Wer Cleo ist, weiß bei uns fast jeder. Die Hundebesitzer natürlich, weil man sich die Namen, Rassen und Eigenschaften der anderen Hunde merkt- im Gegensatz zu dem dazugehörigen Menschen.
So kann es vorkommen, dass sich Hundemamis- und papis tagtäglich begegnen, sich über die Kotkonsistenz der Hunde, HD und andere Miseren austauschen. Sich aber eben diese ohne Paula, Ludi und Rosi an der Leine nicht wieder erkennen.
Cleo kennen auch Menschen, die es mit Hunden sonst nicht so haben. Das liegt vermutlich daran, dass Cleo ein Whippet und windhundtypisch sehr dünn ist. Sie ist sozusagen eine kleine Exotin.
Was übrigens zu genau zwei möglichen Reaktionen führt: entweder zu blankem Entsetzen („der arme Hund bekommt wohl nichts zu fressen?!“) oder zu schierem Erstaunen und heller Begeisterung.
So oder so bleibt ein Windhund im Gedächtnis. Interessanterweise auch der dazugehörige Besitzer. Das merke ich daran, dass ich beim Einkauf von wildfremden Menschen mit: „Hallo Saskia!“, gegrüßt werde.
Beim nächsten Spaziergang muss ich dann feststellen, dass Peppers Frauchen eine gewisse Ähnlichkeit mit der großen Unbekannten aufweist. Und ein bisschen verschnupft drein schaut. Vielleicht habe ich etwas schüchtern zurück genickt?
Ich gebe hiermit offen zu, dass auch ich das Herrchen des Chinesischen Nackthundes Fritz für ein Phantombild beschreiben könnte, während ich bei der sehr lieben Frau mit der Goldi- Hündin Eva nicht einmal die Haarfarbe kenne. Immerhin weiß ich das Geschlecht.
Das führt mich zu der Frage: Wer hält sich Windhunde?
Sportbegeisterte? Dicke, zu Kompensationszwecken? Oder komplizierte Diven mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom?
Ich selbst sehe mich weder als krankhaft ehrgeizige Sportlerin, noch als Grande Dame mit Hang zum Drama. Außerdem bin ich zu klein um zu modeln und auch nicht extrem dick.
Ich bin Studentin und führe gemeinsam mit meinem Geschäftspartner einen kleinen Online- Shop, der Wellnessprodukte aus reinen Pflanzenölen, ohne Tierversuche vertreibt. Wir betrachten es als bescheidenen Beitrag zum Tierschutz, tierversuchsfreie und natürliche Kosmetik zu verwenden, zu bewerben und zu vertreiben.
Außerdem liebe ich die schönen Dinge des Lebens. Und dazu gehört für mich unsere Cleo.
Ich liebe ihr unkompliziertes Wesen: ihre ruhige, unauffällige Art und ihr großes Bedürfnis, uns in unserem Leben zu begleiten.
Selbst ihre Abneigung gegen Nässe deckt sich mit meinem verhaltenen Drang, die Natur bei Sturm und Starkregen zu erkunden.
Außerdem liebe ich ihr Exterieur: sie verkörpert für mich Perfektion in reinster Form.
Wenn sie rennt, dann könnte ich ihr stundenlang zusehen. Diese Sprints, bei der sich ihre ganze Kraft explosionsartig entfaltet… Das ist Lebensfreude pur!
„Und der Jagdtrieb?“, werde ich oft gefragt
Nun ja, mit dem Jagdtrieb muss man leben. Wenn ein Hase plötzlich aus dem Gebüsch hüpft, zahlt sich intensives Rückruftraining aus. Oder auch nicht.
Funktioniert dieser im Extremfall, verbessert das die Chancen des Hasen jedenfalls gewaltig.
Unsere Freilaufgebiete müssen daher möglichst wildarm, autofrei und groß genug sein, um mit knappen 60 km/h bespielt zu werden.
In diesem Zusammenhang sei auch kurz der Nutzen einer Haftpflichtversicherung angesprochen (10 kg Cleo mit vollem Tempo in den Kniekehlen, hauen den Stärksten aus den Socken …).
Und Cleos Freiheitsliebe. Das bedeutet, dass Cleo nur das tut, was sie tun möchte. Und ich mir entsprechende Mühe gebe, ihr all das schmackhaft zu machen, was ich von ihr erwarte.
Ja, das ist unsere Cleo. Und ich liebe sie dafür.
Anmerkung der Redaktion
Auf Issn‘ Rüde! hat Saskia „Regen, Sturm und Hundekacke“ veröffentlicht.
Ein Gastbeitrag von Saskia Schlossberger