Die Ernährung unserer Vierbeiner ist für uns Hundehalter von besonderer Bedeutung. Wir möchten euch in einer kleinen Serie zeigen, welche verschiedenen Formen der Hundefutterherstellung es gibt. Der erste Teil dreht sich um die Extrusion.

 

Wird Hundefutter immer gesünder?

Folgt man der Werbung, so wird Hundefutter gefühlt immer gesünder. Geworben wird mit „Freilandhirsch“, „Irischem Weiderind“ oder auch „Super Food“. Die Bilder zeigen frische Zutaten, glückliche Nutztiere oder den Wolf als Stellvertreter für eine natürliche Ernährung des Hundes. Das trifft die Seele der Hundehalter, denn wer will seinen Hund nicht gesund ernähren?

Vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass das Trockenfutter verschiedener Hersteller sich zumindest optisch sehr stark ähnelt. Das irritiert eigentlich erst, wenn man darüber nachdenkt. Stell dir einmal vor, dein Mittagessen sieht immer gleich aus, ganz egal, was du bestellst. Da passt etwas nicht, und so entstand die Idee, herauszufinden, wie Hundetrocken- und -nassfutter hergestellt wird. Es ist erstaunlich und für Hundehalter wissenswert, daher hier die gesammelten Erkenntnisse zu den einzelnen Herstellungsverfahren. Im ersten Teil geht es um das Extrusionsverfahren, der häufigsten Methode Hundetrockenfutter herzustellen.

 

Froot Loops werden durch Extrusion hergestellt – so wie auch die meisten Hundetrockenfutter

Das Extrusionsverfahren – eine Methode aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts

Was haben Kellogg’s Froot Loops und die Trockenfutter von Beneful, Bosch, Edgard & Cooper, Frolic, Hills, Josera, Orijen, Pedigree, Rinti, Royal Canin und Wolfsblut gemein? Sie werden mit dem Extrusionsverfahren hergestellt. Die Extrusion ist ein Produktionsverfahren, das in den 1930er-Jahren für Teigwaren, also für Produkte aus Getreide, eingeführt wurde.

2019 entfielen etwa 40 Prozent aller verkauften Trockenfutter auf die Marken Pedigree, Frolic, Royal Canin und Beneful. Deren Hauptbestandteil im Futter ist Getreide!

Schauen wir uns in den jeweiligen Zusammensetzungen die Hauptbestandteile an:

  • Frolic – Getreide ist in jeder Sorte der Hauptbestandteil.
  • Pedigree – Getreide ist in jeder Sorte der Hauptbestandteil.
  • Royal Canin – Getreide oder Protein, als Mehl vom Tier, ist in jeder Sorte der Hauptbestandteil.
  • Beneful – Getreide ist in jeder Sorte der Hauptbestandteil.

 

Ist ein Futter aus Getreide gut für den Hund?

Getreide wird von Hunden schlechter verwertet als Fleisch. Warum ist das so? Der Hund stammt vom Wolf ab und dieser ernährt sich von Fleisch. Auch wenn viele Hunderassen dem Wolf kaum ähneln, so bestehen weiterhin anatomische Gemeinsamkeiten. Dazu gehört, dass Hund und Wolf eine Darmlänge von etwa sechs Metern haben. Demgegenüber beträgt die Darmlänge von einem Rind etwa zwölf Meter. Getreide wird überwiegend im Darm verdaut, daher ermöglicht ein langer Darm eine hohe Verwertung von Getreide. In einem kurzen Darm wird Futter mit einem hohen Getreideanteil dagegen weniger gut verwertet – ein großer Haufen ist die Folge.

 

Extrudierte Premium-Trockenfutter haben oft auch einen Fleischanteil

Extrudierte Premium-Trockenfutter werden auch mit Fleisch hergestellt. Allerdings wird überwiegend kein echtes Fleisch verwendet, sondern nur Fleischmehl (Fleischprotein). Das steht sinngemäß im Abschlussbericht einer vom Bund geförderten Entwicklung. Fleisch, wie wir es kennen, also Frischfleisch, kann nur etwa ein Viertel aller Zutaten ausmachen, die in den Extruder gegeben werden. Als Grund nennt Dr. Ruth Ann Lobos, eine bei Purina beschäftigte Tierärztin, den Fleischsaft des Frischfleischs. Dieser ist einerseits sehr nährstoffreich, bewirkt aber, dass das Futter nicht trocken genug aus dem Extruder kommt. Purina gehört übrigens zu Nestlé und ist weltweit einer der größten Hersteller von Heimtiernahrung.

Wird extrudiertes Trockenfutter mit einem hohen Fleischanteil beworben, dann beträgt der Anteil an echtem Fleisch (also Frischfleisch) maximal 25 Prozent. Es gibt mehrere extrudierte Premium-Trockenfutter, bei denen ein höherer Frischfleischanteil behauptet wird. Das scheint dann aber falsch zu sein, aus den genannten Gründen.

 

Warum ist Fleischmehl (Fleischprotein) kein echtes Fleisch?

Fleischmehl (Fleischprotein) ist kein echtes Fleisch. Es stammt noch nicht einmal von echtem Fleisch, wie wir es in der Küche verwenden:

  1. Fleischmehl (Fleischprotein) wird aus den Teilen des Tieres hergestellt, die nicht für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind. Das sind unter anderem Geflügelköpfe, Häute, Felle, Hörner, Füße, Schweineborsten, Federn und Blut.
  2. Die Zutaten für Fleischmehl (Fleischprotein) werden mindestens zweimal über 100° C erwärmt, um die Feuchtigkeit zu entfernen und das Fett (eigentlich ein wichtiger Geschmacksträger) zu entziehen. Durch Hitze und Druck hat Fleischmehl (Fleischprotein) im Vergleich zu echtem Fleisch einen deutlich höheren Aschegehalt, eine viel geringere Proteinverdaulichkeit und einen geringeren Anteil an den Vitaminen A, D und E.

 

Gefahr für Magendrehung durch extrudiertes Trockenfutter

Zurück zu den eingangs erwähnten Kellogg’s Froot Loops, die wie die meisten Hundetrockenfutter mit dem Extrusionsverfahren hergestellt werden. Das Extrusionsverfahren bewirkt bestimmte Eigenschaften, wozu auch das Aufquellen in einer Flüssigkeit gehört. Beim Menschen ist es kein Problem, wenn die Cerealien im Magen aufquellen, im Hundemagen ist dieser Effekt aber eher ungünstig. Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien kommt zu dem Ergebnis, dass aufquellendes Trockenfutter vor allem bei großen Hunden mit tiefem Brustkorb eine tödlich verlaufende Magendrehung bewirken kann.

 

Warum es so viele Anbieter von Hundetrockenfutter gibt

Vor etwa zehn Jahren sind einige Hersteller von Hundetrockenfutter auf die Idee gekommen, sogenannte Private Label mit kleinen Bestellmengen anzubieten. Das ermöglichte quasi jedem, seine eigene Hundefuttermarke zu basteln. Dabei wird das Hundefutter aus einem Zutatenkatalog individuell zusammengestellt. Der Computer errechnet anschließend, ob die Zusammensetzung den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Die Mischung kommt dann in den Extruder. Das erklärt, warum plötzlich so viele nahezu gleiche Trockenfutter angeboten werden ‒ wobei die Bilder auf den Verpackungen und die Geschichten dazu den wesentlichen Unterschied für die unkundigen Hundehalter ausmachen.

 

Zusammenfassung

  • Die meisten Trockenfutter entstehen heute noch mit dem Extrusionsverfahren, einer Methode aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Extrusionsverfahren wurde ursprünglich für Produkte aus Getreide in den Ernährungsbereich eingeführt.
  • Mindestens 40 Prozent aller im Jahr 2019 verkauften Trockenfutter haben Getreide als Hauptbestandteil in der Zutatenliste. Getreide verdauen Pflanzenfresser überwiegend in ihrem langen Darm. Der Darm des Hundes ist jedoch so kurz wie der eines Wolfs und daher für die Verdauung von Fleisch ausgelegt. Viel Getreide im Futter bewirkt zumeist große Haufen.
  • Premium-Trockenfutter enthalten oft auch Fleisch. Dabei handelt es sich überwiegend nicht um echtes Fleisch, wie wir es aus der Küche kennen, sondern um Fleischmehl (Fleischprotein). Der Grund: Echtes Fleisch enthält Fleischsaft, mit dem das Futter nicht trocken genug für die Herstellung mit dem Extruder wäre. Fleischmehl (Fleischprotein) stammt nicht aus Fleisch, sondern aus Fleischabfällen, die sich nicht für den menschlichen Verzehr eignen.
  • Durch mehrfaches Erhitzen über 100° C werden dem Fleischabfall der Fleischsaft und das Fett entzogen. Was bleibt, wird Fleischmehl (Fleischprotein) genannt. Fleischmehl (Fleischprotein) ist viel geringwertiger als echtes Fleisch.
  • Extrudierte Trockenfutter quellen auf wie Frühstückscerealien. Bei einem Hund kann das zu einer Magendrehung führen, die oft tödlich verläuft.