Wenn ich mit meinen Hunden eine Runde durch den Park, den Wald, um den See oder auch einfach zur Hundewiese um die Ecke mache, werde ich beinahe täglich darauf angesprochen, was für tolle, niedliche, entzückende, herzallerliebste, wohlerzogene und einfach süße Tiere ich habe. Jeder, der sich mir nährt, nicht nur andere Hundebesitzer, auch Jogger und Väter mit Kinderwagen sind neue potenzielle Opfer, die gleich dem Charme meiner kleinen Monster erliegt, sich hinknien und mit weit aufgerissenen Augen die kleinen plüschigen Köpfe streicheln. So gehe ich stets gut gelaunt mit meinen Hunden vor die Tür. Schließlich finden 95 Prozent der Menschen, die ich treffe, meine Hunde wohl eben so liebenswert wie ich. Genau deswegen bin ich jedes Mal schockiert, wenn ich in meiner rosaroten Welt plötzlich und ohne Vorwarnung, von einem Vertreter der anderen fünf Prozent konfrontiert werde.
Nichtsahnend schlendern wir drei über die Wiese, als hinter uns eine wenig freundliche, dafür umso mürrischere Stimme erklingt: „Das kann ja wohl nicht wahr sein.“
Keiner von uns fühlt sich angesprochen. Das ändert sich jedoch schlagartig, als die grantige Stimme hinzufügt: „Hunde kacken immer.“ Ich bleibe stehen und überlege ob es sich lohnt mich umzudrehen. Will ich wirklich wissen, welches Gesicht zu dieser interessanten, doch sehr abstrusen Ansicht gehört? Ich entscheide mich für, ja. Ich drehe mich um und blicke in das knurrige Gesicht einer alten Frau, die bei ihrem Gemecker fast aus dem Küchenfenster purzelt. Ich lächle sie an und sagen „Wie bitte?“ „Das ist doch nicht ihr erst, dass sie mit ihren Viechern hier langgehen. Die kacken alles voll. Das machen Hunde ja andauernd.“ Ich blicke hinunter zu Sparta und Emily. Sparta schnuppert an einem Grashalm und Emily sitzt mit ihrem typisch verträumten Blick neben mir und freut sich. „Die haben hier doch gar nicht hin gemacht. Und die Aussage, Hunde würden immer kacken, zweifle ich auch stark an.“
„Ach bitte, ich hab das doch genau gesehen, wie der da sein Bein heben wollte, der hätte sicher gleich gekackt.“ Ich kann mir ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen.
„Also Hunde kacken immer? Jetzt gerade ja nicht, oder sehen sie das anders? Und das ein Rüde sein Bein hebt, um ein Häufchen zu machen, ist mir auch neu, aber sie scheinen sich da ja besser auszukennen.“
Die Frau legt ihre Stirn in Falten und schreit nun noch schriller als ohnehin schon: „ Jetzt werden sie mal nicht frech.“ „Frech, ich werde also frech? Sie stehen doch da und schreien mich an.“ Sie fängt an wie wild mit ihren Armen zu wedeln: „Das Einzige, was schlimmer ist als die blöden Viecher, sind die, die am anderen Ende der Leine hängen. Unverschämtes Volk.“
Ich begreife, dass diese Diskussion sicher kein gutes Ende nehmen wird und gehe. Ich kann es mir aber nicht verkneife, dieser reizenden Frau noch einen schönen Tag zu wünschen, und ihr zu ihrem wohl sehr glücklichen und ausgefüllten Leben zu gratulieren. Da betritt ihr Mann die Bühne. Neben seiner wild gestikulierenden Frau quetscht nun auch er sich aus dem Fenster: „Was fällt ihnen denn ein, so mit meiner Frau zu reden, sie hat doch schließlich Recht.“
Es folgte noch einiges über Respekt vor dem Alter, diese unverschämte Jugend von heute und eine Wiederholung der immer kackenden Drecksviecher.
Wir gehen weiter unseres Weges.
Nachbarschaft
Nur wenige Tage später, durfte ich mir von einer anderen grantigen alten Dame anhören, es sei eine Zumutung, dass ich mit meinen Hunden, den gleichen Weg gehe, wie sie. Auch sie teilte mir Ihre Meinung lautstark aus einem Fenster mit. Bei meinem zahllosen Runden, die mich an ihrer Wohnung vorbeiführen, ist sie mir noch nie außerhalb ihres Fensters begegnet. In meiner Nachbarschafft scheint es nicht viele Menschen zu geben, die die Meinung dieser beiden teilen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit ihren Ansichten hier glücklich werden, da gefühlt in jedem dritten Haushalt, in den umliegenden Häusern ein bis drei Hunde leben.
Wenn sie auch nicht in meiner unmittelbaren Nachbarschaft zu finden sind, ich weiß, dass es sie gibt, die Leute die Hunde wirklich hassen. Irgendwo finden sich Leute, denen es irgendwann nicht mehr reicht, die Besitzer beim Gassi gehen anzuschreien. Man wird mit der Zeit immer paranoider, wenn irgendwo ein Stück Wurst, Brot oder sonst was rumliegt. Auch wenn 95 Prozent der Menschen, die einem bei den täglichen Runden begegnen, einem freundlich gegenübertreten, muss man doch immer auf der Hut sein.
Die Haufen und die Steuer
Ich kann nicht verstehen, wie man etwas gegen Hunde haben kann. Wer sich über den ein oder anderen liegengelassenen Haufen im Park beschwert, kann meist einfach irgendwelchen herumliegenden Plastikmüll zur Hilfe nehmen, und diesen abdecken. Ich sage nicht, dass es in Ordnung ist, die Hinterlassenschaften seines Hundes überall liegen zu lassen. Doch sind die Haufen von Chihuahua und Dackel bei Weitem nicht die größten Störfaktoren, die unsere Parks verunstalten.
Rumschreien löst jedenfalls keines dieser Probleme. Einen anderen Ansatz finde ich da um einiges interessanter.
Ein Herr teilte mir letztens auf einem Spaziergang mit, Hunde würden viel weniger kacken, wenn die Hundesteuer höher wäre.
Ich kann mich dieser Überlegung zwar nicht anschließen, aber ob das klappen würde, kann ja jeder selbst mit seinem Vierbeiner ausdiskutieren.
Ein Gastbeitrag von Nadine Brandt
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