Im Internet findet man zu jedem beliebigen Thema eine Vielzahl von Tipps und Ratschlägen. Gerade als wir nach längerer Zeit wieder einmal mit Telmo’s Ängsten konfrontiert worden sind, hatten wir auf Issn‘ Rüde! den Beitrag von Miriam Arndt-Gabriel über die Konditionierung eines Hundes auf ein Duftöl gelesen. Eigentlich logisch was sie schreibt.
Hunde zeigen Drogen an, finden unter Trümmern verschüttete Menschen und Vera bildet Hunde dazu aus, Diabetiker zu warnen wenn ihr Blutzuckerspiegel einen kritischen Wert haben. In all diesen Fällen reagieren Hunde mit einer antrainierten Reaktion auf einen bestimmten Geruch.
Eigentlich müsste es doch funktionieren
Warum sollte es also nicht möglich sein, einem Hund an zu trainieren, auf einen bestimmten Geruch mit Entspannung zu reagieren. In dem Artikel hatte gestanden, man könnte Lavendel- oder ein anderes gutes Öl verwenden. Wir hatten uns aber für Lavendelöl entschieden denn es wird auch in ähnlichem Zusammenhang in der Humanmedizin eingesetzt. Telmo ist immer dann sehr entspannt, wenn wir abends das Sofa in Beschlag nehmen. Oft dauert es dann nur noch ein paar Minuten bis er eingeschlafen ist. Also kamen an einem Samstag ein paar Tropfen Lavendelöl auf ein Stück Küchenkrepp und legten es dann auf die Heizung in seiner Nähe. So haben wir es dann jeden Abend gehandhabt.
Die Probe aufs Exempel!
Am Mittwoch darauf war ich gegen 22:00 Uhr auf der Terrasse eine Zigarette rauchen als ich ein (wahrscheinlich) privates Feuerwerk in unserem Ort gehört habe. Nach den ersten beiden Schlägen war Telmo’s Kopf oben und die Ohren angelegt. Nach einer kleinen Unterbrechung die nächsten Feuerwerkskörper und Telmo bleibt, wenn auch etwas beunruhigt, in seiner Kudde sitzen. Eigentlich wäre das der Moment gewesen wo er in den Flur geht und sich mehr oder weniger zitternd zusammenrollt. Nicht aber an diesem Abend. Selbst als es noch ein paar weitere male geknallt hatte, war Telmo in seiner Kudde liegen geblieben und ein paar Minuten nach dem letzten Knall auch wieder eingeschlafen.
Er wirkt entspannter, egal ob zuhause oder unterwegs
Dann war wieder Samstag, Gelegenheit für Antje und mich zusammen mit mit unserem Hund einen längeren Spaziergang zu machen. Also ein paar Tropfen Öl auf die Finger und los ging‘s. Auch wenn wir unterwegs nichts besonders aufregendes erlebt hatten, Telmo schien insgesamt ein Stück entspannter als üblich zu sein. Weiterhin hat es in unserem Wohnzimmer abends ganz leicht nach Lavendel geduftet und wir waren gespannt, ob wir weitere Veränderungen bei Telmo feststellen würden. Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen und Veränderungen haben wir tatsächlich beobachtet. Telmo ist auf unseren Spaziergängen schon zu Beginn immer noch entspannter als vor dem Start unserer „Lavendel-Dufttherapie“. Auch bei Begegnungen mit anderen Hunden die ihm näher als notwendig kommen oder anbellen, bleibt er heute relaxt oder lediglich aufmerksam wo er noch vor ein paar Wochen angespannt bis skeptisch reagiert hatte. Heute reicht das, was wir schon immer gemacht haben, ohne sonst etwas zu ändern geht einer von uns einfach einen Schritt vor Telmo und, er ist beruhigt. Aber auch wenn er mit nur einem von uns unterwegs ist, ist er zunehmend entspannter.
Der Härtetest: wir begegnen einer Hundeschule
Eine Art „Härtetest“ hatte es am letzten November-Wochenende gegeben. Gegen Ende eines ausgedehnten Spaziergangs war uns eine Hundeschule mit 16 Hunden samt Haltern entgegen gekommen. Auch um die gerade stattfindende Übung nicht zu stören waren wir stehen geblieben. Nach kurzer Zeit hatte sich die Gruppe aufgeteilt und links und rechts vom Weg aufgestellt. Telmo und ich haben unseren Weg zwischen diesem „Spalier“ hindurch fortgesetzt. Telmo war kurz vor der Gruppe stehen geblieben, hatte einmal in die Runde gesehen und war dann ohne jedes Zögern mit mir weiter gegangen. Entgegen meiner Erwartung und sonstiger Erfahrung mit durchhängender Leine, Telmo ganz locker, keine aufgestellte Rute, kein gesträubtes Fell.
Wir hatten fast alle Hunde passiert, da hatte plötzlich eine junge Berner Sennenhündin einen Schritt nach vorne gemacht, sich auf die Seite gelegt und ein leises Fiepen von sich gegeben. Telmo war sofort stehen geblieben, hatte auch kurz gefiept und beide Hunde haben sich beschnüffelt. Normalerweise vermeiden Antje und ich Sozialkontakte an der Leine aber Telmo ein junger Rüde, diese Reaktion einer jungen Hündin.
Sollte ich ihm (und ihr) dieses kurze Vergnügen verwehren?
Zumindest die männlichen Leser sollten Verständnis für meine kleine Inkonsequenz haben. Auf der anderen Seite des Weges war ein Jagdhund überhaupt nicht mit der Situation einverstanden, an der Leine zerrend, knurrend und bellend hatte er protestiert. Wieder hatte mich Telmo überrascht.
Statt wie gewohnt in gleicher Weise zu reagieren hatte er sich ruhig in Richtung Jagdhund gedreht aber nicht einmal versucht sich ihm zu nähern, kein gesträubtes Fell, kein Knurren, kein Bellen, nicht einmal ein Zucken der Lefzen. Lediglich mit aufgestellter Rute hatte er den Jagdhund fixiert. Der hatte sich nach einem ersten Stutzen sehr schnell entschieden, die Sache von einer Position hinter seinem Halter weiter zu beobachten. Ich bin aber weiter gegangen und Telmo war ohne auf ein Wort von mir sofort mitgekommen. Ich war mir inzwischen sehr sicher, unser Test mit dem Lavendelöl hatte mit zu diesem relaxten Verhalten und seiner grundsätzlich größeren Ausgeglichenheit beigetragen.
Oh weh- es ist Vollmond!
Wie ich am Anfang geschrieben hatte ist Telmo immer dann besonders entspannt, wenn meine bessere Hälfte und ich uns abends auf das Sofa zurückziehen. Davon gibt es eine einzige Ausnahme – Vollmond. Dann ist er immer unruhig, legt sich hin, steht auf, dreht sich dreimal, legt sich wieder hin und wiederholt diese gymnastische Übung nach ein paar Minuten. Das geht dann über einen längeren Zeitraum. Beim letzten Vollmond kam abends kein Lavendelöl auf die Heizung und promt sein bekanntes Verhalten. Nach ca. einer halben Stunde, diversen Körperdrehungen und „Situps“ von Telmo haben wir ein paar Tropfen auf ein Küchenkrepp gegeben, es auf die Heizung gelegt und siehe da, nach ein paar Minuten war er sichtlich ruhiger und kurze Zeit später sogar eingeschlafen.
Fazit
Lavendelöl ist sicherlich kein Allheil- oder Wundermittel, aber es hat, so wie in dem Beitrag von Miriam Arndt-Gabriel angewendet, mit Sicherheit eine positive Wirkung und hilft (zumindest bei Telmo) tatsächlich zu entspannen. Danke an die Autorin des Beitrags und danke an Issn‘ Rüde! Für die Veröffentlichung. Der kommenden Sylvester-Knallerei sehen wir jetzt wesentlich entspannter entgegen als im letzten Jahr.
In der nächsten Folge unserer Reise mit Telmo schreibe ich über das Wandern in den Bergen und Turnschuhe.
Allen Lesern und dem Team von Issn‘ Rüde! wünschen Antje, Telmo und ich frohe Weihnachten und ein gesundes 2015.
Eure Antje & Christoph Detmer
Alle Bilder & Quellen: Antje und Christoph Detmer