Mein letztes Stück trockenes Weißbrot ist schon eine Weile her. Vergessen habe ich es aber nicht. Ich erinnere mich noch, wie froh ich über alles war, das meinen Hunger auch nur für einen Moment stillen konnte. Heute freue ich mich auch noch über etwas zu essen, nur anders. Emily und ich kommen von der Straße. Doch wenn wir mal ganz ehrlich sind, müssen wir zugeben, seit wir ein zu Hause haben, sind wir zu verwöhnten Luxus Kötern mutiert.
Heute Morgen hatten wir Rindfleischwürfel mit ein bisschen Lachs, Salat, Himbeeren und Karotte in unseren Näpfen. Es ist nicht so, als würden wir nichts anderes mehr fressen, aber man kann sich da schon dran gewöhnen. Was das Essen angeht, nehme ich eigentlich nach wie vor, was ich kriegen kann, aber unsere kleine Prinzessin entwickelt sich langsam zu einer richtigen Genießerin. Vor ein paar Tagen hat Frauchen uns Sprotten hingestellt. Emily rümpfte die Nase und machte mit ihrem Blick ganz klar die Frage deutlich: „Haben wir keinen Lachs mehr?“
Auf dem Boden zu schlafen ist auch nicht mehr ganz unser Niveau. Früher ging das noch, aber heute? Eine Decke sollte es schon sein, oder eher eine kuschelige Matte, ein Kissen, Körbchen, Decke oder alles übereinander. Der Platz ist auch entscheidend. Am besten auf dem Balkon in der Sonne oder bei Frauchen gleich neben dem Schreibtisch. Aber auch das hat seine Schattenseiten. Manchmal entspannt man sich gerade auf dem gut gepolsterten Hundebett zwischen den Pflanzen in der Sonne, da kommt einer unserer Menschen und meint er müsste jetzt Wäsche aufhängen. In der Sonne. Also da fällt mir aber was Besseres ein, was ich mit meinem Stück Frühlingswärme anfangen kann. Mal abgesehen von den nervigen Geräuschen ist dann auch meist unsere ganze Sonne weg.
Wir haben heute so viele Probleme, die wir früher noch nicht hatten:
- Das Wasser abgestanden,
- der falsche Ball mit im Wald,
- die Leine zu kurz,
- Frauchen isst immer die tollen Sachen, die wir nicht bekommen und
- manchmal haben unsere Menschen doch tatsächlich etwas ohne uns vor.
Wenn ich mich daran erinnere, wie ich unter dem Tisch eines Restaurants saß, darauf hoffte ein Stück Brot zu bekommen, anstatt weggetreten zu werden, dann komme ich mir in meinem neuen Leben manchmal ein bisschen merkwürdig vor.
Als ich in meinem zu Hause ankam, war einfach alles das Größte für mich. Jeden Tag Futter, ein Hundebett nur für mich, Menschen, die mit mir spielen und einige Zeit später eine Emily, die nie von meiner Seite weicht.
Ich weiß, die Probleme, die ich heute habe, hätte ich mir damals gewünscht.
Vielen von euch geht es sicher ganz ähnlich.
Ich stehe dazu, ein verwöhnter Luxus Köter zu sein. Das, was ich habe, will ich nie wieder hergeben.
All meine Luxus Probleme sind mir lieber, als ein echtes Problem. Ich werde nie vergessen, wie mein Leben angefangen hat. Wenn meinem Frauchen heute ein Stück Weißbrot auf den Boden fällt, dann fresse ich es mit Freude, denn ich weiß, so schnell werde ich kein trocken Brot mehr zu sehen bekommen.
Ein Gastbeitrag von Nadine Brandt.
Alle Bilder & Quellen: Nadine Brandt