Tag X rückte näher und ich bekam tatsächlich in nur wenigen Tagen einen Hund. An diesen Gedanken konnte ich mich noch gar nicht wirklich gewöhnen, primär, weil er mir noch ziemlich surreal vorkam. Die Worte „ich“, „bekomme“, „tatsächlich“ und „Hund“ – einer war immerhin wahrscheinlicher als zwei – wären mir vor einem halben Jahr noch nicht über die Lippen gekommen. Da es sich hier, wie bereits erwähnt, um ein für mich ganz neues Terrain handelte, machte ich – surprise, surprise – erst einmal eine Liste, was ich alles zu besorgen hatte. Gegliedert nach Themenfeldern, versteht sich. Wie andere ihr kleines schwarzes Adressheft, ihr Affären-Telefonbuch oder ihre „wenn es mir schlecht geht, sage ich mir folgende Sätze“-Aufbau-Notizen zur Hand hatten, schleppte ich eine kleine Kladde mit mir herum, in die ich jedes Thema, das ich bis zur tatsächlichen Anschaffung regeln musste, schrieb. Teil Eins: Anschaffungen!
Es ist angerichtet!
Natürlich sollte es mein neuer Mitbewohner schön und gemütlich bei mir haben. Dafür bedarf es einiger Grundutensilien wie Futternäpfe, Spielzeug und selbstverständlich eines
Hundekörbchens. In einem der gängigen Onlineshops startete ich mit dem wohl einfachsten Zubehör: Näpfe. Edelstahl, Kunststoff, Keramik. Trinkbrunnen, Hundebar, Design Futter-Labyrinth, Automat mit Mikrochip gesteuerter Zugriffskontrolle. Futternäpfe für Hunde mit extralangen Ohren, Diner Doppelnapfspender mit extrahoher Halterung für gelenkschonendes Fressen. Einfach war nun wirklich nicht das Wort, das mir bei dieser Auswahl als erstes einfiel. Ich wollte eigentlich nur einen ganz „normalen“ Fressnapf, stattdessen fand ich mich eine Stunde später noch immer in derselben Abteilung für Essplätze wieder – ohne Ergebnis. Ich musste allerdings zugeben, bei der Idee eines Futternapfes mit Zeitschaltuhr, war schon jemand wirklich kreatives am Werk (oder jemand ziemlich faules): der Kaffeevollautomat für den Vierbeiner, warum nicht… Ich entschied mich jedoch für Edelstahl mit schwarzer Umrandung. Schwarz geht schließlich immer!
Hol’s her! Bring’s zurück! Nicht das, das andere…
Ähnlich schwierig erging es mir bei dem Thema Spielzeug: Es war ein bisschen wie in Kindertagen; alles hatte seinen Reiz, nur wusste man nicht, ob man auch wirklich damit spielen wollte oder es letzten Endes nur gut im Regal aussah. Ich habe gehört, manche Frauen denken heute über Schuhe noch genauso. Oder mit… Na egal! Wollgarnknoten, Pipolino Anti-Stress-Futterrolle, Memory-Trainer, Intelligenzspielzeug, Zerr-, Wurf-, Kauutensilien, Knochen aus Latex oder aus Naturkautschuk, befüllbare, springende, zahnschonende, quietschende Bälle, Spielzeug mit Sound, mit Licht, mit Stimme und zuletzt: Kuscheltiere aus Plüsch. Mit einer prognostizierten Lebensdauer von 72 Stunden. Ein Starter-Kit musste her, schließlich konnte man trotz hohen Kaufsuchtpotenzials nicht alles auf einmal kaufen. Ich entschied mich trotz Überangebot an Schnickschnack für die Klassiker: einen Wollgarnknoten, einen befüllbaren Kong, ein Kuscheltier sollte ich von der Züchterin erhalten. Intelligenzspielzeug? In den ersten Wochen wollte ich den Kleinen nicht gleich überfordern und würde seine Intelligenz durch Lernen genug auf die Probe stellen. Kommt Zeit, kommt Intelligenz. Bei den meisten jedenfalls – Gegenbeispiele kennt ja jeder. Ich kaufte noch Bürsten, Kämme und eine Pfeife – dieses coole „Ich pfeif mal mein Pferd heran“-Talent, das Indiana Jones für sich beanspruchte, war mir nämlich leider nicht vergönnt.
Lass es dir schmecken…
Beim Thema Futter hatte ich eine klare Vorstellung, da ich mich viel damit beschäftigt hatte: Ich kaufte große Kauknochen aus Rinderhaut, denn kleine Knochen für kleine Hunde war ein Marketingzugpferd, für den Hund jedoch ziemlich gefährlich, da Erstickungsgefahr. Die hübsch wie ein Zierrasen gestutzten Puppies-Snacks waren zwar ebenfalls niedlich anzusehen, leider jedoch völliger Blödsinn. Sie bestanden zumeist aus Tiermehlen oder Abfallprodukten gestreckt mit einer Menge an Zusätzen, die ein Hund, ein Nachfahre des Canis lupus (=Wolf=Fleischfresser), überhaupt nicht benötigt, geschweige denn ihm gut tun. Für das Folgefutter war meine Wahl schon gefallen, einen Sack des bisherigen bekommt man von guten Züchtern für die ersten Wochen ohnehin, um den empfindlichen Welpenmagen nicht gleich mit neuen Produkten zu überfordern. Einen Fleischfresser von jetzt auf gleich zum Veganer umzuerziehen, ginge schließlich auch nicht ohne folgenschwere Probleme. Von denen haben letztere schließlich schon genug. So fiel die Wahl auf reine Fleischhappen vom Lamm, Kaninchen, Wild und Pferd. Die waren nicht so akkurat in Würfelchen geschnitten, was Vertrauen weckte, dass sie nicht von Roboter A in Fabrik B über Laufband C in Tüte D gefüllt worden waren. Für das Thema B.A.R.F. – bones and raw food –, ein wirklich interessantes und umfassendes Feld, brauchte ich noch ein bisschen mehr Content…mehr Zeit… und einen stärkeren Magen. Pansen, muss ich mehr sagen?
Gute Nacht, John-Boy!
Am Ende des Tages hatte ich viel zu viel in meinem Warenkorb – etwas Wichtiges jedoch fehlte noch: das Hundebett! Frei nach dem Motto „Bette dich, wie du selbst gebettet werden möchtest“ suchte ich nach der kuscheligsten Decke; der Aufdruck von Miniknochen oder Pfötchen irritierte jedoch schon mich, sodass ich selbiges ungern meinem Hund zumuten wollte. Darauf konnte sich Principessa, Shanaya oder Tinkerbell legen. Grundsätzlich fand ich eine Box sehr sinnvoll, was mir auch die Züchterin bestätigte. Eine von diesen XXL-Gefängniszellen kamen mir allerdings nicht sonderlich einladend vor, weshalb ich nach einer tragbaren Variante Ausschau hielt. Doch wie viel länger als das Plüschtier würde eine solche den Zähnen eines Welpen Widerstand leisten können? Blieb also die Wahl zwischen Körbchen, in denen ich mir eher einen Spitz als einen Australian Shepherd vorstellte, kuschelweiche Riesenkissen für West Highland Terrier oder orthopädische Hundebetten, auf denen eher ein Rhodesian Ridgeback Platz fand. Letztendlich überzeugte mich ein Hundebett aus Kunstleder, das im Sommer kühlte und sich im Winter der Körpertemperatur des Hundes anpasste. Und für kalte Tage mit Wunsch nach einem kuscheligen Schlafplatz genehmigte ich mir ein Schaffell. Also, für den Hund. (Leider) Erst nachdem ich alles in meiner Wohnung platziert hatte, fragte ich die Züchterin, was sie von letzterem hielt. „Der Aussie hat ja schon so viel Fell, da braucht er eigentlich nicht noch mehr davon“, witzelte sie, und ich dachte beschämt: Zum Schafehüten gezüchtet, schenke ich ihm eins, auf das einer seiner Art eigentlich hatte aufpassen sollte. Herzlichen Glückwunsch, Gemütlichkeitsdenken!
Ein Gastbeitrag von Lara Schotten
Von Lara ist ebenfalls bei Issn‘ Rüde! erschienen:
Projekt Hund – Phase 1: Die Pro/Contra-Liste
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