Flüchtlingswelle, RB Leipzig und Xavier Naidoo halte ich für Begriffe mit erhöhter Shitstorm-Gefahr. Eine Garantie bieten sie nicht. Das vermag nur die „Regenbogenbrücke“ zu leisten. Eine sachliche Auseinandersetzung mit dieser Visualisierung des hündischen Nachlebens mag noch ungefährlich sein. Wer es aber wagt, das Konzept der „Regenbogenbrücke“ verächtlich zu machen, dem wird ein Shitstorm entgegenwehen, der besser in aufgewirbelten Hundekotbeuteln als in Windstärken gemessen werden sollte. Nachfolgende Betrachtung bezieht sich daher ausdrücklich nur auf das Brückendings und keinesfalls auf einen betrauerten Vierbeiner, der mit einem Gänseblümchen im Maul über die Brücke ins ewige Leben huscht.
Und schwupps, da ist es passiert: Ich habe vom ewigen Leben geschrieben und bin damit kopfüber in religiöse Dimensionen eingetaucht. Meines Wissens kennen zumindest die abrahamitischen Religionen Christentum, Islam und Judentum diese Endlosigkeit, welche ich mir immer gerne als Verlängerung ohne Schlusspfiff vorstelle – irgendwie auch anstrengend. Ob aber angenommen werden darf, dass sich die Religion des Halters automatisch auf den ungetauften Hund überträgt, weiß ich nicht. Wenn ein Kirchenrechtler diesen Text liest, möge er mich bitte umgehend aufklären.
Gläubige Halter können ihren Hund ziemlich nah an eine Taufe heranrobben, wenn sie ihn in einem Tiergottesdienst segnen lassen – offenbar kommt das in der katholischen Kirche häufiger vor als bei evangelischen Christen (sagt Wikipedia). Das wiederum wundert mich, denn gerade Luther hätte mit einem kombinierten Schloss- und Wachhund bestimmt besser schlafen können, als er sich unter dem Decknamen Junker Jörg auf der Wartburg versteckt hielt. Die Vorstellung, dass ein christlicher Hund über die „Regenbogenbrücke“ in den Himmel läuft, ist in jedem Fall vollumfänglich von der Religionsfreiheit gedeckt.
Nun aber zur Brücke selbst. Als Kölner kann ich täglich beobachten, was passiert, wenn Kleinstädter (also Leverkusener) eine Brücke über den Rhein spannen, sie Jahrzehnte lang verlottern lassen und dann mit Tempolimits, Blitzern und Straßensperren für Laster versuchen, das Bröckeln aufzuhalten: Der Verkehr fließt langsamer.
Da ist es gut, dass jeder verstorbene Vierbeiner seine eigene „Regenbogenbrücke“ erhält, sich der Verkehr also in Grenzen hält und dass die „Regenbogenbrücke“ (nicht umsonst steht sie hier ja in Anführungszeichen) nur aus Wasser und Licht besteht. Und wenn doch mal ein Riss entsteht, wird er durch die Hundehaare der zotteligen Passanten und die Liebe der hinterlassenen Halter sofort luftdicht verschlossen.
Die Tatsache, dass die „Regenbogenbrücke“ immateriell ist, hat aber nicht nur Vorteile. Ein kleiner Nachteil besteht darin, dass sich an ihrem Ende auch nicht der sagenhafte Topf voller Gold befindet. Für die meisten Hunde ist das aber verkraftbar, da sie neben den Werten Freundschaft und Treue ohnehin nur drei materielle Dinge gelten lassen: die Wurst, das Bällchen und das Körbchen.
Optisch sind „Regenbogenbrücken“ ein Gewinn. Während herkömmliche Brücken fast durchweg eine Art Dieselruß-Graublau oder das Grün eines 40 Jahre alten Textmarkers auftragen, erstrahlt die „Regenbogenbrücke“ in den Farben des, nun ja, Regenbogens, als da wären Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Positiver Nebeneffekt: Sie ist für die Hunde ganz leicht zu erkennen. Fehlende Treppenstufen sind als hundefreundlich, Geländer als überflüssig zu werten. Sollte ein Hund von der Brücke plumpsen, fängt ihn eine rosa Wolke wieder auf.
Die Schwulenbewegung, Friedensaktivisten und Greenpeace schmücken sich ebenfalls mit einem Regenbogen. Sie sollten den Hund noch ergänzen, denn er ist tolerant, ziemlich pazifistisch und fast klimaneutral.
War das lustig?
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Ein Gastbeitrag von Sören Emmzwoaka
Bild & Quelle: 1499694 / Pixabay