Ehrenamt und Hund miteinander zu verbinden – das war schon lange mein Anliegen. Ganz einfach weil es Spaß macht und sinnvoll ist: Tiergestützte Therapie nennt das der Dachverband ESAAT – European Society for Animal Assisted Therapy: „Tiergestützte Therapie umfasst bewusst geplante pädagogische, psychologische und sozialintegrative Angebote mit Tieren für Kinder, Jugendliche, Erwachsene wie Ältere mit kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Einschränkungen, Verhaltensstörungen und Förderschwerpunkten. Sie beinhaltet auch gesundheitsfördernde, präventive und rehabilitative Maßnahmen.“
Ein Begleithund-Schein soll her
Was auf der ESAAT-Seite sehr offiziös daherkommt, dürfte allgemein bekannt sein. Schließlich ist ständig zu beobachten, dass Tiere, gerade Hunde, uns Menschen gut tun – ob alt jung, einsam oder krank. Doch mein mal mehr mal weniger aufkeimender Wunsch – diese Idee praktisch und gemeinsam mit meinem duldsamen, sensiblen Podenco Cody umzusetzen –, und die hiesigen Möglichkeiten klafften bislang weit auseinander. Hier in Deutschland ist es doch so, dass man für alles stets einen „Schein“ benötigt. Es ist natürlich auch verständlich: Will man mit seinem Hund in dieser Richtung aktiv werden, ist ein Begleithundeschein eine gute Sache, wenn nicht das Mindeste.
Das muss doch auch ohne gehen
Doch in einer hinsichtlich „hundetechnischer Belange“ ziemlich schwach aufgestellten Region wie Wuppertal sind die Möglichkeiten in Sachen Training oder Begleithundeprüfung eher übersichtlich. Eine große Vorbereitung dafür wäre m.E. noch nicht einmal erforderlich: Cody ist bestens erzogen und vor allem absolut sozialverträglich anderen Hunden und Menschen gegenüber. Gäbe es einen Friedensnobelpreis für Hunde, Cody wäre ein guter Anwärter. Einer Prüfung sehe ich damit prinzipiell zuversichtlich entgegen. Nur wo diese hier machen? Alles etwas müßig in Wuppertal – der Stadt mit einer der höchsten Hundesteuern überhaupt in Deutschland (160 Euro im Jahr). Das muss doch auch so klappen! Schließlich kommt Cody immer gut an, gerade auch bei älteren Menschen – er ist eben einfach nur lieb. So war es auch bei meinem Onkel im Hospiz. Dort durften meine Eltern Cody einfach so mitbringen, was meinen Onkel sehr gefreut hatte.
Nachbarschaftshilfe macht’s möglich
Also besann ich mich auf das hiesige Nachbarschaftsheim Wuppertal e.V., bei dem ich schon vor einigen Jahren im Besuchsdienst für ältere Menschen tätig war. Und siehe da, sogleich ergab sich etwas: Eine Dame Mitte 80, die leider wegen ihres hohen Alters keinen Hund mehr halten kann, aber so gerne Kontakt zu Hunden hätte! Heute, am 26. September, war also das erste gemeinsame Treffen im Zuhause der 84-jährigen. Ich war gespannt. Cody ließ es sich zu Anfang natürlich nicht nehmen, das „neue Terrain“ zu sondieren und alle Ecken gründlich ausschnüffeln. Was soll’s, er ist halt ein Jagdhund! Nachdem aus Codys Sicht alles geklärt war, kehrte Ruhe ein, er ließ sich brav streicheln und ging dann von sich aus ins Sitz. Die Dame kommentierte dies mit: „Der Cody ist ja ein richtiger Therapiehund!“ Zuviel der Ehre, aber gefreut hat es mich doch sehr. Und der nächste Besuchstermin am kommenden Donnerstag steht auch schon fest. Vielleicht drehen Cody und ich dann eine kleine Runde ¬mit der alten Dame – je nach Bedarf und ihrer körperlichen Verfassung. Und sonst sind wir eben einfach nur da, unterhalten uns und Cody lässt sich streicheln…
Nächste Herausforderung kommt
Das ist aber längst nicht alles: Am 6. Oktober habe ich ein weiteres Treffen mit einer Mitarbeiterin aus dem Nachbarschaftsheim: Diese war sehr offen für „Hund im Altersheim“ und eine Begleithundeprüfung muss ich ihr gar nicht erst vorlegen. Die Mitarbeiterin kennt sich mit Hunden aus und wird Cody und mich als Team selbst abchecken. Läuft es aus ihrer Sicht gut, dann werden wir der Oldy-Gruppe im Heim vorgestellt. Von der übrigens nicht alle Hundefans sind! Das wird eine echte Herausforderung, ich werde berichten…
Ein Gastbeitrag von Ute Latzke, mehr Informationen unter www.utelatzke.de
Fotos: Ute Latzke