Hundehalter sind eine ganz besondere Spezies Mensch, weiss Alica Junker.
Ich wohne am Stadtrand, in einem prädestinierten Hundequartier. Bei uns im Wald lässt sich nicht nur ein Potpourri der verschiedenen Hunderassen beobachten, nein, auch der homo sapiens sapiens canis, der gemeine Hundehalter, lässt sich frei nach Carl Linné unterteilen.
Hundehalter Typ 1: junges Pärchen ohne Kinder
Früh morgens kommt mir das Pärchen ohne Kinder entgegen, diese Kategorie Mensch ist oft zu zwei unterwegs, zwischen 25 und 35 Jahre alt, vorzugsweise bereits Eigenheimbesitzer, sie blond, er Manager und stolze Eltern eines Golden Retrievers oder Labrador, bei eher hippen Eltern auch ein Goldendoodle oder ein Labradoodle, weil der Designermixname so unglaublich nach Kindern und Heiler-Welt-Familie klingt. Der Hund ist naja, es geht so, erzogen, aber: „Der ist ganz toll mit Kindern.“. Liebet und vermehret euch.
Typ 2: älteres Pärchen, Kinder aus dem Haus
Kontrastierend zu den jungen Pärchen mit Hund gibt es natürlich auch die Paare, deren Kinder ausgezogen sind und die einen Hund auch ein bisschen als Kinderersatz brauchen. Man trifft die Partner zu unterschiedlichen Zeiten mit dem Hund an, sie geht morgens, er abends und am Wochenende gehen sie gemeinsam. Der Hund ist gut erzogen, folgt nicht immer aufs Wort, freundlich, eine bestimmte Rasse oder Grösse ist hier von den weiteren Aktivitäten des Paares abhängig. Oft aber grössere Tierheimhunde oder eine ganz spezielle Rasse, von der noch nie jemand etwas vorher gehört hat.
Wer kennt schon den kleinen Brabanter? Hunderassen lassen die Individualität der Halter aufblitzen.
Typ 3: Familien mit Hund
Dann gibt es natürlich Familien mit Hund, dazu muss ich ja wenig Worte verlieren, Kinder und Hunde, das gehört einfach zusammen, ich finde die Mischung stets gelungen. Die Familienpapas müssen aber abends, wenn es dunkel ist, allein mit dem Hund raus. Immer, das finden Papa und Hund meist beide nicht so toll. Wenn Mama oder Papa vorher schon einen Hunde hatten, dann eher ein Rhodesian Ridgeback oder, bei kleineren Wohnungen, eine lustige, kleine Begleithundrasse, wie Havaneser oder Bolonka. Bei Individualisten Kromfohrländer oder Cockerpoo, bei Möchtegernpädagogen eher Mischlinge, Labrador, Lagotto.
Den Familientyp kann man wunderbar am Hund ablesen.
Typ 4: alte Juchteln
Dann gibt es die Kategorie alte Juchteln, wie ich sie liebevoll nenne, stets mit komisch frisierten Zwergrassen, meist ebenfalls in fortgeschrittenem Alter, unterwegs. Grössere Hunde erhöhen die Gefahr eines Oberschenkelhalsbruchs drastisch.
Die Tiere hören auf den Namen Maxi, Mausi, Momo, ignorieren diesen aber oft völlig. Die Besitzerinnen, es sind ausschliesslich Damen, sind aufgrund ihres hohen Alters der Ansicht, dass sie ungefragt alles kommentieren dürfen.
Sie kriegen ausserdem einen Herzinfarkt, wenn ein grösserer Hund, also alles, was über der Grasnarbe läuft, mit ihrem Hund spielen möchte. Man trifft sie allein oder im Schwarm, den Schwarm erkennt man an der vorgebeugten Lästerhaltung, sie wissen wirklich immer alles besser und müssen es untereinander kommentieren.
Typ 5: ältere Herren
Ältere Herren in Begleitung ihrer Hunde sind da ganz anders, sehr freundlich, auch sie haben eigene Ansichten von Hundeerziehung, gehen oft wandern und haben grössere Rassen, die ihr Ego komplettieren. Meist sind sie alleinstehend, man würde sie gern mit den alten Juchteln verkuppeln, aber möchte man den Männern, die nun endlich Ruhe vor den Frauen haben und sich mit ihren Hunden vergnügen wirklich diese Waschweiber antun?
Typ 6: die jungen Wilden
Die jüngeren, alleinstehenden oder alleinerziehenden Hundehalter lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen:
Kategorie Waldschrat, in die ich mich ohne mit der Wimper zu zucken einsortieren würde, meine Hundeklamotten sind immer dreckig, auch wenn draussen die Sonne scheint. Es ist mir ein Rätsel, wie man sauber von einem langen Spaziergang nach Hause kommen kann. Barbourjacke, Filzhut und Gummistiefel gehören zur Grundausstattung, meist mit Jagdhunden unterwegs, der Hund gehört zum Lifestyle, macht Sport, geht in den Hundekurs, Hobbies ausserhalb des Vierbeiners? Fehlanzeige.
Typ 6, Gattung Hipster
Kategorie Hipster, der Hipster geht mit seinem Hund am Bademantelgürtel spazieren, betont lässig und cool. Oder einfach armer Student. Der Hund, meist aus dem Tierheim oder aus einem südlichen Land gerettet, ist wirklich nicht schön. Aber er ist eine richtig coole Socke, mit jedem Barkeeper der Stadt auf du und du und weiss genau, wo er Dönerreste abstauben kann. Meist männliche Vierpföter.
Typ 6, Gattung Metrosexuell
Die Metrosexuellen hingegen wählen den Hund nach der Winterjacke aus, wir haben in unserem Sammelsurium hier ein sehr spezielles Modell mit einem Shiba. Der Hund sieht wirklich so aus, wie das lebendige Modell des Pelzbesatzes der Canada Goose Jacke, als ob man in unseren Breiten wirklich mit solchen Jacken herumlaufen müsste. Ausserdem ist er immer an der Leine. Warum? Weil der Hund sonst schmutzig werden könnte. Naja. Hier sind ebenfalls alle Tussis mit Chihuahua, Zwergspitz, etc. anzusiedeln. Hunde sind eher Accessoire als Lifestyle.
Typ 6, Gattung Supersportler
Letzte grosse Kategorie: Supersportler. Die Hunde sind auf dem Hundeplatz eine Eins mit Sternchen, sie können das Apportel nicht nur holen, sondern auch eins schnitzen, weil sie so clever sind. Meist trifft man sie joggend, Trike fahrend, oder auf dem Hundeplatz bei uns im Wald an. Hunderasse: gross, Schäferhund, Malinois, AmStaff, aus schlechter Haltung oder Tierheim.
Eines ist allen Hundehaltern aber gemein, ihre Hunde komplettieren ihr Leben und sind eine Art Alter Ego.
Beitragsbild: Sebastian Magnani, Quelle: sebastianmagnani.com