Der Bouvier des Ardennes wird erst seit wenigen Jahren auch in Deutschland gezüchtet. Martina Aufrecht über einen hierzulande unbekannten und viel zu seltenen Hütehund.
Aufmerksam gespitzte riesige Pommestüten-Ohren, ein struppiger Schnauzbart und ausdrucksvolle, intelligente Augen… es war Liebe auf den ersten Blick , als ich die Bekanntschaft mit meinem ersten Bouvier des Ardennes machte. Rettungslos verloren war ich, als ich zum ersten Mal mit einem solchen Hund an einer Schafherde arbeiten durfte…
Wie ein Ballett mit einer einzigartigen Choreographie, ohne viele Kommandos ist der Ardennentreibhund stets zur Stelle, um einem bockigen Schaf oder störrischem Rind unmissverständlich den Weg zu weisen…
eine Aufgabe, für die seine Vorfahren vor vielen Jahrzehnten gezüchtet worden sind.
Geschichte eines Treibhundes
In seiner Heimat, den belgischen und französischen Ardennen wurde der Bouvier des Ardennes schon immer ausschließlich für die Arbeit gezüchtet: Schafe und Rinder einzusammeln und zu treiben, Haus und Hof zu bewachen. Die rauen Lebensbedingungen und die Armut der Gegend zwangen die Menschen, nur die widerstandsfähigsten und tauglichsten Hunde am Leben zu lassen und so formten sie im Laufe vieler Generationen einen robusten und kräftigen Bauernhund, flink und unermüdlich und leicht abzurichten.
Mit fortschreitender Industrialisierung verschwanden jedoch immer mehr Schäfereien und Milchviehbetriebe und mit ihnen der Bouvier des Ardennes.
Die Rasse galt als ausgestorben.
1983 wurden mehr aus Zufall einige überlebende Exemplare wieder entdeckt und man begann mit dem Wiederaufbau der Rasse, die 1996 von der FCI unter dem Standard Nr. 171 offiziell wieder anerkannt
…ein Hund, der keinen Standard braucht
denn eigentlich bestimmt sein Job Aussehen und Charakter:
Rüden: 56 – 62 cm Widerristhöhe, bei 28 – 35 kg
Hündinnen: 52 – 56 cm Widerristhöhe, bei 22 – 28 kg
…bei nicht konsequenter Erziehung zeigt er dann auch gerne, dass er selbst Radfahrer mit gehörigem Vorsprung noch einzuholen vermag…
…gründliches Bürsten 1-2 mal pro Wochen ist alles, was an Haarpflege notwendig ist…
…so sollte man ihm frühzeitig klarmachen, dass der Mensch darüber bestimmt, wer zu Besuch kommen darf und wer nicht…
…wovon man sich bei einem Spaziergang in wildreicher Umgebung schnell einen Eindruck verschaffen kann…
Aber in dem struppigen und mürrisch aussehenden Gesellen steckt auch ein weicher Kern. Er ist ein unermüdlicher Spielkamerad und schmust für sein Leben gern. Dafür tauscht er auch gerne mal seinen rauen Arbeitsplatz kurzfristig gegen das gemütliche heimische Sofa.
die angeborene Stummelrute – ein rassetypisches Kennzeichen
Obwohl bei anderen Rassen das Verpaaren zweier Hunde mit angeborenen Stummelruten oft zu schweren Missbildungen führt, hat man dies beim Bouvier des Ardennes noch nicht beobachtet. Und da die Bauern von jeher Hütehunde mit Stummelrute bevorzugt haben, bemüht man sich, Hunde mit langen Ruten aus der Zucht auszuschließen.
ein Workaholic auf 4 Pfoten
Der Bouvier des Ardennes ist ein vielseitiger Arbeitshund, der seine Aufgabe braucht.
Er ist sicher kein ganz leichtführiger Hund, denn er wurde von jeher auf selbstständiges Arbeiten hin gezüchtet.
…wer sein Haus auch gerne mal anständig gekleidet verlassen möchte, sollte bereits dem Welpen das ausgelassene Anspringen abgewöhnen. Das „Anspring-Gen“ scheint in dieser Rasse fest verankert zu sein.
Ob Agility, Fährtenarbeit oder Apportieren, der Bouvier des Ardennes wird immer mit Feuereifer bei der Sache sein…denn er will seinen Menschen gefallen, ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen.
Wenn man ihn allerdings nach seinem Traumarbeitsplatz fragen könnte, so wäre dieser sicherlich an einer Herde.
Alle Bilder: Foto: Claudia Träger, Quelle: http://www.huetehundfotos.de, via Martina Aufrecht