Potzblitzdonnerwetter, … ist das eine Ratte?
Wir stehen in der Einfahrt unseres Hauses und ich starre Charly mit weit geöffneten Mund an. Ähhh …!
Mit stolz erhobenen Kopf präsentiert mir meine kleine Fellnase eine große, fette Ratte zwischen seinem Maul. Wo, um Himmels willen, hat er diese Ratte her? Natürlich von unserer Katze Nicki. Sie ist die Beste Mäuse und Rattenfängerin in unserer Siedlung. Fast täglich liegt ein Exemplar vor unserer Haustür und normalerweise achte ich beim Verlassen des Hauses penibel darauf, dass Charly diese gutgemeinten Mitbringsel nicht erblickt. Nur heute war ich leider für einen kurzen Moment abgelenkt. Und jetzt habe ich den Salat.
Wie bringe ich ihn dazu, diese ekelige Ratte auszuspucken? Hektisch fische aus der Jackentasche ein Leckerli und halte es ihm lockend unter die Nase.
„Schau, was ich für ein einen leckeren Hundekeks in meiner Hand habe. Sei ein lieber Charly und gib mir die Ratte.“
Er rutscht empört einen Meter nach hinten. Die Ratte bleibt wo sie ist. Hätte mich auch gewundert, wenn er so einen Leckerbissen gegen einen ollen Hundekeks getauscht hätte. Schade, zu Haus klappt das immer. (Nein, natürlich nicht mit einer Ratte!)
Was mache ich jetzt nur?
Am Besten wird sein ich gehe zügig und ohne großes Tamtam bis ans Ende der Siedlung, wo sich eine weitflächige Wiese befindet. Vielleicht ist mein kleiner Köter dann so gnädig und spukt sie ins hohe Gras. Zügig machen wir uns auf den Weg. Zwei entgegenkommende Spaziergänger schütteln bei unserem Anblick verwundert den Kopf. Wir geben sicher ein lustiges Bild ab.
Charly leichtfüßig neben mir, samt toter Ratte im Maul. Das gibt Gesprächsstoff für die nächsten Wochen!
Endlich erreichen wir die Wiese und meine Fellnase lässt sich ins kniehohe Gras plumpsen und fängt genüsslich zu kauen an. Knaaaarz!!! Zähne treffen auf Knochen. Mich schüttelt es.
Bhoa, … das halte ich nicht aus. Angeekelt wende ich mich von diesem Schauspiel ab. Es muss doch eine Möglichkeit geben ihn von dieser verdammten Ratte wegzulocken? Vielleicht hilft es, wenn ich mit ihm ein Stück den Weg entlang jogge und er ordentlich aus der Puste kommt? Ja, das könnte klappen.
Mit hohem Tempo jage ich Charly über den Schotterweg, dass die Steine nur so purzeln. Und mein kleiner Köter trippelt leichtfüßig neben mir her. Und die Ratte wippt fröhlich hin und her.
Manno, … das gibt’s doch nicht? Nach Atem ringend bleibe ich stehen.
„Jetzt spucke doch endlich diese verdammte Ratte aus!!!“
Nichts. Fest presst er die Zähne aufeinander. Kurz überlege ich, ihn einfach sein Werk beenden zu lassen. Aber was ist, wenn die Ratte Gift gefressen hat? Angst steigt in mir hoch. Ich entferne mich einige Schritte und rufe ihn im strengen Ton zu mir.
„Charly, … zu mir!!!“
Und wie durch Zauberhand spuckt er die Ratte im hohen Bogen ins Gras und kommt schwanzwedelnd zu mir gelaufen. Ich bin verblüfft. Überglücklich lasse ich mich auf die Knie sinken und umarme ihn stürmisch.
„Feiiiin, priiiima, suuuper. Das hast du gut gemacht.“
Herzhaft drücke ich ihn an mich. Und meine kleine Fellnase kuschelt sich genüsslich in meine Arme.
Ein Gastbeitrag von Sonja Rachbauer
Beitragsbild & Quelle: Kaz / Pixabay, creative commons public domain