„Hunde verstehen und besser erziehen. Kynologie für Einsteiger“ von Angie Mienk, freundlicherweise für Issn‘ Rüde! zur Verfügung gestellt von Janine Linke vom Grin-Verlag.

Vorwort:

Informationen zur „Hundeerziehung“ gibt es wie Sand am Meer, viele verschiedene Methoden, einen Hund dazu zu bringen, auf jedes unserer „Kommandos“ unverzüglich oder doch zumindest irgendwann zu reagieren. Wer das nicht aus Büchern lernen will, dem helfen Trainer und Hundeschulen dabei. Da gibt es Hundeschulen, die lehren, wie man einen Hund dazu bringt, die Kommandos unverzüglich auszuführen; da gibt es Hundeschulen, die lehren, einen Hund „alltagstauglich“ zu machen. Keine Hundeschule lehrt, was ein Hund wirklich braucht und wie man eine gute Beziehung zu diesem herrlichen Geschöpf aufbaut.

Kein Tierpsychologe lehrt etwas über die Psyche des Hundes. Immer geht es nur darum, das Verhalten des Hundes zu „regulieren“ und zu „kontrollieren“, oft ohne Rücksicht auf die Psyche des Hundes.

Ursache diesen Dilemmas sind Gerüchte wie: „der Hund verhält sich wie ein Wolf“ oder „der Hund lebt in einer festgefügten Rudelhierarchie“ oder „ein Hund, der nicht die Kommandos beherrscht, ist eine potentielle Gefahr“. Dramatisch wird das Hundeleben bei Denkmustern wie: Hunde haben keine Seele, keine Moral, ein anderes Schmerzempfinden als der Mensch usw. Diese Gerüchte sind kaum auszurotten, sogar Hundevereine, Politiker und selbst einige „Wissenschaftler“ beteiligen sich daran. Die Folge ist, dass immer mehr Menschen Angst vor Hunden haben oder sie gar hassen; und immer mehr Hunde haben ernsthafte psychische und physische Probleme.

Meine Erfahrungen – immerhin mehr als 30 Jahre und ein enges Zusammenleben mit teilweise über 50 Hunden (von denen die meisten angeblich verhaltensgestört waren) – sagen etwas ganz anderes. Seit Generationen befasst sich unsere Familie mit Hunden und deren artgemäßer Ausbildung. Meine Vorfahren waren Hundeausbilder bei Polizei, Zoll, US- Armee und wir selbst leben seit unserer Geburt immer mit mehreren Hunden zusammen. Meine Ausbildung in den USA zum Profi-Hunde-Trainer und Tierpsychologen (in Verbindung mit Humanpsychologie) hat mich befähigt, Hunderten von Hunden zu einem besser verstandenen Leben zu verhelfen.

Wer mit seinem Hund ein Leben in Harmonie und ohne Stress leben will, der sollte zunächst einmal seinen Hund, bzw. sein Verhalten und seine Psyche verstehen. Zu viele Missverständnisse verderben zu vielen Mensch-Hund- Teams das Leben. In diesem Buch zeigen wir Dir, wie ein Hund sich normalerweise verhält, wie Du auf sein Verhalten reagieren solltest. Wir zeigen Dir, woher die vielen Missverständnisse im Zusammenleben mit Hunden kommen und Du lernst, wie man die perfekte Beziehung zu seinem Hund aufbaut.

Gleichzeitig ist dieses Buch auch die Basis für das Buch „Guter Rat ist leise“, das quasi als Fortsetzung zeigt, w i e genau die „unsichtbare Leine“ funktioniert, wie man mit guter Bindung zum Partner Hund eine Verständigung über große Distanzen erreicht. Wer diese perfekte Harmonie mit seinem Hund will, der ist gut beraten, wenn er beide Bücher liest und versteht.

Wir stehen für Fragen und weiterführende Infos gerne zur Verfügung.

Alles Wissen. die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten ist in den Hunden enthalten. (Franz Kafka)

Ein Hund ist ein Hund, ist ein Hund…

Ein Hund ist ein Hund, er ist kein Wolf, kein Mensch, keine Bestie – er ist ein Hund.

Der Hund denkt, fühlt, lebt wie ein Hund – wenn man ihn läßt. Er fühlt Angst, Hass, Liebe, Schmerz. Er leidet unter Stress, unter Zivilisationskrankheiten. Er hat eine Psyche, wie jedes Säugetier und wie der Mensch (der genau genommen ja mit dem Affen verwandt ist). Ein Hund hat soviel oder so wenig Moral wie ein Mensch (kein Hund hat je einen Krieg angezettelt, und keine Maus käme je auf die Idee, eine Mausefalle zu erfinden). So gesehen ist der Hund nichts anderes als eine andere Gattung Lebewesen, die wir Menschen uns zu Nutzen gemacht haben, wie alle anderen Tiere auch. Wir Menschen zwingen den Hund, in unserer Zivilisation zu leben. Der Hund muss sich anpassen und schafft das in der Regel auch sehr gut. Der Hund lebt anders als wir Menschen, er hat einen anderen natürlichen Rhythmus und er lebt stets im Hier und Jetzt! Ein Hund denkt nicht: „Hätte ich gestern meinen Knochen verspeist, wäre er jetzt nicht von anderen Hunden gefressen.“ Wenn wir den Hund verstehen, ihn nehmen als das, was er ist, ihn respektieren und die Verantwortung für ihn übernehmen, dann können wir ihm und uns ein phänomenales Leben bescheren.

Wann immer sich jemand mit dem Gedanken trägt, einen Hund zu adoptieren, höre ich diese Fragen:

  • Welcher Hund passt zu mir?
  • Welcher Hund erfüllt meine Erwartungen? Was kann der Hund für mich tun?
  • Was kann der Hund mir bieten?
  • Noch nie – wirklich, noch nie – hat mich jemand gefragt:

  • Was kann ich für den Hund tun? Was kann ich dem Hund bieten?
  • Was hat ein Hund davon, bei mir zu leben? Welche Vorteile hat der Hund durch mich?
  • Befriedige ich a l l e Bedürfnisse des Hundes?
  • Bin ich ein guter Lebensgefährte für meinen Hund?
  • Merkwürdig, oder nicht?

    Dabei hat ein Hund Bedürfnisse, die über Futter, Wasser und ein Bett weit hinausgehen:

    Er braucht außerdem medizinische Betreuung, wenn es erforderlich ist. Er braucht ausreichend Schlaf, wenn es ihm sein Rhythmus vorgibt. Er braucht regelmäßige, angepasste Bewegung, braucht Spiel mit seinem Menschen und mit Artgenossen, wenn er ein sozialer Hund ist. Er braucht körperliche und geistige Betätigung, die er bewältigen kann. Er braucht Gesellschaft von Menschen und/oder Artgenossen. Er braucht die Liebe und Freundschaft seines Menschen, braucht die Treue und Verlässlichkeit seines Menschen, braucht den Schutz seines Menschen vor Gefahren und vor vermeintlichen Gefahren. Er braucht aber klare Regeln, die er einsehen kann. Er braucht Menschen, die er verstehen kann. Er braucht Verständnis, Rückzugsmöglichkeiten, Sicherheit, Kontinuität. Er muss seine Gefühle und Instinkte weitestgehend ausleben können. Er braucht die Zuverlässigkeit seines Menschen und eine verständliche Sprache. Er braucht die Bestätigung durch seinen Menschen. Er braucht Anleitung, damit er seine Umwelt – die ja eine menschliche Umwelt ist – versteht. Und last not least braucht er die Begleitung seines Menschen bis in den Tot.

    Das ist eine lange Liste von Bedürfnissen. Hast Du Dir einmal Gedanken darüber gemacht, ob Du wirklich alles in dieser Liste für Deinen Hund tust?

    Nur wenn wir Menschen bereit und in der Lage sind, alle Bedürfnisse unseres Hundes zu befriedigen, können wir vom Hund erwarten, dass er auch unsere Erwartungen (sofern es in seiner Macht steht) erfüllt.

    Um die Bedürfnisse unseres Hundes zu befriedigen, müssen wir aber unseren Hund verstehen, sein Verhalten richtig deuten.

    Beginnen wir damit, das normale Verhalten unseres Hundes kennenzulernen:

    Wie viele Leute wissen von ihrem Hund nicht viel mehr. als was er gekostet hat. (Horst Stern)

    Teil 1 – Verhalten

    Was ist das – Hundeverhalten?

    Verhalten beschreibt alle Lebensäußerungen. Bei Tieren setzt es sich allgemein zusammen aus:

  • a) Bewegungen (gehen, liegen, strecken, usw.)
  • b) Lautäußerungen (bellen, quietschen, jaulen, knurren, usw.)
  • c) Körperhaltungen (gähnen, Kopfhoch, Kopftief, usw.)
  • Hierzu gehören aber auch Veränderungen wie Farbwechsel oder Gerüche, die der Verständigung dienen können. Verhaltensweisen können angeboren, erworben oder durch Erfahrungen verändert worden sein.

    In der Verhaltenstherapie unterscheiden wir zwischen:

  • a) normalem Verhalten
  • b) abnormalem Verhalten
  • c) erwünschtem Verhalten
  • d) unerwünschtem Verhalten
  • Dabei kann normales Verhalten vom Menschen unerwünscht sein und abnormales Verhalten kann vom Menschen erwünscht sein. Äußerste Vorsicht ist geboten, wenn normales Verhalten ab trainiert werden soll. Häufig fügt man seinem Hund damit Schaden zu.
    Die meisten unerwünschten Verhaltensweisen unserer Vierbeiner beruhen entweder auf „normalen Verhaltensweisen“ oder sind „erlerntes Verhalten“, das wir Menschen ihnen oft genug selbst „beigebracht“ haben – sei es bewusst oder unbewusst.

    Beispiel:

    Bellen:
    Das Bellen an sich ist eine völlig normale Verhaltensweise des Hundes – bellen sagt sehr viel aus, variiert in der Tonart, der Höhe, der Länge, usw. Bellen ist die „verbale Ausdrucksform“ unserer Hunde.

    Das Bellen eines Hundes kann bedeuten:

    Der Hund will
    1. auf sich aufmerksam machen
    2. auf irgendetwas aufmerksam machen
    3. eine Gefahr oder etwas Unbekanntes anzeigen
    4. Unzufriedenheit ausdrücken
    5. sein Territorium gegenüber Fremden abgrenzen
    6. evtl. Gegner einschüchtern
    7. in Zusammenhang mit Drohgebärden die Bereitschaft zur Verteidigung anzeigen
    8. durch schnelles hell klingendes Bellen Aufregung, Freude im Spiel kund tun
    9. bellen zur gegenseitigen Verständigung, Orientierung.
    10. zum Spiel, Gassigehen usw. auffordern
    11. seine Ängste anzeigen (z.B. Trennungsangst)
    12. durch ein- zweimaliges Bellen im Zusammenhang mit anschließenden heulen, auf einen auslösenden Reiz antworten
    13. Stress anzeigen, z.B. beim Autofahren

    dann gibt es noch:
    14. monotones Bellen im Zusammenhang mit Verhaltensstörungen
    15. helles, leises, kurzes Bellen im Schlaf (Traum)
    16. hysterisches Bellen als Zeichen von Über- oder Unterforderung
    17. Wuffen (leises, dunkles Bellen) als Zeichen von Wohlfühlen und Zufriedenheit , oft auch im Spiel , Mütter mit Welpen, aber auch als beginnende Drohung v o r dem Knurren, auch wenn der Hund etwas gehört hat, was er nicht sofort einordnen kann (fragend)
    18. Bellen anstelle von Heulen, um das „Rudel“ zusammen zu rufen oder nach seinem Menschen zu rufen
    19. Bellen aus Langeweile
    20. Bellen bei Erwartung (dass Frauchen oder Herrchen heim kommt, etwas geschieht, usw.)

    Hunde, die nicht bellen, drücken all das durch Heulen aus (Alaskan Malamutes).

    Unerwünscht wird das Bellen für uns Menschen dann, wenn es exzessiv oder von uns als exzessiv empfunden wird (oder den Nachbarn stört, wir fernsehen wollen…) Das geschieht häufig dann, wenn wir auf das „normale Bellen“ falsch reagieren. Dazu mehr im Kapitel: Was tun wenn…

    Was aber ist nun „normales“ und was „abnormales“ Verhalten? Dazu müssen wir etwas weiter ausholen und die normalen Verhaltensweisen anschauen.

    Die verschiedenen Verhaltensweisen werden in Funktionskreise eingeteilt:
    Bild & Quelle: GRIN Verlag, via Janine Linke

    Die Verhaltensweisen im Einzelnen:

    Ich gehe bei dieser Beschreibung vom Haushund aus und lasse absichtlich die Verhaltensweisen weg, die Wölfe oder teilweise auch verwilderte Hunde zeigen.

    1. Ernährungsverhalten<(h3>

    1.1 Nahrungserwerb

    Da unsere Hunde ihr Futter nicht selbst jagen dürfen, sehen wir oft nur Teile einer Handlungskette, die aus Beutesuche, Jagen , u. U. Töten und verspeisen besteht (manche Hunde zeigen das gerne bei der Jagd auf Mäuse, oft ohne jedoch anschließend wirklich die gefangene Maus zu töten und zu verspeisen). Welpen zeigen ihren Müttern gegenüber das sogenannte „Futterbetteln“, das aus Lecken, Schnauze stoßen und pföteln besteht.
    Genau dieses Verhalten zeigen oft auch erwachsene Hunde uns Menschen gegenüber: sie stupsen uns mit der Schnauze an, Lecken uns Hand oder Gesicht ab, oder geben „Pfötchen“. Schade, dass wir oft nicht verstehen, was der Hund uns damit sagen will und dann, für den Hund völlig unverständlich, reagieren. (siehe auch: Aufmerksamkeit)

    1.2 Nahrungsaufnahme

    Diese besteht aus beschnuppern, manchmal betasten (je nach Art des Futters), schütteln (je nach Art des Futters – bei Trockenfutter oder Flocken kommt das Schütteln eher selten vor, bei Fleisch, Pansen usw. häufig), zerschneiden mit den Backenzähnen, kauen und schlucken. Beim Benagen (z. B. Fleisch vom Knochen) wird das Fleisch mit Hilfe der Schneidezähne vom Knochen abgetrennt. Das alles in dieser Reihenfolge ist eine komplette Handlungskette. Bei Welpen kommen stattdessen Milchtritt und Saugreflex zum Einsatz.

    1.3 Der Futtertransport

    findet, oft zum Leidwesen des Hundehalters, entweder durch Verschleppen des Futters an einen ungestörten Ort oder abschlucken und wieder hervorwürgen statt.
    Wird zuviel Nahrung, unverdauliche Nahrung, o. ä. verschluckt, wird Wasser zu schnell getrunken oder verträgt der Hund Autofahren nicht, folgt Erbrechen.

    2. DasAusscheidungsverhalten

    Welpen können in den ersten Lebenswochen noch nicht selbst Kot und Harn absetzen und benötigen eine stimulierende Massage, normalerweise durch die Zunge der Mutter, als Auslöser für den reflektorischen Absatz. Jedoch schon ab der vierten Woche verlassen sie ihren Ruheplatz, um weiter entfernt davon ihren Kot abzusetzen. Der Harnabsatz der Hündin erfolgt in der Hocke, wie bei Welpen und Junghunden. Der geschlechtsreife Rüde hebt dabei meist ein Hinterbein, wobei er häufiger uriniert, was einem Markierungsverhalten entspricht. Beim Spritzharnen hält die Hündin ein Hinterbein schräg nach vorne und uriniert höher und häufiger; beim Rüden wird dabei stoßartig Harn abgegeben mit angehobenem Hinterbein. Bei beiden Geschlechtern tritt dieses Verhalten erst ab der Geschlechtsreife auf. Scharrbewegungen bei beiden Geschlechtern nach Urin- oder Kotabsatz dienen der olfaktorischen (geruchsmäßigen) und optischen Markierung. Dabei wird nicht, wie immer wieder angenommen, das Revier markiert, sondern eine Marke hinterlassen, nach dem Motto „ich war hier“ und dient auch der Wieder-Erkennung.

    3. DasSozialverhalten

    Zum Sozialverhalten gehören, außer dem Ausdrucksverhalten zur Verständigung, dem sozialen Verhalten im Rudel, Imponier- und defensivem Verhalten, auch das Sexual- und Aufzuchtverhalten, die infantilen Verhaltensweisen und Lautäußerungen. Unsere Hunde sind normalerweise sozial lebende, also gesellige Lebewesen. Sie sind also auf eine sehr differenzierte Vermittlung von Informationen angewiesen.
    Unter Ausdrucksverhalten versteht man alle Verhaltensweisen, die im Zusammenhang mit der innerartlichen (sozialen) und gelegentlich auch zwischenartlichen Verständigung stehen. Hierher gehören u.a. Balz-, Droh- und Beschwichtigungsgebärden. Die meisten der visuellen, auditiven, taktilen und olfaktorischen Signale von Hunden sind aus mehreren Komponenten zusammengesetzt. Ein „Drohsignal“ kann zum Beispiel sowohl aus visuellen (Mimik, Gestik, Körperhaltung) als auch aus auditorischen (Vokalisationen) Anteilen bestehen. Es gibt noch eine Vielzahl anderer Kommunikationsformen, wie z. B. chemische, thermische, elektromagnetische Kommunikation, neben der visuellen und taktilen, die bei Körpersprache von Bedeutung sind. Diese „Verhaltenseinheiten“ oder „Signaleinheiten“, auch „Displays“ genannt (ebd.), stellen die Kommunikationsgrundeinheiten dar. Nicht einzelne Signale, sondern zusammengesetzte Gesamtausdrücke, sind es, denen je nach Kontext verschiedene Bedeutungen zukommen, bzw. eine bestimmte Bedeutung im Sinne der Kommunikation haben. Es ist also für uns von immenser Wichtigkeit, dass wir einzelne Signale nicht aus dem Zusammenhang reißen, sondern immer alle Signale erkennen und entsprechend bewerten können.
    Durch die hohe Variabilität der Haushunderassen, die sich auch in verschiedener Kopf- und Körperform, Behaarung und Fellfarbe sowie unterschiedlich starkem Hautwachstum äußert, wurden die optischen Ausdrucksmöglichkeiten von Hunden der verschiedenen Rassen mehr oder weniger eingeschränkt. Hier erkennen wir nun also einen der Gründe, warum Hunde „verschiedene“ Sprachen sprechen. Unsere Hunde müssen also lernen, die Kommunikation andersartiger Hunde zu verstehen. Dazu ist es erforderlich, dass sie mit sozialen Hunden der verschiedensten Rassen zusammen kommen. Erschwerend kommen immer noch Eingriffe des Menschen hinzu, die das Ausdrucksverhalten bestimmter Haushunderassen noch mehr „beschneiden“. Allein im Bereich des Schwanzes gibt es bei unkupierten Hunden 10 unterscheidbare Stellungen mit Signalfunktion; nicht nur die Gesamtbewegungen oder -haltungen, auch unterschiedliche Bewegung und Haltung im proximalen (=näher zur Körpermitte), mittleren und distalen (weiter von der Körpermitte entfernt) Bereich können zur Übermittlung von Stimmungen beitragen. In vergleichenden Untersuchungen an kupierten und unkupierten Hunden wurde die distanzvergrößernde Funktion des hoch aufgestellten Schwanzes mit leichter Bewegung im distalen Drittel (Verhalten eines sozial sicheren Hundes) gezeigt.
    Vereinfacht kann man also sagen: Dem Hund wurden durch Zucht – meist wegen optischer Vorlieben der Menschen – viele Kommunikationsmöglichkeiten genommen. Es ist daher unsinnig zu behaupten, dass alle Hunde der Welt die gleiche „Sprache“ haben. Das ist schon allein durch kupierte Ohren oder Schwänze, langes oder kurzes Kopfhaar und die Reduktion der Ausdrucksmöglichkeiten gar nicht realistisch. Wie soll denn z. B. ein Schäferhund die weit reduzierten Gesten eines kupierten Dobermanns deuten können (es sei denn, er hat es von Beginn an gelernt)? Besonders in Konfliktsituationen ist eine zuverlässige Form der Kommunikation für den beteiligten Hund von Vorteil. Die Entstehung von Verhaltensweisen, die in immer gleicher Intensität und Geschwindigkeit ablaufen und dadurch eindeutiger werden, wird Ritualisierung genannt. Im Laufe der Evolution haben sich durch Selektionsdruck bestimmte arttypische Gesten und Mimiken herausgebildet, die eine differenzierte Kommunikation ermöglichen und vor allem auch eindeutig verstanden werden können.

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    Bilder & Quellen: Grin Verlag, via Janine Linke