Das schönste an Hunden ist, dass man nie von ihnen genug bekommen kann. Wir lieben sie – und sie lieben uns. Soweit die Theorie und häufig genug die Praxis (zum Glück ;-)!)

Elias Weiss Friedman, New Yorker Fotograf, der sich mit seinem Hunde-Fotoblog „The Dogist“ einen Namen gemacht hat, vereint in seinem Buch „1000 beste Freunde“ einzigartige Bilder und Geschichten von (der Buchtitel suggeriert es schon ein wenig) 1000 Hunden aus seiner Heimatstadt und der Welt.

Das Vorwort – als Leseprobe vorab

Hunde sind in vielerlei Hinsicht faszinierende Geschöpfe. Sie sind eine der wenigen Tierarten, die uns in die Augen schauen, um Zuneigung zu zeigen. Sie sind für verschiedenste Tätigkeiten geschaffen und verbessern auf zahllose Weisen das Leben ihrer menschlichen Besitzer. Ein Hund bleibt unbeeindruckt von dem, was uns belastet, und verhilft uns zu einem inneren Gleichgewicht. Ein Hund treibt uns aus dem Haus, er hilft uns, neue Leute und neue Orte kennenzulernen, denen du ansonsten niemals begegnet wärst. Sie bellen, sie sabbern, sie hinterlassen überall Haare, sie bringen sich in Schwierigkeiten, und trotz allem lieben wir sie, weil sie uns ebenfalls lieben, und zwar bedingungslos.

Von Hunden war ich schon immer besessen, schon als kleiner Junge, als ich zu Besuch bei meiner Großmutter war.

Eines Tages ließ sie mich vor dem Haus kurz zurück, um sich drinnen einen Mantel zu holen. Als sie wieder rauskam, war ich verschwunden. Sie rief die Polizei und meine Familie malte sich bereits das Schlimmste aus.
Dabei war gar nichts passiert. Ich hatte mich lediglich dazu entschlossen, einen Spaziergang mit Oreo zu machen, dem großen schwarzen Labrador meiner Oma.
Schließlich entdeckte mich auf einer lebhaften Straße ein Dachdecker, der in der Nähe arbeitete. Oreo trabte links von mir auf dem Straßenrund und hielt mich so von jeder Gefahr fern.
Ich wuchs in einer Familie mit jeder Menge Hunden auf: Matilda, Snowy, Maggie, Rigby, Biggie, Bialy, T-Paws und Willy (ganz zu schweigen von den Nachkommen, die sie hatten).

Aber Ruby, eine stämmige schwarze Labradorhündin, gehörte mir ganz allein. Ich war ein schüchternes Kind und sie war meine beste Freundin.

Hunde waren stets ein wesentlicher Teil unseres familiären Zusammenlebens und mir ist nie die Idee gekommen, dass ich auch ein Leben ohne Hunde führen könnte.
Nach dem College zog ich nach New York, wo ich meine Hunde sehr vermisste. Diesen Zustund des Vermissens nannte ich Hunden-Nostalgie. Nicht nur, weil ich auf mich allein gestellt in einer anderen Stadt lebte, sondern auch, weil viele Hunde aus meiner Familie inzwischen gestorben waren.
Wie jeder weiß, der schon einmal an einem Wochenende durch die Straßen New Yorks gelaufen ist, gibt es dort überall Hunde, und ich wurde ständig daran erinnert, wie fantastisch Hunde sind. Sie verbessern jeden Aspekt des Lebens. Dennoch wusste ich, dass es erst dann sinnvoll wäre, sich in New York einen Hund anzuschaffen, wenn ich wüsste, wie ich mein Leben gestalten wollte. In der Zwischenzeit beschloss ich, das Nächstbeste zu genießen, nämlich anderer Leute Hunde.
»Hundefotograf« zu werden, stand ursprünglich nicht auf meinem Karriereplan, schließlich war ich in einer Familie von Ärzten und Wissenschaftlern groß geworden. Obwohl es nie ausgesprochen worden war, lastete immer der unausweichliche Druck auf mir, dass ich, als ältester Sohn, eine konventionelle Karriere zu ergreifen hatte. Zwar spielte ich hin und wieder mit der Idee, Arzt zu werden, aber sie kam mir nie wirklich sinnvoll vor. Warum konnte ich nicht auch einen Beruf ergreifen, der es mir erlaubte, jeden Tag Spaß zu haben, durch die Welt zu reisen, mich mit interessanten Leuten zu treffen (und Tieren), Kunst zu machen und dafür bezahlt zu werden?
Ich hatte schon als Junge angefangen, mit einfachen Kameras wie Polaroid- und Einwegapparaten zu fotografieren. Schüchtern, wie ich war, verlieh mir eine Kamera in den Händen das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Während wir heranwuchsen, machte mein Vater von mir, meinen Geschwistern und meinen Cousins regelmäßig Fotos mit seiner Rolleiflex. Und seine Aufenthalte in der Dunkelkammer haben mich erst recht beeindruckt. Mit zwölf Jahren bekam ich eine erste eigene Kamera – eine Nikon FG. Während der darauf-folgenden zehn Jahre verbrachte ich viel Zeit in der Dunkelkammer, gab einen Fotografie-Kurs für Jugendliche und ich stellte Abzüge her, von denen allerdings die meisten letztlich kaum bemerkenswert waren. Die einzigen Fotos, auf die ich so stolz war, dass ich sie einrahmte, waren die meiner schwarzen Labradorhündin Ruby.
Nachdem ich das College in Boston abgeschlossen hatte, zog ich nach New York City, um dort bei einer großen Marketingagentur zu arbeiten. Zwei Jahre lang war ich mit diversen großen Unternehmen in Kontakt und eignete mir die wichtigsten Grundlagen des simplen Storytellings an. Doch obwohl ich so viel lernte, hatte ich nie das Gefühl, wirklich alles zu geben.

Nach einer großen Entlassungswelle war ich schließlich im Alter von 25 Jahren das erste Mal in meinem Leben frei von jeder Verpflichtung. Ich hatte keinen Boss mehr und keine Aufgaben, die erledigt werden sollten. Ich musste kein Hemd mehr tragen und auch keine Krawatte. Ich fühlte mich großartig (und hatte natürlich auch etwas Angst).

Dennoch spürte ich, dass dies der Augenblick war, auf den ich seit meiner Kindheit gewartet hatte. Da war sie endlich, die Gelegenheit, das zu tun, was ich verdammt noch mal wirklich wollte.
Meine Freunde waren alle Designer und Ingenieure bei verschiedenen Start-up-Unternehmen in der Stadt. Ich hatte sie immer um ihren Sinn für waghalsige Unternehmungen und ihre Autonomie beneidet. Nachdem ich zusammen mit meinen engen Freunden Adam und Jeff ein Unternehmen gestartet und wieder verkauft hatte (Wefollow), hatte ich Blut geleckt. Unmöglich konnte ich zurück in den Firmenjob-Zirkus, zumindest nicht freiwillig. Ich konzentrierte mich wieder auf Hunde.
Mit meinem Kumpel Pasquale, der unerschütterlich an die Überlebensfähigkeit skurriler Ideen glaubt, startete ich eine Web-Comedyserie mit dem Titel Barking at Dogs (Hunde anbellen).

Wir streiften kreuz und quer durch New York und interviewten die Hunde von Leuten zu weltweiten Nachrichten und Themen. Anschließend stellte ich Untertitel mit meiner Interpretation ihrer Reaktionen her.

Ich hatte schon als Kind für meine Hunde gesprochen und ich reaktivierte jetzt einen Teil meines Gehirns, der durch die Erwartungen des Erwachsenendaseins unterdrückt worden war. Ich fand es toll, wieder Hunde in meinem Leben zu haben, aber ich wusste auch, dass mir die Serie nicht meinen Lebensunterhalt sichern würde.
Während ich noch dabei war, mich mit einem Status als »arbeitsloser Loser« (wie meine Freunde es gern scherzhaft ausdrückten) abzufinden, unternahm ich eine ausgedehnte Tour durch Europa. Ich schleppte meine Nikon D600 mit und entdeckte etwas wieder, das ich bereits als Kind geliebt hatte: Hundeporträts zu schaffen. Als mir in Wien ein sehr auffälliger Boxer über den Weg lief, ging ich in die Hocke, begab mich auf seine Höhe und erhielt ein sehr außergewöhnliches Porträt. Das postete ich auf Instagram und bekam mehr Likes denn je. »Natürlich!«, dachte ich. »Menschen lieben Hunde!« Es war der Beginn meiner Wiederauferstehung als Fotograf.
Eine Woche später wachte ich mitten in der Nacht mit einer grandiosen Idee auf. »Was, wenn jemand den Sartorialist* für Hunde machen würde? Wie … The Dogist?« Ich prüfte, ob der Name frei war, riss ihn mir auf mehreren Plattformen unter den Nagel, kaufte die Domain und schlief weiter.
Wenige Wochen später schlenderte ich in Williamsburg, Brooklyn, herum und schoss das Foto einer gestromten französischen Bulldogge. »Wofür ist das?«, fragte der Besitzer. »Für The Dogist«, erwiderte ich. Es fühlte sich einfach richtig an. Am folgenden Tag machte ich meine ersten Posts – der namenlose Wiener Boxer gefolgt von der hippen Bulldogge.
Vom ersten Tag an wusste ich, dass der Blog ein Knaller werden würde. Niemand sonst erzählte solch eine fantastische Story, obwohl so viele wunderbare Hunde mit einzigartigen Geschichten auf den Straßen unterwegs sind. Bewaffnet mit einer Kamera, einer Quietscheente, Knieschonern und einer verrückten Idee entschloss ich mich, The Dogist zu meinem Projekt zu machen. Ich würde nicht nur bewegende Aufnahmen von Hunden machen, sondern auch deren Geschichten erzählen.
Anfangs fotografierte ich 20 bis 30 Hunde pro Tag. Dabei entwickelte ich schnell einen bestimmten Stil mit besonderem Fokus auf die Augen. Ein Gefühl schien meine Bilder zu durchdringen: Es war, als wüssten die Hunde, welche Botschaft sie mit ihren Bildern transportieren können. Genauso, wie ich es bei Barking at Dogs getan hatte, personifizierte ich Hunde, jetzt jedoch mit Porträts.
Der Blog erhielt sofort einige Presse und Zugkraft – plötzlich hatte ich 50.000 Follower.

Alles in den Medien ist so ernst. Ich hingegen war glücklich, mit meinen Bildern ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zaubern zu können.

Als Dankeschön, dass ich ihre Hunde berühmt machen durfte, erhielt jeder Besitzer von mir einen Abzug des einzigartigen Porträts seines Hundes. »Eigentlich«, dachte ich, »ist mein Leben ein Witz«, aber mit The Dogist verwandelte ich es in einen guten Witz, den ich lebte. Und schließlich hatte mein Leben seither einen ganz bestimmten Sinn: Ich war ein Hundefotograf! Und mit den Geschichten der Hunde konnte ich Menschen gut unterhalten.
Bald bemerkte ich, wie unterschiedlich Hunde sein können, ich lernte nicht nur die riesige Vielfalt der Rassen kennen, sondern auch die feinen Unterschiede im Charakter. Die Ohren eines Norwich Terriers zeigen nach oben, während die eines Norfolk Terriers nach unten zeigen. Corgis sind entweder Pembroke oder Cardigan. Eine Rasse kann verschiedene Größen aufweisen – wie kleine, mittelgroße, große und Riesen. Das Fell eines Hundes kann sämtliche Muster und Farben aufweisen: gestromt, gefleckt, getüpfelt, merlefarben, einen Mantel, einen Smoking, dreifarbig, gelb, rubinrot, leberfarben, schwarz, schokobraun und weizengelb. Einige Hunde sind haarlos. Einige haben verschiedenfarbige Augen (das wird Iris-Heterochromie genannt). Viele Rassen können mit Pudeln gekreuzt werden, sodass »Doodle« entstehen. Ich bin

  • Drogen- und Sprengstoffhunden begegnet,
  • Blindenhunden,
  • Assistenzhunden,
  • Therapiehunden und
  • Such- und Rettungshunden.

Ich habe seltenere Rassen entdeckt wie den Petit Basset Griffon Vendéen (PBGV), den Bergamasker Hirtenhund, Kleine Münsterländer, Tamaskan, den belgischen Malinois, Tervueren, Bouvier des Flandres (Flandrischer Treibhund), Xoloitzcuintle, Kerry Blue Terrier, Louisiana Catahoula Leopard Dog, Thai Ridgeback, Lagotto Romagnolo und Barbet. Einige Hunde stammen von Züchtern, andere sind aus Tierheimen oder wurden irgendwo aus schlechten Umständen gerettet.
Ich kann endlos über meine Bewunderung für Hunde fortfahren, aber die Fotos, die ich in diesem Bund zusammengestellt habe, erzählen die Geschichte besser. Ich bin Tausenden von Hunden begegnet, und ich habe ein Publikum von Hundeliebhabern um mich versammelt, das mit jedem Tag größer wird. Ich glaube nicht, dass ich je damit aufhören werde, denn dafür liebe ich meine Arbeit zu sehr. Und die Geschichten werden natürlich immer besser.
Oft fragen mich die Leute, wie ich es schaffe, dass die Hunde auf den Fotos so gut aussehen. Als professioneller Hundefotograf habe ich so einiges gelernt und ich schätze mich glücklich, einige Tipps weiterzugeben.

Wie ist das Buch?

Das Buch gibt keine Geschichten vor, es handelt sich um ein Foto-Buch. Aber jede einzelne Aufnahme erzählt eine Geschichte, die uns berührt, zum Lachen oder Erstaunen bringt.

Die Bandbreite der Aufnahmen wirkt schier unendlich – von Hunden im Schnee, über Hunde im Regenmantel, Hundepärchen, Therapiehunde etc etc.

Es macht einfach Spaß, in diesem Buch herumzustöbern und seine Gedanken wandern zu lassen. Man ertappt sich dabei, wie besonders doch diese alltäglichen Bilder sind – und möchte am liebsten selbst zur Kamera greifen!

Prädikat: wertvoll, auch gut zum Verschenken geeignet.

Wo gibt es das Buch zu kaufen?

Das Buch „1000 beste Freunde“ von Elias Weiss Friedman ist im Riva Verlag erschienen und erhältlich im gutsortierten Buchhandel oder online, z.B. bei Amazon.

Alle Beitrags-Bilder & Quelle: © 2015 by The Dogist, LLC mit freundlicher Genehmigung vom riva / m-vg Verlag