Die Hundeszene wird immer verrückter
meint der anerkannte Hundepsychologe Thomas Riepe. Seiner Ansicht nach sind Hunde ein Spiegel der Gesellschaft und geraten dabei immer mehr in einen klassischen Stellvertreterkonflikt zwischen den Menschen. Man könnte auch sagen: Unschuldig verklagt!
Der folgende Text entstammt der Serie: „Die Hundeszene – Selbstgerechtigkeit und Chaos. Eine Analyse und die Frage, ob sich der Hund dort wohlfühlen kann“ und ist in voller Länge ab September im Magazin CANISUND nachzulesen. Hier vorab eine Leseprobe:
Bild: Thomas Riepe, Quelle: Canisund, via Thomas Riepe
Die Hundeszene: Marktplatz der Eitelkeiten
Es ist schon verrückt, was von Menschen heute rund um die Hunde veranstaltet wird. Es wird sich gestritten, oft weit unter der Gürtellinie, welcher Umgang mit den Hunden, welche Erziehungsphilosophie den nun die richtige, die „einzig Wahre“ sei. Nicht selten werden dabei wissenschaftliche Erkenntnisse so interpretiert, dass sie für die eigene Philosophie passend gemacht werden. Aktuelle Studien werden mit uralten Sichtweisen vermischt und neu aufbereitet, um doch wieder das zu predigen, was schon vor vielen Jahren bedenklich war. Einige Experten werden hochgejubelt, andersdenkende werden gnadenlos niedergemacht. Ob es sich um Hundeerziehung, Hundehaltung im Allgemeinen, Ernährung und Gesundheit dreht.
Die Zahl der absoluten Wahrheiten steigt täglich.
Die „Hundeszene“ wird zu einem immer größeren Chaos. Die Frage, die sich dabei stellt ist die, ob der Hund darin noch den Platz einnimmt, den er eigentlich verdient. Dreht sich die krampfhafte Suche nach Wahrheiten rund um Hunde wirklich noch um Hunde, oder kompensiert diese Szene sämtliche Probleme der menschlichen Gesellschaft? Wird in der Szene der Hund dazu benutzt, das menschliche Bedürfnis Konflikte auszutragen, auf seinen Schultern zu tragen? Sind Hunde gar besser dran, wenn sie bei Menschen leben, die sich nicht innerhalb dieser Hundeszene bewegen? Menschen, die noch intuitiv mit einem Lebewesen umgehen, ohne Philosophien nachzujagen?
Fragen über Fragen
Fragen über Fragen zum Thema Mensch und Hund, deren Antworten den „normalen“ Hundehalter genauso überfordern wie den Hund.
In seiner Septemberausgabe wird CANISUND dieses Thema näher beleuchten, in der Hoffnung einen kleinen Beitrag zu leisten, dass sich die Darsteller dieser Szene nicht mehr zu wichtig nehmen und vielleicht wieder etwas Entspannung einkehrt. Im ersten Teil der Serie werden wir uns mit den soziologischen Mechanismen einer Szene beschäftigen – und wir sind sicher, dass viele Leser überrascht sein werden, wie leicht man ein Teil dieser Mechanismen wird…
Und noch einmal das Bild von oben mitsamt der Quellenangabe: