Es ist uns ein Anliegen, die schillernde Hundewelt nicht nur zu kommentieren, sondern Euch auch echte Impulse für ein (noch) schöneres Leben mit Eurem Vierbeiner zu geben.

In diesem Rahmen können wir Euch heute „José Arce’s Praxisbuch – Individuelle Wege zum perfekten Mensch-Hund-Team“ vorstellen.

Worum gehts?

Das Buch soll helfen, Vertrauen in der Mensch-Hund-Beziehung aufzubauen bzw zu vertiefen, dem Credo „Respektiere die Natur des Hundes“ folgend.
Der Weg dahin führt über drei Schritte.

  • Erstens: Vertrauen aufbauen und Bindung stärken.
  • Dann sind im zweiten Schritt die „Basics“ der Erziehung dran: Auf dem Programm stehen Klassiker wie Sitz, Platz und an der Leine gehen.
  • Schließlich geht es im dritten Schritt um das gemeinsame Leben im Alltag. Der Hund lernt unter anderem, ruhig ins Auto ein oder auszusteigen, mit neuen Situationen umzugehen oder sich an der Tür richtig zu benehmen.

Das Buch ist dabei nicht als theoretische Fleissübung aufgebaut, sondern es enthält zahlreiche „Schritt für Schritt“-Bebilderungen. Hier sieht der Hundehalter zum Beispiel auf einen Blick, wie er seine Körpersprache mit einsetzt, um seinem Hund klar zu machen, was von ihm erwartet wird.

Über José Arce

José Arce, umgangssprachlich auch „Hundeflüsterer von Mallorca“ genannt, betreut auf Mallorca sein Zentrum für traumatisierte und aggressive Hunde. Mit Sensibilität und Feingefühl geht der Hundeexperte seiner eigenen, unkonventionellen Methode im Umgang mit Hunden nach und betreut dabei Haltern & Hunden auf Mallorca und in Deutschland.

Wie finden wir es?

Prädikat wertvoll! Nicht nur, dass wir als Issn‘ Rüde-Redaktion José Arce’s Erziehungsstil mögen, auch das Buch ist wunderbar zu lesen und äußerst hilfreich. Ein Top Hundebuch!

Leseprobe – Kapitel: Was Hunde können sollten

Gute Erziehung mag für jeden etwas anderes sein. Die Voraussetzung dafür, dass sich ein Hund so verhält, wie man es möchte, ist aber immer dieselbe: ein ruhiger, sicherer Mensch, der ihm die Regeln vorgibt.

Hunde haben sich über Jahrtausende dem Menschen immer mehr angepasst. Doch gerade in den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Welt extrem schnell verändert. Wenn wir ehrlich sind, konnten wir der modernen Entwicklung oft kaum selbst folgen. Denken Sie doch nur einmal daran, wie sehr allein das Internet unsere Welt und unseren Alltag beeinflusst hat. Unseren Vierbeinern geht es nicht viel anders: Den Großteil der gemeinsamen Geschichte begleitete der Hund den Menschen bei der Jagd. Als unsere Ahnen sesshaft wurden, solllte er dann Haus, Hof und Vieh bewachen. Später wurden seine Aufgaben noch weiter spezialisiert: die einen sollten schwere Karren ziehen, die anderen Ratten vertreiben oder riesige Herden von Schafen zusammenhalten. Jeder Hund hatte irgendeine Aufgabe. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Sicher, auch heute gibt es noch »echte« Arbeitshunde: sie spüren Lawinenopfer auf, suchen Drogen, begleiten Blinde … Die meisten sollen uns jedoch nur noch als vierbeinige Kumpel zur Seite stehen. Damit sich Ihr Hund dabei wohl in seiner Haut fühlt, damit es ihm gut geht – und somit auch Ihnen –, müssen Sie ihm jeden Tag, jede Stunde, jeden Moment das Gefühl geben, dass er bei Ihnen so leben kann, wie es seiner Natur entspricht.

Und das heißt nicht, dass er möglichst frei und wild sein, sondern dass er sich bei Ihnen wie ein richtiges »Rudelmitglied « fühlen kann.

(Ich weiß, wenn man es ganz genau nimmt, können Mensch und Hund kein Rudel bilden. Nennen Sie es daher meinetwegen ruhig auch Gruppe, Team oder Familie.)

Wie Sie es auch nennen: Tatsache ist, dass sich ein Hund nur dann wohlfühlt, wenn Sie die Verantwortung tragen, für Ruhe und Sicherheit sorgen und ihm eine Aufgabe geben. Damit meine ich nicht, dass Sie jede freie Minute auf dem Hundeplatz üben oder gemeinsam speziellen Hundesport treiben müssen. Eine viel artgerechtere Aufgabe für Ihren Hund ist es, wenn er Ihnen einfach folgen kann. Es ist Arbeit für seinen Kopf, wenn er den Alltag mit Ihnen verbringt und versucht, das, was Sie von ihm erwarten, bestmöglich zu erfüllen.

Individuelle Ziele

Würde man eine Umfrage starten, was ein Hund alles können sollte, erhielte man wahrscheinlich fast so viele Vorschläge, wie es Hunderassen gibt. Die einen wünschen sich, dass ihr Vierbeiner ihnen nie von der Seite weicht oder jeden ihrer Gedanken »lesen« kann. Während die einen Menschen sich nach einem treuen »Seelenverwandten« sehnen, wollen andere, dass ihr Vierbeiner beim Fußballschauen mit der Pfote abklatscht, wenn der Lieblingsverein ein Tor schießt, sich auf Kommando auf dem Boden herumrollt oder möglichst viele Dinge beim Namen kennt und auf Au“ orderung herbeibringt. Und dann sind da neben diesen Kunststücken natürlich noch die »Klassiker« wie Sitz, Platz oder Komm. Worauf ich hinauswill: Erziehung ist eine sehr individuelle Sache. Was für den einen »gut erzogen« bedeutet, heißt für den anderen nicht gleich dasselbe. Ich persönlich erziehe meine Hunde mit Respekt gegenüber anderen Menschen. Wenn ich zum Beispiel mit einer meiner Doggen in ein Café gehe, möchte ich niemanden belästigen. Die Tipps, die ich meinen Kunden gebe und in diesem Buch für Sie gesammelt habe, sind deshalb diejenigen, die ich mit meinen Hunden im Alltag benutze. Und wenn Sie mich fragen: Ich finde, dass es gerade einmal eine Handvoll Dinge gibt, die tatsächlich jeder Hund können sollte:

  • Den eigenen Platz kennen und Grenzen akzeptieren: Warum der für den Hund das Wichtigste überhaupt ist, erfahren Sie ab Seite 45.
  • Diszipliniert Gassigehen: Zugegeben, das ist im wahrsten Sinn des Wortes doppeldeutig. Denn damit der Hund gut neben Ihnen herläu# , nicht an der Leine zieht, klä$ oder andere Faxen macht, müssen Sie selbst diszipliniert bei der Sache sein und den Spaziergang strukturieren (siehe ab Seite 53).
  • Auf Zuruf kommen: Es muss natürlich kein Ruf sein, genauso ist ein anderes Signal möglich, beispielsweise ein Pfiff , ein Händeklatschen oder ein Winken. Wichtig ist nur, dass sich der Hund aus jeder Situation abrufen lässt und zu Ihnen zurückkommt (siehe ab Seite 71).
  • Stehen bleiben, sich setzen und hinlegen: Alle drei sind wichtige Signale, die dem Hund helfen, schneller zur Ruhe zu finden und in bestimmten Fällen auch Sicherheit und Schutz vermitteln, etwa wenn ein aggressiver Artgenosse ihn unterwegs angreifen will oder er selbst so verunsichert ist, dass er sich »danebenbenimmt« (siehe auch ab Seite 75).

Das meiste von diesen Dingen macht der Hund mehr oder weniger automatisch, wenn die Beziehung zu seinem Menschen stimmt, wenn dieser sich also seiner Verantwortung bewusst wird und so mit ihm umgeht, wie es seiner Natur entspricht. Das fasziniert mich jeden Tag aufs Neue. Unsere Verbindung zu Hunden ist so instinktiv. Wir können gemeinsam so unendlich viel erreichen. Denn Hunde sind Meister darin, uns zu verstehen. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, sie als das zu erkennen, was sie sind. Sie so zu respektieren und zu lieben. Ums regelmäßige Üben kommen Sie damit aber trotzdem nicht herum. Schließlich hinterlässt das Lernen nur durch ständiges Wiederholen Spuren im Gehirn. Routine ist alles. Das ist bei Ihrem Hund nicht anders als bei Ihnen selbst.

Es ist immer möglich, etwas zu ändern

Das Tolle an Hunden ist, dass sie nicht nachtragend sind. Selbst wenn in einem schon bestehenden Team die natürliche Beziehung verloren gegangen ist, weil der Mensch es versäumt hat, die Bedürfnisse des Vierbeiners zu erfüllen und sich bei diesem deshalb die ein oder andere Unart eingeschlichen hat, lässt sich die Harmonie zuverlässig wiederherstellen. Alles was Sie dazu tun müssen, ist, sich bewusst zu werden, wie Hunde ticken. Ihre Natur zu erkennen und zu respektieren. Und das eigene Verhalten zu verändern. In dem Moment, in dem es Ihnen gelingt, dass der Hund sich bei Ihnen sicher fühlt, findet er die Ruhe und Stabilität wieder, die nötig ist, damit er die für ihn vorgesehene Position in der Gruppe einnehmen kann.

Er möchte ja im Grunde nichts lieber tun, als bei Ihnen zu sein und zu Ihrer Familie zu gehören. Dazu aber braucht er Ihre Hilfe.

Er braucht Sie als verantwortungsbewussten Menschen, der ihm Entscheidungen abnimmt und signalisiert, dass er alles im Griff hat und er sich keinen Kopf machen muss. Wenn Sie das schaffen, gehören die Unarten Ihres Hundes bald der Vergangenheit an. Er denkt dann nicht mehr daran, wie es früher war, sondern genießt einfach, wie es jetzt ist. Sie haben es also selbst in der Hand, das Tier zu bekommen, das Sie sich wünschen.

Spezialfall Welpe?

Besonders nachsichtig sind wir in der Regel, wenn ein Welpe neu ins Haus kommt. Weil er so süß ist, sehen wir ihm vieles nach und nehmen es mit der Erziehung zunächst nicht so ernst. Doch dadurch schieben wir die Aufgabe immer mehr vor uns her und machen es uns nur schwerer. Denn der Hund versteht, wenn wir irgendwann doch anfangen, ihn zu erziehen, erst ein mal nicht, warum er plötzlich nicht mehr tun sollte, was er doch tage-, vielleicht sogar wochen- oder monatelang getan hat. Egal, ob er im Bett liegen durfte, weil wir in den ersten Nächten Mitleid mit dem wimmernden Ding hatten, ob wir ihn beim Füttern an uns hochspringen ließen (»Schau doch nur, wie der sich freut!«) oder ob er uns beim Spielen in die Hand kneifen durfte: Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem er so groß ist, dass er im Bett stört, so wild, dass er die Strumpfhose zerreißt oder so stark, dass es richtig wehtut, wenn er zubeißt. Auch ich freue mich total, wenn ich einen Welpen bekomme und bin nicht immer konsequent. Trotzdem lege ich von Anfang an viel Wert auf seine Erziehung. Erziehung wie ich sie verstehe, mit ganz viel Liebe.

Es ist sowohl für den Hund als für seinen Menschen viel einfacher, wenn sie von Anfang an bestimmte Regeln beachten. Viele frischgebackenen Hundehalter befürchten jedoch, dass ihr Hund noch zu klein dafür ist. Aber ein Welpe mit 12, 13 Wochen ist kein Baby mehr.

Er kann allein fressen und pinkeln. Er hat bereits die erste Sozialisierungsphase hinter sich. Was er jetzt braucht, ist Menschenliebe, eine Familie, zu der er gehört, und Erziehung. Und dafür sind wir verantwortlich. Wir müssen ihm schon jetzt zeigen, wie er sich als erwachsener Hund einmal verhalten soll. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens auch, wenn man einen Hund aus dem Tierheim zu sich nimmt. Oft spuken in den Köpfen dann die Gedanken herum, was der Arme wohl schon alles erleiden musste. Statt dem Tier von Anfang an klare Strukturen und Sicherheit zu bieten, die ihm helfen, sich zu orientieren und schnell in seine Rolle in der neuen Gruppe zu finden, zeigen wir Mitleid. Und wir sind schnell einmal eher nachlässig als konsequent. Dabei tun wir dem Hund damit keinen Gefallen. Wir verunsichern ihn damit, weil er das Gefühl, das wir Mitleid nennen, als Schwäche deutet (Mitleid hat also absolut nichts mit Liebe zu tun). Er fühlt sich dann nicht aufgehoben und behütet. Was das bedeutet, wissen Sie mittlerweile wohl schon: Er versucht selbst diejenige Position im Team einzunehmen, die für Sicherheit sorgt – und benimmt sich in unseren Augen voll daneben. Im schlimmsten Fall landet er dann einige Monate später wieder dort, wo er herkam: im Tierheim.

Wie komme ich an das Buch

Das Buch findet Ihr beim Buchhändler Eures Vertrauens. Sollte es dort nicht vorrätig sein, helfen Euch folgende Eckdaten weiter:
José Arce
José Arce’s Praxisbuch
Individuelle Wege zum perfekten Mensch-Hund-Team
Reihe: GU Tier-Spezial
168 Seiten, mit ca. 200 Farbfotos
Format: 21,0 x 21,0 cm, Hardcover
Preis: 16,99 € (D) / 17,50 € (A) / 21,90 sFr
ISBN: 978-3-8338-5222-0
Übrigens, es ist auch als ebook erhältlich.

Beitragsbild & Quelle: GU Verlag, via Andrea Reichart