Ob Chihuahua oder Boxer – jeder Hund schnüffelt für sein Leben gerne. Und das ist auch ganz normal. Schließlich ist die Nase das wichtigste Sinnesorgan für Hunde.

Ihr Geruchssinn ist unglaublich stark. Wenn sie schnüffeln, können sie ihre Umwelt noch viel besser wahrnehmen als über ihre Augen. Wie kann man es ihnen dann noch verübeln, wenn sie alles beschnuppern!?

Doch ab und zu nervt extreme Schnüffelei dann doch. Kaum ist man zwei Meter gelaufen, bleibt der Hund schon wieder stehen und die Nase geht nach unten. Und wenn sie erst einmal etwas Interessantes gerochen haben, achten sie auf nichts anderes mehr. Schon gar nicht auf uns.

Um eines vorwegzunehmen: Du wirst deinem Hund das Schnüffeln nicht abgewöhnen können. Und wenn du die Gründe für das ständige Schnuppern verstehst, willst du das vielleicht auch gar nicht mehr.

Am Ende gibt es dann auch noch ein paar Tipps, wie wir trotz Schnüffelei das Kommando über das Gassi gehen übernehmen können.

 

1. Schnüffeln – die beste Kommunikation für Hunde

Manchmal verstehen wir unsere Vierbeiner einfach nicht. Es gehört sich einfach nicht, am Po des Artgenossen zu schnüffeln. Wie würde das denn bei uns Menschen aussehen? Trotzdem machen unsere Hunde es jedes Mal, wenn sie einen neuen Spielkameraden treffen. Und was noch schlimmer ist: Sie schnuppern selbst bei Menschen im Intimbereich.
Doch so sehr du auch mit deinem Hund schimpfst: Er wird nicht verstehen, dass er etwas Falsches gemacht hat. Für unsere Schnüffelnasen ist das Beschnuppern des Intimbereichs nämlich nichts anderes als die Frage „Wie geht es dir?“

Hunde haben in ihrem Intimbereich Drüsen, die Duftstoffe aussenden. Das ist zum Beispiel wichtig, um das Revier zu markieren. Wenn sich nun zwei Hunde treffen, wollen sie sich begrüßen, kennenlernen und kommunizieren. Sprechen ist nicht so einfach, weswegen sie die Hinterteile des anderen beschnuppern. An den Duftstoffen können sie sogar Stimmung und Gesundheitszustand „erriechen“.

Das Schnüffeln im Intimbereich ist also nichts Unanständiges, sondern eine ganz normale Kommunikation zwischen Hunden. Verbiete es deinem Hund nicht. Wie soll er sonst erfahren, wie es seinem Freund geht?

Eine andere Sache ist das Beschnuppern des Intimbereichs von Menschen. Auch wir senden in dieser Gegend viele Duftstoffe aus, die Hunde sehr interessieren. Den meisten Menschen ist es aber sehr unangenehm, an dieser Stelle von unseren Vierbeinern beschnüffelt zu werden. Deswegen solltest du es deinem Hund verbieten und von Anfang an abgewöhnen.
Das bedeutet also: Andere Hunde beschnuppern ist erwünscht, Menschen beschnüffeln eher nicht.

 

2. Reviergrenzen erkennen

Hunde fühlen sich für ihre Umgebung verantwortlich und wollen sie so gut beschützen wie es geht. Um Eindringlinge von ihrem Bereich fernzuhalten, markieren sie mit Duftstoffen ihr Revier. Einfach gesagt: Sie pinkeln und hinterlassen ihr Geschäft dort, wo sie oft langgehen.
Wenn dein Hund nun während des Spazierengehens immer mal wieder schnüffelt, erkennt er vielleicht die Markierungen von anderen Artgenossen. Dann weiß er genau: Hier sollte ich mich in Acht nehmen, ich bin auf fremdem Gebiet. Wahrscheinlich markiert er hier selbst nicht.

Die Reviergrenzen sind heutzutage natürlich nicht mehr aktuell. Schließlich besitzt kein Hund den gesamten Straßenabschnitt. Jedoch war es aus Evolutionssicht früher sehr sinnvoll, die Duftmarken der Konkurrenten zu erkennen. So konnten sie Gefahren aus dem Weg gehen. Besonders praktisch für paarungsbereite Tiere war es, dass sie an den Duftstoffen ebenfalls erfahren haben, ob eine läufige Hündin in der Nähe ist.

Das extreme Schnüffeln am Wegrand ist für unsere Hunde also eigentlich nur noch ein Relikt aus alten Zeiten. Trotzdem gehört es zu ihrem Instinkt und sollte auch nicht abtrainiert werden. Auch wenn dein Hund an Kot schnuppert, ist das in Ordnung. Du solltest erst eingreifen, wenn er daran leckt oder versucht es zu fressen.

 

3. Unsere Schnüffelnasen auf Fährtensuche

Ob man es glaubt oder nicht, unsere Hunde waren ursprünglich mal gefährliche Jäger. Das erkennt man heute bei einigen mehr, bei anderen weniger. Die meisten haben noch einen ausgeprägten Jagdinstinkt.
Wenn dein Hund besonders in Waldnähe extrem schnüffelt, hin und her läuft und die Nase nicht mehr vom Boden nehmen kann, gehört er wahrscheinlich zu dieser Gruppe der Jagdhunde.

Hat er erst einmal eine Fährt aufgenommen, ist er kaum noch ansprechbar und hat seinen eigenen Willen. Besonders interessant wird es, wenn die Spur noch frisch ist. Dann zieht dein Hund wahrscheinlich stark an der Leine und hört nicht mehr auf dich.
Diese Art des Schnüffelns ist ganz natürlich und war früher überlebenswichtig. Es ist sehr schwierig, unseren Hunden diesen Instinkt abzutrainieren. Du kannst jedoch trainieren, die Aufmerksamkeit des Hundes wiederzuerlangen. Schließlich sollte er sich beim Spazierengehen nach dir richten und die Führung nicht selbst übernehmen.

 

4. Manchmal überwiegt die Neugier

Viele Hunde schnüffeln nicht aus Instinkt, sondern einfach weil es ihnen Spaß macht. Mit ihrer guten Nase können sie spannende Dinge auf dem Boden entdecken und somit wird der Spaziergang nie langweilig.
Du erkennst einen „Neugier-Schnüffler“ daran, dass er immer und überall schnüffelt, aber nie lange bei einer Spur bleibt. Lenkest du seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes, ist das Schnuppern plötzlich nicht mehr so wichtig.
Es kann sein, dass dein Hund in Hinsicht auf den Geruchssinn einfach unterfordert ist. Er kann vieles mit seiner guten Nase erschnuppern und dieses Talent kann gefördert werden. Wenn du immer wieder mit ihm Schnüffelspiele machst, schnuppert er nicht mehr ganz so viel am Wegrand.

 

5. Durch Schnüffeln Stress abbauen

Unsere Vierbeiner zeigen uns kaum, wenn sie etwas belastet. Sie versuchen dann, den Stress alleine abzubauen und lenken sich ab. In seltenen Fällen schnüffeln sie dann einfach viel mehr. Wenn dein Hund unkonzentriert ist und nicht mehr auf dich hört, während er den Weg beschnuppert, könnte das an Überforderung liegen.
Beschäftige dich noch mehr mit ihm und versuche herauszufinden, was ihn im Moment belastet.

 

So hört dein Hund trotz des Schnüffelns auf dich

Schnüffeln ist etwas ganz Natürliches und fördert den Geruchssinn deines Hundes. Verbiete es ihm also nicht komplett. Es ist aber wichtig, dass du die Aufmerksamkeit des Hundes beim Spazierengehen schnell wieder auf dich ziehen kannst. Dafür gibt es mehrere Übungen.

Schon als Welpe sollte dein Hund trainieren, beim Gassi gehen mit Ablenkung umzugehen. Du kannst ein Signalwort einführen, bei dem er dir wieder seine volle Aufmerksamkeit schenken soll. In einigen Fällen kann auch ein Anti-Jagd-Training oder eine Impulskontrolle hilfreich sein.

Die Fähigkeiten können aber auch sehr gut mit Schnüffelspielen gefördert werden. Wenn dein Hund Gegenstände oder Personen sucht, ist das eine gute Beschäftigung für ihn, seine Nase wird ausgelastet und er schnüffelt beim Spaziergang weniger.

Ein Gastbeitrag von Claudia Weise.

Beitragsbild & Quelle: Pezibear / Pixabay, creative commons public domain