Nachdem wir den Urlaub im letzten Jahr stornieren mussten, war es Ende Juni soweit: Nordsee wir kommen!
Telmo fährt zwar gerne Auto, ist aber während der Fahrt ständig damit beschäftigt, mehr oder weniger aufgeregt die Umgebung zu beobachten. Damit der Stress für ihn nicht zu groß werden würde, hatten wir uns ein Urlaubsdomizil in Berumbur, in der Nähe von Norddeich ausgesucht. Fünf bis max. sechs Stunden würde die Fahrt dauern.
Am Freitag (dem Tag vor der Fahrt) hatte Telmo sofort bemerkt, dass etwas „im Busch“ ist, zuerst das Packen, dann ein ständiges Raus und Rein während wir das Auto beladen hatten. Er hatte jeden Schritt von uns beobachtet und sich ständig im Flur aufgehalten. Als wir dann soweit fertig waren und den restlichen Abend auf dem Sofa verbracht hatten, war er aber sofort wieder ruhiger geworden. Dann war der Samstag da. Vor dem Start haben wir noch einen ausgedehnten Spaziergang gemacht und Telmo hatte ein reduziertes Frühstück bekommen.
Der Hund ist auch nur ein Gewohnheitstier
Auch im Urlaub wollten wir ihm soviel Gewohntes bieten wie nur möglich, deshalb kam außer seinem Spielzeug und seinen Decken auch seine geliebte Kudde mit. Die Vordersitze mussten wir zwar etwas nach vorne schieben aber sie hat dann ganz gut auf die Rückbank gepasst. Um 09:30 Uhr waren wir endlich klar für den Start. Telmo ins Auto und angeschnallt, wir auch ins Auto, auch angeschnallt und los ging‘s. Die ersten Kilometer waren wie üblich, Telmo hat auf der Rückbank gesessen und leicht hechelnd links und rechts aus dem Fenster gesehen. Dann, nach den ersten Kilometern auf der Autobahn, er legt sich hin, den Kopf zwischen den Vordersitzen auf die Mittelarmlehne. Nach ein paar weiteren Minuten fallen ihm die Augen zu und er schläft den Schlaf des Gerechten. Antje und ich waren heilfroh, hatten wir doch schon befürchtet, dass die Fahrt wesentlich stressiger verlaufen würde. Nach ca. 2 Std. hatten wir auf einem größeren Rastplatz die erste Pause gemacht.
Pause gut überstanden!
Auch hier wieder eine kleine Überraschung, Telmo war völlig relaxt und nachdem er seinen Durst gelöscht hatte, waren wir eine halbe Stunde etwas abseits spazieren gegangen bevor die nächste Etappe in Angriff genommen worden ist. Wieder ca. 2 Std. Fahrt die Telmo den größten Teils schlafend verbracht hatte und wieder eine gute halbe Stunde Spaziergang, dieses Mal auf einem Autohof mit viel Platz und Möglichkeiten etwas abseits des Autoverkehrs zu laufen. Gegen 16:00 Uhr waren wir dann in unserem Domizil. Zu Dritt sind wir auf Erkundung durch Haus und Garten und danach hatte Telmo uns von seiner Kudde aus zugesehen wie wir das Auto ausgeladen hatten, schön wenn man selbst nichts tragen muss. Danach gab es einen kleinen Rundgang durch den Ort. Trotz der Autofahrt und der neuen Umgebung war Telmo ganz entspannt und unaufgeregt, lediglich seine Nase war die meiste Zeit am Boden. Später am Abend hatte er uns dann gezeigt, was er unter Urlaub versteht, er war nämlich mit aller Selbstverständlichkeit ins Bett gekommen und hatte es sich am Fußende bequem gemacht,
seine Blicke waren auch ziemlich eindeutig, Licht aus ich will schlafen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück waren wir 2 Stunden durch den Wald und die Felder der Umgebung gelaufen. Dass er dabei fast den größten Teil angeleint bleiben musste (überall wurde auf die Leinenpflicht in Wäldern und auf Deichen hingewiesen), hatte Telmo nicht gestört, kein Ziehen, kein Ziehen lassen und da wo wir ihn ableinen konnten, hatte er sich höchsten 5 Meter von uns entfernt.
(K)eine Wasserratte
Nach diesem ersten Spaziergang sollte es nach Norddeich, an den dortigen Hundestrand gehen. Dort angekommen, EBBE, na toll. Also erst einmal 40 oder 50 Meter über den Sand bis zum Wasser. Telmo war sehr zurückhaltend, jeder „Pfütze“ war er ausgewichen und ein paar Meter vor dem Wasser war dann endgültig Schluss, Telmo wollte keinen Schritt weiter. Am Wasser entlang laufen, ja, aber rein auf keinen Fall! Also hatten wir uns in den (trockenen) Sand gesetzt und dem Treiben der anderen Hunde zugesehen. Im Stillen hatten wir gehofft, Telmo würde seine Scheu vor dem Wasser verlieren wenn er anderen Hunden beim ausgelassenen Toben zusieht. 10 Minuten später hatten wir einen erneuten Versuch gestartet, wieder nichts. Was ihm aber gefallen hatte war das Kennenlernen von Artgenossen. Hierbei war er sogar entspannter als zu Hause. Was er allerdings bis heute nicht leiden kann sind Hunde die mit hoher Geschwindigkeit dicht an ihm vorbei laufen oder wenn sie sich balgen. Dann bringt er mit gesträubtem Fell, bellend und an der Leine in ihre Richtung ziehend sein Missfallen zum Ausdruck. Mitte der ersten Urlaubswoche kam dann eine Art Bewährungsprobe auf Telmo zu. Es war ein Ausflug nach Greetsiel, viele Menschen, teilweise enge Straßen mit nur beschränkten Ausweichmöglichkeiten bei evtl. entgegen kommenden Autos, Fahrrädern oder Hunden. Wir waren gespannt. Der Parkplatz war am Ortsrand und der Weg in den Ort war für Telmo die Gelegenheit sich an den Betrieb und die vielen Menschen zu gewöhnen. Aufmerksam aber weder aufgeregt noch ängstlich hatte er den Weg zum Hafen zwischen uns gehend gemeistert.
Hund am Hafen
Am Hafen angekommen hatten Antje und ich uns erst einmal ein Matjesbrötchen gegönnt und Telmo hatte eine seiner geliebten Pansenstangen bekommen. Wir waren natürlich nicht die Einzigen Menschen mit einer Fellnase als Begleitung aber die anderen Hunde, Telmo waren sie völlig egal, für uns hatte es ausgesehen als ob er sie nur mehr oder weniger beiläufig als eine Art vierbeinige Touristen zur Kenntnis genommen hatte. Nachdem wir uns gestärkt hatten, waren wir zu einer Runde dem Deich entlang aufgebrochen. Für Telmo gab es viele neue Gerüche und trotz des warmen Wetters konnte man ihm ansehen, wie viel Spaß er dabei hatte (natürlich hatten wir reichlich frisches Wasser für ihn dabei). Nach knapp 2 Stunden waren wir dann wieder im Hafen und waren der Überzeugung, eine Belohnung in Form von Kaffee und Kuchen verdient zu haben. Also einen freien Platz in einem Straßenkaffee gesucht (und gefunden) . Ohne etwas sagen zu müssen schien es für Telmo eine Selbstverständlichkeit zu sein, sich unter dem Tisch häuslich nieder zu lassen. Vorbei laufende Bedienungen, dicht neben ihm auf der Suche nach einem freien Platz stehen bleibende Touristen, nichts konnten ihn stören.
Irgendwie hatten wir den Eindruck, Telmo wollte sich als Musterschüler zeigen.
Ein Fussballfest?
Später auch der Weg zurück zum Auto, das Warten von einem Geschäft in dem Antje einem Einkaufsbummel gestartet hatte, geduldig und völlig relaxt hatte Telmo abgewartet. Als Antje aber auch noch gemeint hatte sich ein Eis genehmigen zu müssen kam dann doch ein etwas sehnsüchtiger Blick, zumindest probiert hätte er auch gerne. Die nächsten Tage hatten wir dann bei für Nordsee untypischen 28° C und Windstille mit Spaziergängen verbracht. Schnell war die erste Urlaubswoche vorbei und am ersten Samstag nach unserer Ankunft hatte Deutschland ein Spiel bei der WM. Direkt nach Spielende war ich mit Telmo gerade auf der letzten Gassi-Runde als ein paar Fußballfans den Sieg der deutschen Mannschaft mit ein paar Sylvester-Krachern gefeiert hatten. Im gleichen Moment hatte er sich mit eingeklemmter Rute und angelegten Ohren abgelegt und auf den Boden gedrückt. Ein Weitergehen war unmöglich und da die Knallerei aus Richtung unseres Domizils gekommen war, wollte Telmo auch nicht zurück. Was tun, sprach Zeus? Während ich noch überlegt und Pläne für den geordneten Rückzug geplant hatte, war uns ein Mann mit einem wie eine Katze schleichenden Golden Retriever entgegen gekommen. Nach ein paar Worten hatte sich herausgestellt, dass er und Telmo Leidensgenossen waren.
Sehr zögerlich und immer wieder von Stopps unterbrochen bei denen sich Telmo flach an den Boden gedrückt hatte, sind wir weiter und waren nach ca. einer dreiviertel Stunde endlich wieder zu Hause.
Ist Telmo ein Jagdhund?
Wir waren uns immer unsicher, wie ausgeprägt Telmos Jagdtrieb eigentlich ist. Schließlich hatte er um auf dem Schrottplatz in Spanien überleben zu können, jagen müssen. In unserer zweiten Urlaubswoche kam dann eine Gelegenheit für einen „Test“. Auf einem Weg zwischen weitläufigen Feldern hatten wir ihn schon die ganzen Tage seit unserer Ankunft abgeleint und festgestellt, Kühe würden nie zu Telmos Freunden gehören. Einmal hatte er in ihre Richtung gebellt und nachdem sie zuerst ein paar Schritte zurück gewichen waren, wollten sie Telmo wohl doch näher kennenlernen und waren auf ihn zu gekommen. Von dem Moment an hatte er sie beim Passieren dieses Bereichs immer skeptisch im Auge behalten und auf einen reichlichen Abstand geachtet. Auf das Bellen hatte er zur Sicherheit auch verzichtet, sie evtl. zu sich zu rufen wollte er nicht riskieren. In der Nähe dieser Stelle hatte ich vor Telmo (man darf mich Adlerauge nennen) ein Kaninchen entdeckt.
Da der Abstand groß genug war hatten wir Telmo weder angeleint noch abgerufen sondern gewartet was passieren würde. Als er schließlich auf das Kaninchen aufmerksam wird, sieht er zu uns und als wir nicht reagieren, sprintet er los. Direkt nach seinem Lossprinten und als er ca. 50 Meter von uns entfernt war hatten wir versucht ihn abzurufen, vergeblich. Dann hatte das Kaninchen einen Haken geschlagen und einen ratlosen Telmo mitten auf einer großen Wiese zurück gelassen. Ihn jetzt abzurufen war kein Problem, fast im Sprinttempo ist er auf das erste „hier“ zu uns zurückgekommen. Ein großes Sorry nochmal an das Kaninchen, nur weil wir sicher waren, dass selbst ein sprintender Telmo die gut 20 Meter Abstand nicht aufholen würde, hatten wir diese Aktion überhaupt zugelassen.
Wieder was gelernt
Durch Erfahrungen nach dem Urlaub wissen wir inzwischen, wir können Telmo ohne Probleme abrufen solange er seinen Sprint noch nicht gestartet hat. Gegen Ende unseres Urlaubs wollten wir an einem See der für Hunde freigegeben ist, noch einmal einen „Badeversuch“ mit Telmo starten und hatten extra eine 10 m lange Schleppleine mitgenommen. Telmo hatte zuerst ganz relaxt neben uns am Ufer gesessen. Kaum waren wir die ersten Meter ins Wasser gegangen, war es mit seiner Entspanntheit vorbei. Zuerst ist er nur am Ufer auf und ab gelaufen, als wir weiter ins Wasser gegangen waren, ist Telmo richtig nervös geworden, hatte Ansätze gemacht uns ins Wasser zu folgen aber gestoppt sobald seine Pfoten nass geworden waren.
Wasser?
Nach vielleicht 5 Minuten hatte er sich dann von unseren Aufmunterungen überzeugen lassen und war tatsächlich ein paar Schritte ins Wasser gekommen. Das war ihm sichtlich unangenehm denn er ist schnell 3 oder 4 Meter am Ufergebüsch entlang gelaufen und bei der ersten Möglichkeit wieder raus aus dem Wasser ans trockene Ufer. Danach hatten wir auf weitere Versuche verzichtet weil wir keinen Sinn darin gesehen hatten, Telmo noch weiter zu stressen. Schließlich war der Urlaub zu Ende und wir mussten die Heimfahrt antreten. Sie war ebenso problemlos wie die Hinfahrt. Seit diesem Urlaub hat sich Telmo geändert. Halten wir uns im Garten auf, kommt er jetzt wesentlich öfter, legt sich in unsere direkte Nähe oder sieht uns bei der Gartenarbeit zu. Auch ist er in vielen Situationen entspannter und orientiert sich noch stärker an uns. Insgesamt ist die Bindung fester und intensiver geworden, wir sind schon gespannt, was uns auf unserer Reise mit Telmo noch erwartet.
In der nächsten Folge geht es um Telmos Veränderungen nach dem Urlaub
Ein Gastbeitrag von Christoph Detmer
Alle Bilder & Quellen: Christoph Detmer