Leider kommen Arthroseerkrankungen (Verschleiß der Gelenke) beim Hund relativ häufig vor, weiss die Tierheilpraktikerin Claudia Holtkamp und führt uns in das Krankheitsbild sowie in die Behandlungsmöglichkeiten ein.
Was ist Arthrose?
Arthrose zählt zu den degenerativen Erkrankungen (Degeneration = Rückbildung),da sich der Knorpel im Gelenk zurückbildet. Dadurch reiben die Gelenke, quasie ohne Puffer durch den Knorpel, aufeinander und dies bereitet Schmerzen.
Ursachen für eine Arthrose können Übergewicht, Überbelastungen (gerade in der Welpenzeit), Fehlstellungen z.B. bei der Hüftgelenksdysplasie (HD) und Verletzungen sein.
Welche Symptome treten beim Hund mit Arthrose auf?
Die Beschwerden können sehr vielfältig sein, deshalb denken leider viele Hundebesitzer in der Anfangsphase der Erkrankung nicht an eine Arthroseerkrankung. Dies kann fatal sein,denn gerade am Anfang läßt sich die Knorpelrückbildung noch relativ gut stoppen.
Bei diesen Anzeichen sollte jeder Hundebesitzer hellhörig werden:
- Wenn der Hund immer wieder leicht lahmt. Zu beobachten sind diese leichten Lahmheiten nach ausgedehnten Spaziergängen oder Spielen.
- Ungleichmäßig abgelaufene Krallen. Durch das Lahmen belastet der Hund die Füße ungleichmäßig, dadurch nutzen sich die Krallen ungleichmäßig ab.
- In späteren Phasen bemerkt man eine Morgensteifigkeit oder Steifigkeit nach einem Schläfchen.
- Dem Hund fällt es sichtbar schwer aufzustehen, er reckt und streckt sich ausgiebig, dabei können die Gelenke knacken. Dies ist deutlich zu hören.
- Einige Hunde beißen sich auch in die schmerzenen Gelenke, um damit einen Gegenreiz zu schaffen. Dies funktioniert aber nicht wirklich, denn der Arthroseschmerz geht dadurch ja nicht zurück.
Letzeres Symptom ist ein absolutes Warnsignal: Spätestens wenn Sie dies bemerken, müssen Sie mit Ihrem Hund zum Tierarzt oder Tierheilpraktiker gehen.
Diese Symptomatik birgt noch andere Gefahren, denn durch das Beißen können kleine Hautläsionen entstehen, in die Viren, Pilze und Bakterien eindringen können. Dadurch entzündet sich die Haut, ein juckendes Ekzem entsteht.
Welche Arthorseformen und Erkrankungen gibt es?
Die häufigsten Krankheitsbilder, die beim Hund vorkommen:
- An erster Stelle stehen die sog. Dysplasien, wie Hüftgelenksdysplasie und Ellenbogendysplasie. Hier passen Gelenk und Gelenkpfanne nicht zusammen. Durch diese Fehlstellung nutzt sich der Knorpel sehr schnell ab.Eine Arthrose mit typischen Beschwerden entsteht.
- Auf dem zweiten Platz der Rangliste steht die Spondylose (Bambuswirbelsäule) gefolgt von dem Bandscheibenvorfall (Dackellähme).
Wenn der Hund eine Spondylose entwickelt, bilden sich die Wirbelkörper um und wachsen zusammen. Dies bereitet dem Tier große Schmerzen, da die umgebauten Wirbelkörper nicht mehr in der richtigen Position liegen und auf die Nervenbahnen, die direkt neben der Wirbelsäule verlaufen, drücken. Die Wirbelsäule ähnelt dann einem Bambusstamm, daher auch die Laienbezeichnung „Bambuswirbelsäule“.
Auch beim Bandscheibenvorfall, der auch zum Formenkreis der Arthroseerkrankungen gehört, drücken Bandscheibenteile, die sich verlagert oder gelöst haben, auf die Nerven.
Der akute Bandscheibenvorfall, der mit richtigen Lähmungen einhergeht, deshalb auch der Name Dackellähme, ist ein absoluter Notfall und muß immer tierärztlich versorgt werden.
Welche diagnostischen Maßnahmen existieren, um eine Arthrose festzustellen?
Die wohl einfachste und effektivste Methode ist die Röntgenaufnahme. Auf dieser kann man in den meisten Fällen sehr gut erkennen, ob Gelenke geschädigt sind und in welchem Ausmaß die Schädigung sich bewegt.
Unterstützen kann man die Diagnosefindung mit dem Ultraschallgerät.
Wenn genauere Diagnosen benötigt werden, z.B. bei einem Bandscheibenvorfall, ist die Computertomographie ein wichtiges Hilfsmittel. Manchmal läßt sich nur durch diese Untersuchung das ganze Ausmaß einer Arthrose erkennen. Leider muß das Tier in Narkose gelegt werden und die Strahlenbelastung im Tomographen ist nicht unbedenklich aber gerechtfertigt, wenn man eine exakte Diagnose benötigt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Aus tiermedizinischer Sicht hat man leider wenig Möglichkeiten, die Arthrose zu behandeln.
- Hier steht die Schmerzmedikation an erster Stelle. Einige Tierärzte verabreichen leider schon in frühen Stadien Kortison, dies ist aber meines Erachtens abzulehnen, da bei einer Nutzen-Risikoabwägung die negativen Aspekte überwiegen. So schädigt man doch sehr schnell die inneren Organe wie Leber und Niere.
- Operation können in der Arthrosebehandlung ein Segen sein, wenn man an einen guten Operateur gelangt.
- Im Moment ist die sog. Goldakupunktur sehr beliebt, sie funktioniert aber nur, wenn der Arzt auch Wissen über Akupunktur hat. Informieren Sie sich im Vorfeld sehr genau über die Ausbildung des Tierarztes.
Eine Operation sollte immer letztes Mittel sein, zumal man eine Arthrose auch sehr gut naturheilkundlich behandeln kann.
Homöopathie als Alternative?
Es gibt hervorragende homöopathische „Schmerzmittel“, aber auch ergänzende Maßnahmen bringen Linderung. So kann man die Ernährung des Hundes umstellen, weg von zuviel Eiweiß, hin zu Vitaminen und Mineralstoffen. Ihr Tierheilpraktiker berät sie gerne zu diesen Maßnahmen.
Auch mit Ergänzungsfuttermitteln wie z.B.Grünlippmuschelextraken erzielt man Linderung.
Eine weitere Säule sind die sog. manuellen Therapien, wie Massagen und Osteopathie. Bei der Osteopathie ertastet man mit den Händen Verspannungen, die ja durch die Fehlbelastung entstehen, und löst sie. Die Schmerzhaftigkeit geht zurück.
Ich setze in meiner Praxis neben Ernährungsumstellung, klassischer Homöopathie und Ostepathie auch gerne Blutegel ein. Durch diese Behandlung erzielt man drei wichtige Aspekte. Der Egel spühlt durch seinen Speichel, der durch den Biss in die Wunde gelangt, entzündungshemmende, schmerzlindernde und abschwellende Substanzen ein. Hierdurch wird der Patient lange beschwerdefrei. Vereinfacht gesagt wirkt der Egel also wie eine Langzeitinjektion.
Wirksame Hausmittel?
Eine Maßnahme möchte ich hier noch kurz ansprechen und das sind die sog. Hausmittel. Leider sind sie bei uns Menschen in Vergessenheit geraten, da chemische Mittel sie verdrängt haben. Hausmittel können aber eine sinnvolle Ergänzung zu den eben vorgestellten Maßnahmen sein.
Bei Arthrose ist die Wärmetherapie zu nennen. Wärme kann man in Form von Kirschkernkissen zuführen. Es muss aber darauf geachtet werden, dass sich der Hund nicht verbrennt oder die Kerne schluckt. Bleiben Sie also stets dabei, wenn Sie ihm das Kissen auf die schmerzenden Gelenke legen und beobachten Sie Ihren Hund gut, dann merken sie schnell, ob es angenehm für ihn ist.
Wie man sieht, gibt es viele Möglichkeiten, einem Arthrosehund das Leben zu erleichtern. Klassische Schmerzmittel sollten deshalb nur im Notfall verabreichen werden.
Autorin: Claudia Holtkamp (https://www.tierheilpraxis-holtkamp.de)
Bild: radiograph taken by user Kalumet, legend added, Quelle: Wikimedia Commons, Creative Commons CC BY-SA 3.0