Sind dir schon mal besonders intelligente Hunde aufgefallen?
Vielleicht im Fernsehen? Oder in der Hundeschule?
Hunde, die super gut hören, unglaublich schnell begreifen und ein überirdisch tolles Gedächtnis haben?
Wenn ja, dann ist es nicht schlimm, du hast lediglich den gleichen Fehler wie 95 % aller Hundehalter (meine Schätzung ;) ) begangen:
Du hast deinen Hund in eine Schublade gesteckt – und den anderen Hund gleich mit!
Es ist absolut menschlich!
Wir Menschen denken gerne in Kategorien.
Und wir vergleichen gerne!
Und meistens leider auch Dinge, von denen wir eigentlich gar keine Ahnung haben…
Wie zum Beispiel: Die Intelligenz von Hunden
Wir glauben, dass ein Hund, der am schnellsten einen Trick lernt und zeigt, ausgesprochen talentiert und intelligent ist!
Wir glauben, dass Hunde, die schnell ein tolles Spielbrett durchschauen, besondere kognitive Fähigkeiten haben.
Und wir glauben, dass Hunde, die auf ihren Menschen hören, außerordentlich brav und ja sowas von schlau sind.
Und wir vergessen regelmäßig, dass unsere geliebten Vierbeiner so so so viel mehr können!
Hunde ändern nicht nur ihr ganzen Verhalten, sobald jemand anderes, als die Vertrauens- und Bezugsperson mit ihnen spazieren geht, sie merken es nicht nur sofort, sobald du einen schlechten Tag hast, nein sie können wirklich Leben retten!
Die Talente unserer Vierbeiner sind vielfältig, aber eines haben sie alle gemeinsam: eine fantastische Nase!
Hunde können sehr viel riechen – und das ist eine Welt, in der wir uns als Menschen nun mal wirklich nicht auskennen! Wir arbeiten in erster Linie mit den Augen und direkt danach kommt das Gehör. Der Geruch sind eher ein „kleines Extra“ für uns. Ein schöner Bonus, der manche Momente intensiviert, aber nichts, was die Richtung unseres Weges bestimmt.
Bei Hunden ist das anders. Sie nehmen die ganze Welt in erster Linie über die Nase wahr. Sie riechen es, wenn ein Mensch Stress hat, wenn ein Diabetiker kurz vor einem Zuckerschock steht und wenn der Epileptiker gleich einen Anfall bekommt.
Wenn ein Hund jetzt also riechen kann, unter welchem Hütchen sein Leckerlie steckt, ist das dann besonders intelligent?
Alle Welt hält Border Collies zum Beispiel für besonders intelligente Vertreter unter den Hunden.
Wenn wir uns einmal anschauen, wofür sie eigentlich gezüchtet worden sind, dann wird uns auch schnell klar, warum wir das denken:
Border Collies sind dafür gemacht, aus großer Distanz mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, feinste Signale wahrzunehmen und immer einen Überblick über eine Herde von Tieren zu haben.
Sie dienen als schnellere und kleinere Variante von uns selbst – als der verlängerte Arm des Schäfers.
Kein Wunder, dass wir sie als intelligent halten, wenn sie uns doch so ähnlich sind.
Doch nun stellen wir die Hunde mal vor ein Problem:
Dein Hund steht ca. 2m vor dir und zwischen euch geht ein Maschendrahtzaun entlang. Dein Hund kommt also nicht durch!
Ungefähr 20 Meter weiter rechts ist ein offenes Tor – der einzige Weg für deinen Hund, um zu dir zu gelangen.
Du rufst deinen Hund (meinetwegen auch mit Leckerlie ;) ) und sagst ihm, dass er zu dir kommen soll.
Und jetzt sage ich dir, was passieren wird:
Entweder gehört dein Hund zum dem Teil seiner Verwandten, die schnell kapieren und zum Tor laufen, oder dein Hund gehört zu der hilfloseren Variante. Er guckt an und schickt dir Blicke mit dem Hilferuf: „Ich würde ja, wenn ich könnte!“ .
Na, wie sieht es bei euch aus?
Und vor allem:
Welche der Hunde ist denn jetzt der Intelligenteste?
Der, der auf das Kommando vom Menschen wartet, oder der, der seinen Weg schon findet?
Es zählen übrigens die Hütehunde eher zu den Kandidaten, die erst einmal hilflos vor die stehen und von dir erwarten, dass du jetzt den Zaun bitte wegnimmst, damit sie ihren Job machen können! ;)
Terrier hingegen finden meist recht schnell den Weg zum Tor. Sie wurden ja auch schließlich dafür gemacht, selbst Entscheidungen zu treffen und ohne den Menschen zu arbeiten. Außerdem sind Grenzen eher ein Fremdwort – was man übrigens auch die Erziehung etwas kniffliger macht :D
Border Collies hingegen sind dafür gemacht, auf ihren Menschen zu achten und seine Befehle zu befolgen.
Was meinst du: wer ist denn jetzt intelligenter?
Schwer zu sagen, oder?
Ja, das finde ich auch. Und es liegt ganz einfach daran, dass wir Menschen und Spezialisten herangezüchtet haben.
Jeder Hund kommt mit seinem Talent und seinen speziellen Gaben!
Bevor du also überlegst, ob dein Hund intelligenter ist, oder nicht, solltest du einmal nachforschen, wofür dein Hund ursprünglich gezüchtet wurde und was für ihn und sein Leben wirklich SINN macht / gemacht hat.
Straßenhunde, zum Beispiel, sind wirkliche Überlebenskünstler! Das macht ihre Haltung in Deutschland zwar nicht ganz einfach und auch die Erziehung (denn die Zusammenarbeit mit dem Menschen lieg nun wirklich nicht in ihren Genen), aber sie schaffen etwas, was ca. 90 % unserer Haushunde nicht schaffen würden – sie überleben mehrere Tage und Wochen auf der Straße, finden etwas zu essen, einen guten Unterschlupf und lassen sich vor allem nicht überfahren.
Wir Menschen unterschätzen die Tiere und ihre Fähigkeiten regelmäßig.
Meiner Meinung nach nicht, weil wir es wollen, sondern weil wir es nicht ganz verstehen können.
Schau dir das Verhalten deines Hundes wirklich mal genau an. Recherchiere gründlich, wofür er ursprünglich gemach wurde und was demnach seine Talente sind – und dann schau, ob es überhaupt vergleichbar ist ;)
Jeder Hund ist ein Geschenk! Es ist nur die Frage, was du daraus machst ;)
Ein Gastbeitrag von Julia Klein
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