Hiiiiier & hallo zurück zu den Rückruftipps. Nachdem ich das letzte Mal die große Rückrufparty, steigerungsfähige Leckerlies, perfekte Momente & Co. vorgestellt habe, geht es jetzt mit der Schelppleine, Handsignalen und der unsichtbaren Leine weiter.
6. Die Schleppleine sicher & zuverlässig
Es gilt das Zitat des Hundeexperten und Wolfsforschers Günther Bloch: “1 Jahr Schleppleine, zehn Jahre einen zuverlässigen Hund.” Recht hat er. Mit der Schleppleine wird ein zuverlässiger Rückruf am besten von Anfang an trainiert, weil der Hund lernt, dass sein Halter ihn wie von Zauberhand zurückholen kann. Die Schleppleine eignet sich zudem sehr gut für ein Anti-Jagd-Training. Doch bevor der Hundehalter seinem Hund magische Kräfte suggeriert, gilt es drei grundsätzliche Dinge im Gebrauch mit der Schleppleine zu beachten:
- Mit der Schleppleine wird immer am Geschirr gearbeitet, nicht am Halsband und unter gar keinen Umständen am Kopfhalfter. Hier besteht hohe Verletzungsgefahr für den Hund!
- Die Schleppleine sollte am Halterende glatt abgeschnitten sein und keine Schlaufe haben. (wenn sie am Boden schleift, kann sie sich irgendwo verhaken und den Hund zurückreißen, würgen …)
- Für den Halter empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen. Sonst erhöht sich die Verletzungsgefahr für den Halter, denn wenn ihm die Leine durch die Hände rutscht, kann es schlimme Brandwunden geben.
7. Handsignal – Mensch mach dich groß
Im Hundetraining gibt es für eine Übung meistens zwei Signale: ein körpersprachliches das so genannte Sichtsignal und ein stimmliches Signal, das sogennante verbale Signal, kurz Wort. Als Sichtsignale für den Rückruf werden geläufig folgende Zeichen verwandt:
- der Halter klopft sich mit der Hand auf den Brustkorb
- er streckt den Arm zur Seite / nach oben oder
- er winkt mit einem Arm.
Als verbale Signal kommen in der Regel die Worte: “Hier!” & “Komm!” zum Einsatz. Gerne auch (gebrüllt) der Hundename. (Unser Hund fragt sich jetzt: Mein Name? Ja, was?!) ;-)
Ganz wichtig ist die konsequente Verwendung von genau einem körpersprachlichem und / oder einem verbalen Signal, damit der Hund seine Handlung klar verknüpfen kann.
Extra Tipp für das körpersprachliche Signal: Wer seinen Hund aus großen Distanzen zurückrufen möchte, sollte ein “großes” körpersprachliches Signal benutzen, welches der Hund zum Beispiel auf dem freien Feld, in 100 Meter Entfernung bei Gegenwindstärke 5 gut erkennen kann. Der Bewegungsseher Hund erkennt ein bewegtes Signal einfacher.
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(Quelle: taebelly.tumblr.com)
8. Achte auf mich – das unsichtbare Band
Wer seinen Hund lehrt, an unsichtbarer Leine zu gehen, kann ihn leichter und zuverlässiger zurück rufen. Was ist und vor allem wie baut der Halter eine unsichtbare Leine? – am besten baut er sie von klein auf. Hunde wollen uns gefallen und freuen sich über eine Bestätigung oder ein Lob. Diese Grundhaltung können wir uns zunutze machen, indem wir bereits unseren Welpen bei jedem Blickkontakt loben oder bei jeder Kontaktaufnahme. Jeder Blickkontakt den der junge Hund beim Spazierengehen mit uns aufnimmt, wird verbal und ab und zu mit einem Leckerchen belohnt. So lernt der Hund, immer ein Auge auf uns zu haben. Er weiß ja nie, wann es doch mal ein Leckerchen gibt. Ein Hund, der das verstanden hat, ist aufmerksamer uns gegenüber und reagiert besser auf einen Rückruf, da er sowieso immer halb bei uns ist.
9. Fein das du da bist & Tschüssi!
Wie bereits erwähnt, sollte der Rückruf immer positiv verknüpft werden. Oft macht der Mensch den Fehler seinen Hund aus mit folgender “negativer” Konsequenz zurück zu rufen. Zum Beispiel entweder weil er ihn anleinen, ins Haus schicken, ein Spiel unterbrechen oder ihn von irgendetwas abhalten will. Bei vielen Hunden kommt es so zu der Fehlverknüpfung: “Mein Mensch ruft und gleich ist der Spaß vorbei.” Um das zu vermeiden, rufen Sie Ihren Hund einfach mal aus Spaß zurück und schicken ihn nach einem freundlichen Lob umgehend wieder in seine Ausgangssituation zurück. Der Hund lernt so, das mit seinem Rückruf nicht jeder Spaß sofort ein Ende findet. Auch hier gilt wieder das Spielautomatenprinzip.
10. “Hier” heißt auch noch was?
Wie in Punkt 6 besprochen, haben die meisten Hunde für den Rückruf ein Wort- und ein Sichtsignal. Der Hund hat dieses verstanden, wenn er freundlich wedelnd auf uns zu rennt, um sein Leckerli oder Spielzeug als Trainingsbelohnung entgegen zu nehmen. Fertig! Fertig? Für viele Hundehalter ist die Übung hier beendet. Hund ist da. Passt!
Ich persönlich finde es schön, wenn der Hund neben seiner unmittelbaren Anwesenheit nach dem Signal nicht vor mir herumhüpft sondern brav neben oder vor mir sitzt. Schließlich möchte ich in mindestens 95 Prozent der Fälle etwas von ihm, wenn ich ihn zurück rufe. Sitzt er dabei aufmerksam und erwartungsvoll vor mir, kann ich mein Anliegen viel leichter vermitteln. Deswegen heißt bei mir ein freundlich gebrülltes “Hiiiiiiieeeeeeer!” gleichzeitig “setz dich neben mich”. Dieses kann gleich zu Anfang mit trainiert werden, indem man den Hund nach seinem Eintreffen beim Menschen mit dem Leckerli kurz über der Nase bis zur gewünschten Sitzposition führt, es dann an gewünschter Sitzposition leicht hoch zieht, sodass sich der Hund erwartungsvoll hinsetzt. Dann Leckerchen in das geöffnete Maul einfüllen und fertig. Wichtig ist, dass hier KEIN extra Sitzsignal erfolgen darf. Der Hund soll das Absitzen automatisch mit dem Rückruf verbinden.
In Kurzform: Sichtsignal → verbales Signal → Hund kommt angelaufen → Leckerli vor die Nase halten und Hand zur gewünschten Sitzposition führen → Leckerli höher nehmen → Hund sitzt → Leckerli in den Hund stecken –> Loben → Fein!
11. Die echte Handfütterung
Die echte Handfütterung reduziert den Außenfokus unseres Vierbeiners und erhöht im Idealfall die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkkeit gegenüber der menschlichen Bezugsperson. Der Grund dafür liegt wahrlich in der Hand, denn da kommt von nun an für sehr lange Zeit jegliches Futter her. Egal was ihr Hund frisst, ob trocken, Büchse oder Barf: Das Futter wird nur durch Ihre Hand verabreicht. Bei Trockenfutter einfach die nötige Tagesration abwiegen und in Teilen immer mitführen. Bei Barf- oder Nassfutter die Tagesration in Futtertuben (z.B. via Amazon) abfüllen und immer eine Tube mitführen. In der Wohnung, beim Spaziergang, beim Spiel wird ab jetzt immer jedes wünschenswerte Verhalten oder jede Aufmerksamkeitsgeste (Blickkontakt) die der Hund uns zukommen lässt, mit ein wenig Futter belohnt. Für den Hund werden wir so in JEDER Situation zum Wichtigsten auf der Welt und Wille und Empfänglichkeit für den Rückruf erhöhen sich. Der Mensch steht im Fokus.
Ich wünsche Ihnen jetzt viel Spaß beim Training zum erfolgreichen Rückruf.
Ein Gastbeitrag von Julia Hartkopf
Bild & Quelle: Julia Hartkopf