Gedanken von Beata Petry.
Fast alle Hundebesitzer haben eins gemeinsam…sie lieben ihre(n) Hund(e), sind gerne in der Natur und sehen den Hund als Familienmitglied.

Ein gemeinsames Hobby, oder?

Und überall da, wo Menschen ein gemeinsames Hobby haben, freut man sich, es zu teilen, darüber zu sprechen und
gleichgesinnten Menschen aufgeschlossen zu begegnen. Das ist fast überall so, egal welches Hobby das ist.

FAST überall…

Denn manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass Hundebesitzer da eine Ausnahme darstellen, denn bei fast keinem Hobby gibt es so viel Ärger und Stress wie unter Hundehaltern. Schwer zu verstehen, weil doch die Liebe zu einem Hund Menschen auch offener, weicher und positiv anderen Menschen gegenüber macht. Könnte man meinen. Doch leider geschieht nicht selten das komplette Gegenteil. Es ist wie ein Machtspielchen: der eine tut nicht das, worum man ihn bittet, der andere nimmt keine Rücksicht und ein Dritter geht sogar noch weiter.

Stress – warum?

Und so entsteht bei einer Hundebegegnung (leider) gar nicht mal selten Stress, Ärger und Wut – manchmal sogar regelrecht Hass. Da fragt man sich schon: „warum eigentlich?“

Es könnte so einfach sein. Wie heisst es in einem Lied so schön: Rücksicht, Vorsicht und Nachsicht. Doch warum fällt das Hundehaltern so schwer?

Sicher sind die Menschen verschieden, so wie auch ihre Hunde. Sollen sie auch sein, nur….ein bißchen Rücksicht.

Ist das zu viel verlangt?

Ich möchte mal ein bißchen erzählen, warum Rücksicht auch Freude machen kann, positiv rüberkommt, einen selber positiv macht. Doch vorweg möchte ich selbst erlebte negative Beispiele geben:

Beispiel 1 – beim Spazieren:

Wir gehen spazieren mit unseren Hunden, sehen einen Hundehalter mit zwei Hunden. Wie sind noch weiter voneinander entfernt, mein Mann geht etwas voraus, fragt, ob einer seiner Hunde ein Rüde ist und bittet den Mann höflich, seine Hunde anzuleinen, weil dieser einen Rüden und eine Hündin hat. Mein Mann erklärt ihm auch freundlich warum. Wie ich schon in meinem anderen Artikel vorher beschrieb, war zu der Zeit Fiete schon ein Rüdenhasser, weil er von einem anderen Rüden schwer verletzt worden war.

Die Antwort dieses Mannes lautete: „ich habe keine Leine dabei, ich habe eine…unsichtbare Leine…:-)))))“ Grinste und kam mit seinen freilaufenden Hunden auf mich und mein angeleintes Rudel zu.

Da wir an einem Kanal laufen, hatte ich keine Möglichkeit sehr weit auszuweichen. Kurz vor uns befahl er beiden Hunden mit einem hochnäsigen Grinsen zu uns, in ein „Down“. Beide Hunde legten sich, er ging weiter, ohne auf seine Hunde zu achten, die quasi vor mir und dem tobenden Fiete lagen und die sich sofort, als er weiterging, erhoben und auf uns zukamen. Wir hatten alle Mühe, die Hunde auf Distanz zu halten, der Mann hat sich nicht einmal umgedreht.

Rudel beim Spaziergang

Bild & Quelle: Beata Petry

Beispiel 2 – auf dem Campingplatz:

Wir machen Urlaub und gehen am Campingplatz mit unserem dort angeleinten und Fuß gehenden Rudel den Weg von Campingplatz weg, als aus einer Einfahrt ein Labrador-Rüde geschossen kam und mitten in mein Rudel (das Rudel nach Fiete) rannte. Mir blieb nur, die Leinen loszulassen, auch um nicht selber in Gefahr zu geraten, zu straucheln. Da das so unvermittelt geschah, hatte ich keine Chance, zu reagieren und hoffte nur inständig, dass der Rüde friedlich war. Zum Glück blieb es bei einer Massregelung von Basti in Form von Aufreiten, einer Beschwichtigung des Labbis und mein Rudel kam wieder zu mir ins Fuß und der Rüde verschwand wieder in der Einfahrt. Glück gehabt, aber ich hatte einen riesigen Schrecken bekommen und dadurch dass dieser Rüde voll in mein angeleintes Rudel schoss, war es nur dem Glück zu verdanken, dass ich auf den Füßen blieb. Und auch, dass ich verträgliche und sozial sichere Hunde habe und es der Labbi allem Anschein nach auch war. Aber bei so einer überfallartigen Aktion auf ein Rudel (oder Hund) kann selbst der friedlichste Hund böse werden und sich verteidigen wollen. Ich war heilfroh, dass es so friedlich ablief, mit Fiete z.B. hätte das böse geendet.

Der dazugehörende Mensch saß auf seinem Campingstuhl und erst als wir zu ihm gingen, machte er einen Hund fest.
Von Entschuldigung oder nachfragen, ob was passiert war, keine Spur. Ende vom Lied: eine zerrissene Leine und gewaltiges Herzklopfen.

3. Beispiel – von Hunden, die nicht gehorchen:

Ich gehe mit meinem alten Bajado, fast 13 Jahre, spazieren, langsam und gemächlich und alleine, weil Bajado gebrechlich geworden war und es kommt mir jemand entgegen, der Hund frei und läuft auf uns zu und der Hundehalter ruft von weiten den Klassiker: meiner tut nix….. Ich rufe zurück, dass ich keinen Hundekontakt möchte, weil mein Hund sehr alt und gebrechlich ist und bitte diesen Menschen, seinen Hund zurückzurufen und bei sich zu halten, was dieser nicht schaffte, weil der Hund nicht hörte. Ich hatte Mühe, meinen alten Bajado vor den Spielaufforderungen des anderen Hundes zu schützen. Von der Angst, die man um seinen alten Hund hat, zu schweigen. Wie schnell kann es das Ende eines alten Hundes sein, wenn er durch ein rüpeliges Verhalten des anderen geschädigt/umgestossen wird. Auch darüber einmal nachgedacht???

Das fehlende Verständnis anderer Hundebesitzer führt zu seltsamen Mitteln der Abwehr

Das sind nur 3 Beispiele von vielen, die nicht nur ich alleine erlebe. Neulich erzählte eine Hundehalterin mir, dass sie sich und ihren Hund nur mit dem Satz: „mein Hund hat Brechdurchfall“ retten und dadurch den anderen Hundebesitzer dazu bewegen konnte, seinen Hund anzuleinen…. Warum muss man zu solchen Mitteln greifen, um sich und seinen Hund zu schützen?

Dabei sind das noch Beispiele, die gut oder glimpflich ausgegangen sind, aber es gibt auch Fälle, in denen es das nicht so ist und man sogar ein Hundeleben lang danach damit dann Probleme hat. Wie ich mit meinem Fiete. Vor der Attacke auf ihn sind wir regelmässig Bernerwanderungen mitgelaufen in großen Gruppen von Hunden, Fiete hat das immer sehr genossen, er hat super gerne mit anderen Hunden gespielt, egal ob das Rüden oder Hündinnen waren. Durch die Rücksichtslosigkeit eines Mitmenschen habe ich nach der Attacke einen Rüdenhasser gehabt und….ein Fiete-Lebenlang Stress beim Spaziergang, Stress für mich und vor allem für Fiete. Wir haben die OP zwar bezahlt bekommen, aber was hat es gebracht….Stress, Ärger und viel, viel schlimmer, einen Hund, der das Vertrauen in andere Rüden verloren hatte. Ein Hundeleben lang für einen rücksichtslosen Moment eines anderen Hundehalters. Nur weil jemand meiner freundlichen Bitte, seinen Hund anzuleinen, nicht nur nicht nachgekommen ist, sondern sich auch noch darüber amüsiert hat, dass ich „wohl scheinbar etwas ängstlich“ sei…. Danach kam, wie meistens in solchen Fällen: „das hat er ja noch nie gemacht“…. Mag sein, aber das Kind war in den Brunnen gefallen……für ein Hundeleben lang.

Rücksicht wäre doch so einfach

Warum???? Warum teilen wir nicht unser Hobby und genießen es, in dem wir Rücksicht nehmen. Vorweg….auch mir ist in den ganzen Jahren natürlich auch schon mal unbeabsichtigt ein Ausrutscher passiert, aber ich bin der Meinung und mache das auch: Man kann sich entschuldigen. Und man kann vorausschauend sein und nicht immer davon augehen, dass eine Hundebegegnung ohne Leine friedlich verläuft oder dass der entgegenkommende Hund auch sozial ist.

Das gilt auch für Hundehäufchen. Ich leine meine Hunde IMMER an, oder nehme sie ins Fuß, nicht nur, wenn wir anderen Hunden begegnen, sondern auch, wenn wir an Grundstücken vorbeikommen und lasse sie ihre Häufchen erst da machen, wo es niemanden mehr stört. Auch habe ich ihnen beigebracht, dies nicht auf dem Weg zu tun. Und sollte doch mal ein Malheur passieren…… ja…ob Sie es glauben, oder nicht……wir beseitigen diese. Ich bin schon einmal 20 Minuten mit einem Beutelchen Hinterlassenschaften und mehreren Hunden an der Leine gelaufen, bis ich einen Papierkorb fand, wo ich das Beutelchen loswerden konnte. Nicht besonders prickelnd, aber notwendig. Wir haben 40 Meter Grundstückslänge und haben immer wieder Anlauf genommen, den Grünstreifen davor zu pflegen und Grün zu erhalten, aber wir haben vor ein paar Jahren nach dem gezählten 20. Hundehaufen damit aufgehört. Egal ob man den Streifen mähen möchte oder ihn jätet, man tritt immer in einen Hundehaufen. Es wäre alles so einfach, warum gibt es gerade unter Hundehaltern, die ein gemeinsames, wunderschönes Hobby teilen, so viel Stress?

Warum das alles?

Es ist doch so einfach, wenn man Rücksicht nimmt. Begenet man sich, leint man erstmal an und fragt, ob die Hunde zusammen spielen dürfen. Das ist nicht nur ein Akt der Höflichkeit und Rücksicht, es ist auch aus meiner Sicht ein Muss.
Weiß man denn, ob der Hund, der einem begegnet:

 

  • verträglich ist
  • vielleicht noch neu bei seinem Besitzer ist und beide sich noch nicht richtig kennen und vertrauen (second hand-Hund)
  • der Hund noch lernen soll (z.B. nicht ohne Kommando auf einen anderen Hund zulaufen)
  • der Hund krank ist man Stress vermeiden soll (Epileptiker)
  • der Hund frisch operiert oder verletzt ist und vielleicht nur mal kurz zum Lösen raus, aber keinesfalls spielen darf
  • ein Rudel einem einzelnen Hund entgegen kommt und man erstmal abklärt, ob der andere Hund damit klarkommt
  • noch andere Menschen dort laufen, wo man sich begegnet und vielleicht Kinder oder ältere Menschen dabei sind
  • ob der Hund ein Raufer ist
  • ein Hund alt und gebrechlich und somit Spiel für ihn eine ernste Gefahr wäre, oder
  • ob der Hund niemals die Chance bekommen hat, sozial zu werden, weil er das nicht lernen durfte (Vermehrerhunde) und deshalb eine Gefahr für andere Hunde darstellen kann.

 

Es würde doch allen helfen…

Rücksicht bedeutet auch: nicht immer gleich davon auszugehen, dass der entgegenkommende Hund auch Kontakt haben möchte, weil er vielleicht Schlimmes erlebt hat und vor allem aber auch: davon auszugehen, dass nicht jeder Mensch einen auf sich zulaufenden Hund gut findet, vielleicht Angst vor Hunden hat und dieser Jemand dann auf seinem Spaziergang, den er genießen und entspannen wollte, Angst und Panik haben muss. Rücksicht kann den Tag auch positiv machen Was verliert man, wenn man seine(n) Hund(e) an die Leine nimmt, um sich mit entgegenkommenden Hundehaltern abzusprechen oder auf spazierengehende Menschen Rücksicht zu nehmen? Nichts!!!! Im Gegenteil, es kommt etwas zurück, die Menschen lächeln und manchmal hört man sogar ein: „schöne Hunde haben Sie“ und man kommt in ein nettes Gespräch. Das alles erlebt man nicht, wenn man sich rücksichtslos verhält.

Das zeigt doch, wie einfach, entspannend und ja….sogar unglaublich positiv es sein kann, wenn man sich abspricht und Rücksicht nimmt. Ich jedenfalls freue mich immer, wenn ich höre: „die sind aber gut erzogen“. Das ist doch so schön, und es macht den Tag positiv. Es kann so einfach sein, in der heutigen Zeit des Stresses, der Hektik und der Sorgen, Freude zu haben und dazu gehört Rücksicht, Nachsicht und Voraussicht.

Sicher gibt es auch Menschen, da kann man Rücksicht nehmen, so viel man will, sie sind grießgrämig, können Hunde nicht leiden oder lieben es, Macht auszuüben, wie der beschriebene Hundehalter am Kanal in unserem Fall…. Hundehasser usw. solche Zeitgenossen gibt es leider auch und wird es auch immer geben.

Aber…. Wollen wir uns mit ihnen beschäftigen, uns den Tag verderben lassen oder gehen wir auf Menschen zu, um erstmal herauszufinden, was für ein Mensch/Hund-Gespann das ist, bevor wir urteilen und ableinen? Das Zweitere ist doch sicher der bessere, einfachere und vor allem erfolgversprechendere Weg. Von sich aus tätig werden und nicht erst abwarten, was der andere macht….der erste Schritt….

Der erste Schritt

Ich liebe das neue Lied von Peter Maffay „Halleluja“… (der erste Schritt) Das Lied ist nicht nur wunderschön, es ist auch so wahr. Wenn jeder bereit ist, den ersten Schritt gehen zu wollen und seinen Hund erst einmal anleint, um sich abzusprechen, dann wird auch etwas davon spürbar werden, dass wir doch alle das gleiche wollen: entspannte Hunde, entspannte Spaziergänge in der schönen Natur, Freude am gemeinsamen Hobby.

Und nicht nur das…nutzen Sie doch einfach mal so eine Begegnung, um zu üben: sprechen Sie sich auf Entfernung ab, nicht abzuleinen und gehen Sie mit den angeleinten Hunden aneinander vorbei und im Vorbeigehen sprechen Sie sich ab, wieder umzudrehen und die Hunde mit einem Kommando freizugeben, damit sie spielen können. Oder…. Dass Sie keinen Kontakt wünschen, weil……. Siehe aufgeführte Punkte oben.

Voraussetzung dafür ist natürlich ein sozial sicherer Hund, aber ob es einer ist, erfahren Sie nur, WENN Sie sich absprechen. Tut man das nicht, kann es passieren, wenn man Pech hat, dass man so ein Erlebnis hat, wie ich mit meinem Fiete.

In diesem Sinne

Bitte leinen Sie Ihren Hund an, wenn Sie uns begegnen, ich habe ein Rudel und ich nehme gerne Rücksicht auf Sie und Ihren Hund und ich würde mich ehrlich sehr freuen, wenn Sie das auch tun mögen. Meine Hunde dürfen spielen. Ja, natürlich! Aber bitte erst nach Absprache.

Beata Petry, Initiatorin des SSH-Forums