Folgendes Szenario habe ich vor kurzem beobachtet:
Ein Mann ging mit seinem Hund an einer relativ kurz gehalten Leine auf dem Gehweg entlang. Der Hund lief ruhig neben ihm her – er hatte ja auch nicht viel Spielraum. Zwei Kinder, die offensichtlich zu dem Mann gehörten, sprangen vorne draus. Ein älteres Ehepaar kam einige Meter hinter ihnen herspaziert. Der Mann blieb dann plötzlich stehen, um auf das Ehepaar zu warten. Gleichzeitig sah er nach den Kindern, damit sie sich nicht zu weit entfernten. Offensichtlich leicht gestresst von der Situation maßregelte der Mann dann plötzlich den Hund, der nichts machte, außer ebenfalls stehen zu bleiben. Zornig redete er auf ihn ein und zerrte an der Leine. Der Hund – immer noch ruhig sitzend – blickte ratlos in die Umgebung.
Solche Situationen machen mich traurig. Sie sind so überflüssig und frustrierend für alle Beteiligten. Noch dazu versteht der Hund überhaupt nicht, was er falsch gemacht hat. Wenn wir in solchen oder ähnlichen Situationen die Möglichkeit hätten, einmal heraus zu treten und wie aus der Perspektive einer Drohne uns selbst beobachten würden, könnten wir ganz schnell erkennen, was sich tatsächlich abspielt.
Unterbewusstsein kennenlernen
Hier kommt unser Unterbewusstsein ins Spiel: Möglicherweise hat der Mann in seinem Leben die Erfahrung gemacht, es möglichst allen recht machen zu wollen (oder zu müssen). So nimmt er sich selbst immer wieder in die Verantwortung und versucht sein Bestes zu geben, ohne dass es ihm wirklich gelingt. Er fühlt sich schnell gestresst, frustriert und fühlt sich in dem bestätigt, was er sich schon sehr lange einredet: „ Ich bin nicht gut genug.“
Woher kommt dieser Satz? Irgendwann einmal in unserer Vergangenheit machten wir die Erfahrung, dass nur Leistung wirklich zähl, oder dass man es allen recht machen muss, um geliebt zu werden. Diese Überzeugung leben wir und reden sie uns wie ein Mantra ein, in immer wieder ähnlichen Situationen.
Unterbewusstsein beeinflussen
Bis zu dem Tag an dem wir erkennen, dass die Situationen und auch die Menschen nicht mehr die gleichen sind. Wir können also ruhigen Gewissens die alten Glaubenssätze loslassen und uns neu ausrichten. Und diese Ausrichtung sollte nach unseren aktuellen Bedürfnissen & Werten sein. Denn die sind der Kompass für alle Beziehungen in unserem gegenwärtigen und zukünftigen Leben! In erster Linie in der Beziehung zu uns selbst.
Bedürfnisse beim Hund erkennen
Unsere Hunde haben in erster Linie das Bedürfnis der Sicherheit. Um zu überleben. Erst dann folgen Bedürfnisse, wie Lernen und soziale Kontakte. Die Möglichkeit sich zu entspannen, kann er erst lernen, wenn das Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt ist. Wenn ein Hund sich ständig im „Überlebensmodus“ fühlt, kann er in Situationen nur mit Kampf oder Flucht reagieren. Wenn wir ihm das Gefühl der Sicherheit und Alternativverhalten in bestimmten Situationen anbieten, kommt er aus diesem Kreislauf heraus. Zudem stellt ein gesundes aktives Leben mit Entspannungsphasen seine mentale und körperliche Gesundheit sicher!
Ansonsten treten häufig Krankheiten wie Unverträglichkeiten, Juckreiz oder erhöhter Muskeltonus auf. In der Geschichte am Anfang geht es aber nicht so sehr um die Werte und Bedürfnisse des Hundes, denn der war völlig entspannt, wenn es auch keine schöne Situation für ihn war. Hier geht es mehr darum, welcher Wert, oder welches Bedürfnis bei dem Hundehalter verletzt wurde.
Überforderung erkennen
Denn er fühlte sich offensichtlich überfordert in der Situation. Da waren zum einen die Kinder, die vorne weg rannten und immer wieder außer Sichtweite waren und das ältere Ehepaar (vermutlich seine Eltern), die langsam und mit einigem Abstand zu ihm, hinter ihm her liefen. Leider bekam der Hund sein eigenes Unvermögen zu spüren und löst damit überhaupt nichts an der Situation.
Wenn ich weiß, ich bin mit bestimmten Anforderungen überfordert und benötige mehr Zeit, um letzten Endes auch auf die Bedürfnisse der beteiligten Personen eingehen zu können, dann lasse ich beispielsweise den Hund zu Hause, möglicherweise auch mit den Kindern. Dann habe ich ausreichend Zeit mein Lauftempo den älteren Personen anzupassen und muss nicht noch gleichzeitig nach den Kindern sehen.
So geht es uns doch häufig im Alltag: Wir wollen so viel wie möglich an einem Tag erledigen, damit wir dann am nächsten Tag mehr Freizeit haben. Doch meist ist das ein Irrglaube. Wenn wir uns zu viel vornehmen, gelingt nichts richtig gut und am nächsten Tag warten meist auch schon neue Aufgaben.
Achtsamkeit lernen
Lieber den Tag durch gute Routinen strukturieren und sich selbst kleine Auszeiten einräumen, um auch wieder Zeit für sich zu haben.
Wie kann so ein Tag aussehen?
Den Tag morgens rechtzeitig beginnen, um entspannt in den Tag starten zu können. Gemütlich eine Tasse Kaffee genießen, anstatt den To-Go-Becher nehmen.
Etwas in den Morgen integrieren, was einen inspiriert: Kurz in einem Buch schmökern, einen Podcast hören oder etwas lernen, was man schon immer einmal machen wollte.
Für die anfallenden Termine des Tages eine Prioritätenliste anlegen und die Termine so einteilen, dass man immer einen zeitlichen Puffer hat. Dieser Puffer kann ich dann für Pausen nutzen und/oder Nacharbeiten.
Sich am Ende des Tages mit etwas belohnen – das hebt die Stimmung und die Vorfreude!
Autorin: Cornelia Braun, Hundefitnesstrainerin & Gesundheitstrainerin
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