Im Juni war ich in London und gönnte mir einen Afternoon Tea im berühmten Brown`s Hotel, in dem schon Queen Victoria ihren Tee zu sich nahm. Neben mir saßen zwei Japanerinnen mit ihren Handys, mit denen sie permanent herum spielten. Sie sahen nicht auf, wenn der Kellner ihnen frischen Tee nachschenkte oder neue Sandwiches oder Scones brachte. Sie sprachen nicht miteinander, bemerkten nicht das schöne Ambiente, sondern schlürften ihren Tee nebenbei, bissen selbstvergessen vom Sandwich ab, während ihr Blick stets starr auf das Display des Handys gerichtet war.

So ein Afternoon Tea kostet ja auch nur 43 englische Pfund. Bei dem Preis sollte man den Tee eigentlich genießen.

Sich nebenbei etwas zu essen rein schieben, dazu hätte auch McDonalds ausgereicht. Nun, vermutlich wollten sie sich später mit dem Besuch in dem berühmten Hotel vor ihren Verwandten brüsten.
Beim Spaziergang mit meinen Hunden (ohne sie verreise ich nie), entlang des Victoria Embankments, sah ich viele Menschen mit einem Tablet vor der Nase, auf der Suche nach dem Weg, einer Sehenswürdigkeit oder was? Dabei lag es direkt vor uns: das schöne Panorama der Themse, das London Eye, die Millenium- und die Tower Bridge, die Tate Gallery, der Oxo-Tower, um nur einige zu nennen. Als ich vor 41 Jahren das erste Mal in London war, hatte ich einen Stadtplan in der Hand oder ich habe meinen Mund benutzt und einen Passanten oder Bobby nach dem Weg gefragt.

Sie fragen sich nun sicher, was haben diese Geschichten mit Hunden zu tun?

Es gibt sie auch unter Hundebesitzern, die Menschen – und leider nicht wenige – die ihre Finger nicht von den Geräten lassen können, sogar dann nicht, wenn sie ihren Hund ausführen. Sie tapsen durch Wald und Feld, den Hund freilaufend vor oder hinter sich und tippen dabei auf dem Gerät herum.
Sie sehen nicht,

  • was der Hund macht,
  • ob er etwas frisst, was er besser nicht fressen sollte,
  • sie nehmen ihn nicht wahr,
  • sie kümmern sich nicht um ihn
  • und wundern sich dann, dass der Hund seiner eigenen Wege geht und nicht gehorcht.

Ein Hund ist ein soziales Wesen. Es reicht nicht, ihn regelmäßig zu füttern und ihn ab und zu auszuführen. Ein Hund braucht nicht nur regelmäßig Bewegung, sondern auch Spiel und vor allen Dingen unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Hunde brauchen Bewegung

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Soziale Medien interessieren einen Hund normalerweise nicht. Er würde vermutlich das Handy allenfalls als Kauknochen benutzen.

Ganz spurlos gehen die sozialen Medien an Hunden allerdings offensichtlich nicht vorbei. Es scheint auch medienverrückte Hunde zu geben. Bestes Beispiel: Meine 9jährige Golden Retrieverhündin hat ein Faible für den Fernseher. Sie ist süchtig nach Filmen und Werbung über Tiere. Kürzlich lief eine Episode von Inspektor Barnaby. Im Hintergrund war mehrfach eine jaulende Katze zu hören. Grace rannte aufgeregt vor dem Fernseher hin und her und suchte die Katze.

Ich ziehe es vor, meine Zeit mit meinen Hundedamen draußen zu verbringen, anstatt vor Glotzkiste, Tablet und Co zu sitzen.
Ich nehme meine Hundedamen, wenn es irgend möglich ist, bei Spaziergängen nicht an die Leine. Ich gehe vor, sie folgen mir. Ich beobachte sie stets. Ich kann meine 9 und 11jährigen Hundedamen vor einer Katze, einem Hasen oder einem Reh, das unseren Weg kreuzt, abrufen. Bleibt eine zurück, weil es noch etwas Tolles zu schnüffeln gibt, dann bekomme ich das sofort mit und kann sie zu mir rufen. Dem wäre nicht so, wenn ein Handy und nicht der Hund mein bester Freund wäre. Ich habe zwar ein Handy stets in der Tasche, jedoch nur für den Notfall z.B. wenn der Hund sich verletzt und wir Hilfe benötigen.

Ich habe nichts gegen die neuen Medien. Teilweise sind sie wirklich eine Erleichterung. Ich denke da nur an die alte mechanische Schreibmaschine. Wie oft musste ich ganz von vorn anfangen.

Ich bin jedoch der Meinung, dass die neuen Medien nicht sozial sind.

Es findet keine Kommunikation mehr miteinander statt, sondern nur noch über Geräte. Wie soll so soziale Kompetenz entstehen?

Vielleicht bin ich mit meinen 58 Jahren auch einfach nur zu alt. In meiner Kindheit gab es keinen Fernseher. Wir saßen zusammen, nahmen gemeinsam die Mahlzeiten ein, erzählten uns, was wir im Laufe des Tages erlebt hatten, lachten, spielten Gesellschaftsspiele. Mein Hund, ein Bordercollie-Spitz-Mix, lag dabei unter dem Tisch und hörte uns offensichtlich zu. Auch heute ist mir das immer noch sehr wichtig: face to face, auch mit dem Hund – und nicht nur über facebook + Co.

Ein Gastbeitrag von Gabriele Voigt-Papke

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