Bevor ich zu meiner Herzenrasse, dem Clumber Spaniel, komme, noch die Vorgeschichte oder „wie alles begann“…

Die Anfänge

Mein Seelenhund Leon war über zwei Jahre tot und langsam wurde ich ohne Hund verrückt; ein neues Tier musste ins Haus. Alles sollte sehr überlegt sein, denn Leon war als Hovawart-Berner-Neufundländer-Rüde nicht immer einfach.
Hingesetzt, Liste geschrieben.

  • Ein Mädchen, das kloppt sich nicht
  • Mittlere Größe, soll nicht kaputt gehen, wenn der gemeine Labbi angewalzt kommt
  • Helles Fell, wegen der Psychologie
  • Kein Nordischer, kein Arbeitstier, kein Kläffer, kein Jagdhund
  • Gewisses Phlegma wäre prima als Bürohund
  • Mini Molosser mit Knautschnase wäre klasse!
  • Sollte gebraucht sein, am besten 2-3 Jahre, dann pinkelt es nicht alles voll und frisst meine Möbel nicht
  • Wunsch des Mannes: Kuschelfell (also mindestens Halblang)

Gibt es denn so etwas?

Diese Liste habe in einer meiner Hundegruppen vorgelesen und hämische Lacher geerntet.

Ich hörte Kommentare in denen „Plüschhund“ und „selber nähen“ vorkam.

Ich holte die große Kynos-Rassehundebibel aus dem Regal, es musste unter über 400 Rassen doch etwas Passendes geben!

Wir schauten in dem Buch herum, bei den Jagdhunden wollte ich gleich weiterblättern, aber Halt! Was ist das! Weiß, mittelanges Fell, Knautschgesicht. Alle stöhnen auf – hässlicher Hund! Ich finde die Rasse auf Anhieb toll! Nach dem Lesen der Rassebeschreibung – hochintelligent, dickköpfig, hervorragende Nase, gemütlich, zurückhaltend, haart, sabbert, schnarcht, für den älteren destinguierten Jäger, war es um mich geschehen. Ich wollte einen Clumber!

Eine Kurzrecherche im Internet sagte mir das die Rasse rar ist, einen engen Genpool hat und zu diversen Krankheiten neigt. Der Kopf war ausgeschaltet, ich will einen CLUMBER!

weisser Clumber Spaniel Welpe

Bild & Quelle: Nicole Gade

In Deutschland nicht zu bekommen, so bekam meine Schwester den Auftrag das angrenzende Europa abzutelefonieren (ihr Englisch ist besser!) und sie wurde in England und Dänemark fündig. Dänemark erschien näher, also hin. Clumber Molly (original Sallebäcks Granité) gefiel mir und wir nahmen sie mit.

Geschichte des Clumber Spaniel

Wir haben es nicht bereut – Molly ist ein Original und als englische Rasse auch wirklich „very british“ Das Verhalten des Clumbers ist analog zu meiner Vorstellung von einem Angehörigen der „Upper Class“. Entstanden ist die Rasse wohl in Frankreich, aber seit dem 18ten Jahrhundert in England ansässig. Die frühste Rassebeschreibung stammt aus dem Jahr 1831. Bekannt wurden sie durch den Herzog von Newcastle auf Schloss Clumber. Sie sind bereits auf einem Gemälde von Francis Wheatley aus 1788 zu sehen, waren aber erheblich kleiner als heute.

Im 19. Jahrhundert war die Rasse in England sehr beliebt, doch ab 1930 wurde sie seltener.

Momentan gibt es in England Bestrebungen einiger engagierter Züchter wieder arbeitsfähige Clumber zu züchten. Bei einer Englandrundreise mit Hund wurden wir allerdings sehr oft angesprochen und fotografiert. Naja, der Hund wurde fotografiert…

Clumber Spaniel im Wald

Bild & Quelle: Nicole Gade

Was zeichnet den Clumber Spaniel aus?

Der Clumber Spaniel ist ein Stöber- und Apportierhund mit einer ausgezeichneten Nase. Er arbeitet eigenständig am Jäger, treibt das Geflügel hoch und apportiert es mit extrem weichem Maul. Sonst gehen die Wachteln und Rebhühner schließlich kaputt! Molly kann 10 Minuten mit einem rohen Ei spielen, samt Rennen und was dazu gehört.
Bei mir darf der Hund nicht jagen und wird mit Mantrailing und Clickertricks beschäftigt. Dies sollte man den schlauen Clumber Tieren auch bieten, sonst fangen sie an lustige Dinge zu tun.

Der Jagdtrieb ist trotz reiner Showlinie erstaunlich stark vorhanden. Sieht sie Enten oder Hühner ist Molly kaum zu bremsen.

Und dies obwohl sie nie im Leben jagdlich geführt wurde und noch kein Ballspiel gemacht hat – Bälle kann ich nämlich selber holen, das ist unter ihrer Würde. Very british!

Ein schlauer (und bischen durchtriebener) Charakter

Durch den leicht hängenden Gesichtsausdruck und die Eigenständigkeit wirken sie dumm, sind es aber nicht. Wer meinen Hund gesehen hat, wie er andere Hunde austrickst oder systematisch Löcher im Zaun sucht, ist sofort vom Gegenteil überzeugt. Wer übrigens seinen Zaun auf Ausbruchsicherheit testen möchte, ich verleihe Molly für eine geringe Gebühr :).

Clumber Spaniel liebt Eis

Bild & Quelle: Nicole Gade


Kadavergehorsam, Agility und Obedience sind nicht angesagt und wer das möchte, liegt mit dieser Rasse eher falsch oder sucht eine neue große Herausforderung – Hütehund kann ja jeder! Der Clumber ist ein Begleiter mit eigenen Lebensvorstellungen.

Wenn der Clumber etwas möchte, tut er das und man muss ordentlich was auffahren um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Kekse helfen nicht immer! Nasenarbeit klappt wunderbar, apportieren auch, wenn die Belohnung für das Bringen stimmt.

Im Allgemeinen ist der Clumber sehr genügsam mit seinem Gassi und Bewegungsanspruch und durchaus perfekt als Sofahund. Wenn man auf weiße Haare auf dem Sofa steht…

Kein „Everybody’s Darling“

Der Clumber ist distanziert zu Fremden und kein „Everybodys Darling“. Er entscheidet wen er mag und ignoriert alle anderen. Nachtragend ist er auch ein wenig, wer ihn erschreckt oder geärgert hat, ist für längere Zeit von der Freundesliste gestrichen. Er bleibt immer ruhig und geht in der Regel einfach weg wenn ihn was nervt. Clumber sind extrem gemütliche Hunde, eine gewisse Basset Nähe ist nicht zu leugnen.

Clumber Spaniel im Wohnzimmer

Bild & Quelle: Nicole Gade


Für mich ist der Clumber die perfekte gemütliche Familienhunderasse mittlerer Größe und es verwundert dass er nicht populärer ist.

Zugegeben: Der Clumber hat auch einige Nachteile

Diese nicht vorhandene Popularität hat einen Nachteil, ein enger Genpool macht bekannter Weise kranke Tiere. Ich kann nur für Molly sprechen, aber vielleicht reicht es, wenn ich sage dass die Tierkrankenversicherung uns nach 2 Jahren gekündigt hat.

Die Rasse Clumber hat drei Baustellen:

  • Die Augen haben fast immer ein Hängelid mit chronischer Bindehautentzündung
  • Weißes Fell bringt gerne Hautkrankheiten/Allergien mit sich
  • Die Hüften und Ellbogen sind oft nicht in Ordnung – leider bei fast allen Rassen so

Am Ende noch ein paar rein technische Fakten aus dem Rassestandard:

VERWENDUNG:

  • Stöberhund
  • KLASSIFIKATION FCI:

  • Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
  • Sektion 2 Stöberhunde
  • Mit Arbeitsprüfung
  • ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD :

  • Gut ausgewogen, starkknochig, lebhaft, mit einem nachdenklichen Ausdruck. Seine gesamte Erscheinung drückt Kraft aus. Höhe zwischen 43 und 50 cm
  • VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) :

  • Unerschütterlich, großmütig, hochintelligent, mit einer entschlossenen Körperhaltung, die seine natürliche Anlage betont. Ein stummer Arbeiter mit einer ausgezeichneten Nase. Beharrlich, zuverlässig freundlich, würdevoll, zurückhaltender als andere Spaniels, keine Neigung zur Aggressivität zeigend.
  • GEWICHT : (Ideales Gewicht)
    Rüden 36kg (80lbs)
    Hündinnen 29.5 kg (65 lbs.)
    (Molly wiegt übrigens 21 kg!!!!und ist normalgewichtig, nicht mager)

    Mein persönliches Fazit

    Ich bin sehr in diese Rasse verliebt und hoffe dass mehr Züchter sich, statt immer opulenter und massiger zu züchten, Gesundheit und Lebensfreude als Zuchtziel setzen. Dann kriegt der Clumber die Chance zu zeigen, was für ein toller Hund er ist.

    Ein Gastbeitrag von Nicole Gade (mit Clumber Molly geb. 09.06.2011)
    Trainerin beim Verein für Hundesport und Erziehung e.V.
    www.hundevereine.de

    Alle Beitragsbilder & Quellen: Nicole Gade