Geht es dir auch so, dass dein Hund dich häufig ableckt? Dieses Verhalten gehört für viele Hundehalter zum Alltag. Manche Hunde lecken gerne die Füße ab, andere die die Hände, Ohren oder das Gesicht. Wir sagen dir, welche Bedeutung dahintersteckt und was du tun kannst, wenn dir das Abschlecken zu viel wird.
Ablecken hat bei Hunden eine große Bedeutung
Um zu verstehen, warum Hunde Menschen ablecken, ist es gut zu wissen, warum Hunde dies häufig untereinander tun:
- Soziale Bindung und Zuneigung
Lecken ist ein Ausdruck sozialer Nähe. Hunde, die sich gut verstehen, lecken sich gegenseitig, um ihre Bindung zu stärken. Muttertiere lecken zum Beispiel ihre Welpen nicht nur zur Reinigung, sondern auch zur Beruhigung und sozialen Prägung. Laut dem Verhaltensbiologen Dr. Marc Bekoff ist gegenseitiges Lecken auch ein wichtiges Element des intraspezifischen Sozialverhaltens bei Hunden. - Beschwichtigung und Unterwerfung
In Rudelstrukturen kann Lecken eine unterwürfige Geste sein. Der rangniedrigere Hund leckt z. B. das Maul eines ranghöheren Tieres – eine friedliche Art zu sagen: „Ich bin dir freundlich gesinnt.“ Besonders häufig sieht man dieses Verhalten in Mehrhundehaltung oder im Kontakt mit fremden Hunden. - Hygiene und Pflege
Hunde lecken sich selbst zur Körperpflege – und manchmal auch andere Tiere. Besonders schwer erreichbare Stellen wie Ohren oder Augen werden gegenseitig gepflegt. Das ist funktional und fördert gleichzeitig soziale Nähe. - Hilfe bei Verletzungen oder Reizung
Hunde lecken Wunden oder gereizte Stellen – auch bei Artgenossen. Allerdings kann übermäßiges Lecken die Heilung verzögern oder Infektionen begünstigen. Prinzipiell zeigt das aber Fürsorge. - Futterbettelverhalten bei Welpen
Welpen lecken instinktiv das Maul der Mutter, um sie zur Futtergabe zu animieren. Dieses Verhalten stammt aus dem Wolfsverhalten, wird aber auch bei Haushunden teilweise noch beobachtet – vor allem beim Übergang zu fester Nahrung.
Warum leckt mein Hund mich ständig ab?
Wie wir gesehen haben, ist Lecken für Hunde ein natürliches Ausdrucksverhalten. Es dient im Sozialverhalten als Geste der Unterwerfung, der Pflege, der Zuneigung und der Kommunikation. Übertragen auf den Menschen kann Lecken bedeuten:
- Soziale Bindung
Hunde zeigen durch Lecken, dass sie ihren Menschen mögen. Es ist ein soziales Ritual, ähnlich wie eine Umarmung beim Menschen. - Stress oder Unsicherhei
In stressigen Situationen lecken Hunde, um Konflikte zu vermeiden – sie beschwichtigen ihr Gegenüber. Lecken kann aber auch einSelbstberuhigung sein. Hunde mit Trennungsangst zeigen dieses Verhalten häufiger. - Erkundung mit der Zunge
Hunde haben eine feine Nase, nutzen aber auch die Zunge, um Gerüche „abzuschmecken“. - Salz und Gerüche
Der Mensch schmeckt für Hunde oft spannend – salzig, nach Essen oder Pflegeprodukten. - Aufmerksamkeit
Vielleicht reagierst du auf das Ablecken mit Lächeln, Streicheln oder Reden – für den Hund ist das eine Belohnung. - Zwanghaftes Verhalten
Wenn dein Hund kaum noch aufhört zu lecken, kann es sich um ein stereotypes Verhalten handeln. Das solltest du mit einem Tierarzt oder Verhaltenstherapeuten abklären.
Warum lecken Hunde Füße, Gesicht, Hände, Ohren oder den Genitalbereich ab?
Manche Hunde lecken recht wenig, andere dagegen ständig. Das kann manchmal etwas unangenehm oder auch peinlich sein, wenn mehrere Menschen beieinander sind. Riechen Hunde zum Beispiel an den Füßen eines Besuchers, könnte dies auf einen unangenehmen Geruch hinweisen. Auch ein Abschnuppern im Genitalbereich kommt nicht besonders gut an. Aber zumeist interpretiert man zu viel in diese Verhaltensweise hinein:
Warum leckt mein Hund ständig meine Füße?
Füße sind aus Hundesicht besonders spannend: Sie müssen absolut nicht stinken, haben aber dennoch einen intensiven Geruch: Füße und Socken tragen viele Geruchsinformationen, was Hunde anzieht. Der Schweiß enthält Salze, die Hunde gerne ablecken. Auch wenn es für uns etwas eklig erscheinen mag, so mögen viele Vierbeiner unsere Füße. Manche entwickeln das Lecken der Füße sogar als Begrüßungsritual.
Welche Bedeutung hat es, wenn der Hund das Gesicht abschleckt?
Das Abschlecken des Gesichts hat mehrere Bedeutungen: Mütter lecken ihre Welpen ab und auch andersherum lecken die Kleinen die Schnauze ihrer Mutter ab – unter anderem, um Futter zu erhalten. Beim Menschen übertragen sie das Verhalten auf das Gesicht. Zudem ist es ein Ausdruck von Vertrauen und Bindung oder auch Respekt und Anerkennung. Es kann aber auch ganz einfach „das Naheliegendste“ sein: Manche Hunde wecken ihre Menschen mit Gesichtsschlecken, was eine sofortige Wirkung zeigt. Allerdings sollte hierbei berücksichtigt werden, dass dies aus hygienischer Sicht kritisch zu betrachten ist. Bei aller Liebe, können Hunde (in seltenen Fällen) auch Krankheiten auf uns Menschen übertragen!
Warum lecken Hunde die Ohren von Menschen ab?
Ohren sind für Hunde aus mehreren Gründen interessant: Talg, Schweiß und abgestorbene Hautzellen sorgen für einen intensiven Geruch – einem olfaktorischen Cocktail. Außerdem kann es ein Pflegeverhalten darstellen: In Rudeln lecken sich Hunde an sensiblen Stellen, die schwer zu erreichen sind – ein Zeichen von Fürsorge und sozialer Nähe: Es stärkt die Bindung und das Vertrauen.
Warum lecken Hunde Hände ab?
Die Hände sind sehr spannend, weil sie Gerüche von allem tragen, was wir im Laufe eines Tages berühren. Es kann sich um Essen, Kräuter, Pflanzen, andere Tiere, Seifen, Parfums und vieles mehr handeln. Hunde nehmen all das mit der Nase, aber auch mit der Zunge auf. In der Kombination ergibt sich das optimale Ergebnis. Das Ablecken der Hand kann aber auch eine Beschwichtigung darstellen, besonders bei direktem Blickkontakt.
Warum leckt mich mein Hund im Genitalbereich?
So unangenehm es sein mag – keine Sorge – Hunde zeigen dieses Verhalten aus Neugier und nicht aus sexuellen Motiven. Ebenso wie Füße, Hände oder unsere Ohren, haben auch Genitalien einen starken Eigengeruch, der für Hunde interessant ist. Unsere Vierbeiner können auch hormonelle Veränderungen oder Krankheiten wahrnehmen. In Einzelfällen wurde berichtet, dass Hunde unter anderem frühe Stadien von Krebs „erschnüffeln“ können.
Warum leckt mein Hund meine Frau ab?
Wenn dein Hund besonders deine Frau ableckt, könnte es daran liegen, dass er sich mit ihr besonders verbunden fühlt. Möglicherweise bereitet sie ihm das Futter, übernimmt die Pflege und die meisten Gassirunden. Das verbindet! Es kann aber auch daran liegen, dass sie immer wieder unterschiedliche Pflegeprodukte und Parfüms verwendet, die den Hund interessieren. Oder aber er spürt hormonelle Veränderungen wie eine Schwangerschaft oder den Zyklus der Frau.
Wie kann ich meinem Hund das Lecken abgewöhnen?
Wenn dich das Lecken stört oder überhandnimmt, helfen diese Maßnahmen:
- Ignorieren statt Bestärken:
Bereits bei einem Welpen solltest du darauf achten, dass das Ablecken nicht zur Normalität wird, weil es dir zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nichts ausmacht. Sobald dies überzogen oft vorkommt, solltest du ein kurzes „Nein“ aussprechen und deinem Hund für eine halbe Minute keine Aufmerksamkeit schenken. - Alternativen bieten:
Lenke ihm vom Lecken ab, beispielsweise mit einem Kauspielzeug, Schnüffelspiel oder Kommando. - Rituale verändern:
Begrüße den Hund z. B. mit einem Spiel, statt dich ablecken zu lassen. - Training mit Abbruchsignal:
Lernt der Hund, ein freundliches, aber konsequentes „Stopp“, „Aus“ oder „Nein“ zu beachten, kann dies in vielerlei Situationen hilfreich sein. - Professionelle Hilfe:
Bei zwanghaftem Verhalten solltest du rechtzeitig einen Tierarzt oder Hundeverhaltenstrainer hinzuziehen. Das gilt auch, wenn der Hund sich ständig selbst ableckt. Dahinter könnten beispielsweise Parasiten, Bakterien oder eine Allergie dahinterstecken.