Cabo ist kastriert. Mein Vater, der sich sonst überhaupt nicht in die Hundeerziehung einmischt, war strickt gegen diesen Schritt. In dem Fall halten Männer immer zusammen. Ich hingegen bin der Meinung, dass ich nicht erst zweieinhalb Jahre hätte warten sollen. Aber ich wollte Cabo und mir die Chance geben, auf natürlichem Weg zu einer Einheit zusammenzuwachsen.
Leider standen ihm seine Hormone und zu viele heiße Damen in Nachbarschaft und Freundeskreis im Weg.
Eier, wir brauchen (keine) Eier!
Jetzt sind die Eier seit drei Jahren weg und die Einheit zwischen uns ist hergestellt.
Seitdem genieße ich das Training mit ihm und Spaziergänge sind wieder Spaziergänge. Wir bleiben nicht mehr an jedem Grashalm stehen, weil mein spanischer Caballero sabbernd, schaumschlagend und zähneklappernd jeden Damenduft, der ihm in die Nase kommt, untersuchen muss.
Neulich beim Gassigehen
Da war ich doch ziemlich baff, als sich Cabo vor einer Woche, während unserer Morgenrunde, plötzlich klammheimlich zurückfallen ließ, mit geschwellter Brust, hoch erhobenen Hauptes und tänzelnden Schrittes in Richtung eines Hundes trabte, der an der Leine von einem Mann geführt wurde. Irgendwie war er so mit seinem äußeren Erscheinungsbild beschäftigt, dass ihm wohl mein Rückruf entging. Cabo gab auf jeden Fall alles, diesem Hund zu gefallen. „Komisch!“, dachte ich bei mir. „So ist er doch sonst nicht.“
Weil mir Cabos überraschende Ignoranz einen Puls von 180 bescherte, rief ich dem Mann zu, er solle meinen kackendreisten Hund doch bitte von sich und seinem Hund wegscheuchen. Als er das nicht tat, blieb mir nur noch das Fluchen. Als ich den Ausdruck „dummer Hund“ auf meinem Weg zu Cabo in den Mund nahm, erwachte das Herrchen des anderen Hundes endlich aus seiner Lethargie und sagte:
„Nein, nein. Das ist absolut kein dummer Hund. Meine Hündin ist schließlich in der Standhitze.“ Na bravo! So etwas kann auch nur von einem Mann kommen.
Und Cabo hatte in den drei eierlosen Jahren also nichts verlernt – nur konnte jetzt nichts mehr passieren.
Männer wollen nur das Eine
Als ich meinen Hund dann endlich eingesammelt und mich tausendmal bei dem Mann für meinen Casanova entschuldigt hatte, überkam mich das Gefühl, dass das Herrchen der heißen Hündin tiefes Mitleid mit meinem Hund empfand, weil ich ihm den Spaß vergönnt habe – zumindest sagte das sein Blick.
Ich musste mir das Lachen verkneifen. Wie gut, dass er nicht wusste, dass Cabo kastriert ist. Ich glaube er hätte ihn sonst sofort adoptiert und wäre mit ihm ein Bier trinken gegangen. Denn Männer halten in dem Fall immer zusammen.
Übrigens: mehr zu Cabo gibts beim Kalte Schnauze Blog.
Beitragsbild: Motorbiene / Pixabay / creative commons public domain