Sabine hatte sich lange mit der „Hunde-Thematik“ auseinandergesetzt. Sie wollte bei ihrem ersten eigenen Hund alles richtig machen. Von der Rasse, über die Auswahl aus einem Rudel und natürlich sollte die Eingewöhnungsphase für ihren Liebling so leicht wie möglich sein. Sie kannte sich noch nicht sonderlich gut mit Hunden aus und fing an, sich zu erkundigen.

 

Hund adoptieren – eine große Aufgabe

Insgeheim hatte sie mit einem Jack Russell geliebäugelt. Der war nicht zu klein und nicht zu groß. Außerdem lern- und bewegungsfreudig. Ihr Ziel war es, mit Hund ihre eigene „Bewegungsarmut“ etwas abzubauen. Im Tierheim führte sie die Leiterin geduldig durch die einzelnen Bereiche und erklärte um welche Rassen es sich handelte und welches Schicksal sie hier herbrachte. Sabine hatte einen leichten Kloß im Hals. Es war ein Desaster, unter welchen Umständen die armen Hunde hier gelandet waren. Manche mit wenig Aussicht auf ein schönes, neues zu Hause.

Manche Halter hatten plötzlich eine Hundehaarallergie entwickelt, bei anderen passte der Hund nicht ins neue Leben. Oder ganz konkret: Eine Familie (Vater, Mutter und 2 Kinder) hatten sich einen kleinen Jagdhund als neues Familienmitglied ausgesucht. Voller Entzücken und Vorfreude wurde er eines Tages von der ganzen Familie im Tierheim abgeholt, die Formulare unterzeichnet und Hund an die neue Leine angeleint. Los ging es ins neue Leben – für 5 Tage! Dann wurde er zurückgebracht, denn man hatte festgestellt, dass der kleine Wildfang sehr gerne Erdlöcher im geliebten Garten buddelte. Es war ein Alptraum für den kleinen Kerl, der nichts verstand und sich wieder in seinem Zwinger im Tierheim fand.

 

Hund aussuchen – Augen auf bei der Auswahl

Für Couch-Potatoes, die es sich lieber gemütlich machen, als nach der Arbeit nochmal losgehen zum Sport oder an die Kletterwand: Bitte keinen Jagdhund oder Hütehund. Für die, die sehr gut ohne Sofa auskommen und gar nicht genug Bewegung haben können: Bitte nicht die Hunde von der gemütliche Sorte ins Haus holen. Doch auch wenn man der absolute Sport-Junckey ist, heißt das nicht, dass auch der eigene Hund alles mitmachen will und kann. Sehr steinige, unebene Böden sind nichts für die Hundepfoten, auch kein zu heißer Untergrund. In der Mittagssonne können die Hunde besonders schlecht ihre Körpertemperatur runter regeln. Nur weil der Hund alles mitmacht, heißt das noch lange nicht, dass immer alles gut tut! Am besten VOR der Adoptionsentscheidung einen Tierarzt befragen, denn der kennt seine „Kunden“ am besten. Er weiß, welche Erkrankungen im Laufe eines Hundelebens rassespezifisch auftreten und was er besonders gerne macht. Wenn man dann noch einen Hundetrainer befragt, was so die häufigsten „Problemchen“ sind, dann kann fast nichts mehr schief gehen.

 

Dein Hund ist für DICH der RICHTIGE, wenn:

  1. ihr in eurer gemeinsamen Freizeitgestaltung jede Menge Spaß habt.
  2. die Bedürfnisse von dir & deinem Hund sich überschneiden.
  3. dein Hund sich gut in deinen (Berufs)Alltag integrieren lässt – also ausreichend Zeit für dich und deinen Hund bleibt!

Zurück zu Sabine:

Nachdem sie mit Vermieter und Arbeitgeber alle Einzelheiten geklärt hatte, entschied sie sich für einen kleinen Rauhaardackel-Mix, den ihr das Tierheim ans Herz legte. Sie musste sich eingestehen, dass sie zu regelmäßig sportlichen Aktivitäten weder die Zeit noch die Energie hatte. Daher war ein allzu fordernder Hund nicht für ihr Leben geeignet. Mit 3 Gassirunden pro Tag und regelmäßigen Trainingseinheiten hatte sie genug zu tun und wurde dem Hund gerecht.

Bruno – so hieß der kleine Kerl – war bereits vom Vorbesitzer gut erzogen und hatte ein gutes Alter mit 5 Jahren. So blieb ihr das Welpenalter erspart und sie musste ihn nur langsam ins neue zu Hause eingewöhnen. Zur Arbeit durfte er nicht mit, aber sie hatte sich mit ihrem Chef arrangiert, ihre Mittagspause für die Gassirunde nutzen zu können. Die Tierheimleiterin empfahl ihr, etwas gewohntes aus seinem Zwinger mitzunehmen und entschied sich für ein Spielzeug und sie selbst brachte die zukünftige Hundedecke mit, die sie im Auto ausbreitete.

 

Der Hund zieht ein

Der große Tag konnte kommen! Sie hatte in der Nacht zuvor kaum geschlafen und fuhr ganz aufgeregt am nächsten Morgen zum Tierheim. Ihr Herz schlug, wie vor dem ersten Date und der Gang bis zum Zwinger zog sich unendlich. Da stand er und wartete – auf sie! Sie begrüßten sich, die Tierheimleiterin übergab ihr die Leine und los ging es. Sie gingen erst noch eine Runde, damit die Aufregung sich etwas legen konnte und dann fixierte sie ihn am Sicherheitsgurt, den sie extra für ihn angebracht hatte. Bruno setzte sich brav hin und genoss offensichtlich die Fahrt ins neue Heim.

Zu Hause angekommen spazierten sie noch eine kleine Runde ums Haus – das empfahl ihr die Tierheimleiterin und dann fuhren sie in den 3.Stock. Alles klappte super! Er hatte keine Scheu in die Wohnung zu gehen, inspizierte alles und sie ließ ihm Zeit. Die erste Nacht war etwas unruhig. Bruno wanderte hin und her. Offensichtlich suchte er seinen alten Platz. Tagsüber hielten sie die ersten Tage die gleichen Routen ein, um ihn nicht zu überfordern und am Abend spielten sie ein wenig in der Wohnung, um den Tag positiv ausklingen zu lassen. Wie sich heraus stellte, gab es in der Nachbarschaft auch eine Rauhaardackel-Dame – Lissi. Sie trafen sich hin und wieder und spazierten gemeinsam zum Park.

 

Hundebegegnung der nicht netten Art

Alles lief harmonisch, bis Bruno von einem plötzlich aus dem Nichts erscheinenden Hund angegriffen wurde. Alles ging so schnell, dass Sabine nur noch ihren Bruno aus der Rauferei heraus auf den Arm nahm und sich wegdrehte. Bruno jaulte, der andere Hund tobte und knurrte. Endlich kam auch der Hundebesitzer des anderen Hundes angelaufen und versuchte ihn mit lautem Rufen und Drohen einzufangen. Sabine ließ sich erst einmal in sichererer Entfernung ins Gras fallen und untersuchte Bruno, ob er verletzt war. Eine leichte Schramme zeichnete sich auf seinem Rücken ab. Immer noch mit dem Schreck in den Knochen erhob sie sich und entschied zum Tierarzt zu gehen. Sie war erleichtert als dieser feststellte, dass es keine tieferen Verletzungen gab. So konnten sie gleich wieder nach Hause gehen, um den Schock erst einmal zu überwinden.

Bruno kauerte 3 Tage in einer Ecke der Wohnung und wollte weder essen, noch trinken und schon gleich gar nicht rausgehen. Sie brachte ihn zur nächsten Wiese, damit er sich erleichtern konnte und trug ihn dann wieder nach Hause. Gott sei dank hatte sie sich für keine Dogge entschieden.

 

Hunde gut – alles gut

Ganz allmählich erholte er sich, fing wieder an Freude am Futter zu entwickeln und ging auch schon an der Leine wieder mit nach draußen. Sabine spürte allerdings, dass sie immer ängstlicher wurde in den Hundebegegnungen. Sie hielt sich von sämtlichen Hunden, die ihnen entgegenkamen, fern. Bruno wiederum quittierte jeden Hund mit Knurren und Bellen. Natürlich ist das die Kommunikation, die signalisiert: „Hey, lasst mich bloß in Ruhe!“ Aber er übertrug auch die Energie – des angespannt sein von Sabine – auf sein Gegenüber. Denn wenn Frauchen das so macht, muss es wohl richtig sein, dass wir uns in einer gefährlichen Situation befinden. Unsere Hunde sind also immer ein Spiegel unserer Selbst. Das Verhalten, das wir ausdrücken, finden wir in unseren Hunden.

Wenn ein Hund in dein Leben darf, ist es nützlich, vor allem mental gestärkt zu sein, um so manche Hürde geduldig annehmen zu können. Genau wie für Kinder sind wir Vorbilder für unsere Hunde. Zur Reflexion stelle ich mir oft die Frage: „Würde ich das, was ich meinem Hund zumute, mir selbst (oder meinem Kind) zumuten?“

„Hunde kommen in unser Leben, um uns das Lieben zu lernen und sie gehen, um uns das Loslassen zu lehren“

Be balanced!

Autorin: Cornelia Braun, Hundefitnesstrainerin & Gesundheitstrainerin
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