..war ich es, die einen Hund wollte. Und für unseren Sohn sollte es ein toller Spielkamerad werden. Deshalb wurde der Hund mit viel Sorgfalt ausgesucht: Er sollte unbedingt „was aushalten“, kinderlieb sein und sportlich. Da kam nur ein Terrier in Frage und nach dem Blick auf die Homepage der Züchter war klar, dass es ein Parson Jack Russel sein musste.
Als Ersthund empfahl man uns einen Junghund, da wir die Phase des „Stubenrein-Werdens“ dann schon hinter uns hätten.
Ja und dann haben wir eigentlich kein Klischee ausgelassen:
- Grundausstattung gekauft,
- zum Züchter gefahren,
- Hund sprang auf Sohnemann’s Schoß (süss, gell!),
- in Box gepackt und nachhause gefahren.
- Angekommen und mal die Wohnung gezeigt (sofort Mama’s Strickzeug angepinkelt) und dann
- Gassi mit ausgezogener Flexileine.
Wir hatten ihn: „Fighting Alpha“ (Nomen est Omen!?) 7 Monate alt und bildschön!
Typisch Terrier!
Im Hundekurs haben wir dann gemerkt, dass das ein ganz Kesser ist, der gerne mal die Anderen anmacht und eigentlich keinem Streit aus dem Weg geht (typisch Terrier!). Es kamen die üblichen Gedanken zum Kastrieren, aber das wurde vom Herrchen gleich wieder verworfen! Noch bevor man die Rüpelei in den Griff bekommen konnte, wurde er von einem freilaufenden Schäferhund ohne Vorwarnung von hinten angefallen.
Ich hatte die Situation überhaupt nicht im Griff (nur die Flexileine) und neben mir schrie unser Sohn vor Angst um seinen Hund.
Der Schäferhund-Besitzer versuchte dann seinen Hund irgendwie wegzuziehen, aber unser Alpha hatte sich selbst sein Leben gerettet, indem er dem Schäferhund in den Kiefer gebissen und damit weitere Verletzungen vereitelt hatte.
Danach war er noch so voller Adrenalin, dass er mit seiner offenen Wunde am Oberschenkel fast bis nach Hause lief. Auf Herrchens Arm sackte er dann auf dem Weg zum Arzt zusammen und musste trotzdem erst mit einer ganzen Batterie an Spritzen betäubt werden.
Und jetzt noch einen großen Hund!
Die OP verlief gut aber die Fäden eiterten aus der tiefen Wunde. Alpha zog sich die Fäden selber, bzw. kam, um sich die Fäden von uns ziehen und die Wunde spülen zu lassen!
Dies alles bewog uns dazu, einen richtig großen Hund anzuschaffen.
Nachdem der Schäferhund natürlich nicht mehr in Frage kam, blieben noch der Dobermann und insbesondere der Rottweiler zur Auswahl … argh!
Wer will schon diese sabbernden Monster! Trotzdem war für mich damals ausschlaggebend, dass Andere ihre Hunde anleinen, wenn ich komme, und dass die ewige Pöbelei aufhört, denn mein Alpha wollte nicht mehr beschnüffelt werden und ganz bestimmt auch nicht mit jedem „nur“ spielen!
Da war es schon geschehen
Bevor ich richtig nachdenken konnte waren wir beim Rotti-Züchter und haben uns die Hündin angeschaut, die dort ins Wohnzimmer schritt, meinen Sohn mit der „Bärenpranke“ freundlich kratzte und spontan ihre 60 kg geschickt auf seinem Schoß verteilte, um sich am Bauch kraulen zu lassen.
Kurzum: ich war total angefixt und musste diesen Hund haben!
Die „Übergabe“ unseres Welpen erfolgte wegen Alpha’s Temperament und Rauflust unter Aufsicht! Er war nicht angetan und zuhause hatte man doch das Gefühl, als ob er hoffte, dass wir das Plüschknäuel wieder zurückbringen. Es klappte aber alles sehr gut und solange es Größe und Kraft zuließen, spielten die Beiden miteinander Zerrspiele. Gut, dass der Terrier was aushält, aber schlecht, dass der Rottweiler sein wildes Spiel annahm!
Alle guten Dinge sind…
Zwischenzeitlich leben die Beiden jetzt 8 Jahre zusammen und keiner kann mehr ohne den Anderen! Außerdem haben wir uns jetzt doch ein bisschen mehr in die Materie eingearbeitet und auch ein paar weitere Hundekurse besucht.
Und kurz bevor es langweilig wird, dachte ich, dass wir doch noch einen Hund aus dem Tierheim als „Notfell“ kurzfristig in Pflege nehmen könnten! Wir hatten im Campingurlaub ja Komplimente für unsere „wohlerzogenen“ Hunde bekommen und ich hatte dadurch wohl den Höhenflug. Früher hätte ich nie einen Hund aus dem Tierheim geholt, denn die haben ja alle Probleme, die man sich freiwillig nicht auflädt. Vermutlich dachte ich, dass ich/wir das in vorübergehender Pflege aber hinkriegen würden.
Natürlich war das Tierheim interessiert, als mein Email dort ankam, und wir sollten mal mit dem Rudel vorbeikommen. Man hatte schon einen Hund für uns ausgesucht: Es war ein 10 Monate alter Angsthund (Multimix aus Bracke, Schäferhund und Windhund) aus Griechenland, der so nicht vermittelt werden konnte.
Deshalb wäre ein souveräner Zweithund sicher gut. Es brach mir das Herz, als man das Mädel aus dem Zwinger zerren musste. Ohne doppelte Sicherung mit Brustgeschirr und Halsband ging gar nichts. Im Hof konnte sie dann unsere Beiden kennen lernen und wir ließen erst mal den Terrier Kontakt aufnehmen, weil das Rottimädel einfach zu stürmisch ist. Unser Alpha stupste sie kurz an, drehte sich um und forderte sie damit auf mitzukommen. Dann gingen wir alle spazieren und das Notfell gähnte sich den Stress weg! Und anscheinend konnte sie sich das erste Mal auf dem Spaziergang lösen! (Über was man sich so alles freuen kann!?)
Nach zwei weiteren Gassirunden war klar: Der Hund muss zu uns!
Wir haben sie abgeholt, sind erst mal richtig Gassi gegangen, haben alle drei auf der Terrasse geduscht und schamponiert und alle hatten „die Haare schön“.
Dann schlief sie sich aus und wir waren über das unproblematische Zusammenleben doch sehr überrascht. Aber am zweiten Tag hatte sie wohl den Kopf zu sehr über Alpha’s Plätzchen gehoben und die Zähne gefletscht, dass der sich doch provoziert sah. Wir konnten die Keilerei unterbinden und waren sehr vorsichtig, dass nicht der Rotti meinte, die Sache für uns regeln zu müssen. Es blieb der einzige Alarm. Unsere kleine Griechin Terry hatte aber sehr schnell gelernt, dass sie sich anpassen und einfügen muss. Sie meldete sich sogar, wenn sie Gassi musste, und war zur Überraschung des Tierheims so gut wie stubenrein! Es gab dann immer wieder mal kleinere Malheurs und der neue Teppich musste dran glauben etc (man kann aber als Hundebesitzer gut drüber wegsehen bzw. man hätte ja eh bald was Neues gekauft!), aber nach wenigen Wochen war das Zusammenleben organisiert.
Nachdem sie sich aber so gut eingelebt hatte, war es einfach nicht mehr möglich, den Hund aus seiner neuen Umgebung zu reißen und wieder von vorne anzufangen.
Wir haben sie ganz vom Tierheim übernommen.
Zwischenzeitlich lebt Terry fast ein Jahr bei uns und ist schon ein halber Globetrotter geworden. Sie war mit uns beim Skifahren in Österreich, auf Fehmarn, in Lübeck, Luxemburg und Brüssel und macht sich ganz prima.
Sie wird immer ihre Handicaps haben und als Besitzer muss man damit umgehen können, aber sie ist sehr lernwillig und will unbedingt gefallen. Für ihr neues Rudel würde sie alles tun.
Ein Gastbeitrag von Patricia
Beitragsbilder & Quellen: Patricia