Als Tierpsychologin beschäftige ich mich mit dem Lösen von Problemen im Zusammenleben zwischen Haustier und Mensch. Dazu analysiere ich nicht etwa nur die spezielle Situation, in der der jeweilige Halter ein Problem sieht, sondern ich betrachte die Beziehung, das Umfeld, den Alltag, die einzelnen Charaktere und deren Verhalten. Wichtig ist, nicht etwa die Symptome, sondern die Ursache des Problems zu ergründen, um eine Lösung zu finden. Dazu muss ich nicht nur das Verhalten des Tieres einschätzen, sondern auch das des Halters verstehen können. Meine Aufgabe ist es nach der Diagnosestellung bzw. Ursachenfindung, dem Halter das Verhalten seines Tieres und die Wechselwirkung zwischen seinem und dem Verhalten seines Tieres verständlich zu machen. Für die weiteren Trainings und besonders für die Zeit nach der tierpsychologischen Begleitung, ist das Verständnis des Halters für das Verhalten seines Tieres unumgänglich für einen langfristigen Erfolg. Anschließend erstelle ich angepasst an das jeweilige Gespann und deren Alltag einen individuellen Trainingsplan und begleite das Team in regelmäßigen gemeinsamen Trainings.

In den meisten Fällen, baue ich das Training in drei Stufen auf:

1. die Beziehungsebene:

Hierbei werden Probleme oder Unstimmigkeiten in der Halter-Tier-Beziehung gerade gerückt. Dazu beginnt der Halter nach Absprache zunächst einzelne Situationen im Alltag umzustrukturieren. Z.B. kein Futter und Spielzeug mehr zur freien Verfügung, der Hund geht nicht mehr alleine in den Garten, der Hundekorb bekommt einen strategisch ungünstigen Platz, Kontaktaufnahme und –ende stimmen, etc. Welche Bereiche das jeweils sind, hängt von der ganz individuellen Beziehungsstruktur ab. Die Arbeit an der Beziehungsebene bietet eine solide Grundmauer für das weitere Training.

2. der Grundgehorsam:

In vielen Fällen muss dieser zunächst verbessert werden, bevor man sinnvoll an den problematischen Situationen arbeiten kann.

3. die Alltagsprobleme:

Erst in der letzten Stufe arbeite ich an dem Problem, wegen dem der Halter mich gerufen hat. Das Training nur auf diese Stufe zu beschränken, würde keinen langfristigen Erfolg bringen und wäre nur ein „herumdoktern“ an dem Symptom, nicht aber an der Ursache. Oft ist es jedoch gar nicht mehr notwendig, auf dieser Stufe zu arbeiten, da sich die Probleme nach der ersten oder zweiten Stufe bereits auflösen.

Das Training findet im alltäglichen Umfeld von Mensch und Tier und nicht auf einem Trainingsgelände statt.

Wie wird man Tierpsychologe?

Die Ausbildung zum Tierpsychologen ist, ebenso wie die zum Hundetrainer oder Reitlehrer, nicht staatlich anerkannt. Das bedeutet leider, dass es keine vorgegebenen Ausbildungswege gibt und man somit sehr genau hinschauen muss, wo man sich ausbilden lässt. Auch die Kosten, trägt der Auszubildende selbst. Wichtig bei der Suche nach einem Ausbilder ist besonders, dass man keinen reinen Fernunterricht wählt, sondern auch in der Praxis ausgebildet wird. Außerdem sollte man Wert darauf legen, dass der Ausbilder eine Trainingsphilosophie hat, mit der man sich selbst identifizieren kann oder noch besser, seinen Schülern verschiedene Wege aufzeigt und sie in der Selbstfindung unterstützt.

tierpsychologe - auf der Wiese mit Hund

Bild & Quelle: Birte Drescher

Ständige Fortbildung ist ein Muss

Die Verhaltensforschung hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht, daher sollte jeder Tierpsychologe/-trainer sich stetig weiterbilden um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Nicht nur unzählige Fachliteratur, sondern auch jede Menge Seminare gibt es dazu auf dem Markt.

Was man mitbringen muss

Mitbringen sollte man für die Ausbildung eine große Tierliebe, die Lust bei Wind und Wetter draußen zu sein, Geduld in der Arbeit mit Tier und Mensch, Spaß am Lehren und ebenso Spaß daran, mit Menschen zusammen zu arbeiten. Eine gute Menschenkenntnis ist deshalb so wichtig, weil ein Tierpsychologe den Tierhalter im Training mit seinem Tier unterstützt. Dazu muss man ebenso das Verhalten des Halters verstehen können und ihm das Verhalten seines Vierbeiners verständlich machen. Jedes Halter-Tier-Gespann bringt andere Voraussetzungen mit und somit sollte der Trainingsplan individuell ausgearbeitet werden.

Die Theorie

Neben dem Praxis-Unterricht beinhaltet die Ausbildung zum Tierpsychologen in etwa folgende Theorieteile:

 

  • Evolutionslehre
  • allgemeine und artspezifische Ethologie (Verhaltenskunde)

 

  • inkl. Verhaltensökologie
  • Verhaltensphysiologie

 

  • Lerntheorien – wie lernt ein Tier/Mensch
  • allgemeine und artspezifische Physiologie
  • Ausdrucksverhalten
  • Ätiologie (Individualentwicklung)
  • Grundbedürfnisse

 

  • artgerechte Haltung
  • Ernährung
  • medizinische Grundkenntnisse
  • Krankheiten
  • medizinische Ursachen für Verhaltensprobleme
  • Erste-Hilfe am Tier
  • Training und Problemverhalten
  • Erziehung
  • Therapie
  • Diagnosefindung
  • verschiedene Trainingsmethoden
  • Hilfsmittel
  • Sportarten, Beschäftigungsmöglichkeiten, Jobs für Tiere
  • Umgang mit Haltern
  • Kommunikation
  • Aufbau einer Trainingsstunde
  • Entwicklung einer eigenen Trainerpersönlichkeit
  • Organisatorisches
  • Aufbau einer Trainingsstunde
  • Erstellung eines Trainingsplans
  • Existenzgründung
  • Gesetze

etc

Alle Bilder & Quellen: Birte Drescher