Eigentlich wollten wir Mitte August 14 Tage an der Nordsee Urlaub machen, ein Häuschen hatten wir schon im Januar, als wir wussten ein Hund würde bei uns einziehen, gebucht. Jetzt war aber klar, mit Telmo im Urlaub zu sein würde zum jetzigen Zeitpunkt nicht funktionieren. Meine Schwester hatte sich zwar angeboten, sich um Telmo intensiv zu kümmern, aber für uns stand fest: entweder mit Telmo in den Urlaub oder gar nicht. Also haben wir das Häuschen storniert.

Man muss Prioritäten setzen!

Intensiv mit Telmo und Vera an seiner Sozialisierung zu arbeiten erschien uns sinnvoller. Bevor sie uns besuchen würde, stand aber noch Telmos erster Kontakt zu einem Tierarzt bevor, da er seit seiner Ankunft in Deutschland immer wieder ein Problem mit seinem rechten Hinterlauf hatte. Unser Problem dabei, wir hätten ihn nur mit Gewalt zu einem Tierarzt bringen können – und das wollten wir ihm nicht zumuten. Die Alternative, der Tierarzt kommt zu uns. Im Internet hatten wir dazu aber immer wieder gelesen, dass davon aus verschiedenen Gründen dringend abgeraten wurde. Einer der Hauptgründe, der Hund würde es erdulden müssen, dass er in seinem sicheren Revier evtl. unangenehme Erfahrungen mit dem Tierarzt macht. Trotzdem hatten wir uns nach einem Telefonat mit einer Tierärztin aus unserem Ort zu einem Hausbesuch entschlossen. Sabine ist gegen Abend gekommen.

Alles was wir erwartet und uns vorgestellt hatten, ist nicht eingetroffen. Sabine hatte sich ausschließlich mit uns unterhalten und Telmo mehr oder weniger ignoriert.

Ihn in seiner Kudde anzufassen ist Tabu

Nach einer halben Stunde hatte sie uns gebeten, Telmo einmal durch die Wohnung laufen lassen, ihn in seiner Kudde anfassen oder gar untersuchen wollte sie nicht, da es für ihn ein zu großer Stress wäre. Außerdem wäre die Kudde Telmos sicherer Platz und damit für sie tabu. Also haben wir ihn mit Hilfe von ein paar Leckerlis dazu bewogen, kurz durch das Wohnzimmer zu laufen. Danach hat sie gemeint, es wäre mit Sicherheit nichts gebrochen aber Telmo hätte Schmerzen und dagegen müssten wir auf jeden Fall etwas tun. Sie hat uns dann ein Schmerzmittel und ein Präparat zur Unterstützung des Knorpel- und Gelenkstoffwechsels gegeben.

Eine Röntgenuntersuchung kam im Moment nicht in Frage, da der damit verbundene Stress für Telmo zuviel wäre.

Um es vorweg zu nehmen, das Schmerzmittel hatte gut gewirkt und Nebenwirkungen haben wir bis heute nicht festgestellt. Seinen Hinterlauf kann er inzwischen auch voll belasten. Zwei Wochen später war es soweit, an unserem zweiten Urlaubstag wollte Vera kommen.

Immer diese Fehler – Besuch von Vera, der Hundetrainerin

Pünktlich um 10:00 Uhr hatte es geklingelt. Wie in solchen Situationen üblich hatte Telmo zuerst gebellt und mich dann zur Tür begleitet. Also den Türöffner betätigt, mit der einen Hand die Wohnungstüre geöffnet und mit der anderen Telmo beruhigt. Mit einem freundlichen „Sie wissen, dass Sie Telmo gerade für seine Unsicherheit belohnt haben?“ hatte mich Vera begrüßt. Mit einem ebenso freundlichem „Äh, nein, hallo, kommen Sie rein“ hatte ich sie in die Wohnung gebeten und wollte, wie man es gelernt hat, ihr den Vortritt lassen. Schon wieder ein Fehler, na toll, Vera hatte mir gesagt wie es jetzt und in Zukunft laufen würde. Antje oder ich würden den Besucher in die Wohnung bringen, nicht der Besucher uns, den Grund würde sie uns später erläutern. Also erst einmal ins Wohnzimmer. Telmo bellt, er mag keine Besucher.

Telmo, als er noch den Empfangschef gespielt hat.

Telmo, als er noch den Empfangschef gespielt hat.
Bild & Quelle: Christoph Detmer

Den Hund ignorieren?

Vera sagt uns, dass wir ihn jetzt erst einmal ignorieren sollen. Gut, machen wir. Telmo bellt noch einen Augenblick weiter, dann beruhigt er sich, beobachtet aber jede von Veras Bewegungen und kommt dann sogar zu ihr, schnuppert kurz und geht wieder in seine Kudde.

Vera hat uns erklärt, Telmo hätte sie soeben nicht begrüßt sondern gecheckt, er hätte sich ein Urteil darüber gemacht, ob sie eine Gefahr darstellt oder nicht.

Und dann, mit einem Lächeln, „warum macht Telmo das eigentlich, das ist doch Ihre Aufgabe, Sie müssen die Verantwortung tragen, Sie müssen Telmo vermitteln wer ok. ist und wer nicht. Er ist der Verantwortung für die Sicherheit des „Rudels“ nicht gewachsen, also müssen Sie das übernehmen.“
So langsam fragen wir uns, ob wir bei Telmo auch etwas richtig gemacht haben. Und schon kommt der nächste Punkt.

Vera erklärt uns, dass Telmo im Moment einen ungünstigen Platz hat, es wäre besser, wenn wir seinen Liegeplatz so ändern, dass wir immer zwischen ihm und der Wohnungstüre wären.

Er dürfte zwar bellen und uns damit auf ein Klingeln aufmerksam machen, aber die Überprüfung, das Abchecken des evtl. Besuchers und die Entscheidung, ob er eine Gefahr darstellen würde oder nicht, das wäre unsere Verantwortung und Telmo müsse lernen unserer Entscheidung zu vertrauen. War es nicht genau das was wir wollten, ein Hund der uns vertraut?

Wer seinen Hund führen will, muss auch an die Details denken

Nach diesen ersten Tipps folgte ein Gespräch von ca. 1,5 Stunden. Vera wollte alles wissen, wie, wo und wann Telmo sein Fressen bekommt, wie wo und wann wir, bzw. meine Schwester uns mit ihm beschäftigen, was Telmo von sich aus macht, wann und bei welchen Gelegenheiten er sich nach uns richtet und auch richten muss. Vertrauen und Bindung waren die Schlüsselworte die von jetzt an im Vordergrund gestanden haben.
Zwei Änderungen wussten wir schon:

  • Telmos Kudde würde einen neuen Platz bekommen und
  • die „Zeremonie“ beim Klingeln an der Türe würde sich ändern.
  • Die dritte Änderung hatte Telmos Fressen betroffen. Laut Vera sollte er es sich „erarbeiten“ und zwar im Spiel.

    Telmos Kudde am neuen Platz neben der Terrassentüre

    Telmos Kudde am neuen Platz neben der Terrassentüre
    Bild & Quelle: Christoph Detmer


    Da Telmo Trocken- und Nassfutter bekommt, hatten wir uns schnell darauf geeinigt, das Spiel aufs Trockenfutter zu beschränken. Das Nassfutter sollte Telmo ab sofort an unterschiedlichen Stellen bekommen, mal im Garten, mal auf der Terrasse und mal im Wohnzimmer. Dabei würde der Napf auch nicht einfach auf dem Boden stehen sondern wir würden ihn halten. Telmo sollte dadurch lernen, dass das Futter nicht einfach zur Verfügung steht sondern ihm von uns, von seinen Menschen angeboten wird. Nun kam das Thema Leine. Nachdem wir Vera vorgeführt hatten wie Telmo auf die Leine reagiert, hatte sie geraten, einfach im Baumarkt ein Stück Seil zu holen und die Länge so zu bemessen, dass es gerade den Boden berühren würde. Telmo sollte sich bewegen können ohne eingeschränkt zu sein und ohne Gefahr zu laufen, irgendwo hängen zu bleiben.

    Da war noch was…

    Wow, das war eine ganze Menge Holz aber es kam in einem Nebensatz noch eine Zusatzaufgabe. Damit Vera auch über Kleinigkeiten möglichst zeitnah informiert würde um evtl. sofort zu reagieren, sollten wir sie regelmäßig und möglichst oft per Mail informieren, ob und welche Änderungen wir bei Telmo bemerken würden. Der nächste Besuch sollte eine Woche später stattfinden. Klar hatte ich gesagt, kein Problem. Dass wir in der Zeit von Mitte August bis Ende Dezember 117 Mails schreiben, 117 Antworten lesen und Vera uns acht Mal besuchen würde, hatten wir natürlich nicht geahnt. Zum Abschied des ersten Besuchs hieß es dann,

    „Auch wenn es mit Telmo zwei Schritte vorwärts geht, es wird auch immer Mal wieder einen oder auch zwei Schritte zurück gehen. Bei Hunden wie Telmo muss langfristig gedacht werden, wenn ihr durchhaltet werdet ihr aber von ihm belohnt, dann werdet ihr einen absolut tollen Hund haben.“

    Ich glaube niemandem von uns war zu diesem Zeitpunkt klar, wie Recht Vera mit ihrer Aussage haben würde, Recht in jeder Beziehung.

    Von der Theorie in die Realität

    Kurz nachdem sie weg war, bin ich in den Baumarkt ein Stück Seil kaufen. Telmos Abendessen haben wir dann so gestaltet, wie Vera es gesagt hatte. Er war zwar sehr zögerlich, aber der Hunger war größer. Am nächsten Tag dann die Frage, wo ist der bessere Platz für seine Kudde, wo passt sie hin. Dann die einstimmige Feststellung, neben der Terrassentüre ist der beste Platz. Das hatte aber bedeutet, das Wohnzimmer muss umgestellt werden, die TV-Möbel da hin wo das Sofa steht, das Sofa dort hin wo der Schrank steht und der Schrank, ja wohin mit dem Schrank. Die rettende Idee, der Schrank kommt ins Büro. Gesagt, getan.

    Da tut sich ein Problem auf, der alte Röhrenfernseher ist zu tief, er passt nicht hin wo er hin soll. Ok., wenn wir auf den Urlaub verzichtet haben, sollte ein neuer Fernseher drin sein (endlich ein Flachbild-Fernseher, wurde auch Zeit, vielen Dank Telmo). Kurz entschlossen zum Fernsehhändler in den Nachbarort, nach 10 Minuten hatten wir uns entschieden und das Gerät wollte er noch am gleichen Tag liefern, aufstellen und einstellen. Wunderbar, nur, auf den bisherigen TV-Schrank würde er auch aus optischen Gründen nicht passen, also schnell in die Stadt und ein schönes, passendes Glasregal gekauft. Sofort ist uns bei Telmo auch eine Änderung aufgefallen. Bisher hatte er abends in seiner Kudde gelegen und zu Wohnungstüre gesehen. Bei jedem noch so kleinen Geräusch hatte er sich aufgesetzt und war dann auch oft in den Flur und zur Wohnungstür gelaufen. Aber direkt am ersten Abend am neuen Platz seiner Kudde war er relaxter, hatte ganz entspannt darin gelegen und höchsten die Ohren aufgestellt wenn Geräusche aus dem Treppenhaus kamen. Also damit hätten wir nicht gerechnet. Ab dem nächsten Morgen hatten wir mit den Spielen und Übungen so gestartet, wie Vera es uns gesagt hatte. Alles war auch soweit ok, nur das Seil an seinem Geschirr fand er nicht besonders gut. Telmo hatte einfach auf stur geschaltet und ist liegen geblieben. Es ist uns zwar sehr schwer gefallen, aber wir hatten es nicht ab gemacht. Der Lohn, nach ein paar Tagen war er wenigstens soweit, dass er trotz des (70 cm) kurzen Seils erst vorsichtig und nach ein paar weiteren Tagen auch so locker wie ohne Seil durch das Wohnzimmer und den Garten gelaufen ist. Telmo hatte aber immer argwöhnisch darauf geachtet, das wir das Seil nicht angefasst haben. War es uns trotzdem einmal gelungen, ist er für Stunden in seiner Kudde geblieben.

    Alles für den Hund?

    Wenn wir auf Nachfrage erzählt hatten, wie meine Schwester und wir mit Telmo üben und was wir bisher unternommen hatten hieß es oft, „was, für einen Hund, solche Umstände und soviel Arbeit nur für einen Hund?“ Ja, für einen Hund, für Telmo, für einen Hund der kein Angsthund mehr sein wollte.
    Auf der Internetseite des Tierschutzvereins hatten wir zu dieser Zeit auch gelesen, dass Amelie, seine Zwinger- und Reise-Gefährtin von ihren Adoptanten zurück gegeben wurde. Die beiden schon vorhandenen Hunde hatten sie nicht akzeptiert und es hatte wie bei Telmo große Probleme mit der Leine gegeben. Jetzt war sie bei Katharina, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Tierschutzvereins in Pflege. Ohne die genauen Umstände zu kennen, hatten wir uns gefragt, ob die Adoptanten von Amelie wirklich keine andere Möglichkeit hatten, ob sie Amelie vielleicht nicht genügend unterstützt hatten. Schließlich hatten wir uns mit Katharina in Verbindung gesetzt um von ihr mehr Informationen zu bekommen und vor Allem um zu erfahren, wie es Amelie geht, wie sie sich bei ihr einlebt.

    Vera ist unzufrieden

    Als wir Vera bei ihrem zweiten Besuch erzählen wie es mit Telmo gelaufen ist und wie er bei den Übungen mitgemacht hatte, bekomme ich zuerst einen „Anschiss“, ich hatte ihr kein Mail geschickt.

    Zu der Sache mit dem Seil hieß es dann, wir sollten Telmo nicht überfordern und gleich zwei Schritte auf einmal machen.

  • Erst müsste er das Seil als etwas ganz Natürliches ansehen,
  • dann könnten wir damit beginnen ihn daran zu gewöhnen dass wir es auch anfassen.
  • erste Erfolge, Telmo entspannt außerhalb seiner "sicheren" Kudde.

    erste Erfolge, Telmo entspannt außerhalb seiner „sicheren“ Kudde.
    Bild & Quelle: Christoph Detmer


    Mit den Spielen der ersten Woche ist es dann weiter gegangen. Tatsächlich, Telmo wurde lockerer, ist nicht mehr bei jeder Bewegung von uns zusammen gezuckt und es war sogar möglich, ihn auch außerhalb der Kudde kurz zu streicheln. Vera hatte dann auch die ersten Mails bekommen und wir ihre Antworten. Außer kurzen Hinweisen und Mahnungen nicht zu viel von Telmo zu fordern waren es Bitten, Telmos Verhalten genauer zu schildern, wie war seine Rute bei dieser oder jener Gelegenheit, wie die Stellung seiner Ohren und hatte er nur gezögert oder hatte er sich verweigert.

    Wir lernten genau zu beobachten

    Im Laufe der nächsten Monate hatten wir dann gelernt, Telmo ganz genau zu beobachten, auch auf Kleinigkeiten zu achten. Dadurch haben wir dann bemerkt, das augenscheinlich gleiches Verhalten doch nicht gleich war. Hatte er z.B. in der ersten Zeit beim Anlegen des Seils Meideverhalten gezeigt und dabei auch die Ohren angelegt, so hatte sich sein Verhalten der Art geändert, dass er sich zwar immer noch abgewendet hatte wenn er uns mit dem Seil gesehen hatte, aber die Ohren waren nicht mehr ganz angelegt und seiner Rute auch nicht mehr ganz eingeklemmt. Auf zwei Faktoren hatten wir von Anfang an geachtet, die Übungen hatten meine Schwester und wir immer zur gleichen Uhrzeit gemacht und Telmo wurde nie überlistet, wir hatten ihm immer gezeigt, was wir vor hatten. Dann war unser Urlaub zu Ende und meine Schwester war wieder morgens und nachmittags für je 1,5 bis 2 Stunden bei Telmo und hat die gleichen Übungen wie wir mit ihm gemacht. Für mich hieß das, jeden Vormittag ein Anruf, was macht Telmo, wie reagiert er, macht er mit oder hat er einen schlechten Tag und weigert sich. Dann ein paar kurze Notizen und abends ein Mail an Vera geschickt.

    Vera lehrt uns, den Fortschritt im Detail zu erkennen – und zu verstehen

    Wir waren oft ganz erstaunt, wenn sie große Fortschritte gesehen hatte, wo wir nur ein minimales Vorwärtskommen oder sogar einen Rückschritt zu bemerken geglaubt hatten. Aber geduldig wie Vera war hatte sie uns immer genau erklärt, worin sie den Fortschritt sieht und wodurch er erreicht worden ist, wie wir darauf aufbauen sollten. Somit sind wir nach jedem Treffen mit ihr wieder mit viel Zuversicht an die Übungen gegangen. Irgendwann waren die Fortschritte dann auch für uns deutlich sichtbar, Telmo hatte die ersten Schritte ins Treppenhaus gewagt, meine Schwester hatte ihn im Garten streicheln dürfen, Telmo fand auf einmal das Suchen von Leckerlis äußerst spannend und seine Begrüßung wenn meine Frau und ich von der Arbeit gekommen sind, wurde immer stürmischer.

    Telmo wird mutiger, aber seine Bemühungen werden nicht honoriert, leider nur Fischfutter im Karton, nicht sein Geschmack.

    Telmo wird mutiger, aber seine Bemühungen werden nicht honoriert, leider nur Fischfutter im Karton, nicht sein Geschmack.
    Bild & Quelle: Christoph Detmer

    Um Vera unabhängig von unseren Schilderungen per Mail noch mehr Informationen zu geben, hatten wir auch Videos gemacht und sie uns zusammen mit ihr angesehen. Dann hieß es, das habt ihr gut gemacht, aber da, da hat Telmo gezeigt er verliert die Lust, da hättet ihr reagieren müssen. Und hier, er beendet das Spiel, nicht ihr, das müsst ihr abstellen, ihr beginnt ein Spiel und ihr beendet es auch, nehmt Telmo soviel Entscheidungen wie möglich ab. Teilweise war es richtig anstrengend nach einem Arbeitstag noch mit Telmo zu üben, ein Mail mit so vielen Einzelheiten wie möglich zu schreiben und dann auch noch darüber nachzudenken, was wir weiter verbessern könnten um die nächsten Fortschritte zu erreichen. Aber immer wieder hatten wir uns gesagt, es ist nötig und nur so können wir Telmo helfen.

    Üben, mit Leine in der Wohnung ...

    Üben, mit Leine in der Wohnung …
    Bild & Quelle: Christoph Detmer


    ... mit Leine im Garten. Bild & Quelle: Christoph Detmer

    … mit Leine im Garten.
    Bild & Quelle: Christoph Detmer

    Gehe zurück aus „Los“?

    So wie Vera es bei ihrem ersten Besuch gesagt hatte, gab es auch Tage, da hatten Übungen die eigentlich schon zur Routine geworden waren, plötzlich nicht mehr funktioniert, es kamen Tage, da hatte Telmo plötzlich Angst vor Geräuschen oder alltäglichen Dingen, vor denen er bisher noch keine Angst gehabt hatte. Insgesamt gesehen, ist es aber immer weiter vorwärts gegangen. Nie vergessen werden wir die vielen kleinen Highlights, den Anruf meiner Schwester in dem sie mir sagt, dass Telmo die Leckerlis sogar von der dritten Stufe im Treppenhaus geholt hat, ihre Begeisterung als es hieß, ich hatte das Seil in der Hand und bin mit ihm quer durch den ganzen Garten. Es gab viele und für uns sehr emotionale Momente, so der Abend als meine Frau Telmo gebürstet hatte und er so entspannt war, so viel Vertrauen hatte, dass er dabei eingeschlafen ist oder der Tag, an dem er es ohne Zucken zugelassen hatte, dass wir seine Krallen schneiden konnten. Für viele oder sogar die meisten Menschen die einen Hund haben gibt es bestimmt keinen Grund solche Momente in Erinnerung zu behalten, für uns aber waren es Meilensteine auf unserer Reise mit Telmo.

    Das Vertrauen zu sich selbst

    Telmo wurde immer entspannter, bekam immer mehr Vertrauen zu uns, aber auch mehr Vertrauen zu sich selbst. Die regelmäßigen Spielstunden mit meiner Schwester machten ihm jetzt großen Spaß und er hatte sogar angefangen, sie zum Spielen aufzufordern. Nach jedem von Veras insgesamt acht Besuchen hatten wir etwas gelernt, hatten weitere wichtige Hinweise bekommen worauf wir achten sollten. Es war im Oktober als Sie uns gesagt hatte, wir sollten Telmo langsam daran gewöhnen an dem Seil bis zum Gartentor zu gehen, der Zeitpunkt den Garten zu verlassen und auf die Straße zu gehen, würde näher rücken, Telmos Bindung zu uns wäre inzwischen stark genug und er hätte schnellere Fortschritte gemacht als sie zu Anfang erwartet hätte. Also hatten wir sein normales Brustgeschirr gegen ein „No-Exit-Geschirr“ getauscht. Die Erinnerung an die Flucht am Tag seiner Ankunft hatte uns immer noch in den Knochen gesessen und wir wollten kein Risiko eingehen.

    Spielen mit Gaby, meiner Schwester (wir nennen sie immer Telmos Nanny)

    Spielen mit Gaby, meiner Schwester (wir nennen sie immer Telmos Nanny)
    Bild & Quelle: Christoph Detmer

    Es war dann Ende Oktober als Ulli sich wieder bei uns gemeldet hatte. Die ganze Zeit über hatten wir sie immer über Telmos Entwicklung auf dem Laufenden gehalten. Sie wollte wissen ob wir zu Hause sind, sie würde Telmo gerne mal wieder sehen. Ca. eine halbe Stunde später war sie da. Telmo hatte zwar zuerst gebellt, sich aber auch schnell wieder beruhigt. Ulli hatte gefragt wie es denn so läuft und nachdem sie Telmo eine Zeit beobachtet hatte gesagt, so wie sie es beurteilen könnte, wäre schon eine ziemlich starke Bindung zwischen Telmo und uns gewachsen. Und dann, „ich sehe er hat sein No-Exit-Geschirr an, toll, das passt, die Schonzeit ist vorbei, Telmo kommt heute raus.“ Wir hatten mit Allem gerechnet, aber nicht damit. Telmo raus? Wie sollte das denn gehen? Aber Ulli hatte es ernst gemeint. Gnädig wie sie war, hatte sie aber gefragt (mit einem lieblichen Lächeln im Gesicht), ob wir vorher noch eine Zigarette zur Beruhigung rauchen wollten.

    Spielen mit Gaby

    Spielen mit Gaby
    Bild & Quelle: Christoph Detmer


    In der nächsten Folge geht es um Telmos Weg nach draußen, um die ersten Spaziergänge im Wald und um seine Reaktion auf andere Hunde.

    Ein Gastbeitrag von Christoph Detmer

    Alle Bilder & Quellen: Christoph Detmer