Schlüsselerlebnisse bestimmen das weitere Leben!
Im Leben eines jeden Menschen gibt es Erlebnisse, die den Schlüssel für das weitere Leben und Handeln bilden. Dabei geht es manchmal in eine Richtung, die für Außenstehende kaum nachvollziehbar ist, aber bei näherem Hinsehen eine gewisse Logik darstellt, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.
Vorab musserwähnt werden, während meiner Kindheit hatte ich einen Hund. Einen Mischling, kniehoch, verspielt und treu bis zu seinem Tod. Ob ich den Verlust damals nicht verkraftet habe oder ob der Gedanke an den Hund in mir schlummerte, ich weiß es nicht.
Aller Anfang ist der Vogel
Das letzte Haustier, ein Hamster, der sich auf drei Beinen durchs Leben hangelte (nachdem er sich selbst ein Beinchen mit Hamsterwatte abgeschnürt hatte, bis es abfiel) war vor zwanzig Jahren gestorben. Bis dato hat es kein weiteres Haustier gegeben, denn auch die Zeit beider Basset – Hounds war längst vorbei.
Eines Abends kamen wir nach Hause und wurden auf einen Vogel aufmerksam, der im Halbdunkel auf dem Boden saß und vor sich hin krächzte. Wir vermuteten einen Nestflüchtling, holten Wildvogelfutter aus der Garage und erlebten eine Überraschung.
Im ersten Moment wurden wir an Hitchcock und seinen Film „Die Vögel“ erinnert, denn der scheue kleine Freund setzte sich, beim Erblicken der Dose in Bewegung und flatterte auf uns zu.
Dies war die Geburt einer wunderbaren Freundschaft. Vögelchen entpuppte sich als junge Dohle und das Sozialverhalten dieser Tiere ist bekannt. Es sind sehr intelligente Tiere, die sich an den Menschen gewöhnen können.
Unser „Willy“, so haben wir den kleinen Kerl genannt war ein besonderes Exemplar, das sich schnell in unser Herz und in unser Leben schlich. Wohlgemerkt, Willy lebte in völliger Freiheit, beherrschte aber schnell unser Verhalten.
Willy lebte im Garten und richtete sich dort ein. Zu Beginn begrüßte er mich noch verhalten, auf dem Boden oder auch auf dem Gartentisch.
Der kleine Nimmersatt
Nach wenigen Tagen allerdings, sank seine Hemmschwelle und Willy forderte mehr:
Er tat dies lautstark und entwickelte sich zu einem kleinen Garten – Tyrannen. Meine Frau erkannte schnell sein Leibgericht, Paprikasalat und so gab es jetzt häufiger einen frischen Salat, den wir, auf Grund guter Witterung, auf der Terrasse zu uns nahmen.
Willy wartete jeden Abend auf meine Rückkehr und beim Betreten des Wohnzimmers hockte der kleine Kerl bereits auf der Fensterbank (außen) und gebärdete sich wild um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Es war ein Herz ergreifendes Bild. Immer wenn ich heim kam, Willy wartete auf mich. Mit dem Schnäbelchen klopfte er an die Fensterscheibe und wenn ich die Terrasse betrat, kam er im Tiefflug angesegelt und setzte sich auf meine Hand und ließ sich füttern.
Aber damit nicht genug, denn Willy war ein Schmuser , und suchte nach stetiger Aufmerksamkeit und Liebe. Diese Bilder sind besonders beeindruckend, denn Willy war nicht zahm, er war ein freilebender Wildvogel.
In den Wochen, in denen Willy in unserem Garten lebte, erweckte er in uns den Wunsch auf ein Haustier. Uns war klar, das wird nicht ewig dauern, obwohl wir schon hofften dass Willy bei uns blieb. Insbesondere unser Nachbarshund „Sammy“ gewöhnte sich an Willy und die beiden verloren Ihre Angst vor der jeweils anderen Gattung Tier.
Der Abschied naht
Der nun folgende Absatz ist weder übertrieben, sondern tatsächlich so passiert. Im Herbst sammelten sich zahlreiche Dohlen auf den Bäumen in der Nähe unseres Hauses. Willy verbrachte seine Tage dort und am Abend kam er zu uns in den Garten. Eines Abends spürten wir alle, er wird nicht bleiben. Willy flatterte aufgeregt im Garten umher, meine Frau brachte ihm frische Paprika, er aß , flatterte aufgeregt mehrere Runden durch den Garten und flog zu seinen Freunden in die Bäume. Es war ein trauriger Abend, denn trotz der Hoffnung auf eine Rückkehr, wir haben ihn nie wieder gesehen.
Wenige Tage nach seiner Abreise in wärmere Gefilde, wuchs bei uns der Wunsch nach einem Haustier. Damals hielt ich Ausschau nach einem Welpen, wurde nach Wochen fündig und dann entstand die Liebe zu einem besonderen Lebenswesen, unserem Kimmi !!
Wie man unschwer erkennen kann, haben wir uns auch in diesem Fall einen kleinen Pascha ausgesucht. ER beherrschte die Szene, seine Schwestern sind nur Beiwerk.
So haben wir ihn kennen gelernt, ausgesucht und genau so verhält sich der kleine Stinker bis zum heutigen Tag. Und genau das lieben wir an ihm.
Ein Gastbeitrag von Burkhard Thom
Von Burkhard Thom ist u.a. das Rasseportrait zum Basset Hound erschienen.
Alle Beitragsbilder & Quellen: Burkhard Thom