das Ergebnis. Nur einer von rund 1.000 Hunden eignet sich! Verfügt ein Welpe über die Gabe, wird er von qualifizierten Trainern zum Assistenzhund ausgebildet. Die Hunde lernen, zu unterstützen, indem sie ihrem Besitzer ein Signal zur Selbsthilfe geben oder Hilfsmittel wie Traubenzucker oder das Blutzuckermessgerät herbeischaffen. Und sie lernen, zu retten!

    Wird die Situation für den Diabetiker lebensbedrohlich, können die Hunde einen Alarmknopf betätigen, der mit dem Telefon verbunden ist und einen Notruf absetzt.

    Bis aus dem Welpe mit Warnfähigkeit ein ausgebildeter Diabetikerwarnhund geworden ist, dauert es in etwa 18 Monate. Von besonderer Bedeutung ist auch eine frühe Prägung zwischen Diabetiker und seinem neuen Gefährten, eine tiefe und enge Bindung muss bestehen!

    Jens Haacke hat Diabetes Typ-1 und liebt seine Miley über alles. Er schildert mir, wie die neun Monate alte Labradorhündin sein Leben nachhaltig verändert hat: „Die Entscheidung, mir einen Warnhund anzuschaffen, beruhte darauf, dass ich leider selbst nicht merke, ob ich Über- oder Unterzucker habe. In meinem Fall waren bereits unheilbare Spätfolgen aufgetreten. Mehrmals am Tag musste ich den Blutzucker kontrollieren. Seitdem ich Miley habe, hat sich einiges verändert. Meine Blutzuckerwerte sind inzwischen wirklich stabil, da sie mich den ganzen Tag über frühzeitig warnt, sobald sich etwas verändert. Wenn Jens Haacke über- oder unterzuckert, warnt ihn seine Miley. Meine Lebensfreude ist aber nicht nur deshalb gestiegen. Miley ist 24 Stunden in meiner Nähe, sie passt auf mich auf, sie liebt mich uneingeschränkt und zeigt mir das auch jeden Tag. Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie viel Freude sie an ihrer Arbeit und wie viel Spaß sie am Training hat. Wir sind ein unschlagbares Team geworden. Wir geben uns viel und lieben uns gegenseitig. Die Liebe eines Hundes ist bedingungslos und echt!“ Gut, dass die Assistenzhundevereine immer wieder Spenden erhalten, die es ihnen ermöglichen, Erkrankten zu einem Hund zu verhelfen. Im Gegensatz zum Blindenführhund übernehmen die Krankenkassen die Kosten für einen ausgebildeten Diabetikerwarnhund und andere Assistenzhunde nämlich nicht. Dabei kostet eine solche Ausbildung immer einige Tausend Euro. Ich finde, hier wird am falschen Ende gespart!

    Das sehen natürlich auch die Betroffenen so. Eine Juristin aus Münster, Epileptikerin und selbst Besitzerin eines Assistenzhundes, klagt dagegen und erhofft ein Grundsatzurteil. Auch Kirsten Reinert ist Epileptikerin. Die 24-jährige Auszubildende leidet seit einigen Jahren an der Krankheit. Epilepsien sind häufig vorkommende neurologische Krankheiten, die sehr unterschiedlich sind. Unabhängig von Alter oder Geschlecht können die kurzfristigen Störungen des Gehirns jeden treffen. Ihr Nanouk, ein zwei Jahre alter Malteser, steht ihr täglich zur Seite. Hunde wie Nanouk, der liebevoll Nouki genannt wird, können dank ihrer besonderen Wahrnehmungsfähigkeit ihre Besitzer frühzeitig vor einem drohenden epileptischen Anfall warnen. Einige Minuten vorher zeigen sie ebenso wie die Diabetikerwarnhunde die kritische Situation deutlich durch Anstupsen oder Auflegen der Pfote an. Dadurch ist der Erkrankte vorbereitet und wird nicht plötzlich von einem Anfall überrascht. Er kann sich in eine sichere Position bringen oder den Anfall durch eine rechtzeitige Medikamenteneinnahme abwenden.

    Im Gegensatz zum Epilepsiewarnhund, dessen Fähigkeit angeboren ist, hilft ein Epilepsieanzeigehund seinem Besitzer während eines Anfalls.

    Er kann zwar nicht im Vorfeld warnen, alarmiert bei einem Anfall aber durch sein Bellen Angehörige. Außerdem kann er auch über den Notfallknopf Hilfe holen oder Notfallmedikamente auf Kommando bringen. Kirsten Reinert konnte dank Warnhund Nanouk endlich eine Ausbildung beginnen, und ihr Leben hat eine rundherum positive Wendung genommen: „Ich hatte endlich nicht mehr das Gefühl, stets auf Hilfe angewiesen zu sein. Nouki gab mir Selbstbewusstsein und eine Aufgabe. Er gab mir Sicherheit und Lebensqualität. Es war ein wunderschönes Gefühl, zu erleben, wie es dank Noukis Warnungen immer weniger Blutergüsse gab. Dank Nanouk durfte ich eine Ausbildung beginnen, was zuvor durch die Erkrankung immer wieder gescheitert war. Es ist gut zu wissen, dass er mir nach einem Sturz das Telefon bringt, und noch schöner ist es, wenn er vor einer Treppe anhält, weil er der Meinung ist, dass ich diese nicht schaffen werde. Nouki hat mir viel erspart und noch mehr geschenkt!“ Ähnlich wie Nanouk warnen manche Vierbeiner ihr Frauchen oder Herrchen auch rechtzeitig vor einem drohenden Asthma oder Schlaganfall.

    Assistenzhundetrainerin Luca Barrett ist Pionierin der ersten Stunde und Geschäftsführerin des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums, das ein Netzwerk in ganz Deutschland unterhält. Sie gilt weltweit als Expertin für Assistenzhunde, insbesondere für Warnhunde. Sie erklärt mir: „Warnhunde sind die schwierigste Assistenzhundeart. Das hat gar nichts mit den Hunden zu tun, vielmehr mit den Menschen. Bei einem Warnhund kommt es darauf an, dass zum einen der Mensch erkennen kann, wann der Gefährte warnt. Er muss diese Fähigkeit, die nur drei Prozent aller Hunde besitzen, ständig fördern. Zum anderen ist diese Warnfähigkeit sehr anfällig für alle möglichen Störfaktoren. Sei es durch mangelnde Bindung, Unterdrückung der Eigeninitiative des Hundes durch zu starken Gehorsam oder durch Krankheit des Hundes, Erschöpfung und Überforderung. Solche Faktoren können bewirken, dass der Hund nicht zuverlässig einige Minuten vor einem fokalen epileptischen Anfall oder bis zu einer Stunde vor einer drohenden Unter- oder Überzuckerung warnt.“ Luca Barrett weiß um das Leben als Diabetikerin, denn sie ist seit ihrer Jugend an Diabetes Typ-1 erkrankt und durch einen Unfall auf Krücken und Rollstuhl angewiesen.

    „Auch viele Jahre nachdem ich die ersten Warnhunde ausgebildet habe, staune ich immer noch jeden Tag überdie außerordentliche Leistung, die solch ein Tier vollbringen kann. Jedes Mal, wenn mein Diabetikerwarnhund mich wieder vor einer drohenden Unterzuckerung bewahrt, bin ich immer noch vor Dankbarkeit gerührt. Wohl wissend, dass er mir vielleicht gerade das Leben gerettet hat, weil ich sonst möglicherweise nach der Nacht nicht mehr aufgewacht wäre. Ich verdanke meinem Finn – er war der erste Diabetikerwarnhund im deutschsprachigen Raum – das Leben, das ich heute haben kann. Er hat mir ein ganz normales Leben ermöglicht, trotz Diabetes.

    Und ich weiß, dass ich sicher bin, solange ich ihn an meiner Seite habe. In all den Jahren hat Finn mich immer rechtzeitig vorher gewarnt und den Blutzucker nicht ein einziges Mal in eine Unterzuckerung fallen lassen. Für jede Nacht, in der Finn seufzend aufsteht, obwohl er eigentlich lieber weiterschlafen möchte, nur um mich anzustupsen, weil eine Unterzuckerung droht, verdient er einen besonderen Orden. Wer möchte nachts schon freiwillig aufstehen? Selbst im Schlaf bemerkt Finn, wenn bei mir die Sauerstoffsättigung gesunken ist. Die Liebe zu seinem Menschen stellt ein Warnhund mit einer ganz besonderen Hingabe, in jeder einzelnen Minute des Tages, über alles andere. Das ist das Besondere an Warnhunden. Warnhunde machen es freiwillig und weil sie es selber möchten! Für einen Warnhund gibt es keine Frage: ‚Mag ich das jetzt machen?‘ Er handelt einfach! Wenn ein kleiner Malteser versucht, während eines epileptischen Anfalls seines Menschen mit aller Kraft seines winzigen Körpers – und ohne es je gelernt zu haben – die Brille des Kranken abzunehmen, damit dieser Luca Barrett mit Multitalent Chanu sich nicht verletzt, können wir Menschen nur über das instinktive Wissen und die Liebe dieser besonderen Hunde staunen. Oder wenn ein Hund intuitiv und vehement versucht, seinen Menschen davon abzuhalten, eine Treppe hinunterzugehen, weil der Hund weiß, in den nächsten Minuten droht ein epileptischer Anfall, dann kann man sich nur vor diesem Hund verneigen. Während noch vor einigen Jahren die wenigsten glauben konnten, dass es wirklich Hunde gibt, die Menschen frühzeitig warnen können, ist es inzwischen leider zu einem falschen Trend geworden.

    Findige Geschäftemacher haben das Leid der Betroffenen für sich entdeckt und versuchen, Geld mit dem Wunsch nach einem solchen Wunderhund zu machen. Dabei verkaufen sie Anzeigehunde, die nicht rechtzeitig warnen können, als Warnhunde.

    Betroffene zahlen in so einem Fall leider unnötig viel Geld und setzen falsche Hoffnungen in das Tier. Die Hunde, die nicht über die angeborene Fähigkeit zu warnen verfügen, sollten einfach nur Hund sein dürfen oder als Anzeigehunde geschätzt und gelobt werden. Ohne in eine Rolle gedrängt zu werden, die sie nie erfüllen können.“ Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum hat übrigens 2012 weltweit den ersten Dual-Blindenführhund-Diabetikerwarnhund ausgebildet: Chanu ist ein geborener Warnhund, der zusätzlich auf beide Aufgaben spezialisiert wurde. Immer mehr Diabetiker erblinden als Spätfolge ihrer Krankheit.

    Hunde wie Chanu sind für diese Menschen eine echte Chance!

    Wo gibt es das Buch zu kaufen?

    Im Buchhandel Eures Vertrauens :-) Sollte es gerade nicht verfügbar sein, dann helfen Euch diese Eckdaten sicherlich weiter:
    Biggi Lechtermann
    Danke, Dog! Ein Hund ist die beste Medizin
    160 Seiten
    Zeitgeist Media, Düsseldorf
    Preis: 9,95 €
    ISBN: 978-3-934046-24-5

    Beitragsbild & Quelle: Biggi Lechtermann / Zeitgeist Media, via Christian Schims