Menschen, aber auch Hunde spiegeln uns immer wieder. Beispiel: Warum mein Hund langsam läuft.

Es gibt Phasen in unserem Leben, da fühlen wir uns wie gehetzt und „sprinten“ durch unser Leben, als wären wir auf der Flucht. Wir meinen alles muss immer schnell gehen und sofort erledigt werden. Das wiederum bringt uns in eine Stress-Spirale, die sich immer weiter dreht. Doch manchmal stellt sich uns etwas in den Weg mit einem großen „Stop-Schild“ in der Hand. Manchmal in Form einer Krankheit, häufig aber auch nicht ganz so dramatisch, dann können es unsere Kinder oder Hunde sein. Petra hatte dieses „Helfersyndrom-Gen“: Immer zur Stelle und immer „Hier!“ geschrien, wenn es darum ging, Verantwortung zu übernehmen.

 

Lebenskrisen – und was sie dir sagen können

Doch manchmal konnte sie sich nicht so viel Zeit nehmen, weil ein weiterer Termin anstand und sie drängte Wolli, sich etwas zu beeilen. Doch eines Tages kam, was kommen musste: Wolli sprang von einem Baumstamm herunter und landete so unglücklich, dass er aufschrie. Der Schrei ging Petra durch den ganzen Körper. Schnell packte sie den Hund ins Auto und fuhr mit ihm zum Tierarzt. Diagnose: Patellaluxation. Die Kniescheibe hatte sich beim Aufprall auf dem Boden verschoben und nun hieß es zunächst einmal viel Ruhe und langsame Genesung. Natürlich folgten Physiotherapie und Übungen für zu Hause.

Nun hatte sie zwei Patienten! Petra war kurz vor dem nervlichen Zusammenbruch. Ihre Mutter schlich durch die Wohnung und Wolli wollte sich garnicht mehr bewegen. Sie hatte das Gefühl alles ging nur noch in Zeitlupe vorwärts.

Irgendwann hörte sie mal den schlauen Satz: Wenn du Eile hast, werde langsamer. Den Satz fand sie schon immer blöd und machte für sie überhaupt keinen Sinn.

Nun – da sie ja plötzlich langsam werden musste – hatte sie Zeit über diesen Satz nachzudenken. Und nicht nur darüber: Alles in ihrem Leben sah nach Gehetze und Abhaken von To-Do-Listen aus. Wo waren ihre Zeiten geblieben, in denen sie gemütlich auf der Terrasse saß, um ihren Garten und eine gute Tasse Kaffee zu genießen? Keine Zeit zu genießen und damit auch keine Zeit nachzudenken. Nun war sie dazu gezwungen etwas innezuhalten und langsamer zu werden.

Bereits mit der Erkrankung ihrer Mutter hätte sie verstehen können, wieder mehr Achtsamkeit in ihr Leben zu bringen. Das Leben verstehen lernen. Doch erst das zweite Ereignis – die Verletzung ihres geliebten Hundes – rüttelte sie wach und hielt ihr das „Stop-Schild“ vor die Nase.

Auch ihr Hund hatte sie immer wieder sanft darauf hingewiesen sich Zeit zu nehmen. Doch sie hatte nur hineininterpretiert: „Das macht er jetzt absichtlich so. Jetzt macht er extra langsam, obwohl er weiß, dass ich gleich einen Termin habe!“ Er schnupperte hier und da und sie war nur genervt und unterstellte ihm Absicht. Dabei war es nur die Absicht (oder eher Instinkt), dass „Mutti“ mal wieder einen Gang zurück schaltet und die Spaziergänge für sich genießt – wie früher.

Doch nach dem zweiten Schlag hatte sie verstanden: Sie musste etwas verändern. Zu Hause rief sie ihre Schwester an und bat sie mit ihrer Mutter mit zu helfen, so dass sie sich abwechseln konnten. Sie wollte auch wieder in ihre eigene Wohnung zurück, um Abstand und Ruhe zu finden. Der Unfall mit Wolli zeigte ihr einmal mehr, dass das Leben nicht unendlich ist und sie wollte es genießen – für sich und mit ihren Lieben.

 

Krise als Chance für Veränderung

Die Physioübungen mit ihrem Hund zeigte ihr auch die Qualität der langsamen Bewegungen. Automatisch wurde sie selbst auch ruhiger und entspannter. Selbst nach der Physio konnte sie das langsame Bewegen mit in ihren Alltag übernehmen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als würde ihr eine Zentnerlast von den Schultern genommen werden. Sie verabredete sich – endlich mal wieder – mit ihrer Freundin zu einem gemütlichen Kaffeetrinken auf ihrer Terrasse. Dabei erfuhr sie von ihr, dass auch Karla’s Hund einmal mit einigen Krankheiten gegen ihr unstetes Leben rebellierte. Sie hatte es lange nicht verstanden und sah nur die zusätzliche Belastung. Erst als Karla ihr Leben ordnete, ging es auch ihrem Hund Timmi wieder besser. Jetzt lagen beide Hunde vor ihnen in der Wiese und ließen die Sonne auf ihr Fell scheinen.

Nicht nur unsere Hunde zeigen uns an, wenn etwas in Schieflage ist, auch unser Umfeld. Wenn du plötzlich das Gefühl hast, dass nichts mehr funktioniert und keiner dich versteht, dann blicke erst einmal auf dich.

 

Wie du wieder den Weg zu dir findest – 4 Tipps für ein selbstbestimmtes Leben

  1. Achte auf deine Bedürfnisse Benötigst du mehr Ruhe, Nähe zu bestimmten Menschen oder willst eine neue Beschäftigung in dein Leben integrieren?
  2. Plane bewusst deine Freizeit Wenn wir nicht bewusst die uns wichtigen Dinge in den Alltag mit einplanen, vergessen oder verschieben wir sie.
  3. Entwickle eine neue Routine Rituale geben dir Beständigkeit und Sicherheit und außerdem ein besseres Gefühl für deinen Selbstwert. Routinen bieten außerdem Abwechslung in dem manchmal monotonen Alltag. 4
  4. Belohne dich selbst Meist haben wir den Fokus auf die Dinge gerichtet, die nicht funktionieren. Deshalb notiere dir deine kleinen und großen Erfolge. Sie verändern deine Sichtweise und bringen neue Ideen mit sich. Wenn du wieder mehr bei dir angekommen bist, versteht dich auch dein Umfeld besser. Dann kannst du für deinen Hund wieder eine selbstsichere und zuverlässige Team-Partnerin sein.

Im Übrigen kannst du alle 4 Tipps auf deinen Hund anwenden: Er freut sich immer über Belohnung (zur Motivation und Stärken der Bindung), liebt Routinen (für sein Sicherheitsbedürfnis) und freut sich über gemeinsame Zeit mit dir (soziales Bedürfnis)!

Cornelia Braun
Hundefitnesstrainerin & Beziehungscoach für Mensch & Hund
https://balancemithund.home.blog/mit-mir-arbeiten/