Die Gesundheitstrainerin Cornelia Braun hat an ihrem eigenen Hund erfahren, wie wichtig es ist, auf diesen individuell einzugehen und ihn mental zu stärken.

 

Die Geschichte von Luke

Als mein kleiner Hund in mein Leben trat, dachte ich optimal vorbereitet zu sein und nichts kann unsere kleine Welt erschüttern. Aber es kam alles anders und unser gemeinsames Leben wurde ordentlich durchgerüttelt. Zunächst lief alles nach Plan, doch dann wurde Luke immer unruhiger. Er bellte alles an, was sich schneller bewegte als er und parallel dazu entwickelte er eine Futterunverträglichkeit. Es waren frustrierende Zeiten. Ich bewegte mich zwischen Tierarzt und Hundetrainer hin und her und wusste oftmals nicht mehr weiter.

Wenn es ihm schlecht ging, saß ich verzweifelt und weinend neben ihm, weil ihn Koliken und Schmerzen plagten. Und in den guten Zeiten übten wir in der Hundegruppe ein paar Kommandos. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, wir kamen nicht so richtig vorwärts. Also buchte ich eine Einzelstunde bei unserem Hundetrainer. Wir trafen uns, er beobachtete mich in Interaktion mit meinem Hund und gab mir dann das niederschmetternde Feedback:

„Du hast überhaupt keine Beziehung zu deinem Hund!“

Ich blickte ihn verständnislos an und wusste doch gleichzeitig, dass dieser Satz etwas ganz entscheidendes in mir auslöste: Denn sämtliche Lehrbücher, Trainingsmethoden und gute Vorsätze nützen nichts, wenn die Basis – das Fundament – die Bedürfnisse deines Hundes – nicht erkannt werden und die Beziehung zwischen Mensch und Hund nicht stimmt!

Mir wurde plötzlich klar, dass ich zunächst erkennen musste, was braucht mein Hund wirklich und wie kann ich ihn mental stärken und ihn dabei bestmöglich unterstützen?

 

Individuelle Bedürfnisse erkennen

In den Jahren danach habe ich eine vertrauensvolle Beziehung zu meinem Hund aufgebaut, in dem ich seine – ganz individuellen – Bedürfnisse erkannt und erfüllt habe. An erster Stelle stand natürlich seine körperliche Gesundheit. Ein unterernährter und von Koliken geplagter Hund, kann nicht mental stark sein.

Ich habe gelernt, was ihn unterstützt, um sich sicher im Alltag zu fühlen. Ich gab ihm ausreichend Zeit zum Lernen, aber auch zum Spielen und für seine Regeneration. Nicht zuletzt habe ich auch an mir gearbeitet, wie ich gelassener werde und Sicherheit für meinen Hund ausstrahle. Ich habe eine Methode entwickelt, die die Bedürfnisse meines Hundes erfüllt und ein Trainingsprogramm erstellt, welches begleitend seine körperliche & mentale Stärke unterstützt.

Heute habe ich einen wirklich gesunden & selbstbewussten Hund, der sich auf mich verlassen kann, dass ich ihn sicher durch Situationen führe. Er hat so viel gelernt und lernt immer noch jeden Tag dazu, so dass ich sehr stolz auf ihn bin und ein wenig auch auf mich.

Der Schlüsselmoment war sicherlich, dass ich erkannt habe, die Problematik weder allein zu erkennen, noch zu bewältigen. Ich hätte niemals damit gerechnet, was dann passierte, als der Hundetrainer den entscheidenden Satz zu mir sagte. Auch wenn er erst einmal schmerzte und mich wirklich traf.

 

Hier die 4 Tipps, wie du deinen Hund mental stärkst

 

  • Mentaler Tipp Nr.1: Baue eine Beziehung zu deinem Hund auf.
    Das ist das Fundament für alles, was in eurem gemeinsamen Leben auf euch wartet. Ich bin davon überzeugt: Wenn eine auf Vertrauen basierende Beziehung zwischen Mensch & Hund besteht, spart man sich jede Menge Zeit und Nerven für Hundetraining und all die unschönen Alltagssituationen, in denen man am liebsten schreiend davon laufen will.Beziehungsarbeit ist – wie bei uns Menschen – Arbeit, also Training. Regelmäßig und immer wieder Situationen durchspielen, die für deinen Hund eine Herausforderung sind. Immer in kleinen Schritten aufbauen und loben, loben, loben!!! Klappt die Übung nicht, hast du sie für deinen Hund nicht verständlich erklärt – so einfach und hart ist das.
  • Mentaler Tipp Nr.2: Sei ehrlich zu dir selbst und vertraue dich jemand an, wenn du nicht mehr weiter weißt.
    Häufig haben wir die höchsten Ansprüche an uns selbst und wünschen uns, dass alles perfekt sein muss und dass wir alles alleine bewältigen müssen. Damit lösen wir nicht nur ein endloses Leiden in uns selbst aus, sondern auch in unserem Umfeld, oder wie in meinem Fall bei meinem Hund.Wir sind häufig emotional viel zu sehr mit unseren Hunden verbunden, als dass wir objektiv eine Situation beurteilen können. Also wenn du das Gefühl hast, du drehst dich nur noch im Kreis, dann spring über deinen Schatten. Oftmals ist es dann nur eine kleine Bemerkung, die alles verändert!
  • Mentaler Tipp Nr.3: Erkenne nicht nur deine Grenzen, sondern auch die deines Hundes.
    Das bedeutet: Jeder Hund ist ein individuelles Wesen mit seiner ganz eigenen Geschichte. Finde dich damit ab, dass sich nicht alles klären und lösen lässt. Gib deinem Hund die Rahmenbedingungen, die er benötigt. Damit nimmst du dir eine Menge (Leistungs)Druck und deinem Hund.
    Beispiel:

    Mein Hund lässt sich bis heute nicht von fremden Menschen berühren. Ich kann es mir nicht erklären woher diese Menschenscheu kommt, aber es ist, wie es ist. Und ich wollte wirklich gerne mit ihm eine Ausbildung zur tiergestützten Therapie machen. Aber soll ich ihn nun diesem Stress aussetzen, nur damit ich mir einen Wunsch erfüllen kann? Also lasse ich ihn zu jedem Menschen seinen „Sicherheitsabstand“ und er bleibt völlig entspannt.Nimm deinen Hund wahr: Wo sind seine „Schwächen“? Was bereitet ihm Probleme? Biete ihm eine Alternative als Verhaltensübung an und bestätige ihn positiv für jeden kleinen (Teil)Erfolg.
  • Mentaler Tipp 4: Erfülle die Bedürfnisse deines Hundes.
    Das bedeutet: Stelle immer sicher, dass die Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen) ausgewogen erfüllt sind. Aber auch die individuellen Bedürfnisse : Also hast du einen ängstlichen Hund, dann biete ihm Sicherheitsraum in den entsprechenden Situationen an. Mag dein Hund keinen Sport, dann vielleicht Nasenarbeit, Hundefitness, oder einfach Spiele beim Spaziergang.
    Das Sicherheitsbedürfnis ist das wichtigste Bedürfnis: Vermittle deinem Hund Sicherheit & Gelassenheit – in allen Situationen. Routinen geben Sicherheit. Strukturiere den Alltag deines Hundes und vieles wird ihm leichter fallen.
    Bestimmt kommen wir manchmal an unsere Grenzen, aber es lohnt sich – immer! Dann sind wir wieder bei Tipp 2 und 3 : Erkenne immer wieder deine Grenzen und die deines Hundes und frage jemand um Rat. Nimm ein Video von der entsprechenden Situation auf und schick es einer Freundin. Sie wird einen ganz anderen Blick darauf haben als du. Und lass Dinge los, die du nicht ändern kannst!

    Vor kurzem las ich den schönen Satz: „Investiere in Erinnerungen.“ Ich möchte hinzufügen : Investiere in die schönen Momente, denn häufig trauern wir genau diesen nach, wenn sie vorbei sind.

Autor: Cornelia Braun, Hundefitnesstrainerin & Gesundheitstrainerin
https://balancemithund.home.blog/beziehung-zu-deinem-hund-aufbauen-durch-hundefitness/

Foto: Fabian Gieske / Unsplash