Hunde sind extrem lernfähig, jedoch schleichen sich schnell Fehler bei der Hundeerziehung ein. Sven Bluhm gibt uns einen Überblick, auf was man achten muss.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Nach tausenden von Jahren der Praxis, könnte man denken, dass die Ausbildung eines Hundes eine natürliche, fast intuitive Aufgabe für einen Menschen sein sollte. Wie bei der Erziehung von Kindern, gibt es auch für unsere Vierbeiner kein Patentrezept.

Jeder Hund tickt anders, doch es gibt bestimmte Dinge auf die man achten kann, um die gesteckten Erziehungsziele zu erreichen.

Beim Hundetraining können kleine Nachlässigkeiten in großer Frustration enden und oft bemerkt man diese gar nicht. Wir werden hier einige grundlegende Fehler bei der Hundeerziehung erläutern.

Fehler bei der Hundeerziehung #1: Du trainierst zu selten mit deinem Hund

Wenn der erste Hund einzieht ist die Motivation sehr groß, ihn umfassend zu trainieren. Man holt sich Tipps, geht in die Hundeschule und übt täglich neue und bereits gelernte Kommandos. Doch mit der Zeit ertappt man sich immer häufiger dabei, dass der Autopilot einschaltet wird.
Daraus folgt, dem Hund werden ständig schlechte Eigenschaften verziehen, so darf er zum Beispiel spät oder gar nicht auf Kommandos reagieren. Das ist für den Hundehalter bequem, muss er doch nicht ständig auf Fehlverhalten des Hundes reagieren, denn das kann auch nerven und kostet Zeit. Das Training wird vernachlässigt und wie bei einem Sportler, lässt die Leistung des Hundes merklich nach. Praxismangel führt auch bei einem Menschen zum Leistungsabfall, nicht wahr?
Das geht natürlich nicht, jeder Hundehalter sollte sich disziplinieren und seinen Hund täglich fordern. „Sitz“ zum Abendessen, „warten“ an der Tür oder einfach mal „platz“ beim Spaziergang. Das ist gar nicht viel, macht dich aber für deinen Hund interessant und fordert ihn geistig und körperlich. Überlasse deinen Hund nicht sich selbst. Er wird es Dir danken.

Fehler #2: Du wiederholst Befehle

Hundebesitzer wiederholen oft Befehle und freuen sich, wenn der Hund irgendwann den Anweisungen folgt. Du sagst deinem Hund er soll sitzen, aber er reagiert nicht oder ist abgelenkt. Das Kommando wird wiederholt, bis nach dem sechsten oder siebten Mal dein Hund endlich sitzt.

Was lernt der Hund daraus? Ganz klar, er lernt nur, dass er gar nicht oder erst wenn er es will mitmachen muss. Dieses Verhalten ist später nur noch schwer zu korrigieren.

Zuerst solltest du dich auf Fehlersuche begeben und feststellen, warum dein Hund den Befehl nicht oder erst spät ausführt und dann noch intensiver trainieren. Ein Grund könnte sein, dass dein Hund den Befehl nicht richtig versteht, weil er ihn einfach falsch gelernt hat. Oft mangelt es auch einfach von unserer Seite an Genauigkeit und manchmal benötigt der Hundehalter nur mehr Geduld, darf aber nie resignieren. Gebe dem Hund etwas Zeit, um 100%ig zu verstehen, wiederhole deshalb ständig im täglichen Training. Dein Hund wird irgendwann verstehen, was Du von ihm willst.

Ein häufiger Fehler bei der Hundeerziehung ist, mehrere Wörter bei einem Kommando zu verwenden, wie zum Beispiel „Mach sitz!“, oder man sagt zusätzlich den Namen des Hundes vorweg. Dies kann bei besonders sensiblen Hunden auch zu Fehlern führen und du kannst das Fragezeichen in seinen Augen erkennen. Er würde ja gerne und spürt, dass du irgendetwas willst, aber weiß nicht was. Enttäuscht sind dann beide, du und dein Hund.
Emotionsloses Hundetraining ist kontraproduktiv, strahle immer Spaß und Freude aus, dein Hund sollte das Gefühl haben, dass du stolz auf ihn bist wenn er etwas richtig macht. Viel Loben, im Zusammenspiel mit Leckerlies, Emotionen oder mit Spielen ist der richtige Weg zum Erfolg.
Gebe nie ein Befehl zweimal, wechsel lieber den Ort, gehe ein paar Schritte weiter und starte einen neuen Versuch.

Fehler #3: Deine Trainingseinheiten sind zu lang

Dem Hund neue Verhaltensweisen beizubringen ist ein Prozess. Der Hund lernt sie nicht innerhalb weniger Tage, Training, Training und nochmals Training ist die Grundlage für ein gehorsames Hundeleben. Quäle nicht die Beteiligten mit 1001-minütigen Sitzungen, das ist falscher Ehrgeiz und ermüdet.

Eine Übung sollte nicht länger als zehn Minuten dauern und immer mit einem positiven Erlebnis enden.

Bei einem komplexen Training, wie zum Beispiel Apportieren, sollten die Übungen ständig aufeinander aufbauen. Wichtig ist das Training über einen langen Zeitraum und nicht wenige, aber sehr lange Trainingseinheiten.

Fehler #4: Unterschiedliche Bedingungen

Du bringst deinem Hund „Sitz“ bei und das kann er auch sehr gut … in den eigenen vier Wänden. Woanders funktioniert das aber nicht, zum Beispiel draußen!?
Neue Befehle müssen unter unterschiedlichen Bedingungen trainiert werden. Hunde merken sehr schnell, dass sie nur an bestimmten Orten trainiert werden. Es soll schon Hunde gegeben haben, die auf dem Hundeplatz alles machen was Herrchen will, aber sobald dieser verlassen wird, geht gar nichts mehr.

Dein Hund merkt sehr genau in welchen Situationen er trainiert wird und in welchen du nachlässig bist.

Australian Kelpie

Foto: Cornelia Brickum
Quelle: Cornelia Brickum / http://www.cb-tierfoto.de / via Nancy Lucas

Fehler #5: Du bist Inkonsequent

Dies ist vielleicht der größte Fehler bei der Hundeerziehung. Regeln müssen eingehalten werden, egal wann und wo. Bist du irgendwann inkonsequent wird dein Hund denken: „Warum denn jetzt anders als gestern? Gestern war es nicht wichtig, dann kann es heute auch nicht wichtig sein! Vorhin war es ihm egal und jetzt macht er einen Aufstand!“
In der Hundewelt gibt es dieses Verhalten nicht.

Dein Hund will zu jederzeit das Richtige machen, doch du musst ihm zeigen was richtig ist.

Gib deinem Hund nicht den Spielraum zu wählen zwischen richtig und falsch. Du entscheidest und zwar ständig und überall … ohne Ausnahme, eben konsequent.

Fazit

Dies sind nur einige Fehler bei der Hundeerziehung . Es gibt natürlich noch viele weitere Dinge, die ein Hundehalter beachten sollte. Damit könnte man ein Buch füllen und dieser Artikel kann nur ein kleine Hilfe sein, Fehlverhalten zu erkennen und zu korrigieren. Beobachte und analysiere das Verhalten deines Hundes genau, nur so kannst du auf Fehler rechtzeitig reagieren. Zu 99% entsteht das Fehlerverhalten unseres Hundes durch uns. Hunde sind Individuen und es gibt kein Patentrezept für die perfekte Hundeerziehung, aber grundlegende Fehler bei der Hundeerziehung können leicht vermieden werden.

Und noch einmal das Bild von oben mitsamt der Quellenangabe:

keep calm and walk the dog

Foto: Lulu Hoeller
Quelle: Flickr // Creative Commons CC BY