„Ich hatte sehr lange den Traum, Pecorino mit Lavendel zu fotografieren. So bin ich gemeinsam mit meinem besten Freund und Pecorino in die Provence nach Frankreich gefahren, einfach so, für dieses Foto. Es war eine Reise, die rein aus Vergnügen entstand. Es war auch noch die Zeit, wo man eine Nacht mal durchfährt, um schneller ans Ziel zu kommen. Völlig übermüdet standen wir vor diesem atemberaubenden Lavendelfeld. Wir haben es kurz bewundert und erst einmal zwei Stunden im Auto geschlafen, weil wir so müde waren. Dann habe ich Pecorino ins Feld gesetzt. Das war furchtbar, denn das war natürlich gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. In diesem Feld waren tausend kleine Insekten. Pecorino war nicht so angetan, dort sitzen zu bleiben, aber er hat Haltung bewahrt. Das war sicher eine seiner größten Leistungen, dass er minutenlang im Lavendel sitzengeblieben ist. Es war eine Momentaufnahme, die ich festhalten durfte. Die restliche Zeit in der Provence war eine wunderbare Reise unter Freunden.“
Toni Anzenberger wollte an ungewöhnlichen Orten fotografieren, wo man noch nie einen Hund gesehen hat. Diese Sehnsucht führte den Fotografen und seinen Mischlingshund Pecorino durch halb Europa. London, Paris, Lissabon, Wien, München und viele andere Städte haben sie in den gemeinsamen 14 Jahren bereist. Mehrere Bücher haben sie mit ihren Fotos gefüllt, doch die Geschichten dazu sind bisher nicht erzählt worden. Im Jahr 2012 ist Pecorino in den Armen seines Herrchens eingeschlafen. Toni Anzenberger hatte seinen besten Freund und Reisebegleiter verloren. Die Fragen nach den gemeinsamen Geschichten blieben, etliche unveröffentlichte Fotos lagen noch im Archiv.
Also entschloss sich Toni Anzenberger drei Jahre später, einen letzten Band zu machen – „Pecorino – die Reisen eines Promenadenmischlings.“ Viele bekannte, aber auch unveröffentlichte Fotos bieten einen Rahmen für die lustigen und spannenden Geschichten, die Hund und Herrchen erlebt haben. Das Buch nimmt den Leser auf 11 Reisen mit und gewährt dabei auch Einblicke in die Arbeit eines Fotografen. „Ich beobachte lieber und schaue, ob ich eine gute Position erwische, der Anteil an dem, was sein könnte, sollte hoch sein, da möchte ich nicht viel manipulieren. Mich interessiert eher das, was wirklich passiert ist, was sich natürlich mit der Idee widerspricht, Hunde an Orten zu fotografieren, wo sie sonst nie hinkämen. Aber die Frage ist doch eher, was ist wenn, es war ja auch Realität, dass der Hund dort war, es ist die Realität, die ich geschaffen habe.“
„Es war eine schöne Aufgabe, aber auch eine intensive Zeit, noch einmal all die wunderbaren Erlebnisse mit Pecorino bewusst ins Gedächtnis zu holen – das Buch war eine Herzensangelegenheit.“
Zwei kurze Auszüge dem Buch:
Pecorino in München und Nürnberg – Weißwürste & Co
„…Natürlich musste auch die Weißwurst ihren fotografischen Platz in einem Buch über München haben. Also ging er ins traditionsreiche Augustinerbräu und bestellte gleich mehrere Würste für seinen Hund. Die Kellner mögen schon viel gesehen haben, aber einen Hund mit Würsten, der sie nicht in zwei Minuten auffutterte, sicher noch nicht. Pecorino war ein Beinahe-Vegetarier, der Nudeln dem Fleisch vorzog. Er war überhaupt kein großer Esser, mit Leckerlies locken und belohnen konnte man ihn schon gar nicht. Nur Streicheleinheiten nahm er als Dankeschön entgegen. Pecorinos einziger Damenbesuch, der natürlich auch auf Fotos verewigt wurde, hatte eine ganz andere Philosophie. Jessie war nicht nur für essbare Belohnung empfänglich, sie futtere auch gleich die Requisiten auf. War ja auch eine ganz schön mutige Idee, so ein Weißwurst-Picknick mit zwei Hunden im Englischen Garten. Jessie verdrückte eine Wurst nach der anderen, während Pecorino nur Augen für sie hatte. Er sah gelassen über diesen Fressanfall hinweg und Toni suchte sich einfach unverfänglichere Motive…“
Pecorino auf den Griechischen Inseln – Eine Odysee
„…Etwa 1750 Kilometer fuhr Toni mit dem Auto von Wien nach Piräus. Natürlich war nicht nur seine Flugangst schuld daran, auch die Reisebestimmungen für Hunde. Sein vierbeiniger Freund sollte nie in einen Frachtraum eines Flugzeuges müssen. Es war ja sowieso jede Reise mit dem Auto möglich, irgendwie, wenn man Geduld hatte. Er benötigte achtzehn Stunden, natürlich mit Pausen, bis er am Hafen in Piräus war. Er wollte nach Santorin, in das kleine Dorf Oia. Er hatte diese Fahrt zwar nicht so knapp berechnet, aber sie kamen eine Viertelstunde vor Abfahrt bei der Fähre an. Zeit genug, um hektisch zu werden. Welche Fähre fuhr in welche Richtung? Toni lief den Hafen ab, suchte nach Schildern, fragte Schifffahrtsmitarbeiter, die in irgendwelche Richtungen deuteten. Toni kam eher durch Zufall am richtigen Schiff an, doch eine Verschnaufpause war ihm nicht vergönnt. Denn für seinen Hund war gleich am Eingang des Schiffes Endstation. Ein Schiffsmitarbeiter zeigte unmissverständlich mit einem Finger in eine Richtung, in der allerdings nicht die Kabinen lagen. Pecorino sollte in einen Käfig, Hunde durften nicht in den Gäste-Bereich. Toni konnte es nicht fassen. Da fliegt man extra nicht und hat dann wieder Käfigprobleme. Trotzig nahm er seinen vierbeinigen Freund und wanderte in Richtung Schiffsdeck. Dann war es halt nur ein Holzboden und keine Kabine. Es wurde eine kalte Nacht, die die zwei ganz allein auf hoher See im Freien verbrachten, an Schlaf war nicht zu denken…“
Und wo gibt’s das Buch?
„Pecorino – die Reisen eines Promenadenmischlings“ – ein Buch von Toni Anzenberger und Yvonne Lacina-Blaha, erschienen im Fred & Otto Verlag. 12,90 Euro
Ein Vorstellung von Yvonne Lacina-Blaha
Alle Bilder & Quellen: Toni Anzenberger, via Yvonne Lacina-Blaha