Wie viele Hunderassen gibt es – Einleitung

Es gilt heute als wissenschaftlich gesichert, dass der Haushund vom Wolf abstammt. Verschiedene, unabhängige Domestizierungen des Wolfes sollen durch Eingriffe des Menschen stattgefunden haben. Wann diese Züchtungsversuche genau ihren Anfang nahmen, ist ungewiss.
In angenommen 40.000-100.000 Jahren, um die Bandbreite gängiger Schätzungen aufzugreifen, hat sich viel in der Hundezucht getan und der eine oder andere Hundeliebhaber wird sich sicher schon einmal gefragt haben: Wie viele Hunderassen gibt es eigentlich? Bevor wir die Frage: Wie viele Hunderassen gibt es, beantworten, wollen wir auf die Geschichte des Haus- und Rassehundes sowie seiner Klassifizierung blicken.

Wie viele Hunderassen gibt es – Die Abgrenzung des Mischlingshundes vom Rassehund

Der heutige Haushund grenzt sich vom Wildtier dadurch ab, dass er als Haus- und Nutztier durch den Menschen im Hauhalt gehalten wird und dem Menschen gegenüber sozialisiert ist.

Als Mischlingshunde, wie sie in zahlreichen Haushalten als treue Gefährten verkehren, gelten Kreuzungen von verschiedenen Haushundrassen und Hunde ohne Ahnennachweis.

Der Rassehund wird dem gegenüber dadurch abgegrenzt, dass er einerseits explizit als Rasse definiert ist und seine Ahnenreihe nachvollzogen werden kann. Nach Richtlinie des in Deutschland hochgehaltenen Dachverbandes FCI muss dies über drei vollständige Generationen erfolgen. Blickt man auf die seit 1984 durch den FCI anerkannte Definition von Rassehunden, dann handelt es sich nach Raymond Triquet um eine Gruppe von Haushunden, die durch gezielte Züchtung gemeinsame Merkmale aufweisen, die sie von anderen Vertretern ihrer Spezies unterscheiden, und die durch Vererbung weiter getragen werden.

Geschichtlicher Abriss zur Hundezucht und -klassifizierung

Hunde in der Antike

Die Frage „wie viele Hunderassen gibt es?“ konnten die alten Römer sicher noch mit hoher Treffsicherheit philosophisch argumentieren. Denn die Geschichte der Haushundklassifizierung lässt sich bis in die römische Antike zurückverfolgen. Damals teilte man die Hunde ganz pragmatisch nach ihrem Nutzen ein.
Die entscheidende Frage war, ob sich ein Hund als Wachhund, Hirtenhund oder Jagdhund eignete. Die Haushunde hatten ihre zugewiesene Funktion und dienten explizit auf diese Weise dem Menschen.

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Hunde im Mittelalter

Für das frühe Mittelalter geht man in Europa etwa von zwölf Hunderassen aus.

Womit auch zu jener Zeit die Frage: Wie viele Hunderassen gibt es eigentlich, noch recht eindeutig zu klären gewesen wäre. Bezeichnungen wie der Schäferhund, Windhund oder Hovawarth haben hier bereits ihren Ursprung. Die Aufteilung nach Nutzen der Tiere beispielsweise als Treibhund, Spürhund oder Hofhund blieb dominierend. Allein im germanischen Raum zählte man nachweislich sieben Jagdhundrassen. Wie nach der Kultivierung von Landwirtschaft und Nutztierhaltung die Jagd selbst, insbesondere die Jagd auf Hochwild, entwickelte sich im Mittelalter der Rassehund als Jagdbegleiter zu einem Privileg von Adel und Würdenträgern heraus. Dies setzte sich in der Neuzeit fort. Ein bekanntes Beispiel ist Friedrich der Große, König von Preußen, der sich Ende des 18. Jahrhunderts an der Seite seiner treuen Begleiter, den Italienischen Windspielen, am Schloss Sanssouci in Potsdam beerdigen lassen wollte.

Hunde im 19. Jahrhundert

Eine schlagartige Zunahme der Haushundrassen ist ab dem 19. Jahrhundert zu verzeichnen. Das hatte verschiedene Ursachen. Die vordergründigsten scheinen die industrielle Revolution sowie die Herausbildung und Emanzipation der bürgerlichen Gesellschaft zu sein.

Die Industrialisierung stellte den Hund als Arbeitstier in den Schatten. Seine Eigenschaften als wichtiger Helfer des Menschen waren nicht mehr in jedem Fall vonnöten und gefragt.

Hinzu kam ein in den Mittelpunkt rücken der bürgerlichen Familie und somit auch des Familiensinns nach heutigem Verständnis, wozu auch eine Zunahme an Freizeit gehörte. Der Rassehund wurde dadurch endgültig salonfähig. Dies bestätigt auch sein Eingang in die Literatur, wie bei Anton Tschechow oder später Thomas Mann. Er sah „eine junge Dame, eine mittelgroße Blondine mit einem Barett, auf der Promenade vorübergehen; hinter ihr her lief ein weißer Spitz. Und danach begegnete er ihr mehrmals am Tag, bald im Stadtpark, bald in den Anlagen. Sie ging allein spazieren, immer mit demselben Barett und mit dem weißen Spitz“ (Tschechow, Anton: Die Dame mit dem Hündchen).

Der Haushund wurde Begleiter beim Flanieren, fungierte als Schoßhund bei Nachmittagskaffee oder als rassiges Wettkampftier.

Hundesportarten bildeten sich vor allem in England heraus. Events, auf denen man seinen Spaß hatte. Bei denen es aber auch um hohe Wetteinsätze und Prestige ging, was auch hier die Zucht von Rassehunden förderte.

Wie viele Hunderassen gibt es?

Hundeausstellungen haben eine neue Nutzung der Hunde befeuert…
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Hundeausstellungen kamen in Mode, bei denen es nicht mehr um Nutzen, sondern explizit um Haltung und Aussehen der Haushunde und die Auszeichnung von Rassen ging. Vor allem aus den Wettkampfaktivitäten der Engländer, die neben den Deutschen die meisten Züchtungen hervorbrachten, entwickelten sich erste Zuchtverbände. Ihnen obliegt bis heute die richtungweisende Klassifizierung der Hunderassen, wobei es keine einheitlichen, geregelten Normen gibt. Welche der Zuchtverbände sich dabei durchsetzt, ist länderspezifisch.

Klassifizierung & Beantwortung der Frage: „Wie viele Hunderassen gibt es?“

In Deutschland richtet man sich vorwiegend nach der Einteilung des weltgrößten Dachverbandes der Kynologen (Hundezüchter) FCI – Fédération Cynologique Internationale, mit Hauptsitz in Belgien. Dies mag historisch begründet sein, da Deutschland 1911 Gründungsmitglied war. So ist für uns die Frage, wie viele Hunderassen gibt es, eher über die Annäherung an den FCI zu beantworten.

In mehreren Sprachen werden durch den FCI regelmäßig definierte Rassenbeschreibungen veröffentlicht. In ihnen werden beispielsweise Herkunft und Geschichte der Hunderasse beschrieben, die bis in die Antike zurückreichen kann, das allgemeine Erscheinungsbild sowie wichtige Proportionen bis hin zur expliziten Beschreibung einzelner Körperteile. Auch Charakter und Verhalten des Rassehundes sowie Fehlerbeschreibungen finden in einer Rassebeschreibung Erwähnung. Neben Zuchtrichtlinien von Rassehunden, stehen Fragen zur Verwendung und zum Wohlergehen von Haushunden im Mittelpunkt des Verbandes.
1981 wurde der Wissenschaftler Raymond Triquet vom FCI mit der Reform der Nomenklatur der Hunderassen beauftragt. Das von Triquet entwickelte und heute gültige System, das die gebrauchsorientierte Klassifizierung größtenteils ablöst und vorwiegend auf einer Einteilung anhand gemeinsamer morphologischer Merkmale basiert, wurde 1987 vom Verband beschlossen. Es teilt die Haushundrassen in zehn Gruppen ein. 1. Hüte- und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde); 2. Pinscher und Schnauzer, Molosser, Schweizer Sennenhunde und andere Rassen; 3. Terrier; 4. Dachshunde; 5. Spitze und Hunde vom Urtyp; 6. Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen; 7. Vorstehhunde; 8. Apportierhunde, Stöberhunde und Wasserhunde; 9. Gesellschafts- und Begleithunde; 10. Windhunde. Siehe auch die FCI-Homepage für weitere Details.

Die Rassehunde einer Gruppe müssen nach Triquet eine ganz bestimmte Anzahl vererbbarer Merkmale gemeinsam haben, die sie von den anderen Gruppen unterscheidet. Somit ist die Frage nach dem Nutzen des Tieres, hier die Einteilung nach Gebrauch, die seit der Antike die Klassifizierung der Hunde bestimmte, seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zumindest im Sinne des FCI nicht mehr vordergründig.

Anzahl der Hunderassen in Deutschland

Blicken wir wieder auf den in Deutschland und seinen westeuropäischen Nachbarländern federführenden Dachverband FCI, dann schaut man auf eine Zahl von ca. 350 Hunderassen, die den 10 verschiedenen Gruppen untergeordnet sind. Wie viele Hunderassen gibt es, ist somit eine Frage des Standpunktes, den der einzelne Hundezüchter, der Verein, dem er angehört, oder der Dachverband, zu dem sich der Verein bekennt, bezüglich der Hundezucht vertritt. Hier sind keine Mischlinge enthalten. Ebenso keine Neurassen wie z.B. der Schnoodle

Wie viele Hunderassen gibt es in USA und England?

Andere Systeme, wie das britische System oder das des US-amerikanischen Dachverbandes AKC richten sich dagegen weiterhin nach Nutzungsgruppen. So ist schließlich auch die Frage: Wie viele Hunderassen gibt es, nicht ganz einfach und eindeutig zu klären. Man spricht von einer Zahl zwischen 100 und 800 Hunderassen auf der Welt. Wobei eine Benennung von 100 Hunderassen eher dem ganz konservativen Lager zugesprochen werden kann. Ein Begriff von 800 Rassen scheint jedoch alle Definitionen, auch die kleinerer Verbände und Vereine bis hin zu einzelnen Züchtern und Experten mit einzubeziehen, die von Dachverbänden noch nicht bzw nicht einheitlich anerkannt sind.

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