Erstmal muss man sich mit dem Thema Verhalten und Hund auseinandersetzen. Kein Hund ist wie der andere, nicht mal wenn er derselben Rasse angehört und auch nicht wenn er derselben Rasse, demselben Wurf und demselben Geschlecht angehört. Das ist nicht anders als bei uns, jeder Mensch hat andere Charaktereigenschaften, auch bei Zwillingen, und verhält sich in gewissen Situationen anders.
Ich bekomme tagtäglich zahlreiche Anfragen, und die Fragen gehen echt querbeet. In den meisten Fällen benötigen die Hunde aber glücklicherweise keine wirkliche Verhaltensberatung. Oft reicht es, dem Hundehalter die Denkweise des Hundes zu erklären und näherzubringen, um Missverständnisse zwischen Hund und Mensch auszuräumen.
In welchem Fall sollten Sie denn nun bei einem Hundeverhaltensberater anklopfen?
Ihr Hund benimmt sich nicht so, wie Sie sich das vorstellen?
Das kann natürlich viele Gründe haben. Erstmal hängt hier vieles vom Hund, aber auch vom Menschen ab. Was verlangt der Mensch von seinem Hund? Jeder hat ja seine eigene Idee vom Hund und wie er sich zu benehmen oder zu verhalten hat. Dann muss man schauen, ob sich der Mensch seinen Hund nicht nur dem Aussehen nach ausgesucht hat, sondern auch auf rassetypische Merkmale aufgepasst hat. Hier lässt man sich dann das Verhalten, das vom Halter her, bemängelt wird, sehr detailliert erklären um herauszufinden ob wirklich ein Fehlverhalten seitens des Hundes vorhanden ist, oder es an der falschen Sichtweise oder dem Unverständnis, oft sogar der Unwissenheit des Menschen liegt.
Ihr Hund ist nicht gerne alleine?
Dies zählt definitiv zu einem unerwünschtem Verhalten. Nun muss man sich den Hund genauer ansehen und in der Situation betrachten, wie sehr gestresst er durch das Alleinsein ist. Trennungsängsten begegnet man oft, aber nicht nur, bei Tierheimhunden oder Tierschutzhunden. Diese Trennungsängste können vom Winseln und Bellen/Heulen bis zu Urin- und Kotabgaben und zerstörerischem Verhalten führen. Mit einem genauen, detaillierten Trainingsplan kann man Trennungsängste abbauen.
Ihr Hund hört schlecht oder gar nicht auf Sie?
Hier ist es natürlich empfehlenswert eine qualifizierte Hundeschule aufzusuchen. In der Hundeschule lernt der Hund mit seinem Menschen zu arbeiten und er lernt mit anderen Hunden. Sollte der Hund generell Probleme mit Artgenossen haben, kann man dann natürlich vom Hundeverhaltensberater einen individuell angepassten Trainingsplan erstellen lassen, um die Bindung zwischen dem Halter und seinem Hund zu stärken und zu fördern. Und später kann man dann vielleicht noch am Probleme mit dem Sozialverhalten mit Artgenossen arbeiten.
Ihr Hund zieht an der Leine?
Auch hier gilt primär erstmal die Hundeschule, aber auch hier gibt es einige Tricks, die der Hundehalter relativ schnell und ohne Hilfe des Hundeverhaltenberaters umsetzen kann. Dies ist auch nicht unbedingt ein „Therapiefall“.
Ihr Hund zerstört Ihre Möbel, Kissen…, wenn Sie nicht da sind?
Dieses Thema versetzt die Hundehalter immer extrem in Rage, weil es hier meist auch noch teuer wird, und man ständig Möbel ersetzen muss. Auch hier kann ein Hundeverhaltensberater helfen, aber hier handelt es sich immer noch um unerwünschtes Verhalten meist in Zusammenhang mit Trennungsängsten und/oder Langeweile und nicht wirklich um eine Verhaltensstörung.
Ihr Hund verträgt sich nicht mit anderen Hunden, fremden oder eigenen?
Sie waren schon in der Hundeschule, oder sie möchten mit anderen Hundehaltern aus dem Dorf spazieren gehen, aber esfunktioniert nicht. Ist es wirklich Ihr Hund, der sich nicht verträgt? Zeigt er eher ängstlich-offensives Verhalten oder ist er derjenige, der die anderen Hunde angeht? Das muss man anhand von Videos oder in der Situation sehen und analysieren. Danach kann der Hundeverhaltensberater einen angepassten Trainingsplan erstellen.
Dies gilt auch im Falle von aggressivem Verhalten gegenüber Kindern und/oder fremden Menschen oder sogar Ihnen, Ihrer Familie, Ihren Kindern gegenübern. Dies kann situationsbedingt sein, wenn er zum Beispiel sein Spielzeug oder sein Essen verteidigt. Aber auch hier, sieht sich der Hundeverhaltensberater die Situation an, analysiert diese und erstellt einen Trainingsplan. Vorausgesetzt natürlich, dass kein Fehlverhalten des Menschen das Verhalten des Hundes provoziert.
Ihr Hund ist ängstlich?
Ängstlich ist wiederum ein weiter Begriff. Es gibt Hunde, die sind sehr ängstlich gegenüber Geräuschen, wie Feuerwerk, Gewitter, oder auch draussen, Autos, LKWs, aber auch gegenüber Fremden, Fremden mit Gehstöcken, Fremden mit Hut oder Regenschirm… auch hier kann ein Hundeverhaltensberater helfen.
Ist Ihr Hund nicht (richtig) stubenrein ?
Stubenreinheit ist natürlich ein ganz wichtiges Thema, und auch eines, das viele Hundehalter zur Verzweiflung bringt. Hat Ihr Hund dies nie gelernt, vielleicht hat er es verlernt, vielleicht hat das Verhalten organische, medizinische Gründe, … auch hier muss von Fall zu Fall analysiert und hinterfragt werden um allen Beteiligten helfen zu können.
Sie müssen immer bedenken, dass es nicht das 08/15 Problemverhalten gibt, da jeder Hund und jede Familie, jede Situation anders ist, muss man auch jeden Fall so behandeln und nicht mit generellen Ratschlägen die Leute ruhigstellen.
Deshalb sind Ferndiagnosen und Forendiskussionen im Internet so gefährlich. Hier wird diskutiert und es werden unqualifizierte Ratschläge gegeben, die Ihrem Hund helfen mögen, aber auch genauso gut schaden können, da Ihr Hund eben nicht der Hund von nebenan ist.
Ihr Arzt wird Ihnen auch keine Ferndiagnose stellen, dies ist unseriös und kann mehr Schaden anrichten als Gutes tun. Deshalb klären Sie erstmal mit Ihrem Tierarzt etwaige körperliche oder organische Probleme ab, da Schmerzen ebenfalls zu Verhaltensveränderungen führen können. Ist er körperlich gesund, nehmen Sie sich die Zeit für Ihren Hund und für sich, für Ihre Familie, vereinbaren Sie ein erstes Treffen mit einem Hundeverhaltensberater, das in meinem Fall immer 1 Stunde überdauert, und befolgen Sie danach die Tipps. Ohne Ihre konsequente Mithilfe wird sich beim Hund nichts ändern.
Ihre Tania Hoffmann
Bild & Quelle: Tania Hoffmann