In der vergangenen Woche habe ich meine Tabletten regelmäßig genommen und ich sage euch, ich vertrage sie immer besser. Natürlich habe ich immer noch Herzrasen danach und fühle mich schlapp, auch die Zunge ist dann bläulich, aber alles weniger ausgeprägt. Meine Blutwerte sind so gut und die Tierärztin ist so zufrieden mit allem, dass ich die Tabletten jetzt „nur“ noch alle 4 Tage nehmen soll. Ich hoffe es geht weiter bergauf und alles pendelt sich ein, so dass ich nicht sehr oft die Tabletten nehmen muss.

Allerdings fangen die Spitzen meiner Ohren an grau zu werden…

Kennt Ihr eigentlich schon Henry?

Da ich euch im Moment nicht mehr über meine Krankheit und Gefühlswelt berichten kann, erzähle ich euch heute von Henry: Er hat mich nämlich schon gebeten, von ihm zu erzählen. Also: Henry ist ein Greyhound und gehört Frauchen`s Schwester und ihrem Mann. Sozusagen meiner Tante! Sie hat Henry mit fast 6 Jahren adoptiert. Er ist ein ehemaliger Rennhund aus Irland.

Wusstet ihr, dass in Irland die wenigsten der für Rennen gezüchteten Hunde wirklich auf der Rennbahn laufen? Die meisten sterben schon vor ihrem ersten Rennen.

Und wenn die, die laufen müssen dann „aufgebraucht“ sind und nicht mehr gewinnen, fristen sie entweder ihr Dasein unter den übelsten Umständen oder werden umgebracht. Henry war einer der Glücklichen, die gerettet wurden und nach Deutschland durften. Und so kam Henry zu meiner „Tante“! Er hat sich ganz schnell an alle Annehmlichkeiten des Lebens gewöhnt und schon bald das Sofa erobert, obwohl meine „Tante“ immer gesagt hat: so ein großer Hund kommt nicht auf`s Sofa!

Ha Ha, so ist das immer, denn auch er hat die Tricks drauf: Kopf schief legen, die großen Kulleraugen auf die Zweibeiner richten und leise Geräusche von sich geben.

Oder sich ganz langsam auf`s Sofa schleichen und ganz klein machen. Sieht echt lustig aus wenn Henry sich klein macht! Weil klein ist bei ihm so ca. das halbe Sofa!

Biss zur Begrüßung

Unsere erste Begegnung mit Henry war eigentlich ganz lustig. Herrchen und Frauchen wollten mit uns Hunden wandern gehen und haben sich mit meiner „Tante“, „Onkel“ und Henry in einem Hotel verabredet. Unsere Zimmer waren genau gegenüber, doch wir warteten draußen vor dem Hotel, um ihm auf neutralem Boden zu begegnen. Wir haben ja immer eine große Klappe im Rudel und deshalb war es wohl besser so. Wir warteten also vor dem Hotel und Henry kam heraus. Unser Opa Odin und Henry sahen sich sofort tief in die Augen, bekamen eine fette Bürste und standen sich provozierend gegenüber. Was dann geschah glaubt keiner, der nicht dabei war: niemand achtete auf Anni, die rechts daneben stand. Mich mochte Henry gleich, da er eine kleine Beagledame zu Hause als Freundin hatte. Aber Anni hat so die Größe und Form von dem puscheligen Ding, was die Rennhunde auf den Rennbahnen „jagen“ müssen. Und deshalb hätte man Anni eigentlich noch mehr im Auge behalten müssen…. Wie die beiden Großen da nun standen und sich scannten, schoss ein Schatten von rechts heran, biss Henry in die Lefze, so im „Vorbei-Flug“ und landete links neben ihm. Henry hielt einen Moment inne, sah zu Anni und zu seinem Frauchen, wieder zu Anni und dachte: verdammt, hier in Deutschland beißen die Kaninchen!

Eine Dame von Welt lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Es war echt lustig, er konnte es überhaupt nicht fassen, dass so ein kleines puscheliges Ding ihn gebissen hat. Aber Anni ging einfach hoch erhobenen Hauptes weiter und lies sich nicht`s von alle dem anmerken. So war unser Wanderurlaub super entspannt und wir Hunde haben uns in den paar Tagen gut verstanden. Neulich hat Henry uns besucht. Die Katzen müssen dann natürlich in ein Zimmer eingesperrt werden, weil niemand weiß, was Henry mit ihnen machen würde und unsere Katzen hundeerprobt sind und ihn in seinem Schranken weisen würden. Das wäre nicht gut. Aber wir sind mit ihm spazieren gewesen und haben danach zusammen auf einer Decke geschlafen, ganz entspannt. Wir treffen uns auch immer mal wieder zu Wanderungen und alle haben sich lieb. Ich freue mich schon darauf, ihn wiederzusehen und das werde ich, wenn meine Tabletten weiterhin so gut anschlagen.

Wir sind halt eine große Familie und Familien müssen doch zusammenhalten, oder?

Ein Gastbeitrag von Katrin Kränzler

Bild & Quelle: Katrin Kränzler