Ein Gastbeitrag von Ulrike Koch

Ihr habt lange nichts von mir gelesen. Glaubt mir, das liegt nicht an mir.  Mein Leben mit Frauchen, Herrchen und meinem Bruder Jay Dee war schon echt toll. Gut, Jay Dee nervte schon manchmal. Aber nach 6 Jahren mit ihm, weiß ich damit umzugehen.

Doch dann wurde mein Leben plötzlich auf den Kopf gestellt.

Das war so: Frauchen musste ins Krankenhaus, das kannte ich ja schon, aber ich hatte ja noch Herrchen. Diesmal aber war es irgendwie anders.
Herrchen war oft mit Jay Dee weg, nahm immer ein paar seiner Sachen mit und brachte sie auch nicht zurück.

Früher, wenn Frauchen im Krankenhaus lag, besuchte er sie viele Stunden, doch nun kam er immer wieder sehr schnell zurück. Immer war er mit Jay Dee unterwegs, ich blieb zu Hause und wenn die beiden zurückkamen, dann rochen sie anders. Der eine nach fremden Menschen und mein Kumpel nach fremden Hunden. Ich machte mir große Sorgen, konnte es aber nicht deuten und als sie eines Tages wieder vor mir stand war ich glücklich und zufrieden. Alles schien wieder gut, aber ich sollte mich irren.

Herrchen machte mit Jay Dee und mir einen langen Waldspaziergang. Dann fuhren wir wieder heim, Herrchen brachte mich in die Wohnung, Jay Dee blieb im Auto. Ich drehte mich nochmal um weil ich dachte er kommt doch noch mit, aber Jay Dee blieb, wo er war.
Herrchen schloss die Türe auf und dann fiel die Tür ins Schloss und Herrchen war weg und er und Jay Dee kamen nicht mehr wieder.

Von da an, lag mein geliebtes Frauchen nur noch auf dem Sofa und weinte. Ich wusste nicht, was los war, aber ich wusste, mein Frauchen braucht mich. Nach einer Woche wurde es noch schlimmer. Die Tochter von Frauchen war gestorben. Manchmal wusste ich nicht, wie ich sie noch trösten sollte. Diese Zeit war echt schlimm.

Keiner merkte, wie schlecht es mir ging. Ich vermisste mein Herrchen und Jay Dee so sehr. Ab und zu war ich so traurig, dass ich auf den Boden pieselte und ja manchmal machte ich auf das große Geschäft in der Wohnung. Frauchen war so traurig das sie mit mir nicht rausgehen mochte, sich verschloss und Bekannte von uns gingen mit mir spazieren. 14 lange Wochen ging das so.

Dann, ich weiß bis heute nicht warum und warum genau an diesem Tag, stand Frauchen auf, machte sich hübsch und wir gingen lange spazieren. Wieder zu Hause, erklärte mir Frauchen, dass wir in unser Ferienhaus am Niederrhein ziehen werden.
Ich war so froh, wir hatten einen Plan und es war ein guter Plan.

Das alles ist jetzt etwas mehr als ein Jahr her. Frauchen und ich gingen jeden Tag immer länger spazieren, wir wurden immer fitter und wir wurden noch viel bessere Freunde.
Frauchen sagt immer, dass sie ohne mich, ihr Lachen nicht wiedergefunden hätte. Das macht mich sehr froh.

Im letzten Jahr lernten Frauchen und ich viele neuen Freunde kennen und was soll ich sagen: Welche mit 2, aber auch welche mit 4 Beinen.

Aber dann kam noch was in unser Leben. Frauchen nennt das Ding Virus. Keine Ahnung, was das ist. Man sieht es nicht, ich rieche es nicht und hören kann man es auch nicht. Es soll sehr gefährlich sein. Wir waren aber nun geübt, uns gegenseitig zu stärken. Wir sind ein gutes Team.
Viele von uns denken schlecht über die jetzige Zeit, man muss nur mal genauer hinschauen.
Mein Frauchen sagte vor ein paar Tagen zu mir: „Tyron, du und ich sind gewachsen, zusammen und in die Höhe. Ohne all das Schwere wüssten wir nicht, was wir alles können. Und du mein Junge kannst machen, dass ich gerne lebe.“
Ich habe zwar ein schwarzes Fell, aber unter dem Fell war ich rot geworden.

Wenn es mal schwer wird, dürfen Hund und Mensch traurig sein, aber sie können sich helfen, Spaß am Leben zu haben. So muss man das sehen, dann wird auch eine schwere Zeit deutlich leichter.