Ein paar Tage bevor ich die letzte Folge über unsere Reise mit Telmo veröffentlich haben, hatten wir nach längerer Zeit wieder ein Erlebnis in Zusammenhang mit Telmos Ängsten und Unsicherheiten bzw. mit dem, was davon noch vorhanden ist.
Genau darum sollte es in der nächsten Folge gehen. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. „Schuld“ an der Verspätung ist nämlich Issn‘ Rüde! Warum das so ist, erklärt hoffentlich der Rest des Beitrags.
Eigentlich ist ja alles gut
Waren Telmo Autos, besonders wenn sie sehr zügig unterwegs waren, nie ganz geheuer, sind sie ihm inzwischen mehr oder weniger egal. Fahrradfahrer die eher geflogen als gefahren sind hätte er am liebsten vom Rad geholt.
Jetzt geht er einfach zur Seite oder wir stellen uns vor ihn und er wartet geduldig bis sie vorbei sind. Trotzdem gibt es immer noch Situationen, in denen die Reste seiner ehemaligen Ängste an die Oberfläche drängen. Immer noch kommt es vor, dass Telmo plötzlich Angst bekommt und nicht weiter will. Das passiert zwar immer seltener, aber es kommt noch vor.
Warum sträubt er sich auf einmal?
Ca. eine Woche bevor ich die letzte Folge geschickt hatte war Telmo entgegen des üblichen Ablaufs schon morgens zu meiner Schwester gekommen statt die ersten paar Stunden des Vormittags alleine zu bleiben. Bei meinem üblichen Anruf gegen 11:00 Uhr hatte sie mir erzählt, Telmo hätte sich zuerst gesträubt und schließlich ganz verweigert, als sie vom Wohngebiet in den Wald gewollt hätte. Eine Erklärung für sein Verhalten hatte sie nicht. Am nächsten Tag das gleiche Spiel, Telmo wollte auf keinen Fall unser Wohngebiet verlassen. Das einzige was meiner Schwester aufgefallen war, wieder zu Hause angekommen hatte Telmo sich zuerst zu den PKW-Abstellplätzen gewendet und dann an unserer Wohnungstüre geschnüffelt. Was das sollte war mir nicht klar, aber sie meinte, das würde er immer machen wenn sie vom Nachmittagsspaziergang kämen.
Würde er dabei merken das Antje zu Hause ist, würde er auch nicht mit in ihre Wohnung gehen. Wir können uns zwar nicht ganz sicher sein, aber mit Hilfe von Vera sind wir auf eine wahrscheinliche Lösung gekommen. An den beiden Vormittagen als Telmo sofort zu meiner Schwester gekommen war, hatte es bei ihr den gleichen Ablauf gegeben wie sonst kurz vor dem Nachmittagsspaziergang. Nachmittags vom Spaziergang nach Hause kommen bedeutete für Telmo, entweder ist Antje schon zu Hause oder sie kommt nur wenig später. Telmo war an diesen beiden Vormittagen wohl davon ausgegangen, es ist nur der kürzere Spaziergang an dessen Ende Antje zu Hause ist und er hatte wohl Angst diesen Moment zu verpassen.
Ein Schuss löst Urängste aus
Eine Bestätigung dieses Erklärungsversuchs gab es am folgenden Tag. Telmo war nicht sofort zu meiner Schwester gekommen, sie hatte ihn am späteren Vormittag geholt und ohne jedes Zögern ist er durch das Wohngebiet ab in den Wald gegangen. Am Donnerstag und Freitag war Telmo wieder nicht dazu zu bewegen in den Wald zu gehen aber die Erklärung war dieses Mal ganz einfach, Schießbetrieb auf dem US-Schießplatz im Nachbarort war die Ursache. Feuerwerk, Gewitter oder eben die typischen Geräusche von einem Schießplatz und Telmos Ängste beherrschen sein Verhalten, wenn eben möglich ergreift er die Flucht und versucht einen sicheren Unterschlupf zu finden.
Samstags bin ich dann mit Telmo in den Wald aber scheinbar hatten 2 Tage Schießgeräusche einen sehr intensiven Eindruck hinterlassen. Kaum 200 Meter vom Auto entfernt und gerade ein paar Meter im Wald, legt er plötzlich die Ohren an, klemmt die Rute ein und setzt sich. Er wollte nicht weiter. Locken? Vergeblich. Energisch rufen? Auch vergeblich. Also hatte ich die Leine neben ihn gelegt, mich umgedreht und war weiter gegangen. Nach vielleicht 20 Metern hatte ich mich umgesehen. Telmo war vorsichtig hinter mir her geschlichen aber kaum hatte ich mich in seine Richtung gedreht, hatte er sich wieder gesetzt. Also wieder weiter, wieder ca. 20 Meter, wieder zu Telmo gedreht und wieder war er hinter mir her gekommen aber auch wieder hatte er sich gesetzt als ich mich zu ihm gedreht hatte. Gut, weitergehen, dieses Mal nicht 20 Meter sondern die doppelte Strecke und nachgesehen, ob Telmo wieder hinter mir her gekommen war. War er, toll, aber dann die Erkenntnis, ich hatte mich zu früh gefreut. Er hatte sich nicht so wie die beiden Male vorher gesetzt, nein, das wäre zu einfach, er war der Meinung, was Herrchen kann kann er auch. Kaum hatte ich mich zu ihm umgesehen, hatte er sich Richtung Parkplatz und Auto gedreht und langsam in Bewegung gesetzt. Nach ein paar Metern war er stehen geblieben und hatte sich nach mir umgedreht.
Nur keinen Rollentausch!
Um einen endgültigen Rollentausch zu vermeiden hatte ich nur eine Möglichkeit gesehen, mich umdrehen und meinen Weg in den Wald fortsetzen ohne mich zu vergewissern, ob Telmo doch noch kommt. Je weiter ich gegangen war, je schwerer war es mir gefallen mich nicht umzudrehen. Dann, ich war inzwischen ca. 100 Meter gegangen, war Telmo plötzlich neben mir. Natürlich hatte er reichlich Lob bekommen und die restliche Runde durch den Wald hatte es auch keine Probleme mehr mit einem Telmo, der lieber Richtung Auto gegangen wäre, gegeben. Abends habe ich dann das Ganze mit Telmo und meiner Schwester wiederholt. Allerdings hatte sie die Leine und ich hatte mich eher im Hintergrund gehalten. Für den Fall das Telmo aus Angst oder einem anderen Grund nicht weiter gehen wollte hatten wir ausgemacht, dass ich ohne ihn anzusprechen einfach weitergehen würde, sie die Leine fallen lässt und mir folgt. Diese Absprache war dann aber unnötig, kein Anlegen der Ohren, kein Einklemmen der Rute, nicht einmal ein kurzes Zögern, Telmo war locker und entspannt mit uns mit gekommen. An dem Abend haben wir uns überlegt wie wir Telmo noch besser dabei unterstützen können, in vielen Situationen entspannter zu reagieren und in der Folge die noch vorhandenen Ängste vielleicht ganz abzulegen.
Gelesen & probiert – ein neuer Ansatz in Sicht?
Genau hier kommt Issn‘ Rüde! und damit der Grund für meine Verspätung ins Spiel. Bei euch hatte ich nämlich nur ein paar Tage später den Beitrag von der Gastautorin Miriam Arndt-Gabriel gelesen. Es ging darum, einen Hund auf ein Duftöl zu konditionieren und damit zum Entspannen aufzufordern. Ganz besonders entspannt ist Telmo wenn Antje und ich uns nach dem Abendessen auf das Sofa zurückziehen.
Seit zwei Wochen kommen in dieser Situation ein paar Tropfen Lavendelöl auf ein Stück Küchenkrepp und ich lege es in Telmos Nähe auf die Heizung. Bevor ich also eine Folge über Telmos noch vorhandene Ängste schreibe, wollte ich einfach abwarten, ob wir eine Wirkung beobachten können.
Damit die Verspätung aber nicht zu groß wird, mache ich an dieser Stelle Schluss und schreibe an der eigentlich geplanten Folge weiter.
Ein Gastbeitrag von Christoph & Antje Detmer
Alle Bilder & Quellen: Christoph & Antje Detmer