Natascha Weber hat bereits zu häufig den Abschied von einem geliebten Haustier vornehmen müssen und weiss daher ganz genau, dass man sich als Besitzer nichts sehnlicher wünscht, als dass unser geliebter vierbeiniger Freund auf unsere Welt auf natürliche Weise verlassen möge. Doch die nackten Zahlen & Fakten sehen anders aus: Ungefähr 90% der Hunde, Katzen und Pferde in Deutschland werden eingeschläfert. Lediglich 10% schlafen sanft ein.
Natürlich hat das Einschläfern seine Daseinsberechtigung. In ihrem Ratgeberbuch „Ein Happy End für Haustiere“
bietet Natascha Weber jedoch eine wertvolle Hilfestellung, um sich auf den Abschied vorzubereiten und zwar sowohl emotional wie auch praktisch, damit der Abschied möglicherweise auch der Beginn von etwas Neuem werden kann.
Leseprobe: Erfahrungsbericht von Polka’s Tod
Polka war eine schwarze Boxerhündin, mit der ich aufgewachsen bin. Sie wurde in jungen Jahren zu einem Personen Schutzhund ausgebildet und war gleichzeitig ein liebevolles Mitglied der Familie. Mit zwei bedeutenden Aufgaben betraut und wirklich artgerecht gehalten, erreichte sie das für einen Boxer damals stolze Alter von gut 12 Jahren. Im letzten Jahr ihres Lebens wurde sie sehr krank, und wir waren uns einig, sie nicht leiden zu lassen. Schon zu jener Zeit hatte ich das Glück, eine fantastische Tierärztin zu haben. In den Achtzigern noch völlig unüblich, machte Sie uns das Angebot, unseren Hund im Kreise der Familie und zu Hause einzuschläfern. Den letzten Spaziergang machte ich mit Polka, und noch heute, 25 Jahre danach, sehe ich uns beide die Straße entlang gehen. Mit einem Schlag war mir klar, es ist ihre letzte Gassirunde. Wie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt lief ich nach Hause und informierte die Familie, dass ich nun die Tierärztin anrufen würde. Erleichtert darüber, dass ich diese wichtige und wohl richtige Entscheidung getroffen hatte, widersprach mir niemand. Zwei Stunden später kam die Tierärztin. Mit dem Gefühl, meiner Entscheidung nicht mehr gewachsen zu sein, verließ ich den Raum, nur um wenige Augenblicke später wieder zurückzukehren. Ich musste einfach meine eigenen Befindlichkeiten hinten anstellen und einer so treuen Freundin die letzte Ehre erweisen. So setzte ich mich neben ihren Korb und streichelte sie bis zum letzten Atemzug und lange darüber hinaus. Die folgenden Sätze der Tierärztin und die damit verbundenen Schuldgefühle sollten mich die nächsten zwanzig Jahre begleiten. Sie sagte: „Polka war schon so schwach, dass sie gleich durch die Narkose gestorben ist. Die Folgespritze habe ich nur der Ordnung halber noch gegeben. Sie hätte die Nacht höchstwahrscheinlich sowieso nicht überlebt!“
Die Frage, ob ich eventuell vorschnell oder doch viel zu spät gehandelt hatte, stellte ich mir danach unzählige Male. Wie ich von den Zweifeln bezüglich meiner Entscheidung schließlich loslassen konnte, werde ich in einem späteren Kapitel erzählen. Natürlich hatten wir bis zum letzten Tag die Hoffnung, Polka würde von alleine sterben können. Doch mit meinem heutigen Wissensstand erkenne ich die vielen Ursachen, warum sich unser Wunsch nicht erfüllen konnte. Einer der Hauptgründe waren die Ängste eines jeden Familienmitgliedes vor den nahenden, großen Veränderungen. Es war kurz vor Polkas Tod eine beschlossene Angelegenheit, dass sich die Familie in den nächsten Monaten in alle Himmelsrichtungen zerstreuen würde. Polka war, wie so viele Hunde, „das“ bindende Mitglied der Familie, und so übertrugen wir all unsere Ängste und Trauer über den kommenden Abschied auf sie. Der Tod eines Haustieres kann und wird häufig einen großen, neuen Lebensabschnitt einläuten, doch selten ist er dessen Ursache. Wenn wir dies erkennen und als Teil unseres Lebens akzeptieren, haben wir die erste Basis geschaffen, dass ein Tier friedlich und natürlich sterben kann. Haustiere begleiten uns für einen wunderbaren Lebensabschnitt, und wenn sie gehen, tun sie dies genau zum richtigen Zeitpunkt. Ob ein paar Wochen früher oder später, spielt nur vereinzelt eine Rolle. Polka konnte gar keinen besseren Zeitpunkt finden und hat, mit vielen Jahren Abstand betrachtet, sogar sich selbst und der Familie noch mehr an Trauer und Schmerz erspart. Die Anordnung der Einschläferung gehörte zu den schwierigsten Entscheidungen und Erlebnissen meines Lebens, und ich schwor mir, dies kein zweites Mal mitmachen zu müssen!
Jahrelang verzichtete ich deswegen auf einen Hund. Doch dann trat Kosmo in mein Leben und begleitete Markus und mich dreizehn wunderbare Jahre lang. Jeder von Ihnen, der mehrere Hunde besaß oder näher mit ihnen zu tun hatte, weiß, dass es diesen einen Besonderen gibt. Für mich ist das Kosmo. Umso größer war meine Angst vor dem Tag des Abschieds und davor, meinen Schwur brechen zu müssen. Mir war bewusst, dass es in erster Linie etwas mit meiner Fähigkeit loslassen zu können zu tun haben würde, wie unser Schatz uns verlassen wird. Ich habe wohl in der richtigen Art und Weise an mir und meinem Umfeld gearbeitet, denn wir bekamen sogar ein ganz besonderes Geschenk des Vertrauens.
Über die Autorin und ihr Buch
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