Aus gutem Grund gehören Hunde seit vielen Jahrhunderten zu den beliebtesten Haustieren. Sie begleiten uns durch den Alltag, lenken uns von trüben Gedanken ab, und stehen uns immer treu zur Seite. Deshalb sind die klugen Vierbeiner auch perfekte Partner für Menschen mit Behinderung. Entsprechend ausgebildet, können sie ihnen das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtern.

Wobei kann ein Assistenzhund helfen?

Ein VITA-Assistenzhund ist praktischer Helfer, treuer Partner, Eisbrecher und Mittler – er ist „Medizin auf vier Pfoten“ und wirkt auf verschiedenen Ebenen: psychisch, physisch, sozial und kognitiv. So hilft er nicht nur bei alltäglichen Aufgaben, indem er bspw. Gegenstände apportiert, beim An- und Ausziehen assistiert oder im Ernstfall Hilfe holt. Er öffnet Türen – im realen und vor allem übertragenen Sinn. Er fördert die Integration in die Gesellschaft, indem er den Kontakt zu anderen Menschen schafft, Interesse weckt, Hemmschwellen mindert und Gesprächsstoff liefert. Mit und durch ihn steigen so Selbstvertrauen, Unabhängigkeit, Aufgeschlossenheit, Empathie und Lebensmut.

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Bild & Quelle: Tatjana Kreidler, VITA e.V., via Laura Anthes

Wie werden Assistenzhunde ausgebildet?

Der Weg zum Assistenzhund beginnt schon ganz früh im Hundeleben: Nur gesunde, sehr menschenbezogene Welpen aus ausgewählten Zuchtlinien kommen für die Ausbildung nach der sogenannten „Kreidler-Methode“ in Frage.

DIE KREIDLER-METHODE: Die erste Vorsitzende von VITA e.V. Assistenzhunde, Dipl. Soz. Pädagogin Tatjana Kreidler hat eine spezielle Methode entwickelt, um Mensch und Hund füreinander zu sensibilisieren und zu wirklichen Partnern zu machen.

Eine vertrauensvolle Bindung ist dabei die Basis der Ausbildung. VITA verfolgt einen ganzheitlichen Therapieansatz, und bildet die Hunde ausschließlich mit positiver Verstärkung von erwünschten Verhaltensweisen aus.

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Bild & Quelle: Thomas Heilmann, VITA e.V., via Laura Anthes

Nur so wird erreicht, dass ein Hund „seinen Menschen“ freudig, ausdauernd und zuverlässig unterstützt. Geduld, Respekt und Zuneigung für Tier und Mensch – das ist die Voraussetzung für die Arbeit.

Der Weg zum VITA-Assistenzhund umfasst verschiedene Phasen:

  • Im ersten Lebensjahr werden die Hunde in Patenfamilien an alltägliche Situationen herangeführt, damit die Welpen und angehenden Junghunde z.B. Situationen wie Auto fahren, auf den Markt gehen, Geräuschkulissen im Restaurant erleben, kennen lernen und in der Zukunft nicht scheuen (sog. Sozialisierungsphase). Natürlich werden hier auch schon die notwendigen Basis-Kommandos, wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“, „Hier“ und „Fuß“ spielerisch und geduldig Schritt für Schritt erlernt.
  • Darauf aufbauend folgt die Ausbildung. In dieser Phase wird das bereits Erlernte gefestigt und ausgebaut und der Hund auf die speziellen Aufgaben eines Assistenzhundes vorbereitet. Dazu gehören bspw. apportieren, drücken, ziehen, Türen öffnen und am Rolli laufen sowie in Menschenmengen und gegenüber Artgenossen möglichst gelassen reagieren.
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Bild & Quelle: Thomas Heilmann, VITA e.V., via Laura Anthes

  • Sobald dieses „Fundament“ gelegt ist, wird anhand der Bewerberprofile ein geeigneter Partner (Mensch) ausgewählt. Beim ersten Aufeinandertreffen von Mensch und Hund gilt es zu beobachten, ob die Chemie zwischen den Beiden stimmt. Schließlich ist es unabdingbar, dass sich Mensch und Hund „riechen können“, um ein harmonisches Team zu werden. Ist dieses sog. „Matching“ erfolgreich, erlernt der Hund anschließend noch ganz spezielle Fähigkeiten, die auf die individuellen Bedürfnisse seines neuen Partners abgestimmt sind.
  • In der letzten, intensiven Phase der Zusammenführung, lernen Mensch und Hund dann die gemeinsamen Aufgaben mit wachsender Eigenverantwortung als Team zu meistern und die durch die Partnerschaft neu entstanden Möglichkeiten für sich zu erkunden. Die Zusammen-führung von Mensch und Hund ist die intensivste Zeit des Trainings und dauert mindestens sechs Wochen. Die künftigen Assistenzhundbesitzer leben in dieser Zeit im Trainingszentrum und sind dort Teil einer familiären Gemeinschaft. Gerade bei Kindern geht die Betreuung weit über die Team-Bildung hinaus, und erfordert viel psychologisch-pädagogisches Wissen und Verständnis für die Kinderseele.
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Bild & Quelle: VITA e.V., via Laura Anthes

Nachbetreuung wird bei VITA Assistenzhunde groß geschrieben

Die VITA-Teams stellen regelmäßig ihr Können und Wissen in einem zweitägigen „Teamqualifikationstest“ unter Beweis. Im schriftlichen Teil der Prüfung wird Theorie abgefragt, es geht um Fragen rund um den Vierbeiner und seine Bedürfnisse. Im praktischen Teil dürfen Mensch und Hund gemeinsam zeigen, was sie gelernt haben. Wie zuverlässig befolgt der Hund die Anweisungen seines menschlichen Teampartners. Erkennt er ihn als seine Bezugsperson an? Wie gut erfüllt er seine alltäglichen Aufgaben? Um zu prüfen, ob sich der tierische Begleiter von äußeren Einflüssen wie beispielsweise Straßenlärm oder Artgenossen ablenken lässt, finden Teile des Tests an öffentlichen Orten und im freien Gelände statt.

VITA betreut seine Teams ein Hundeleben lang. Dabei ist das Miteinander und Untereinander Lernen von hoher Bedeutung für unsere Teams und eine große Bereicherung für jeden Einzelnen.

Perfekte Begleiter für Kinder und Jugendliche

Die Ausbildung von Kinderteams liegt Diplom-Sozialpädagogin Tatjana Kreidler ganz besonders am Herzen. Schon während ihres Studiums hat sie sich intensiv mit den kindlichen Entwicklungsphasen beschäftigt.

„Gerade bei Kindern bewirken die Hunde oft kleine Wunder. Psychisch, physisch, sozial und kognitiv“

erklärt die Vereinsgründerin, die bei den großen Charity-Organisationen „Dogs for the Disabled“ und „Guide Dogs for the Blind“ in England wertvolle Erfahrungen sammelte. Die Zusammenführung von Kindern und Hunden stand dort allerdings nicht auf dem Lehrplan, denn es fehlte an Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein von Jungen und Mädchen. Ein Vorurteil, mit dem Tatjana Kreidler längst aufgeräumt hat:

bis heute hat VITA über 38 Menschen einen vierbeinigen Freund und Partner an ihrer Seite, davon 19 körperlich behinderten Kindern und Jugendliche.

Und natürlich sollen noch viele weitere Teams folgen.

Beitragsbild & Quelle: Franz Luthe, VITA e.V., via Laura Anthes