Statistisch gesehen fallen Kind und Hund zeitlich oft eng zusammen. Zugleich gibt es allerdings große Ängste bei vielen jungen Eltern, inwiefern Kind und Hund sich denn auch vertragen. Sabrina Reichel von der Hundeschule VitaCanis gibt uns daher praktische Tipps mit auf den Weg, an denen wir uns orientieren können.

Tollen Kind und Hund zusammen über die Wiese, ist das wunderbar anzusehen. Eine Freundschaft zwischen Kind und Hund hat so viel Positives an sich. Damit so eine Freundschaft überhaupt entstehen kann oder aufrecht erhalten bleibt, müssen einige Spielregeln von Kind, Hund und vor allem von Ihnen als „Erziehungsberechtigter für beide“ beachtet werden.

Das oberste Gebot im Zusammenleben von Kind und Hund

Lassen Sie Kind und Hund niemals unbeaufsichtigt, egal wie lieb Ihr Hund ist, egal wie vernünftig Ihr Kind ist. Es wird immer wieder zu Situationen kommen, die beide falsch einschätzen. Und ohne Hilfe von Ihnen, ist es Kind und Hund nicht möglich, alles ruhig zu regeln.

Kind und Hund

Foto: Dogperson3d
Quelle: Wikimedia Commons // creative commons public domain for any purpose

Lernen Sie Ihren Hund zu lesen

Hunde teilen sich überwiegend durch ihre Körpersprache mit. Durch subtile Zeichen signalisieren sie ihrem Gegenüber Abstand zu halten und nicht näher zu kommen. Sie zeigen deutlich wann ihnen etwas zu viel ist. Lernen Sie Ihren Hund genau zu lesen. Wie zeigt er, dass ihm eine Situation zu viel ist oder dass er sich eingeengt fühlt? Können Sie das erkennen, sind Sie in der Lage Situationen schneller und besser einzuschätzen und sehen genau, wann sie zu kippen droht.

Typische Signale für Konflikte sind

  • Gähnen,
  • sich kratzen,
  • mit der Zunge über den Fang lecken, oder
  • den Kopf wegdrehen.
  • Kinder sind noch nicht in der Lage diese Frühwarnzeichen zu erkennen, deshalb ist es Ihre Aufgabe regelnd einzugreifen, um Kind und Hund von einer Eskalation abzuhalten.

    Richtiges Kontaktaufnehmen zwischen Kind und Hund

    Hunde sind sehr soziale Tiere, die viel Wert auf Höflichkeit legen. Untereinander nähern sich Hunde im Normalfall langsam, seitlich und beschwichtigend an.

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    So signalisieren sie dem anderen Hund, dass sie friedlich gestimmt sind. Frontales aufeinander zu laufen wird als unhöflich angesehen und es folgt die passende Reaktion. Wenn Kinder einen Hund sehen, möchten sie meist sehr schnell zu diesem hin. Sie laufen oft schnell, mit ausgestreckten Händen und schreiend auf den Vierbeiner zu.
    In dieser unbekannten Kind und Hund-Beziehung sieht der Hund das als Bedrohung an und hat nun zwei Möglichkeiten:

  • Er kann versuchen zu fliehen und auszuweichen. Leider wird er durch die Leine oft daran gehindert oder aber das Kind läuft dem Hund nach.
  • Die andere Möglichkeit ist, dass der Hund in Hundesprache dem Kind sagt, dass er das so nicht möchte, er knurrt oder schnappt ab.
  • Beide Szenarien sind nicht schön.

    Bringen Sie deshalb Ihrem Kind von Anfang an bei, dass es sich einem Hund nur nach Absprache mit den Besitzern nähern darf. Die Annäherung sollte ruhig, langsam und in einem kleinen Bogen folgen.
    Noch idealer wäre es, wenn der Hund die Wahl hat, ob er Kontakt aufnehmen möchte oder nicht und das Kind solange ruhig wartet.

    Streicheln und Kuscheln

    Vor allem Kleinkinder haben ihre Motorik noch nicht richtig im Griff und fassen Hunde oft grob an.
    Kindern muss beigebracht werden, dass ein Hund ein Lebewesen mit Gefühlen und Empfindungen ist und Schmerz genauso spürt wie es selbst. Üben Sie mit Ihrem Kind das zärtliche Streicheln und zeigen Sie ihm wo ein Hund gerne angefasst werden möchte. Beliebt bei Hunden sind oft der Halsbereich und der Bauch.

    In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf das Tragen von Hunden zu sprechen kommen. Kleine Hunde reizen, vor allem Kinder, sie hochzunehmen. Doch Hunde sind kein Spielzeug, deshalb sollte das Tragen eines Hundes auf notwendige
    Situationen beschränkt werden. Ist das Kind älter und dem Gewicht des Hundes gewachsen, kann man ihm das richtige Tragen eines Hundes beibringen.

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    Ruhe ist heilig

    Das Familienleben für einen Hund ist oft sehr aufregend. Es sind immer wieder viele Kinder da, die laut tobend durch Haus und Garten rennen, mit Bällen spielen und Spaß haben.
    Manche Hunde kommen von selbst gar nicht zur Ruhe, deshalb muss diesen Hunden nach einiger Zeit Ruhe verordnet werden. Schicken Sie ihn immer wieder zum Ausruhen an einen ruhigen Platz. Damit er leichter entspannen kann, hilft oft etwas zum Kauen. Sucht Ihr Hund von sich aus einen seiner Rückzugsorte auf, ist das oberste Gebot den Hund dort nie zu stören.

    Der Napf gehört dem Hund

    Nahrungsaufnahme ist für Hunde etwas sehr Wichtiges. Nimmt man einem Hund einfach so sein Futter weg, ist es verständlich und normal, dass er dieses verteidigen möchte. Natürlich kann man einem Hund sehr leicht beibringen, dass er sein Futter nicht verteidigen muss, jedoch würde ich Kinder in dieses Training nicht mit einbeziehen.
    Für Kinder sollte die Regel gelten, egal ob für den eigenen oder fremden Hund:

    Hat ein Hund etwas zu fressen, muss Abstand gehalten werden.

    Alternativen bieten

    Sagen Sie ihrem Kind nicht nur, dass es Abstand halten soll zum fressenden Hund, sondern bieten Sie ihm Alternativen an. Beispielsweise darf es helfen das Futter für den Vierbeiner vorzubereiten oder den Wassernapf füllen.
    Anstatt wilde Rennspiele mit Fiffi zu veranstalten, zeigen Sie Ihrem Kind lustige Suchspiele.
    Dasselbe gilt für den Hund. Möchten Sie nicht, dass er zwischen vielen Kindern durch den Garten rennt, dann geben Sie ihm etwas anderes zu tun. Füllen Sie ihm einen leckeren Kong und beschäftigen Sie ihn anderweitig.

    Und noch einmal das Bild von oben mitsamt der Quellenangabe:

    Kind und Hund

    Foto: Werner Faymann
    Quelle: Flickr // creative commons CC BY-SA