Wollten Sie auch schon mal Ihren spätpubertären Hund verschenken? Ich wollte. Schon einige Male habe ich morgendlichen Spaziergängern im Englischen Garten Bella angeboten. Wenn sie mir mal wieder meine eigenen Grenzen aufgezeigt hatte. In letzter Zeit kam das wieder öfter vor. Dagegen hilft nur konsequentes Training.

Letztes Wochenende hatten wir den Rückrufworkshop Teil II bei der Hundeschule Happyhand in Velden. Eine super Schule übrigens, tolle Trainer, und die Kurse sind super. Die Workshops auch. Wir wollten feststellen, wie der Hund draußen hört, und ob es mit dem Rückruf schon gut funktioniert. Begonnen haben wir mit verschiedenen Übungen auf dem Hundeplatz. Hier war noch alles gut. Auch das Vorbeigehen ohne Leine an anderen Hunden draußen hat funktioniert. Dann kam der Spaziergang.

„Ich muss dann mal weg“

Das kleine Bad im Weiher wurde von Bella gerade noch akzeptiert. Sie ging dann sogar freiwillig ins Wasser. Was gut tat, denn es war ziemlich warm draußen. Bella hat dann wohl beschlossen, es sei genug mit Gehorsam. Sie machte dann später nämlich, was sie wollte. „Rückruf? Finde ich doof.“ „Pfeife? Das Geräusch kenn ich schon, lass Dir mal was Neues einfallen.“ „Wie, ich soll warten und nicht um die Ecke gucken. Ich muss doch wissen, was da ist, also laufe ich jetzt da hin.“
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass wir ein Einzeltraining mit Bella machen. Alles, was schon gut geklappt hatte, schien unserer Collie-Dame wieder entfallen zu sein. Da nicht nur der Hund, sondern auch wir Spaß am Gassi gehen haben wollen, war Erziehung angesagt. Also haben wir gleich mit Monika, Trainerin bei happyhand, gesprochen. Sie kennt Bella, hat selbst zwei Collies und ist daher mit allen Marotten und Zickenallüren unserer Hündin vertraut.

Schluss mit Lustig

Heute war es soweit. Treffpunkt 9.15 mit Monika im Englischen Garten.
Typisch Bella, hat sie natürlich den Braten gerochen und sich dermaßen mustergültig benommen, dass ich dachte, ich hätte heute den falschen Hund dabei. Gott sei Dank zeigte es sich nach der ersten „Abcheckphase“, dass Bella immer noch Bella ist :-).
Das zeigt sich wie folgt:

  • Ein freundliches „Sitz“ wird nur dann registriert, wenn Bella es möchte. Ein energisches „Hintern runter!“ zieht schon eher.
  • Juhuu, ein Hund! Nein, ich frage mein Frauchen nicht, ob ich hier hinterherrenne, ich mache es einfach. Soll sie doch schauen, ob sie hinterherkommt! Was hat sie gesagt – „Benimm Dich“? Na gut, weil heute Freitag ist …
  • „Wie – Platz…. Hier? In der nassen Wiese? Wie ist die denn heute unterwegs? Ich schau mal weg, vielleicht habe ich mich verhört. Mist, anscheinend doch nicht. Jetzt stellt sie sich auch noch vor mich hin und macht das Handzeichen. Dann mache ich halt doch „Platz“, vielleicht gibt’s ein Leckerli“ …
  • Answer first: Alle Themen sind lösbar, es sind nur Kleinigkeiten, die wir mit Konsequenz und etwas mehr Strenge in den Griff bekommen. Bella beherrscht es perfekt, die Diva zu spielen, sich „verhuscht“ zu zeigen und uns vorzuspielen, sie sei ja ach so sensibel. Pustekuchen. Es war wirklich hilfreich, dass Monika den täglichen Spaziergang mit uns erlebt hat. So konnte sie uns zeigen, wie wir Bella ganz einfach dazu bringen, erst zu fragen, bevor sie auf Hunde zugeht und auf Kommandos unmittelbar und nicht mit Zeitverzögerung zu reagieren.

    retriever bella

    Bild & Quelle: Manuela Nikui


    Monika war ganz zufrieden sowohl mit Bella als auch mit uns. Und wir waren es auch.

    Was wir heute gelernt haben:

  • Ruhig energischer sein, Bella verträgt das. Entschlossenheit zeigen in Stimme und Haltung. Letztendlich ist der Hund dankbar dafür.
  • Bellas Radius nicht zu groß werden lassen. Sonst hört und sieht sie nichts mehr, sondern hat nur noch ihre eigenen Ideen im Kopf.
  • Stärker auf ihre Körpersprache achten. Wenn sie anfängt, sich „aufzuplustern“ (Kopf nach oben, Ohren aufstellen) – aufgemerkt! Dann ist sie kurz davor, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Hier einen Tick eher reagieren.
  • Sich selbst nicht aus der Ruhe bringen lassen. Aufmerksam sein, Bella sagen, was sie tun soll.
  • Wie geht es weiter?

    Den nächsten Spaziergang machen wir mit Monika bei uns zuhause. Warum? Hier ist Bella meist sehr angespannt, vor allem wenn wir aus dem Haus gehen. Das ist ihr Revier, es gibt viele Katzen, viele Hunde und daher für unsere Fellnase viele (vermeintliche) Gründe, einfach mal die Sau rauszulassen. Auch das muss wieder anders werden. Und es wird, da bin ich sehr optimistisch.

    Also, liebe Spaziergänger im Englischen Garten: Mein Angebot, meinen Collie zu verschenken, ist nicht ernst gemeint :-).

    Bilder & Quellen: Manuela Nikui