Das kleine Projekt „Hund als Ehrenamtler“ hat endlich Fahrt aufgenommen: Schon zum zweiten Mal haben Podenco Cody und ich die Bewohner eines Altenheims in Wuppertal besucht. Die fragten sich ab und an – ja wo isser denn…?
Der erste Termin zum gegenseitigen „Beschnuppern“ fand noch vor Weihnachten statt. Im Vorfeld hatten die zuständigen Mitarbeiter des Altenheims bei den Bewohnern nachgefragt, wer denn wohl Interesse an einem Besuch mit Hund hätte. Ich erwartete eine Gruppe von sechs bis acht Personen. Um so erstaunter war ich, als wir bei unserer Ankunft im Aufenthaltsraum von 40 Augenpaaren erwartungsvoll angeschaut wurden. Nun – mit einer so großen Einheit hatte ich nicht gerechnet. Also Augen zu und durch dachte ich mir und stellte mich und Cody erst einmal vor. Seitens der Bewohner gab es ein großes Hallo, doch Cody hingegen hatte die Nase gleich auf dem Boden, um erst einmal den Aufenthaltsraum abzusuchen. Es könnte ja etwas Essbares zu finden sein ;-). Ich hatte Cody an der Leine und versuchte, den sonst sehr gehorsamen Schnüffel in Schach zu halten. Von Interesse an den lieben alten Herrschaften seitens Cody erst einmal keine Spur! Ähem…
Hund muss viele Eindrücke verarbeiten
Es war dann gute Idee seitens einer Betreuerin, Cody abzuleinen und einfach frei laufen zu lassen. So konnte er olfaktorisch alles aufnehmen und sich an den Raum gewöhnen. Die Situation ist ungewohnt und ein Hund muss auch die ganzen Eindrücke verarbeiten dürfen: die vielen Menschen, der große Raum, die ganzen Gerüche – alles interessant, aber auch neu und fremd. Und Cody ist kein ausgebildeter Therapiehund, wir erarbeiten uns das ganz praktisch vor Ort. Nachdem er das Terrain erschlossen hatte, wurde Cody sogleich ruhiger – ich übrigens auch ;-) – und wir konnten uns darauf konzentrieren, jeden einzelnen Teilnehmer zu begrüßen. Die Reaktionen waren durchaus unterschiedlich: Manche der Teilnehmer waren etwas zurückhaltend und ein wenig ängstlich, andere wiederum streichelten Cody sofort und das teils resolut, was er aber kommentarlos hinnahm. Alle waren sich einig: „Was für ein lieber Hund.“
Rücksicht auf den Hund
Nach rund 45 Minuten beendete die Mitarbeiterin unsere Runde, damit es nicht zu viel für Cody wird. Das gefiel mir gut. Am Ende fragte ich die Anwesenden, ob wir denn wiederkommen sollten, und die meisten riefen ein begeistertes „Ja!“. Das nächste Treffen sollte dann allerdings mit Rücksicht auf Cody in einer wesentlich kleineren Gruppe stattfinden. Man schlug mir zudem vor, beim nächsten Mal einiges an Spielzeug, Leckerchen etc. mitzubringen. Außerdem wurde ich darum gebeten, eine Bescheinigung vom Tierarzt einzuholen, die belegt, dass Cody wurmfrei ist.
Das ist natürlich wichtig für den Besuch in einem Altenheim, wo die Menschen durchaus anfälliger für die Übertragung von Krankheiten sind.
Nasenarbeit, Streicheleinheiten und Pfötchen geben
Beim Folgetermin Anfang Januar erwarteten uns etwa zehn Bewohner, eine passable Gruppengröße. Mehr sollten es auch auf keinen Fall sein. Zunächst begrüßten Cody und ich wieder jeden einzelnen und dann durfte er ein bisschen schnüffeln. Danach standen gezielte Nasenarbeit am Trainingsspielzeug, Pfötchen geben und Streicheleinheiten auf dem Programm, das hatte ich mir so im Vorfeld überlegt. Damit noch mehr Interaktion stattfand, sollten die Bewohner Cody rufen und ihm dann ein Leckerchen geben. Da müssen wir wohl noch etwas üben – ich meine die Bewohner nicht Cody… Doch sie hatten so oder so ihren Spaß.
Als ich Cody später den Futterdummy apportieren ließ, machte er gut mit. Jedoch ließ er es sich nicht nehmen, gelegentlich aus dem Raum auf den Gang auszubüxen. „Ja wo isser denn…?“ war an diesem Nachmittag der Running Gag im Altenheim. Codys kurze Stippvisiten lösten jedoch bei allen eher Heiterkeit als Verdruss aus und nach einer strengen Ermahnung meinerseits blieb er dann auch bei der Truppe. Die wiederum freut jetzt sich auf unser nächstes Kommen. Allerdings werden wir dann auch bettlägerige Bewohner auf ihren Zimmern besuchen. Da sind wir schon gespannt…
Ein Gastbeitrag von Ute Latzke, mehr Infos auch unter www.utelatzke.de
Bild & Quelle: Ute Latzke